Im Test: Monsterjagd als Anime-Rollenspiel
Vom Jäger zum Züchter
In Monster Hunter Stories spielt man keinen reinen Monsterjäger wie bisher, sondern einen so genannten Monster Rider, der für gewöhnlich eine Bindung zu einem ihm vorherbestimmten Monster eingeht, um dann mit ihm als Team in die Dienste des eigenen Heimatdorfs zu treten. Der per simplem Charaktereditor erstellte Protagonist scheint allerdings eine besondere Gabe zu haben und Verbindungen mit unterschiedlichen Monstern eingehen zu können. Gelingt es ihm damit vielleicht sogar den Schwarzen Pesthauch zu besiegen, dessen zerstörerischer Macht immer mehr Monster zum Opfer fallen?
Der Dorfvorsteher ist jedenfalls optimistisch und schickt den Hoffnungsträger zusammen mit seinem pelzigen Felyne-Partner hinaus in die weite Welt. Und so beginnt man an den verschiedensten Orten nach Antworten und neuen Mitstreitern zu suchen.
Doch auch wenn sich Erbanlagen durch Kreuzungen gezielt weitergeben lassen, kann man als Züchter keine neuen Arten schaffen. Zudem bekommen Serienveteranen fast nur altbekannte Monstergattungen zu Gesicht. Selbst beim Waffenarsenal ist mit Großschwert, Schwert und Schild, Hammer und Jagdhorn nur ein Bruchteil der gewohnten Waffengattungen am Start. Dafür sind die einzelnen Schauplätze oft wesentlich größer und weitläufiger als bisher, so dass man teils wirklich das Gefühl hat, in einer offenen Welt zu jagen.
Pokémon lässt grüßen
Ähnlich wie bei Pokémon kann man in den rundenbasierten Kämpfen aber immer nur einen Begleiter an seine Seite rufen. Dafür kann aber auch der Spieler selbst kräftig mitmischen und je nach angesammelter Bindungsenergie Spezialmanöver ausführen, Angriffe mit dem Partner abstimmen oder sich auf dessen Rücken schwingen und mit vereinten Kräften attackieren.
Ansonsten wechselt man je nach Gegner den Begleiter, bestreitet den ein oder anderen Reaktionstest, um Extraschaden anzurichten, und versucht den Kontrahenten mit passend zur Situation gewählten Angriffen im Schere-Stein-Papier-Prinzip zu Fall zu bringen: Kraftangriffe sind Technikangriffen überlegen, während Technikangriffe Geschwindigkeitsangriffe schlagen und Geschwindigkeitsangriffe Kraftangriffe kontern. Das setzt natürlich eine gewisse Feindkenntnis voraus, die man sich im Spielverlauf aneignet und die trotz simpler Grundstruktur zumindest bei variabel agierenden Widersachern auch eine gewisse Spannung und Dynamik bietet.
Runde statt Echtzeit
Potentielle Gegner ziehen dabei nach wie vor frei umher und können für einen Angriffsvorteil z.B. von hinten attackiert, die Animationen der Rundenkämpfe jederzeit beschleunigt werden. Trotzdem ist die Umstellung der geradezu monumentalen Echtzeit-Kämpfe auf kurze Rundenhäppchen zunächst sehr gewöhnungsbedürftig.
Doch obwohl einige vertraute Bestandteile der Serie definitiv zu kurz kommen, schafft es Monster Hunter auch als Anime-Rollenspiel Jäger- und Sammlerinstinkte zu wecken. Das Erkunden der Spielwelt auf dem Rücken seiner gezähmten Monster hat dank individueller Fortbewegungsmöglichkeiten sogar spürbar an Reiz gewonnen. So kann ein Arzuros Weg versperrende Felsen zertrümmern, ein Tigrex Efeuranken emporklettern, ein Gravios durch Lava schwimmen oder ein Rathalos majestätisch in die Lüfte steigen.
Motivierende Beutehatz
Aber auch im Kampf oder bei der Nahrungs- und Materialsuche kann auf individuelle Monsterfertigkeiten zurückgegriffen werden. Das Anfertigen und Verbessern neuer Waffen und Rüstungen aus erbeuteten Naturschätzen und Monsterteilen ist nach wie vor einer der Motivationspfeiler des Spiels. Neben dem Erscheinungsbild verändert jeder neue Ausrüstungsgegenstand auch Charakterwerte und Widerstandskräfte des Trägers, der sich so auf jede Vorhaben gezielt vorbereiten kann.
