The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D09.02.2015, Jörg Luibl
The Legend of Zelda: Majora's Mask 3D

Im Test: Spieldesign für Entdecker

The Legend of Zelda: Ocarina of Time ist ein Meilenstein des Spieldesigns. Es erschien 1998 auf dem N64 und wurde 2011 in einem Remake für den 3DS veredelt. Im Rahmen der Premiere des neuen 3DS veröffentlicht Nintendo den direkten Nachfolger The Legend of Zelda: Majoras Mask. Nachdem Link Hyrule gerettet hat, verschlägt es ihn in das von einer Mondfratze bedrohte Termina. Wie sich sein Abenteuer heutzutage anfühlt und ob sich die Modernisierung gelohnt hat, klärt der Test.

Zeitlose Qualität à la Nintendo

Es gibt kein „altes“ und damit gleichzeitig schwächeres Spieldesign. Es gibt kein „modernes“ und damit gleichzeitig besseres Spieldesign. Es gibt nur gutes oder schlechtes Spieldesign. Und wenn ein Entwickler dafür gesorgt hat, dass die Faszination virtueller Abenteuer selbst über Jahrzehnte  hinweg nicht nur spürbar, sondern in vielen Bereichen unerreicht bleibt, dann ist es Nintendo. Bei aller berechtigten Kritik an der Trägheit des japanischen Konzerns darf man die Pionierleistungen nicht vergessen.

Könnt ihr den bösen Mond in drei Tagen aufhalten? The Legend of Zelda: Majoras Mask erschien 2000 auf dem N64 und wurde 2009 auch für Wii veröffentlicht.
Vor allem im „alten“ The Legend of Zelda: Ocarina of Time, auf dem nahezu alle wesentlichen Elemente von Majoras Mask beruhen, steckt so viel an Qualität hinsichtlich Level-, Kampf- und Rätseldesign, Erkundungs- und Belohnungskultur, Geheimnissen sowie Musikintegration, dass so manches „moderne“ Großprojekt wie ein aus zig Kilometern durchschautes Gerüst vor sich hin klappert – im besten Fall gestützt vom Viagra der Next Generation: 60 Bilder pro Sekunde in 1080p. Aber die künstlerische Potenz steckt immer in der Regie, nie in der Technik. Oder gar der dritten Dimension.

Vorbildliche Modernisierung

Die 3D-Ansicht auf Nintendos Handhelds ist sogar noch unwichtiger für das Erlebnis als Bildrate & Co. Ja, die Kulisse lockt auf dem 3DS mit räumlicher Tiefe. Und auf dem neuen 3DS kann man sie selbst dann ohne Nackenstütze oder

Wo ist Majoras Maske? Der Mann ist Sammler und nicht sehr geduldig...
Yogakurs erkennen, wenn man mal den Blickwinkel oder die Haltung ändert. Auf Nintendos neuem Handheld bleibt das 3D-Bild angenehm stabil, selbst wenn man sich im Sessel oder auf der Couch in eine andere Position bewegt.

Aber letztlich verliert dieses Abenteuer auch bei  abgeschaltetem Effekt nicht an Reiz. Da ist die Integration des zweiten Analognippels schon nützlicher: Man kann die Kamera damit sehr präzise drehen, denn er ist einerseits sehr fest, reagiert aber schon auf leichten Druck. Wer auf einem älteren 3DS spielt, kann das natürlich auch, wenn er ein Circlepad mit Analogstick nutzt. All das nimmt man im Jahr 2015 genauso gerne mit wie den Touchkomfort, wenn man per Drag&Drop z.B. den Bogen aus dem Inventar auf einen Aktionsknopf zieht oder per Fingertipper Fotos schießt.

