Tanz auf dem Eis
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Zwar spielt dieses Zelda in der Welt von "A Link to the Past (1991, SNES; 2007, Wii), aber es erzählt die Geschichte einige Jahre danach mit komplett neuen Monstern, Dungeons und düsterer Parallelwelt weiter.
Puh - das war verdammt knapp. Nur ein kleiner Schritt weiter und Link wäre (mal wieder) abgestürzt. Ist ja auch kein Wunder auf dem spiegelglatten Boden. Zumal man auf den paar Quadratmetern kaum Platz hat und die vereiste Insel auch noch durch die Luft schwebt, während man von flatternden Raben angegriffen wird. Aber ich muss unbedingt auf die andere Seite kommen. Da wartet bestimmt eine dieser steinernen Statuen, der ich die Zunge aus dem Maul ziehen muss, damit sich irgendwo eine Plattform bewegt – ich will endlich diesen verflixt vertrackten Dungeon meistern! An dieser Stelle ahnte ich übrigens noch nicht, dass der Boss noch ein, zwei…okay sieben harte Runden weiter tanzen wollte.
Ungeduld ist jedenfalls ein schlechter Begleiter in diesem überraschend kniffligen Zelda, das man aus der Draufsicht erlebt. Neben vielen logischen Konsequenzen innerhalb der Erkundung (es ist nicht immer hilfreich, wenn Eis schmilzt!) steht die Action im Vordergrund: Der Hand-Auge-Koordination wird alles abverlangt, man muss blitzschnell reagieren und die richtige Ausrüstung einsetzen. Egal ob man auf rotierenden Plattformen rechtzeitig mit Bomben oder Feuerstab hantieren, sich mit perfektem Timing in die Tiefe stürzen oder auf
Was idyllisch in klassischer Draufsicht beginnt, entwickelt sich schnell zu einem spannenden Abenteuer.
schmalen Stegen balancieren muss, während man verfolgt wird – ein Schlag und man wird durch den Rückstoß erneut abstürzen. Was tun? Den Tornadostab einsetzen und in die Luft wirbeln! Hinzu kommen wunderbare Bosskämpfe, die einen in mehreren Phasen hart, aber fair fordern – meist muss man zwei Fähigkeiten clever kombinieren.
Anspruch und Konsequenzen
Keine Bange: Dieses Zelda ist nicht bockschwer. Und wer mit der richtigen Ausrüstung in die Dungeons geht, wird auch erfolgreich sein. Aber man fühlt sich nicht nur angesichts der vielen Tode ein wenig an
Dark Souls erinnert. Natürlich sind die Kämpfe gegen normale Monster hier viel leichter, aber auch hier hat man die freie Wahl der Route und Waffen, auch hier zieht das Scheitern gerade zu Beginn bittere Konsequenzen nach sich, denn man verliert seine Ausrüstung. Richtig gehört: Stirbt Link nach dem Verlust seines letzten Herzens, sind alle geliehenen Gegenstände futsch. Und wie kann man ohne Feuerstab in der Eisruine bestehen? Gar nicht! Das bedeutet, dass man zurück zum Händler muss. Die Laufwege halten sich in Grenzen: Wichtige bekannte Orte erreicht man schnell, wenn man die Glocke läutet und auf dem Besen dorthin teleportiert. Das Motivierende an diesem Zelda ist nicht nur der Anspruch, sondern auch die Offenheit. Wo macht man wann weiter?
Leihen oder kaufen? Das ist hier die Frage. Nur wer Waffen kauft, verliert sie nach dem Tod nicht.
Zwar muss man bestimmte Ausrüstung wie Flossen oder Krafthandschuh wie üblich finden bzw. sich verdienen. Aber man schaltet nicht linear immer weitere Gegenstände frei, mit denen man dann auch Dungeons der Reihe nach meistert. Man kann sich quasi sofort acht von neun wichtigen Hilfsmitteln für 20 bis 100 Rubine ausleihen. Erst wenn man sie für satte 800 bis 1200 Rubine kauft, behält man sie auch nach dem Tod in seinem Rucksack! Und dann wird das Spiel unterm Strich wieder etwas leichter. Aber was kauft man bloß zuerst? Da warten immerhin Tornadostab, Hammer, Bogen, Bumerang, Bomben, Enterhaken, Feuer- oder Eisstab – nur der Sandstab steht nicht gleich zur Verfügung.
Man kann zudem alle Gegenstände von „normal“ hin zu „super“ aufrüsten: Verwandelt man den Tornadostab, wirbelt er stärker und in größerem Radius – ideal um Feuer zu löschen, Monster zu betäuben oder zu besiegen. Stärkt man den Bogen, schießt er nicht einen, sondern drei Pfeile fächerförmig ab. Und wohin mit all den Waffen? In die Wüste, die Berge oder die Sümpfe? Wo fängt man an? Auch das bleibt einem nach dem Einstieg überlassen. Denn sobald sich in der hellen Welt dunkle Risse zeigen, stehen auf der dunklen Welt von Lorule sieben Dungeons zur Wahl. Gibt es innerhalb von Hyrule noch Ähnlichkeiten zum NES-Klassiker, sind Verliese, Spielmechanik, Rätsel, Monster und die düstere Parallelwelt völlig neu gestaltet.