Naruto Shippuden 3D: The New Era04.07.2011, Jens Bischoff
Naruto Shippuden 3D: The New Era

Im Test:

Auf dem DS hat Naruto bisher leider nie eine besonders gute Figur gemacht. Sowohl die Ninja Council- als auch Ninja Destiny-Reihen stellten absolute Tiefpunkte des Anime-Helden dar. Vielleicht kann man ja auf dem 3DS endlich an die Erfolge, die der blonde Ninja auf anderen Systemen feierte, aufschließen. Wird das Titelversprechen einer neuen Ära tatsächlich eingelöst?

Ernüchternder Auftakt

Die selbst ersonnene Story wird in stummen Dialogbildchen erzählt.
Die selbst ersonnene Story wird in stummen Dialogbildchen erzählt.
Erste Zweifel kommen leider schon zu Beginn auf: Es scheint lediglich einen Spielmodus, einen spielbaren Charakter (Naruto) und nur eine sehr überschaubare Spielwelt zu geben. Bereits nach dem Einführungslevel hat man laut Statistik schon zehn Prozent des Spiels gemeistert. Und tatsächlich: Nach acht weiteren Kurzeinsätzen à fünf bis zehn Minuten ist die selbst ersonnene Story um gefälschte Führer, einen drohenden Krieg und einen uralten Racheplan auch schon zu ende. Die Handlung ist weitestgehend vorhersehbar und wird ungemein spärlich inszeniert: Keine aufwändigen Anime-Sequenzen, vorwiegend belanglose Dialoge und keinerlei Sprachausgabe.

Eigentlich ein Spiel, das man nach ein, zwei Stunden abgehakt und schnell wieder vergessen hat. Allerdings nur, wenn man ungemein viel Glück hat sowie über blitzschnelle Reaktionen und seherische Fähigkeiten verfügt. Ansonsten scheitert man an hier und da an tödlichen Abgründen, die nicht als solche erkennbar sind, Reaktionstests mit grenzwertiger Bewegungserkennung (einmal hat mich ein simpler Rechtschwenk, der zuvor stets anstandlos funktioniert hat, ganze neun Extraleben gekostet!) oder Gegnern, die einen mit wenigen Treffern ins Jenseits befördern.

Und ewig grüßt das Murmeltier

Naruto hüpft und kämpft sich immer wieder durch dieselben acht Levels.
Naruto hüpft und kämpft sich immer wieder durch dieselben acht Levels.
Um also eine realistische Chance zu haben, muss man sich zunächst einmal mit dem teils unübersichtlichen Leveldesign vertraut machen, fleißig Extraleben sammeln sowie seine Charakterfähigkeiten trainieren. Eigentlich ein motivierendes Unterfangen, müsste man dazu nicht Dutzende Male dieselben Spielabschnitte immer und immer wieder bewältigen, um Schriftrollen und Medaillen abzugreifen, die man anschließend in mehr Lebensenergie, Durchschlagskraft oder zusätzliche Aktionsmöglichkeiten investiert. Auch heilende Verbandskästen oder neue Begleiter kann man sich so aneignen.

Letztere lassen sich nicht nur in brenzligen Situationen als Kampfhilfe herbeirufen, sondern können auch für spezielle Levelinteraktionen genutzt werden: Wenn man Sakura in sein dreiköpfiges Hilfsteam berufen hat, kann man sie z. B. brüchige Steinböden zerschmettern lassen, Shikamaru heimst mit seiner Schattennaht auch entfernte Objekte ein, während Sai einen Vogel ruft, auf dem man durch die Lüfte reiten kann. Für das Bewältigen der trotz gelegentlicher Ebenenwechsel reinen 2D-Levels sind diese Fähigkeiten zwar nicht vonnöten, besonders lukrative Verstecke sind aber oft nur so erreichbar. Neben denen als Zahlungsmittel dienenden Schriftrollen und Medaillen, kann man auch eine Reihe von Geheimräumen entdecken, um Sasuke als Bonuscharakter freizuspielen.