Und was sieht man, wenn man das Spiel startet? Dass Majoras Mask deutlich gegenüber dem N64 aufgewertet wurde. Es gibt zwar nicht mehr als die vier großen Dungeons, die in allen Himmelsrichtungen rund um Termina liegen, aber alles wirkt sowohl an der Oberfläche mit ihren Wäldern, Sümpfen, Schneegebieten als auch in den Gewölben farbenfroher, plastischer und im Licht idyllischer als im trüben Original. Außerdem erkennt man viel weniger Kanten oder verwaschene Flächen, dafür mehr Einzelheiten sowohl in der texturierten Kulisse als auch an der Ausrüstung oder Bewaffnung der Figuren. Veteranen werden viele liebevolle Ergänzungen im Interieur erkennen. In den Zwischensequenzen sehen Bäume, Böden & Co nicht nur konturvoller aus, es gibt auch klar erkennbare Zusätze wie mehr Farne oder Pilze. Nur in seltenen Fällen kann es auch zu unansehnlichen Szenen kommen, wenn die Kamera Link in Sackgassen einfängt, in ihn hinein schaut und nur noch ausgehöhlte Polygone zeigt. Aber das sind Peanuts: Diese Modernisierung ist technisch vorbildlich.

Geheimnisvolles Abenteuer

Aber noch wichtiger ist das Spieldesign. Als ich mit Link auf dem 3DS unterwegs bin und der erste Dungeon wie ein steinernes Ungetüm aus dem Sumpf auftaucht, nachdem ich die liebliche Melodie auf der Ocarina spiele, ist die Faszination wieder da. Dieses Abenteuer steckt voller Geheimnisse, die ich nicht mit einem Routenplaner markieren und auf Knopfdruck aufdecken kann, sondern die ich auch über kreatives Probieren entdecken muss – dann gibt es keine blöden Trophäen, sondern vielleicht nützliche Ausrüstung oder weitere Lieder. Hier spiele ich voller Ahnungen und mit der Neugier einer Spielwelt im Nacken, die vielmehr zum Experimentieren als zum Vervollständigen einlädt.

Das Artdesign und die düstere Stimmung bleiben dem N64-Original treu, nur sieht auf dem 3DS alles detaillierter und ansehnlicher aus.
Es gibt kein klassisches Tagebuch, keinen gold blinkenden Weg zum Ziel und keine Hinweisflut. Und selbst wenn man so mal etwas länger grübelt oder im Trüben fischt, tut das in der Zeit des gläsernen Spiels zunächst unheimlich gut. Aber der Klassiker Majoras Mask ist in vielen Bereichen auch der unübersichtlichste, mitunter nervigste sowie anspruchsvollste innerhalb der Zelda-Reihe.

Dass Nintendo gerade dieses Abenteuer mit zusätzlichen Speichermöglichkeiten an Statuen sowie einer Übersicht für angenommene bzw. laufende Quests samt Uhrzeit komfortabler macht, ist verständlich - und weit weg von einer Verwässerung. Zumal alles an direkten Hilfen optional ist: Wie z.B. Filme oder Bilder an den Shiekah-Steinen, die einem die nächsten Schritte zeigen. Kann man nutzen, muss man aber nicht. Apropos Quests: Die kann man jetzt zusammen mit Gerüchten auch dynamisch im Vorbeigehen bei der Bomber-Gang aufschnappen - so fühlt sich die Stadt lebendiger an.

Masken und Rätsel

Es gibt über ein Dutzend Minispiele, in denen man um die Wette rennt, sucht, bombt oder schießt - von lustig bis nervig. Außerdem gibt es neue Aktivitäten wie z.B. das Fischen.
Die Masken sind nicht nur erzählerisch das zentrale Motiv in diesem Abenteuer. Und Nintendo hat daran - bis auf wenige sinnvolle Ausnahmen (Blasen kann man z.B. mit der Deku-Maske auch geradeaus schießen) - nichts geändert: Sie funktionieren spielerisch wie Schlüssel, die immer mehr Türen und Möglichkeiten öffnen, wenn sie Link verwandeln und ihm damit neue Fähigkeiten verleihen. So kann er nicht nur kurzfristig schweben, endlos tauchen oder weiter springen, an Feinden vorbei schleichen, sondern auch andere Wesen oder Tiere anlocken, mehr von Leuten erfahren, exklusive Gebiete betreten oder zum Riesen wachsen. Und wie mit den knapp zehn Liedern gilt auch hier: Manchen Effekt muss man selbst herausfinden! Vor allem in den toll designten Bosskämpfen gilt es, die Funktionen der Masken clever zu kombinieren - da reichen Bogen, Schwert und Schild nicht aus.

