Vorschau: Smash Court Tennis 3 (Sport)

von Benjamin Schmädig



Smash Court Tennis 3
Entwickler:
Publisher: Namco Bandai
Release:
28.08.2008
18.03.2009
Spielinfo Bilder Videos
Während Sportfans jedweder Couleur alljährlich ihren Haus- und Hofverein nachahmen, schauen Tennis-Cracks für gewöhnlich in die Röhre; virtuelle Nadals und Federer treten nur selten gegeneinander an. 2008 glüht allerdings der Rasen, denn im Sommer stehen gleich zwei Kontrahenten auf dem Centre Court, um Virtua Tennis 3 als Weltranglistenersten abzulösen. Wir haben die Herausforderer in einem Vorrunden-Duell auf den Platz geschickt.

360 ½ gegen 360?

Eigentlich steht der Gewinner schon fest: Da tritt ein frisches Top Spin an, um mit einer gänzlich neuen Steuerung gemächliche, realistische Ballwechsel zu inszenieren, während der Gegner gerade mal ein kaum verändertes PSP-Original aus dem letzten Jahr in die Mikrowelle schiebt. Immerhin erschien das dritte Smash Court Tennis (SCT) bereits 2007 auf dem Handheld, wo es uns nicht vollständig begeistern konnte. Und zugegeben, ich bin ohnehin vorbelastet. Schließlich habe ich Top Spin geliebt, Teil zwei landet noch heute immer wieder in meinem Laufwerk. Eigentlich eine klare Sache...

Stopp! Habe ich "gänzlich neue Steuerung" geschrieben? Stimmt nicht ganz, denn Top Spin erfindet beim genauen Hinsehen kein neues System. Vielmehr wechselt Entwickler Pam Development vom Virtua Tennis-Prinzips ausgerechnet zu dem seines aktuellen Konkurrenten SCT. Für euch bedeutet das: Ihr müsst einen der vier Schlagknöpfe nicht so lange gedrückt halten, bis euer Profi den 
Mit Top Spin 3 will Pam Development die Ballwechsel realistischer denn je inszenieren.
Ball zurück pfeffert. Stattdessen solltet ihr den gewünschten Knopf früh loslassen, damit euer Spieler seine Schlagbewegung beginnen kann. In beiden Spielen zieht ihr dabei wie gehabt Slice, Top Spin, flachen Ball oder Lob ab. Mit dem Unterschied, dass Finessen wie Stops in SCT 3 wesentlich einfacher gelingen, wenn ihr sie gut vorbereitet. Eine gute Vorbereitung ist dabei das rechtzeitige Aufstellen an der Schlagposition - und genau das ist in der uns vorliegenden Top Spin 3-Fassung viel zu kompliziert, als dass wir uns wie virtuelle Profis fühlen könnten.

Beckers müdes Hinterteil

Das rasante, teils automatisierte Zum-Ball-Sprinten ähnlich Virtua Tennis gibt es nicht mehr. Stattdessen müsst ihr schnell erfassen, wohin euer Gegenspieler schlägt, euch dorthin bewegen und dann erst schlagen. Theoretisch ein hervorragender Ansatz, denn so will Pam reale Ballwechsel simulieren, anstatt überzeichnete Tennis-Action für die Spielhalle zu inszenieren. Dabei hat unsere frühe Top Spin-Version vor allem zwei Probleme. Zum einen fällt es auf einem zweidimensionalen Bildschirm extrem schwer, die exakte Flugbahn des Balls vorherzusehen - selbst wenn man sich also an der richtigen Position wähnt, wird man viel zu oft eines Besseren belehrt. Zum anderen bewegen sich die Akteure viel zu behäbig, als dass man sie mal eben dorthin drücken könnte, wo sie sein sollen - was für ausgesprochen frustrierende Momente sorgt, wenn man tatenlos zusehen muss, wie der vermeintliche Profi nicht einmal zu einem kurzen Sprint oder wenigstens einem schnellen Schritt zur Seite zu bewegen ist. Da hilft auch die Sprint-Taste nichts, denn deren Wirkung macht sich erst bei einem Lauf über den gesamten Platz bemerkbar. Völlig witzlos sind außerdem etliche Aufschläge, die man mit ein wenig Übung fast mit Sicherheit so platzieren kann, dass der Gegner auf dem Nachbarsitz den Schlag faktisch nicht erreichen kann - Dutzende unglaubwürdige Asse sind die Folge dieses Unfugs.

Ärgerlich sind die verunglückten Bälle aber nicht nur wegen des verpassten Punktgewinns, sondern auch deshalb, weil euer Profi keinen Finger krumm macht, um sich selbstständig in die richtige Position zu begeben - selbst, wenn der Return direkt auf sie zu fliegt! Da steht ein Boris Becker z.B. regungslos da und
Namco Bandai wählt hingegen einen Mittelweg zwischen Arcade-Tennis und glaubwürdigem Spielgefühl.
lässt die Filzmurmel in aller Ruhe an sein Hinterteil plautzen. Und das, obwohl die Profis im Gegensatz dazu anderswo wie auf Schienen und ohne Bewegen des Analogsticks zu einem fernen Ball sprinten.

Der hilflose Zuschauer

Auch das dritte 2K Sports-Tennis lässt euch über die Schultertasten außerdem besonders starke sowie besonders gut platzierte Schüsse abfeuern. Zum Glück entfällt dabei das in den Vorgängern nötige rechtzeitige Loslassen der jeweiligen Taste - mit Sicherheit gelingen die risikovollen Schläge trotzdem nicht. Denn wenn ihr einen solchen Ball nicht präzise platziert oder euch nicht in einer ausreichend guten Schussposition befindet, sackt der Gegner den Punkt ein. Es nützt nichts: Immer wieder steht man am falschen Fleck, ohne dass man die richtige Position hätte erahnen können. Immer wieder wirft der eigene Spieler scheinbar einfache Schläge per vorberechnetem Automatismus ungelenk ins Aus oder gen Netz, ohne dass man die falsche Stellung rechtzeitig bemerken und korrigieren könnte.

Dadurch wirkt Top Spin 3 sehr ungelenk, träge und letztlich unglaubwürdig. Natürlich denkt man sich irgendwann in das System hinein, lernt damit umzugehen und platziert hin und wieder einen harten Cross. Ein befriedigender Spielfluss kommt aber nie auf. Top Spin 3 fordert in der gegenwärtigen Form die Tennis-Fans nicht heraus - es entnervt sie. Das sage ich als jemand, der sich enorm auf die gemächlicheren, realitätsnäheren Ballwechsel gefreut hat!     

Kommentare

Dante2905 schrieb am
Kleine Frage: Kommt das etwa nicht auf der PS3?
Wundert mich ein wenig, da Smash Court Tennis Pro Tournement 2 auf der PS 2 ja doch erfolgreich war. oO
schrieb am