Mickrige Mogelpackung

Lediglich die wenigen Spezialangriffe sorgen für etwas Anime-Flair.
Lediglich die wenigen Spezialangriffe sorgen für etwas Anime-Flair.
Ansonsten ist man leider ausschließlich in der Rolle Narutos unterwegs, für dessen Hilfsteam man auch nur aus maximal zehn Figuren wählen darf. Weitere sollen zwar durch das Einscannen von speziellen Sharingan-Codes auf der Website von Publisher 505 Games folgen, momentan gibt es dort aber noch nicht mal eine Produktseite zum Spiel. Überhaupt ist der Umfang der 3DS-Premiere extrem dürftig. Sowohl Charakterriege als auch Levelangebot und Spielmodi hätten bescheidener kaum sein können.

Neben den neun kurzen Storyeinsätzen an acht verschiedenen Schauplätzen (selbst hier wird noch recycelt), hat man eigentlich nur die Möglichkeit die bekannten Levels in einer Art Challenge-Modus mit besonderen Vorgaben wie Zeitdruck, Energieknappheit oder Komboverbot nochmals zu bewältigen, um sich zusätzliche Medaillen für weitere Extras zu verdienen. Es gibt weder einen Versus-Modus für reine Kampfduelle, noch irgendwelche Mehrspieleroptionen wie man sie aus den DS-Vorgängern kennt. Selbst die zuletzt eingeführte Kartenfunktion für eine bessere Übersicht wurde wieder ad acta gelegt.

Zudem wirkt die grafische Präsentation trotz 3D-Tiefeneffekt sehr karg, während die Bildrate teils unter herben Rucklern und massiven Slowdowns leidet. Lediglich die wenigen verfügbaren Spezialattacken können sich halbwegs sehen lassen, sind aufgrund der Charakterbeschränkung aber natürlich immer dieselben. Die größte Zumutung sind allerdings die nicht anderweitig bestreitbaren Quick-Time-Events via Motion Control, die  nicht nur unter teils eklatanten Problemen bei der Bewegungserkennung leiden, sondern durch rapide Schütteleinlagen sicher auch der Hardware des 3DS nicht besonders gut tun - vor allem um Topscreen und Scharniere habe ich mir teils ernsthafte Sorgen gemacht...

Fazit

Trotz großspurigen Untertitels (The New Era) ist Narutos 3DS-Debüt eigentlich nichts anderes als die Fortführung der recht dürftigen Ninja Council-Episoden auf dem DS. Warum man ausgerechnet die bisher stets enttäuschenden 2D-Hüpfereien für die 3D-Premiere gewählt hat, ist mir ein Rätsel. Vielleicht wegen des geringen Entwicklungsaufwands. Besonders viel Mühe hat man sich aber ohnehin nicht gegeben: Die Grafik ist trotz Tiefenwirkung wenig ansehnlich, die Bildrate ungemein holprig, das Leveldesign durchwachsen und der Umfang extrem mickrig. Es gibt nicht einmal Versus- oder Mehrspielermodi und auch die selbst ersonnene 08/15-Story ist schon nach neun unspektakulären Kurzeinsätzen vorbei. Äußerst fragwürdig sind auch die kipp- und schüttelbasierten Quick-Time-Events, die mehr schlecht als recht funktionieren und einen regelmäßig um die Unversehrtheit seines Handhelds bangen lassen. Selbst gute Ansätze wie die von gewählten Hilfscharakteren abhängigen Levelinteraktionen, die Hatz nach Medaillen oder das stufenweise Verbessern der eigenen Spielfigur werden durch das ständige Wiederholen derselben acht Spielabschnitte schnell wieder zunichte gemacht. Dieses hastig und halbherzig produzierte Ninja-Gehüpfe kann man sich getrost sparen.

Pro

aufrüstbare Fertigkeiten
teils motivierende Medaillenhatz
charakterspezifische Levelinteraktionen

Kontra

holprige Bildrate
mickriger Umfang
maue Inszenierung
Übersichtsprobleme
heikle Bewegungssteuerung

Wertung

3DS

Extrem eintönige und inhaltsarme Fortsetzung der Ninja Council-Hüpfereien mit spielerisch witzlosem 3D-Effekt.

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