Star Ocean: The Last Hope10.03.2009, Jens Bischoff
Star Ocean: The Last Hope

Vorschau:

In Japan und den USA ist das vierte Star Ocean bereits seit letztem Monat im Handel und konnte beachtliche Verkaufserfolge erzielen. Hierzulande muss man sich hingegen noch bis voraussichtlich Juni gedulden, um als letzte Hoffnung der Menschheit nach besiedelbaren Planeten Ausschau zu halten. Dann allerdings auch auf Deutsch. Wir waren bei Square Enix in London, um mit Produzent Yoshinori Yamagishi zu plaudern und tri-Aces Rollenspielhoffnung auf den Zahn zu fühlen.

Aufbruch zu neuen Welten

The Last Hope spielt hundert Jahre vor dem ersten Star Ocean und schildert die verzweifelte Suche der Menschheit nach neuen Lebensräumen, 

Fulminanter Auftakt: Die Zerstörung der Erde wird in beeindruckender Renderpracht erzählt.
nachdem die Erde durch die Folgen eines verheerenden Atomkriegs unbewohnbar wurde. Protagonist Edge Maverick und seine Crew bereisen an Bord des Erkundungsschiffes Calnus Planeten, die noch kein Mensch zuvor betreten hat und verstricken sich schon bald in ein Abenteuer mit epischen Ausmaßen. Die an Star Trek erinnernde Story wird sowohl in üppigen Echtzeit-Sequenzen als auch imposanten Renderfilmen erzählt, die nicht nur Grafik- und Sci-Fi-Fans das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Auch die schon in Infinite Undiscovery verwendete, aber für The Last Hope nochmals deutlich aufgebohrte Grafik-Engine lässt gekonnt ihre Muskeln spielen. Vor allem die gleißenden Lichteffekte erzeugen wundervolle Eindrücke und Stimmungen. Das Charakterdesign konnte hingegen weniger überzeugen: Vor allem Protagonist Edge scheint wieder einmal ein Paradebeispiel für ein völlig uncharismatisches Milchgesicht ohne jeden Widererkennungswert, während seine Mitstreiter ein Potpourri aus mehr oder weniger exotischen Stereotypen bedienen, die zudem nicht gerade überzeugend und alles andere als lippensynchron vertont wurden.

Bewährtes Grundgerüst

An der bewährten und gelungen aufgepeppten Spielmechanik gibt es hingegen wenig zu kritisieren. Die Erkundung der weitläufig angelegten, ansehnlich präsentierten und abwechslungsreich gestalteten Areale weiß genauso zu gefallen wie das flotte Kampf- und motivierende Crafting-System.

Flotte Scharmützel: Die rasanten Echtzeitkämpfe machen wie eh und je Laune.
Man durchkämmt riesige Wälder, Wüsten, Wiesen und Höhlensysteme, in denen potentielle Gegner stets sichtbar umherstreifen, während eine leider nicht navigierbare Automap bei der Orientierung hilft. Man schürft unterwegs nach Mineralien und erntet verschiedene Pflanzen, um diese später an Bord der Calnus zum Schmieden, Kochen oder für Laborexperimente einzusetzen, um anhand von Rezepten oder mit kollektivem Erfindungsgeist neue und bessere Gegenstände zu erschaffen.

Das Kampfsystem glänzt wie gewohnt mit rasanten Echtzeit-Scharmützeln, in denen man einen beliebigen Charakter direkt steuert, während der Rest der Party nach festlegbaren Verhaltensmustern eigenständig agiert. Ein Wechseln der Charaktere, die allesamt über individuelle Fertigkeiten verfügen, ist jederzeit auf Knopfdruck möglich - genauso wie das Aufrufen des Spiel pausierenden Kampfmenüs, über das man Gegenstände und spezielle Fertigkeiten einsetzen, die Ausrüstung ändern, zur Flucht blasen und neuerdings sogar Partymitglieder austauschen kann. Häufig verwendete Spezialangriffe oder Zauber darf man auch direkt auf die Schultertasten legen und zu Kombos verketten, so dass Menüzugriffe nur in besonderen Situationen nötig sind.        __NEWCOL__

Keine Unterbrechungen

Die Kämpfe verlaufen jedenfalls flüssiger denn je, selbst Charakterwechsel erfolgen direkt per Knopfdruck und auch bei Zaubern und Spezialangriffen der KI-Gefährten gibt es keine störenden Spielunterbrechungen.

