Futuristische KI-Fähigkeiten
Aber das ist noch gar nichts gegen das, was die KI sonst noch so drauf hat. Kommt sie z.B. von der Strecke ab - was ganz schön oft passiert - verschwindet sie wie von Zauberhand aus dem Kiesbett und wird plötzlich wieder auf die Strecke zurück gebeamt. Das nennt man dann wohl Fortschritt durch Technik. Manchmal scheint dieser Trick allerdings nicht ganz zu funktionieren, denn am Nürburgring konnte ich im Rahmen des Qualifying beobachten, wie Lewis Hamilton seinen McLaren Mercedes einfach am Streckenrand parkte - und das über alle drei Sessions hinweg - und auf dem Zeitenmonitor trotzdem mit Rundenzeiten gelistet wurde. Einen Vorteil hat der 3DS, den ich mir auch an 360 & Co gewünscht hätte: Anstatt in der Box nur auf den Zeitenmonitor zu starren, kann man hier die Fahrer optional live auf ihren Turns in TV-Manier beobachten. Doch erst, wenn man zusammen mit ihnen auf der Strecke ist, wird man feststellen, dass die KI vor allem die Rolle eines nervigen Verkehrshindernisses übernimmt, da sie dank ihres Schneckentempos meist nur im Weg steht. Das gilt übrigens nicht nur für die Trainings- und Qualifikationsläufe, denn auch im Rennen fährt ein Großteil des Feldes offensichtlich mit angezogener Handbremse, während die ersten drei Fahrer in einem ordentlichen Tempo unterwegs sind, auch wenn sich selbst dort leichte Gummiband-Tendenzen bemerkbar machen.
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Die Kämpfe gegen die Rempel-KI sind eine Zumutung. |
So war ich z.B. oft wieder ganz plötzlich und pünktlich vor der DRS-Zone am Führenden dran, frei nach dem Motto
"Jetzt lassen wir den Spieler mal rankommen, damit er den offenen Flügel auch mal im Rennen benutzen darf". Es ist einfach nur ein Armutszeugnis, was Codemasters zumindest im Bereich der KI mit F1 2011 auf dem 3DS veranstaltet.
Immerhin kann man das Strafsystem in den Optionen abmildern oder ganz deaktivieren. Der Reifenverschleiß und das Schadensmodell lassen sich ebenfalls auf diese Weise regeln, auch wenn man bei Letzterem die Auswirkungen ohnehin kaum spürt. Das Wettersystem wirkt etwas unausgereift, da die Boliden auch auf nassen Oberflächen noch ein ähnliches Grip-Niveau aufweisen wie auf trockenen Pisten. Doch das ist wohl einer der Kompromisse, den man aufgrund der fehlenden Analogtasten des Handhelds eingehen musste. Und zur Not gibt es ja auch immer noch Fahrhilfen von ABS über die Traktionskontrolle bis hin zu aktiven Lenk- und Bremshilfen sowie einer eingeblendeten Ideallinie. Wer es sich zutraut, kann auch das Automatikgetriebe ausschalten und manuell schalten. Außerdem darf man den Ausfall mechanischer Komponenten bewusst zulassen - hier übertrifft die 3DS-Version sogar die großen Fassungen, wo eine solche Option nicht angeboten wird. Das gilt auch für den neuen Challenge-Modus, in dem man sich kleinen Herausforderungen stellt, in denen man z.B. eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen innerhalb einer Runde überholen oder beweglichen Hindernissen ausweichen muss. Daneben wird das übliche Programm bestehend aus schnellen Rennen, Zeitfahren, Grand Prix-Wochenenden und der Meisterschaft aufgefahren. Die Karriere, in der man sich als Neuling zunächst in einem schwachen Team beweisen muss, fällt aufgrund automatischer Upgrade-Entwicklung sowie dem fehlenden Fokus auf das teaminterne Duell und Interviews hier sehr viel dröger aus.
Unhandliche Steuerung
Warum man hier die DRS-Aktivierung so unhandlich umgesetzt hat, kann ich allerdings nicht nachvollziehen: Auf den Konsolen und dem PC öffnete man den Flügel mit einem Knopfdruck. Ein Druck auf die Bremse genügte, um in wieder zu schließen. Anders am 3DS: Genau wie beim KERS muss man hier die ganze Zeit einen Knopf gedrückt halten, wenn man mit DRS den Geschwindigkeitsvorteil nutzen will. Liegen Gas und Bremse auf den benachbarten Tasten, muss man hier ständig umgreifen, doch selbst wenn man alternativ die Schultertasten für die beiden Pedale nutzt, ist die Flügelkontrolle unnötig umständlich. Will man gar DRS und KERS miteinander kombinieren, kann man sich vorstellen, wie man dafür die Finger verknoten muss. Halbwegs überzeugen kann dagegen die Klangkulisse - zumindest, was das Röhren der Motoren angeht. Der Boxenfunk meint es oft gut und informiert regelmäßig über Abstände,
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Selbst mit schwächeren Wagen kann man vorne mitfahren. |
liegt dabei aber meist völlig daneben. Wenn ich schon wieder am Heck des Vordermanns klebe und mein Mechaniker mir etwas davon erzählt, dass er mir pro Runde mehrere Sekunden davon fährt, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.
Gähnende Server-Leere
Wer sich die Kämpfe gegen die grottige KI ersparen und lieber gegen Freunde (oder Fremde) antreten möchte, bekommt hier mehrere Möglichkeiten geboten: Entweder trifft man sich mit maximal vier Rasern zu einem Adhoc-Rennen oder gibt über das Internet Gas. Nicht zu vergessen die StreetPass-Funktion, mit deren Hilfe man Bestzeiten mit anderen 3DS-Rasern austauscht. Zur Auswahl stehen Einzelrennen, Zeitfahren und Konstrukteurs-Duelle, wobei man bei Letzteren im Team agiert und Punkte für seinen favorisierten Hersteller sammelt. Eine komplette Weltmeisterschaft lässt sich leider weder individuell zusammenstellen noch gemeinsam austragen. Doch das spielt eh kaum eine Rolle, da auf den Servern eine gähnende Leere herrscht: Wir haben im Testzeitraum trotz mehrmaliger Versuche keinen einzigen Mitspieler in den Weiten von Nintendos WiFi-Service gefunden und können entsprechend keine Angaben zum Netzcode machen. Doch selbst wenn die Online-Rennen ohne Lags und Abstürze ablaufen sollten, würde es nichts daran ändern, dass Codemasters mit F1 2011 die Premiere auf dem 3DS gehörig vermasselt hat.