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Herkömmlicher. Besser?

Ähnlich wie der Konkurrent bedient sich natürlich auch SCT vieler Automatismen, damit ihr den Ball zielsicher übers Netz hieven könnt. Tatsächlich ist das Spiel im Vergleich zu Top Spin sogar sehr spürbar vom Arcade-Einfluss eines Virtua Tennis geprägt. Spielerisch verbindet es die flotten Ballwechsel allerdings so mühelos mit einer fordernden Steuerung, dass man trotz der deutlich unterlegenen Darstellung fast das Knistern einer Endrunde in Wimbledon spürt. Und obwohl die Japaner auf Risikoschläge verzichten, bietet ihr Spiel ähnlich viele Freiheiten wie die Konkurrenz. Im Gegensatz zu Top Spin müsst ihr hier den Schlagknopf nämlich nicht loslassen, damit euch ein Return gelingt - die Profis schlagen auch so zu. Allerdings gelingen gut platzierte, schnelle Bälle nur, wenn ihr den richtigen Zeitpunkt nicht verpasst. Sinnvolle Aktionen halten das Spiel am Laufen, das Beherrschen der Technik wird mit Erfolgserlebnissen belohnt -

Die Kulissen sehen weniger idyllisch aus als bei 2K Sports - Smash Court Tennis 3 vermittelt aber die überzeugendere Turnieratmosphäre.

so muss das Konzept einer spielerischen Simulation aussehen. Ganz zu schweigen davon, dass die Akteure in SCT auch schneller ihre Laufrichtung wechseln und sich auf den letzten Dezimetern selbstständig zum Ball aufstellen. Dabei gefällt mir hier wie in Top Spin 3 richtig gut, dass extreme Crosses ähnlich rar sind wie perfekte Stops oder tückische Bälle entlang der Seitenlinie. Die gelingen schließlich auch den realen Profis wesentlich seltener als sie das überzeichnete Virtua Tennis abspult. Stattdessen zeigt Namco Bandai abwechslungsreiche Ballwechsel, in denen - ähnlich wie bei 2K Sports - nur Geduld und die geschickte Kombination der verschiedenen Schläge zum Erfolg führen.

Merkwürdig wirken nur Momente, in denen zwei menschliche Spieler ans Netz gehen. Volleys gehen den virtuellen Akteuren nämlich viel zu leicht von der Hand, weit in die Ecke schießen sie hingegen so gut wie nie und Lobs gelingen in dieser Position ebenfalls nicht. Die Kombination dessen führt dazu, dass ihr euch in solchen Situationen den Ball extrem lange zuspielen könnt, was mit echtem Tennis nichts mehr zu tun hat. Abgesehen davon gefallen mir die dynamischen, nachvollziehbaren Ballwechsel im aktuellen Stadium jedoch weitaus besser als bei der derzeitigen Konkurrenz. Richtig klasse finde ich übrigens die Idee, dass ich knappe Entscheidungen des Linienrichters anfechten darf. Ein Tastendruck reicht und schon moniert mein Alter Ego den angeblich ins Aus geschlagenen Ball. Blöd: Der Schiri behält natürlich meistens Recht. Hin und wieder ist das Anfechten allerdings völlig rechtens und mir wird der Punkt doch noch zugesprochen - klasse!

Selbstfindung für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis

Die SCT-Akteure wirken zwar wie aus Stein geschnitzt, die Kulissen vergleichsweise detailarm und gegen die 40 teils malerischen Courts bei 2K Sports setzt Namco Bandai gerade mal 16 Rasen-, Kunst- und Sandplätze. Im Jahr nach Virtua Tennis 3 hatte ich mir zwar vor allem bei Top Spin eine schärfe Darstellung, überzeugendere Athleten und endlich ein bewegliches Netz gewünscht, das Spiel hinterlässt aber einen deutlich harmonischeren Eindruck als die PSP-Umsetzung. Dennoch wirkt SCT atmosphärisch packender, denn die Zuschauer klatschen unmittelbar nach einem Punktgewinn und gehen spürbarer mit der Spannung mit, während Pams Besucher weniger enthusiastisch Beifall geben. Allerdings wirkte die Fassung von 2K Sports auch deutlich ungeschliffener. Aufgrund der Erfahrung mit den Vorgängern habe ich zumindest keine Bedenken, dass die Entwickler die Stimmung ihres 

Gerade bei Aufschlägen wird deutlich, wie schlecht man ankommende Bälle returnieren kann.

Sportereignisses im fertigen Spiel nicht nur grafisch, sondern auch akustisch überzeugend einfangen werden. Immerhin kehren mit dem dritten Teil endlich die Wiederholungen zurück - die Emotionen eures Profis dürft ihr hingegen nicht manuell auslösen. Anders SCT, das euch in einigen Momenten zwischen Reaktionen wie z.B. wütend oder ruhig wählen lässt.

Nicht zuletzt verzichtet Pam Development erstmals auf einen offenen Turnierplan, in den ihr nach Belieben Trainingssitzungen, außergewöhnliche Wettkämpfe sowie Turniere packt. Stattdessen spult ihr die Herausforderungen in vorgegebener Reihenfolge ab, verteilt Erfahrungspunkte in einer Fähigkeitentabelle, die deutlich übersichtlicher ausfällt als zuletzt, und startet das folgende Turnier. Die Idee, dass euer Alter Ego auch im Internet-Spiel Erfahrungspunkte sammelt, ist hingegen klasse - weil ausgerechnet das aktuelle SCT eine Karriere bietet, die dem letzten Top Spin gleicht, möchte ich im Sommer allerdings lieber in Namco Bandais Tenniswelt ein Star werden, anstatt mich ins Pam-Korsett zu zwängen.

Im Gegenzug sammelt Top Spin mit den Legenden Boris Becker, Bjorn Borg sowie Monica Seles Pluspunkte, denn als "Oldtimer" auf den Centre Court zu treten, fühlt sich einfach erhabener an, als schon wieder den Federer zu wählen. Gerade den ehemals jüngsten Wimbledon-Sieger aller Zeiten erkennt man auf Anhieb. Sei es die Becker-Faust oder die Bewegung beim Aufschlag: "Unsern" Boris erkennt man sofort - herrlich! Auch, wer auf der Suche nach einem unverkennbaren Alter Ego ist, wird bei Top Spin schneller fündig. Schließlich haben die Entwickler ihren Charakterbastelkasten spürbar ausgebaut. So dürft ihr nicht nur aus mehreren vorgefertigten Figuren wählen, sondern auch die einzelnen Körperteile nach Belieben aus vorgegebenen Stücken variieren. Wer weiter ins Detail gehen will, kann zudem aus fertigen Nasen, Mündern und Ohren wählen. Und wem selbst das nicht reicht, der verschiebt wichtige Gesichtspunkte von Hand, um ein einzigartiges Ergebnis zu erreichen. In Sachen Personalisierung hat Top Spin 3 eindeutig die Nase vorn!