An Bord der Calnus hat man nicht nur Ruder, sondern auch die Zimmervergabe in der Hand.
Man kann sich frei über das Schlachtfeld bewegen, einzelne Gegner gezielt anvisieren sowie feindliche Angriffe abblocken, ihnen Ausweichen oder sie geschickt kontern. Dazu haben die Entwickler ein neues System namens Blindside eingeführt, wo man sich mit einer Ausweichbewegung im richtigen Moment in Zeitlupe hinter den Angreifer katapultieren und diesen mit einem Gegenangriff bearbeiten kann.

Durch bestimmte Aktionen lädt sich zudem eine Art Wutanzeige auf, die man bei voller Ladung entfesseln kann, um kurzzeitig schneller und stärker zu sein. Wer will, kann die angestaute Wut auch mit Spezialangriffen verbinden, die nach der Eingabe vorgegebener Tastenfolgen besonders verheerende Schäden anrichten können. Für zusätzliches Salz in der auch so schon überzeugenden Kampfsuppe sorgen zudem Kampftrophäen, die man für besondere Manöver und Errungenschaften erhält, das Nutzen und Verbessern zuteilbarer Kampfstile sowie das so genannte Battle Board, das man durch entsprechende Vorgehensweisen mit Boni wie zusätzlichen Erfahrungspunkten, Fertigkeitspunkten, Beutegeld oder Energieauffrischungen individuell bestücken kann.

Wer mit wem

Die Interaktion zwischen den Partymitgliedern sowie das Experimentieren mit verschiedenen Partyaufstellungen spielt auch in The Last Hope wieder eine zentrale Rolle.

Die Schauplätze sind sehr abwechslungsreich, potentielle Gegner stets sichtbar.
Je nachdem, wen man in seiner Gruppe hat, kann man auch abseits von Kämpfen einzigartige Fähigkeiten nutzen. Selbst der Abbau von Rohstoffen ist nur noch mit entsprechend geeigneten Figuren möglich. Da die Truppe mit der Zeit immer größer wird, lohnen dadurch später auch erneute Besuche bereits bekannter Gebiete, was aber mitunter mit nervigen Disc-Wechseln verbunden ist, die selbst dann nötig sind, wenn man das Spiel komplett auf Festplatte installiert hat.

An Bord der Calnus übernimmt man auch die Einteilung der Zimmer, um Charakterbeziehungen zu beeinflussen, unterschiedliche Ereignisse auszulösen und später verschiedene Spielenden zu Gesicht zu bekommen. Doch auch sonst gibt es abseits des Hauptplots wieder einiges zu entdecken. Es existieren zahlreiche Sidequests, Bonusareale und motivierende Nebenbeschäftigungen. Man kann z. B. Duelle in einem Kolosseum bestreiten, an Hasenwettrennen teilnehmen oder sich als Taschendieb versuchen. Hoffentlich gibt man sich auch bei der Lokalisierung Mühe, denn ein Import kommt für Besitzer handelsüblicher PAL-Konsolen aufgrund des strikten Region-Locks weder aus Japan, Asien, noch den USA in Frage...     

Ausblick

Das vierte Star Ocean mag nicht unbedingt mit einer originellen Story oder markanten Charakteren auftrumpfen, aber Präsentation und Spielmechanik können sich absolut sehen lassen. Man genießt kinoreif inszenierte Weltraumschlachten, unternimmt stimmungsvolle Ausflüge auf fremde Planeten, bekämpft elegant verschiedenste Widersacher und knackt spektakuläre Bossgegner. Nebenbei kümmert man sich noch um das Beziehungsgeflecht der bunt zusammen gewürfelten Heldenriege, erfindet und produziert neue Gegenstände und vergnügt sich mit zahlreichen Nebenbeschäftigungen. Die Charakterpflege lässt einem angenehm viele Freiheiten ohne dabei in ein Meer aus austauschbaren Alleskönnern abzudriften und auch das Ende lässt sich nachhaltig beeinflussen. Sobald die noch im Lokalisierungs- und Zertifizierungsdock liegende Calnus auch hierzulande startklar ist, gibt es den kompletten Reisebericht.

Ersteindruck: gut

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