Darüber hinaus kann man mit seiner Spitzhacke auch wieder Erz abbauen, mit dem Fangnetz Insekten jagen, mit der Angel Fische fangen oder auf dem Grill Steaks braten. Später lassen sich auch gezähmte Monster auf Sammeltouren schicken.
Besitzer eines herkömmlichen 3DS dürfte es auch interessieren, dass der SchiebePad-Pro-Aufsatz im Gegensatz zu den bisherigen Serienteilen nicht länger unterstützt wird, was vor allem beim Fliegen ein Nachteil gegenüber der Nutzung eines New 3DS darstellt. Ansonsten ist die Handhabung jedoch tadellos und auch Touch- und 3D-Funktionen überzeugen. Lediglich bei der Technik müssen hier und da unschöne Pop-Ups sowie gelegentliche Clippings oder Ruckler in Kauf genommen werden.
Viel zu tun
Bei den sich automatisch füllenden Notizbüchern und Monsterdatenbanken gibt’s hingegen nicht viel zu meckern. Zudem lassen sich individuelle Item- und Monster-Sets speichern. Auch das optionale Questangebot abseits der Story-Missionen ist sehr reichhaltig und durchaus abwechslungsreich. Neben allerlei Jagd- und Sammelaufgaben gibt es auch kleine Such- und Ratespielchen, bei denen Quizfragen beantwortet, passende Monster präsentiert oder entlaufene Poogie-Schweinchen aufgespürt werden müssen. Für besondere Leistungen gibt’s sogar spielinterne Auszeichnungen, mit denen man seine persönliche Visitenkarte aufwerten kann.
Dank StreetPass-Funktion können diese und andere Inhalte dann unterwegs getauscht werden. Auch amiibos werden unterstützt sowie zusätzliche Quest-, Turnier- und andere Downloads angeboten. Spieler der Demo oder von Monster Hunter Generations erhalten sogar kleine Willkommensboni.
Zudem kann man sich nicht nur mit verschiedenen KI-Rivalen in der Arena, sondern auch mit anderen Spielern lokal oder online duellieren. Kooperative Jagdmöglichkeiten, ein bislang fester Bestandteil der Reihe, wurden hingegen komplett gestrichen, was nicht nur Serienveteranen sehr missfallen dürften. Auch in punkto Komplexität und Spannung ist Monster Hunter Stories eher ein Leichtgewicht. Der kindliche Anime- und Dialogstil samt unverständlichem Kauderwelsch-Gebrabbel passt daher eigentlich recht gut, auch wenn mir persönlich eine verständliche Sprachausgabe trotz solide eingedeutschter Untertitel lieber gewesen wäre.
Fazit
Der Wechsel vom Monsterjäger zum Monsterzähmer mit Pokémon-ähnlichem Gefolge ist für Serienveteranen ebenso ungewöhnlich wie die Umstellung von monumentalen Echtzeit-Kämpfen auf rundentaktische Blitzgefechte. Trotz anfänglicher Skepsis funktioniert Monster Hunter aber auch einigermaßen als Anime-Rollenspiel. Hintergründe und Dialoge haben allerdings nach wie vor eher Alibi-Charakter, so dass von einer guten Story nichts zu sehen ist. Die Jäger- und Sammlerinstinkte werden zwar geweckt, aber es gibt nur ein sehr simpel gestricktes Kampfsystem mit lediglich vier Waffengattungen. Immerhin präsentiert sich die Spielwelt deutlich offener und die von den Fähigkeiten seiner schuppigen Begleiter abhängige Erkundung erweist sich als vielseitig. Der Austausch der kooperativen Pirsch für bis zu vier Jäger durch einen schnöden Duellmodus ist für Fans natürlich unverzeihlich. Und so fiebere ich auch eher Monster Hunter: World entgegen, das der in vielerlei Hinsicht stagnierenden Reihe Anfang nächsten Jahres hoffentlich wieder zu neuem Glanz verhilft.
Pro
Kontra
Wertung
3DS
Monster Hunter funktioniert auch als Anime-Rollenspiel - mehr als solide Standardkost wird aber nicht geboten.
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