Im Test: Konkurrenz für Pokémon?
Wesen nach japanischem Vorbild
Was zum Teufel ist ein Yo-Kai? Im japanischen Volksglauben beschreibt Yokai Fabelwesen mit übernatürlichen Fähigkeiten, die teils tierische oder menschliche Züge aufweisen. Während einige in Wäldern hausen, fühlen sich andere eher von Wohngebieten angezogen. Neben Wesen mit guten Absichten gibt es auch Oni: Dämonen, vor denen man sich lieber hüten sollte. Beim munteren Käfersammeln in den Wäldern von Lenzhausen trifft Protagonist Katie (oder Nathan, wenn man den männlichen Charakter wählt) zum ersten Mal auf eines dieser Wesen namens Whisper. Dieser schenkt
Frischer Wind in der Monsterwelt
Klingt doch genau wie Pokémon? Nicht wirklich. Als erste der zahlreichen Unterschiede gibt es keine zufälligen Begegnungen. Springt die Nadel des Radars in den roten Bereich, kann man die Linse nutzen, um ein kleines Areal abzusuchen. Hat man die Stelle gefunden, gilt es dem Wesen solange mit der Linse zu folgen, bis es eingefangen ist. Erst nach erfolgreicher Umkreisung, die sich bei schnellen Yokai wie Schmetterling Enerfly auch mal kniffliger gestaltet, beginnt der Kampf.
Neben zwei normalen Attacken hat jeder Yokai einen besonders starken „Soultimate Move“, der anhand von kleinen Minispielen mit dem Stylus aktiviert werden kann. So muss man geometrische Formen nachzeichnen, schnell einen Wirbelwind erzeugen oder kleine Blasen platzen lassen. Je geschickter man sich anstellt, desto schneller werden mächtige Attacken wie „Paws of Fury“ von dem Katzenwesen Jibanyan, oder „Sleepy Smoke“ von dem Wildschwein-artigen Baku ausgelöst.Ab und zu kann es vorkommen, dass Gegner einzelne Yokai benebeln und ihre Angriffskraft einschränken. Nimmt man das Monster aus dem Kampf, kann man es mit „Purify“ erneut anhand von kleinen Stylus-Minispielen wie dem Aufbrechen von Glas befreien und zusätzliche Erfahrungspunkte erhalten.
Zunächst könnte man meinen, dass dieses Kampfsystem auf Dauer ziemlich eintönig ist. Man muss jedoch einfach lernen umzudenken: Bei Yo-Kai Watch gibt es keine Möglichkeit, sich Movesets zusammenzustellen und wie bei Pokémon darauf hinzuarbeiten seinem Dragoran endlich die Attacke Wutanfall auf Level 67 beizubringen. Wie ein echter Trainer behält man die Lebensleiste des Teams im Auge, heilt rechtzeitig mit den zahlreichen Items, die man in der Spielwelt findet, oder im Supermarkt kaufen kann, und nutzt die „Soultimate Moves“. Man sollte sich außerdem genau überlegen, welche Yokai man ins Team nimmt. Neben Unterstützern, die Gegner einschläfern oder ihre Genauigkeit senken, gibt es Tanks und schnelle Monster, die viel Schaden ausrichten. Wie bei Pokémon hat jedes Monster außerdem ein spezielles Wesen, das bestimmt wie angriffslustig oder passiv es ist.
Schöner Schein ohne taktische Tiefe
Gonna befriend them all!
Und nach dem Kampf? Ball zücken und weiter geht’s? Nichts da! Yokai haben einen eigenen Willen und lassen sich nicht einfach fangen. Sie bieten einem mit etwas Glück die Freundschaft an. Füttert man einen Gegner im Kampf mit den richtigen Lebensmitteln, steigt seine Sympathie. Besonders mit dem Getränk „VoltExtreme“, das Getränkeautomaten manchmal kostenlos ausspucken, konnte ich schnelle Erfolge erzielen. Als Pokemon-Fan der ersten Stunde fällt es mir zunächst etwas schwer nicht einfach jedes Wesen in einen Ball sperren zu können, wann und wo ich will. Auch wenn es manchmal frustrierend ist, wenn man nach dem fünften Kampf immer noch ohne neue Freunde dasteht. Wenn es dann mal klappt, freut man sich umso mehr. Pikachu wollte immerhin nicht ohne Grund nie in diesem blöden Ball bleiben.
Riesengroßer Vergnügungspark
Eines der Dinge, die mich am meisten von Yo-Kai Watch überzeugen, ist die Erkundung der wunderbar gestalteten
Diese werden mit kleinen animierten Cutscenes oder Story-Abschnitten endlich mal in einem Sammelspiel wirklich in den Fokus gerückt. Beispielsweise trifft man auf das
Interessanterweise haben fast alle Yokai auch eine egoistische Seite, die sich häufig negativ auf die Stadtbewohner auswirkt. Als Katies Eltern sich eines Tages fürchterlich streiten, stellt sich beispielsweise heraus, dass das lila schwabbelnde Yokai Dismeralda dahinter steckt. Nach einem erfolgreichen Kampf erscheint ihr Yokai-Verlobter und sie schließt sich meinem Team an. Manche Yokai können Menschen zwingen die Wahrheit zu sagen, andere helfen einem von Fans verfolgten Promi, indem sie ihn unsichtbar machen.
Fade Story-Sequenzen
Die Story-Abschnitte des Spiels gestalten sich leider sehr eintönig. Irgendein Stadtbewohner verhält sich merkwürdig und wie Whisper einem sofort verrät, steckt ein Yokai dahinter. Also läuft man von A nach B, kämpft gegen den Störenfried und alle sind wieder glücklich. Hier hätte man das Potenzial der unterschiedlichen Yokai und das abwechslungsreiche Städtchen viel kreativer nutzen können. Gern hätte ich beispielsweise selbst Hinweise gefunden, wie ich dem traurigen Nachbarsjungen helfen kann. Oder wie ich den Bösewicht, der die Stadt ins Unglück stürzen möchte, aufhalte. Scheinbar wollte Level 5 Kampfmechanik und Story möglichst simpel halten, um die junge Zielgruppe nicht zu überfordern. Was meiner Meinung nach eine Fehlentscheidung war. Ist man doch oft verwundert, mit welchen komplexen Spielen Kinder gut zurechtkommen.
Fazit
Yo-Kai Watch kann mit seiner abwechslungsreich gestalteten Spielwelt und der Integration des Stylus in das Kampfsystem Pokémon definitiv Paroli bieten: Man fühlt sich wie ein echter Trainer, der seinen Kämpfern taktisch unter die Arme greift. Auch wenn die strategische Komponente etwas zu kurz kommt, rücken dafür die Monster umso mehr in den Fokus und werden als Freunde mit Hintergrundgeschichte stimmungsvoll ins Spiel integriert. Die zahlreichen Gegenstände und abwechslungsreichen Orte laden zum Erkunden ein. Ich habe meine entspannte Zeit in Lenzhausen genossen und kann es nicht erwarten, neue Yokai mit ihren Eigenarten kennenzulernen.
Pro
Kontra
Wertung
3DS
Yo-Kai Watch kann mit seiner abwechslungsreich gestalteten Spielwelt und der Integration des Stylus in das Kampfsystem Pokémon definitiv Paroli bieten!
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