Das Geniale an Majoras Mask ist das, was nicht gesagt wird. Und lange bevor man mehr als die grundlegenden Masken oder Lieder anwendet, die Winde rufen, Feinde einschläfern oder Klone erschaffen, sorgt das auch für Neugier im Alltag: Wie komme ich in diese Milchbar? Wie kriege ich eine leere Flasche? Wo ist der verflixte Bogen? Wie komme ich an die Schatzkiste da oben? Man läuft mit einem Schwarm offener Fragen umher, die immer wieder dafür sorgen, dass man etwas zu tun hat. Und kaum hat man eine Antwort und dadurch eine Fähigkeit, öffnen sich schon neue Wege. Sowohl hinsichtlich der Lieder als auch Gegenstände wird man viele Déjà-vus erleben, wenn man Ocarina of Time kennt. Dazu gehört auch das aktive Kampfsystem, das angenehm dynamische Gefechte ermöglicht: Man kann Feinde anvisieren, um dann um sie herum zu tänzeln oder auszuweichen, man kann seinen Schild in jede Richtung halten, zu Bogen oder Bombe wechseln, und muss vertikale oder horizontale Schläge gut timen, weil Monster vielleicht nur eine verwundbare Stelle anbieten.

Aber die Stimmung ist hier eine andere: Was auf den ersten Blick mit seinen putzigen Figuren und dem Überfall  im Wald wie ein Kinderspiel anmutet, entwickelt sich zu einem überraschend düsteren Epos – mit einer bösen Mondfratze am Himmel, die in drei Tagen abzustürzen und alles zu vernichten droht. Ja, es gibt auch unheimlich kitschige Szenen und banale Dialoge, die selbst das Kind im Manne wieder vergraulen können – hallo Tingle, du verkorkster Blümchenpflücker! Aber die Geschichte punktet immer wieder, auch in den Nebenmissionen, mit dem symbolischen Charme sowie der erzählerischen Leichtigkeit eines Märchens. Es geht um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, aber es geht auch um viele witzige Anekdoten und alltägliche Probleme. Leider gehört dazu auch das Spieldesign.

Der nervende Zeitdruck

Der Spielfluss eines Ocarina of Time kommt aufgrund des ständigen Hin und Her samt Zeitdruck nicht auf. Aber trotzdem kann man nicht aufhören: Es gibt immer etwas zu entdecken oder zu rätseln. Wie kann man bloß das Eis von der Esse bekommen, damit der Schmied endlich loslegen kann?
Majoras Mask hat nicht nur erzählerisch, sondern auch inhaltlich seine Schattenseiten, denn der Spielfluss eines Ocarina of Time will hier nicht aufkommen. Man wird immer wieder unterbrochen, weil man über Lieder hin und her spult.

Das Abenteuer kann regelrecht nerven, weil man ständig den Zeitdruck im Nacken hat: Wenn der Mond nach drei Tagen abstürzt, heißt es Game Over. Also muss man die simulierten 72 Stunden (eine fiktive Stunde liegt unter einer realen Minute) möglichst effizient nutzen, um teils mehrstufige Missionen bis zum finalen Punkt zu erledigen und kurz vor dem Ablauf der Galgenfrist die Melodie der Zeit spielen. Dann wird  an den Morgen des ersten Tages zurückgespult, man hat wieder 72 Stunden Zeit und die erbeuteten Waffen sowie Masken bleiben erhalten.

