Im Test:
Super Mario: Panini-Edition
Pfeifen wir mal auf die Handlung: Blabla, Sticker-Komet, Blabla, Bowser macht mal wieder den Party Pooper, Blabla, Prinzesschen ist weg. Mario muss wieder alles retten. Und “alles”, das ist papierner als je zuvor: Denn wie schon auf N64, GameCube und Wii ist hier alles flacher als die gesammelten Werke von Fips Asmussen. Die gesamte Welt mit all ihren Figuren sieht aus, als wäre sie direkt aus Comicheften herausgeschnippelt worden. Die Kulisse ist einfach umwerfend, alles ist auf niedlich getrimmt, die Animationen sind putzig, das Spiel profitiert wie kaum ein anderes vom möglichst weit nach oben geschobenen 3D-Regler - durch den platten Grafikstil heben sich all die Ebenen wunderbar voneinander ab, die aus dem Marioversum bekannten Landschaften (von den grünen Wiesen über die gelbe Wüste und wie verschneite Eislandschaft bis zur Geistervilla) entwickelt eine unerwartete Raumtiefe.
Aber man rennt nicht durch die Gegend, um sie zu bewundern - sondern um in ihr zu kämpfen! Und das macht man, anders als auf der Wii, mal wieder Runde für Runde. Wie auch bei den Mario&Luigi-RPGs kann man hier noch aktiv ins Kampfgeschehen eingreifen und mit gutem Timing seine Angriffe bzw. die Verteidigung verstärken. Also alles wie gewohnt? Oh nein, denn dieses Mal basiert das Kampfsystem auf Stickern - ähnlich denen, die man irgendwann mal von Fußballern oder Asterix gesammelt und in ein Album gepappt hat. Nur dass sie hier nicht gehortet, sondern im Kampf benutzt werden. Es gibt mehr als 100 Kleber und sie verleihen Mario seine Kräfte: Nur über sie kann er Feinden auf den Kopf springen oder sie mit dem Hammer kreuz und quer durchs Bild schlagen, ihnen Feuer- oder Eisgeschosse um die Ohren hauen, mit Schildkrötenpanzern oder Bumerangs nach ihnen werfen - mal nur auf Einzelfeinde, mal auf die ganze Gruppe. Die Sticker liegen überall herum,
Make Love, not War!
Beginnt der Kampf, muss man sorgfältig abwägen, welche Sticker man benutzt, denn jeder ist nur ein Mal einsetzbar. Verschwende ich jetzt drei Standard-Sticker für drei normale Gegner, oder nutze ich einen großen, um alle gleichzeitig weg zu putzen? Allzu verschwenderisch sollte man allerdings besser nicht sein, denn die Einzigartigkeit der Kleber wird später gerne mal zu einem Problem: Da stand ich nun also in diesem Bosskampf, den ich nur mit einem ganz speziellen Sticker gewinnen konnte - und den hatte ich nicht.
Viel ärgerlicher ist allerdings, dass die Standardkämpfe eigentlich keine Daseinsberechtigung haben. In jedem anderen Spiel dieser Art dienen sie als Grind, man verdient sich hier Erfahrungspunkte, Levelaufstiege oder wichtige Fertigkeiten dazu.
Immerhin macht das Sprinten durch die Landschaften nicht nur aufgrund der tollen Grafik, sondern auch dank der tollen Soundkulisse viel Spaß: Die vielen, sehr abwechslungsreichen Stücke lassen mich auf einen separat erhältlichen Soundtrack hoffen. Außerdem trifft der Humor mal wieder voll meinen Nerv. Nicht nur die vielen, schön albernen Sprüche (die leider in der deutschen Fassung erheblich weniger präzise treffen - hier wirkt das Spiel deutlich kindischer), sondern vor allem auch die vielen verspielten Grafikdetails wie die Yoshi-Sphinx, die panischen Toads oder der schwingende, singende Birdo. Leider gibt es dieses Mal erstaunlich wenige Personen, mit denen man ein humoriges Schwätzchen führen könnte - außerhalb der Stadt sind es eigentlich nur die Bosse und ihre Schergen, die für eine kurze Plauderei zu haben sind.
Fazit
Sticker Star ist ein Spiel, in das man sich eigentlich verlieben muss: Die Präsentation ist irre niedlich, von den herrlich albernen Gegnern bis hin zum faszinierend tiefen 3D-Effekt zeigt Nintendo hier meisterliche Handwerkskunst. Tolle Musik, einfaches, aber dennoch variantenreiches Kampfsystem, jede Menge Humor - eigentlich ein klarer Gewinner. Aber leider nur eigentlich, denn in seinem Kern hat das Spiel erstaunlich viele, zum Teil sehr offensichtliche Schwächen: Da wäre z.B. die komplette Abwesenheit von Rollenspielelementen. Wofür soll ich bitte immergleiche, monotone Standardkämpfe über mich ergehen lassen, wenn sie mir absolut nichts bringen? Es gibt keine Charakterentwicklung, keine frischen Angriffe, nur Münzen und mehr Sticker - als ob davon nicht mehr als genug herumliegen würden. Oder das wieder und wieder nötige Herumgelatsche in bereits absolvierten Gebieten, nur weil man für einen Bosskampf einen speziellen Sticker braucht, den man langwierig suchen muss. Und was nützen mir die albernsten Sprüche, wenn es kaum jemandem zum Sprechen gibt? So bleibt ein Action-Adventure mit prächtiger Kulisse und enormem Umfang, aber auch sehr ärgerlichen Fehlern. Alte Paper-Mario-Fans sind diejenigen, die davon am meisten enttäuscht sein dürften. Ich jedenfalls freue mich jetzt umso mehr auf ein neues Mario&Luigi.
Pro
Kontra
Wertung
3DS
Der fantastischen Präsentation und dem tollen Humor stehen ein redundantes Kampfsystem und zum Teil nervende Puzzles gegenüber. Sehr schade!
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