Vorschau: Rundentaktik in Steampunkwelt
Tödliche Sturmattacke
Los, einfach alle Mann nach vorne! Dieses Alien-Kroppzeug werde ich doch mit meinem Trupp überrennen. Zumal die explosiven Gefechte selbst in voll aufgedrehtem 3D bei einer Änderung des Blickwinkels nicht wackeln. Wenn man Code Name: S.T.E.A.M. auf dem New 3DS spielt, bleibt das Bild mit räumlicher Tiefe stabil. Aber noch wichtiger ist: Man taucht auch bei abgeschalteter Funktion ein in ein farbenfrohes viktorianisches Steampunk-London. Die Präsentation punktet mit tollem Intro, schickem Comicflair, Regie-Einblendungen und sogar Sprachausgabe.
Der Trupp der außergewöhnlichen Helden
Auch der eigentliche Anführer Henry Fleming hat ein literarisches Vorbild, das weniger bekannt sein dürfte: In „The Red Badge of Courage“ von Stephen Crane taucht er erstmals 1895 auf, in einer Geschichte über den Amerikanischen Bürgerkrieg. Da hat sich Nintendo endlich mal etwas einfallen lassen, um frische Figuren abseits der bekannten Stars einzuführen. Wer darauf nicht verzichten will, muss in amiibo-Figuren investieren: Nur so können Marth & Co aus Fire Emblem als spielbare Charaktere mitmischen. Ob die Story um diesen Trupp der außergewöhnlichen Helden überzeugen kann, bleibt natürlich noch abzuwarten. Der Einstieg hat mich zumindest angenehm überrascht, weil Intelligent System gekonnt mit heroischem Pathos und lockerem Comicflair jongliert. Noch wichtiger als Drehbuch oder Regie ist bei diesem Entwickler natürlich die Taktik. Wie funktioniert sie?
Manöver kosten Dampfwolken
Man gibt Aktionspunkte in Form von Dampfwölkchen aus: Je nach Soldat kann das Bewegen oder Feuern unterschiedlich teuer sein. Während Henry z.B. nur drei für seinen Gewehrschuss benötigt, sind es bei Johns Granatwerfer schon vier Wölkchen – der sorgt aber auch für einen fetten Bereichsschaden in drei Reichweiten. Lediglich die Spezialfähigkeiten der Helden kosten keinen Dampf. Ist dieser aufgebraucht, muss man zur nächsten Figur wechseln oder die Runde beenden.
Schön ist wiederum nicht nur, dass man fragile Deckung per Schuss oder Stoß zerstören kann, um sich freie Sicht zu verschaffen - oder auch mal einen Schatz zu finden. Sehr schön ist zudem, dass man über den „Wache-Konter“ defensiv erkunden sowie absichern kann: Wenn man sich ein paar Wölkchen spart, schießt der Soldat auf Wache automatisch, sobald sich ein Feind in sein Sichtfeld begibt. Diese Schussreaktion kennt man vom "Feldposten" aus XCOM und sie lässt sich hier noch effizienter einsetzen. Die Treffer aus dem Hinterhalt sind meist wesentlich stärker als die normalen Schüsse und man kann Feinde gezielt in Fallen locken.
Leben rettende Speichersäulen
Die komplette Säuberung der Gebiete will hingegen gut koordiniert sein, zumal Feinde immer wieder an bestimmten Punkten auftauchen: Vor allem, wenn man wirklich alles an Boni abstauben will, muss man auf der Hut sein und die Speichersäulen optimal ausnutzen, den denn sie verleihen quasi Zusatzaktionen. Hat man genug Geldmünzen gesammelt, kann man sie dort einsetzen: Wer speichern und die Wölkchen eines Soldaten aufladen will, zahlt nur zehn; wer speichern, alle Wölkchen aufladen und vielleicht sogar Tote wiederbeleben will, zahlt hundert Gold. Aber Vorsicht, denn diese Säulen sind nur einmal aktivierbar - und wenn der ganze Trupp am Boden liegt, ist das Spiel vorbei. Aber dann kann man sich vielleicht gegen einen Kumpel beweisen: Im Multiplayer wird man lokal oder online loslegen können.
Ausblick
Code Name: S.T.E.A.M. macht bereits richtig Laune! Mal abgesehen vom tollen Artdesign, das eine viktorianische Steampunkwelt im Comicstil inszeniert, verspricht die Rundentaktik spannende Gefechte am 3DS. Man kann nicht einfach losstürmen, sondern muss das Schlachtfeld clever erkunden, Fähigkeiten im Teamplay koordinieren und defensiv absichern. Allerdings zehren die Ladezeiten in der Gegnerphase an der Geduld und ich bin angesichts der etwas gleichförmigen Aliens noch skeptisch, ob sie für den spezialisierten Heldentrupp auf lange Sicht auch ein überraschender Gegner bleiben. Außerdem könnte der Story im Vergleich zu Valkyria Chronicles oder Fire Emblem etwas schneller der heroische Dampf ausgehen. Aber bis jetzt verspricht der Club der amerikanischen Helden gute Unterhaltung.
Einschätzung: gut
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