Es gibt zwar auch Vorteile angesichts der Uhr: Nicht nur Bewohner und Geschäfte haben ihren Rhythmus, auch manche Missionen können nur zu bestimmter Zeit gelöst werden – was in

Aber bei aller Kritik: Man kann Link einfach nicht verlassen - der Mond darf nicht abstürzen.
einem prall gefüllten Terminkalender für Personen und Quests festgehalten wird. Das ist zwar komfortabler als im Klassiker, zumal man einen Alarm setzen kann, um nichts zu verpassen, aber genau das wirkt angesichts des großen Mondfratze wie überflüssiges Beiwerk. Ja, man kann sich von Ort zu Ort teleportieren, um Dinge etwas schneller zu erledigen, man kann die Zeit auch verlangsamen oder neuerdings mit einem Lied genauer vorspulen. Trotzdem nervt dieser Druck. Man fühlt sich unnötig gehetzt.

Nicht etwa, weil man beim Zurückspulen alle Rubine und alle Munition verliert – Erstere kann man ja bei der Bank sichern, Letztere findet man schnell. Aber weil auch alle kleineren Missions- sowie Dungeonfortschritte zurückgesetzt werden. Sprich: Ich muss teilweise dieselben Hol- und Bringdienste angehen, dieselben  Feen retten oder dieselben Wege zu silbernen und goldenen Schlüsseln in Katakomben zurücklegen, falls ich den Boss nicht in einem Durchgang besiegt habe. Aufgrund dieser künstlichen Wiederholungen und Streckungen wird der Spielspaß gedämpft, zumal auch das Dramatische des Weltungergangs sowie das Fortschreiten einer Story unter der ewigen Wiederkehr des Gleichen leidet. Dass ich trotzdem nicht aufhören kann, mich immer wieder diesem Druck zu stellen, liegt an der ungeheuren Vielfalt und Kreativität. Man sammelt und kloppt hier nicht endlos, sondern erkundet und rätselt in einer fantasievollen Spielwelt voller Überraschungen

Fazit

The Legend of Zelda: Majoras Mask 3D ist ein tolles Remake des N64-Klassikers. Es sieht auf dem 3DS nicht nur deutlich besser aus, weil Nintendo die Kulisse modernisiert hat. Es wurde auch um sinnvollen optionalen Komfort sowie spielmechanische Feinheiten erweitert. Und schließlich demonstriert der direkte Nachfolger des grandiosen Ocarina of Time, wie wichtig es ist, den Spieler nicht mit GPS und Rätselsuchgerät zu führen, sondern ihn selbst eine verwunschene Welt erkunden zu lassen. Dieses Abenteuer zeigt zudem, dass virtuelle Faszination viel mit Neugier, Erkundung und kreativem Anspruch zu tun hat. Innerhalb dieser großartigen Serie behält Majora's Mask aber auch das größte Nervpotenzial: Das liegt am ständigen Zeitdruck und der damit verbundenen Wiederholung von Abläufen in bekannten Gebieten – darunter leidet der Spielfluss. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau, denn das Dungeon- und Rätseldesign sowie die vielen Wirkungen von Masken und Liedern lassen dieses angenehm düstere Märchen auch heute noch wie ein geheimnisvolles Artefakt strahlen.

Pro

sehr guter Action-Adventure-Klassiker
verschönerte Kulisse, Figuren & Zwischensequenzen
optionale Hilfen, mehr Speicherkomfort
herausragendes Dungeon- und Rätseldesign
tolle Effekte & Fähigkeiten durch Masken und Lieder
Tag- & Nachtwechsel mit dynamischen Missionen
aktives Kampfsystem mit Zielerfassung, Block & Co
drei Speicherplätze
sehr gute Bosskämpfe
viele Geheimnisse
deutsche Texte

Kontra

nerviger Zeitdruck, ständiges Zurückspulen
viele Wiederholungen von Spielabläufen
nur vier Dungeons
einige banale Minispiele

Wertung

3DS

The Legend of Zelda: Majoras Mask 3D ist ein tolles Remake des N64-Klassikers. Auch wenn das Zurückspulen nervt: Das Spieldesign lockt mit zeitloser Qualität.

N3DS

The Legend of Zelda: Majoras Mask 3D ist ein tolles Remake des N64-Klassikers. Auch wenn das Zurückspulen nervt: Das Spieldesign lockt mit zeitloser Qualität.

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