Story of Seasons: Trio of Towns12.10.2017, Jens Bischoff

Im Test: Bauer als Pendler

Mit Story of Seasons: Trio of Towns (ab 28,00€ bei kaufen) bringt Nintendo auch das zweite Bauernhof-Abenteuer der Harvest-Moon-Macher von Marvelous nach Europa. Was angehende 3DS-Landwirte erwartet, verrät der Test.

Zwischen drei Städten

In Trio of Towns zieht man zu seinem Onkel aufs Land, um seinen Eltern zu beweisen, dass man das Zeug zum Landwirt bzw. zur Landwirtin hat - je nachdem für welches Geschlecht man sich bei der sehr simpel gehaltenen Charaktererstellung entschieden hat. Danach bekommt man einen brach liegenden Bauernhof zur Verfügung gestellt, den man mit etwas Startkapital, Fleiß und Geduld wieder in Schuss bringen muss.

Dazu lockert man aktiv Böden auf, streut Saatgut aus und wässert das Ganze so lange, bis geerntet und verkauft werden kann.

Der Charaktereditor ist sehr einfach gehalten.
Je nach Jahreszeit können unterschiedliche Pflanzenarten angebaut und zur Reife gebracht werden - von allerlei Strauch- und Feldgemüse über Getreide und Blumen bis hin zu Bäumen. Alles, was bis zum Abend in die Versandbox vor dem Haus gelegt wird, wird automatisch abgeholt und verkauft.

So weit, so vertraut. Dieses Mal kann man seine Waren allerdings drei verschiedenen Städten anbieten und diese auch jederzeit besuchen, um dort einzukaufen, mit den Bewohnern zu plaudern oder deren Hilfsgesuche zu erfüllen, um so die Verbundenheit zur jeweiligen Stadt zu steigern. Je besser die Beziehung, um so reichhaltiger das örtliche Warenangebot. Zudem gibt's lokale Feste, Wettbewerbe und andere Ereignisse.

Bauer sucht Arbeit

Natürlich können auch wieder Freundschaften geknüpft und sogar Beziehungen eingegangen werden, indem man sich regelmäßig trifft, miteinander plaudert und passende Geschenke macht.

Mit Gelegenheitsarbeiten kann man sich in allen drei Städten etwas dazuverdienen.
Das nötige Kleingeld erhält man aber nicht nur durch den Verkauf seiner Erzeugnisse, es können auch täglich wechselnde Teilzeitjobangebote angenommen werden, um sich als Bote, Erntehelfer oder Holzhacker etwas dazuzuverdienen.

Allerdings haben es die Entwickler versäumt, die sich rasch wiederholenden Aufgaben in attraktive Minispiele zu verpacken, bei denen mit Geschick oder Ausdauer zumindest kleine Boni winken. Stattdessen ist leider immer nur stupides Knöpfchen drücken und Däumchen drehen angesagt, was zwar leicht verdientes Geld bedeutet, aber trotzdem übel aufstößt. Dabei ist die grafische Präsentation insgesamt ausgesprochen charmant.

Liebevoll inszeniert

Die Kulissen und Figuren wirken sehr lebendig und man entdeckt immer wieder liebevolle Details wie in ihrer Freizeit musizierende Einwohner, über Nacht am Strand angespülte Muscheln oder bei Regen umherspringende Frösche.

Die Kulissen wirken detailliert und lebendig.
Auch die dynamische Soundkulisse weiß zu gefallen. Schade nur, dass es keinerlei Sprachausgabe gibt und sich das eigene Alter-Ego nur mit Gesten und einfachen Symbolbildchen artikuliert.

Dabei reden die anderen Einwohner ganz normal und das sogar auf deutsch. Nur wenn man sich mit anderen Spielern auf einer separaten Insel trifft, wird diese Stummheit aufgehoben. Viel mehr als Chatten und Items tauschen wird dort aber nicht geboten, so dass die Inselbesuche für bis zu vier LAN- oder Online-Bauern ebenso schnell an Reiz verlieren wie die flüchtigen Haustierinteraktionen via StreetPass.

Viel zu tun

Zum Glück gibt es aber auch abseits verschenkter Multiplayer-Optionen einiges zu tun. So kann man sich die Zeit zum Beispiel mit Angeln, Kochen oder Nähen vertreiben, wilde Beeren, Blumen oder Muscheln sammeln, Steinbrüche abklappern oder Briefe schreiben. Zudem kann man seinen Hof aus- und umbauen, seine Werkzeuge in mehreren Kategorien verbessern, spielinterne Trophäen jagen sowie Tiere halten und züchten.

Wenn's auf dem Hof gerade nichts zu tun gibt, kann man auch einfach mal angeln gehen.
Neben Nutztieren wie Kühen, Schafen oder Hühnern, deren Erzeugnisse man weiterverarbeiten oder verkaufen kann, lassen sich auch Reit- und Haustiere anschaffen, die sogar kleine Aufgaben übernehmen und so Zeit und Energie sparen können. Schließlich sind die Tage kurz und jede Aktion nagt an der nur begrenzt vorhandenen Ausdauer, die sich nur durch Essen, Trinken oder Schlafen regenerieren lässt.

Nur gut, dass die Laufwege meist kurz, Aufenthaltsorte auf der Karte einsehbar, freundschaftliche Grüße auch im Vorbeigehen austauschbar und wichtige Termine im Kalender vermerkt sind. Und auch wenn mit der Zeit eine gewisse Routine eintritt, wird diese immer wieder durch überraschende Besuche und Ereignisse aufgelockert. Zudem gibt’s dank drei sehr unterschiedlicher Städte auch meist verschiedene Wetterlagen und Jahreszeiten.

Fazit

Mit Story of Seasons: Trio of Towns führt Marvelous seine bekannte Harvest-Moon-Tradition fort und lässt angehende Anime-Bauern oder -Bäurinnen ihren eigenen Hof aufbauen, Felder bewirtschaften, Tiere halten und Freundschaften pflegen. Nebenbei kann man sich auch wieder als Angler, Koch oder Kurier verdingen. Neu ist lediglich, dass man dieses Mal gleich mit drei unterschiedlichen Städten und deren Einwohnern interagieren kann, indem man lokale Besonderheiten geschickt in den wetter- und jahreszeitenbedingten Farmalltag einbindet. Alles charmant präsentiert, aber spielerisch weitestgehend unspektakulär und oft auch monoton - besonders das tägliche Gießen. Die als zusätzliche Einnahmequelle angebotenen Minispiele wie Holz hacken, Unkraut jäten oder Fischreusen leeren sind fast schon eine Farce. Da waren Rune Factory oder Return to PopoloCrois mit ihren eingeflochtenen Abenteurerelementen längst weiter. Auch Rahmenhandlung und Mehrspielerkomponente bleiben weit hinter den Möglichkeiten zurück. Hobby-Landwirte sind mit Trio of Towns aber trotzdem deutlich besser bedient als mit Natsumes vergangenen Harvest-Moon-Interpretationen. Wer einen der zahlreichen Vorgänger besitzt, kann sich die Anschaffung jedoch sparen.

Pro

charmanter Look
motivierender Hofaufbau
drei sehr unterschiedliche Städte

Kontra

stummer Protagonist
grenzdebile Minispiele
öde Mehrspielerkomponente

Wertung

3DS

Charmantes, aber unspektakuläres Bauernhof-Abenteuer der Harvest-Moon-Macher.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.