Test: Harry Potter und der Halbblutprinz (Action-Adventure)

von Paul Kautz



Harry Potter und der Halbblutprinz
Entwickler:
Publisher: Electronic Arts
Release:
02.07.2009
02.07.2009
15.01.2008
02.07.2009
02.07.2009
17.03.2011
02.07.2009
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ab 5,33€
Spielinfo Bilder Videos
Neuer Film, neues Spiel: Diese einfache Formel ist mittlerweile auf fast jeden Streifen anwendbar, der auch nur ansatzweise die Massen in die Kinosäle zu locken verspricht - für ein frisches Harry Potter-Abenteuer gilt das natürlich doppelt und dreifach. Und die Erwartungen daran sind gerade nach dem fabelhaften Vorgänger verhältnismäßig hoch.

600 Seiten in sechs Stunden

Eine der größten Schwächen jeder Buch- bzw. Filmumsetzung ist immer, dass die Story grundsätzlich verknappt werden muss. Das ist in manchen Fällen kein Problem; kaum einer dürfte angesichts der Vorlage den

Video: Das neue Harry Potter-Spiel bietet allerlei zu finden und zu erkunden - die Missionen sind aber sehr abwechslungsarm.
Mangel an Geschichte bei Transformers 2 vermisst haben. In Harry Potter und der Halbblutprinz (HBP) ist das etwas anderes: Das Buch hat mehr als 600 Seiten, ist voller Nebengeschichten und komplexer Figuren - sowas in ein Spiel zu quetschen geht eigentlich nur, wenn man BioWare heißt und der Spieler kein Problem damit hat, eine dreistellige Stundenzahl in das Endresultat zu investieren. Nun ist das Potter-Spiel aber im Großen und Ganzen gerade mal sechs Stunden lang, entsprechend kurz kommt die Story. Obwohl das eigentlich auch schon übertrieben ist: Denn die paar Fetzen, die man in krude animierten Zwischensequenzen erkennt, dürften selbst Kenner des Buches vor Logikprobleme stellen. Akzeptiert einfach, dass Harry zurück in Hogwarts ist, ein mysteriöses Buch findet und das Böse bekämpfen muss.

Nach einem kurzen Prolog bei den Weasleys, in dem man sowohl das Besenfliegen als auch das Anheben von Objekten per Wingardium Leviosa lernt, tummelt sich Harry am Fuße der Zaubererschule. Auf dem Weg nach oben findet er Hogwarts-Wappen, von denen es 150 gibt, mehr oder weniger gut versteckt. Diese Dinger sind es auch, die die Spielzeit strecken können, wenn man es will. Allerdings haben Pfadfinder nicht viel davon, denn das Suchen der Wappen schaltet gerade mal neue Figuren für die Duellierclubs bzw. allerlei Achievements / Trophäen frei. Apropos Duelle: Man kann einem zweiten Zauberer lokal die Sprüche vor den Latz knallen, mehr Multiplayerspaß gibt es nicht.

Endlose Mischerei

War Hogwarts im letzten Spiel eine ziemlich umfangreiche Kiste, ist der Bereich, den man jetzt zu Fuß ablaufen kann, deutlich kompakter. Nichtsdestotrotz ist das Gelände nach wie vor ziemlich weitläufig, allerdings gibt es zwei Möglichkeiten, die virtuellen Sohlen vor dem Durscheuern zu bewahren: Zum einen sind da natürlich die lebenden Porträts, die als Abkürzung zwischen zwei weit auseinander liegenden Bereichen liegen - die werden allerdings erst nach und nach freigeschaltet. Die andere Variante ist der Fast Kopflose Nick, den man jederzeit herbeizaubern kann, und der einem sicher wie ein Hamburger Taxifahrer den idealen Weg zum aktuellen Missionsziel vorschwebt.

Und hier kommen wir zum größten Problem: Den Missionen. Denn im Großen und Ganzen gibt es nur drei Arten von Aufträgen - Duelle, Zaubertränke und Quidditch. Diese drei Formen ziehen sich durch das gesamte Spiel und später hin wie der größte
Das Mischen der Zaubertränke ist eine Geduldsprobe: Gerade zum Spielende hin ziehen sich diese Aufgaben in die Länge.
Kaugummi der Zaubererwelt. Das Problem dabei ist, dass sie nicht an Abwechslung, nur an Länge gewinnen: Bei den Duellen haben die Gegner mehr Lebensenergie, bei den Zaubertränken kommen mehr Zutaten dazu, beim Quidditch fliegt man länger herum - und trotzdem macht man die ganze Zeit das Gleiche! Besonders Letzteres ist eine Geduldsprobe sondergleichen, denn den Schnatz verfolgt man nicht direkt, sondern auf fest vorgegebenen Pfaden. Man gewinnt an Geschwindigkeit, indem man durch  leichte Steuerungseingaben durch sternförmige Ringe fliegt; man verliert sie, indem man gegen Hindernisse prallt. Das sind die einzigen Interaktionsmöglichkeiten, der Rest (inkl. Fangen des goldenen Flitzers) läuft automatisch.

Auch die anderen zwei »Minigames« folgen den zu Beginn definierten Regeln bis zum bitteren Ende: Zaubertränke werden zubereitet, indem man Zutaten, die um den Kessel herum aufgereiht sind, in vorgegebener Art und Weise zusammenmischt. Man wählt eine Ingredienz, schüttelt sie gegebenenfalls ein wenig und kippt so lange davon etwas in den Kessel, bis die gewünschte Farbe erreicht ist. Und dann das Ganze nochmal mit einer anderen Zutat. Und dann nochmal. Und dann nochmal. Und dann nochmal. Zwischendurch muss der Kessel auf eine bestimmte Farbe geheizt werden, danach folgen wieder Zutaten. Und dann noch ein paar. Gerade im letzten Drittel zieht sich dieser Vorgang wie ein Marathon durch einen Leimsee.   

         
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Kommentare

S3bish schrieb am
Schade.. Da hätte man doch mal eine tolle Lizenz aunsutzen können!
ZockerManiac schrieb am
Es gibt Entwickler/Publisher, denen es mit bemerkenswert sicherer Hand immer wieder gelingt, selbst aus dem größten Meisterwerk ein Kleisterwerk zu machen! Dieses Spiel - sowie die gesamte Reihe - ist eine Schande für die Spielewelt, eine Beleidigung für jeden Potter-Fan und eine grausame - weil offensichtlich ungewollte - Schmuddelparodie auf eines der größten literarischen Phänomene der Gegenwart!
Nicht, dass ich behaupten würde, "HP und der Halbblutprinz" von JKR wäre ein perfekt geschriebenes Buch, denn das ist nicht im Ansatz der Fall. Tatsächlich werden nämlich die HP-Bände mit aufsteigender Episode meiner Meinung nach immer schlechter. Der Grund für diese kühne Behauptung meinerseits ist derselbe, der schon so viele im Ansatz geniale Ideen zu Grunde gerichtet hat: Phantasie- und Einfallsreichtum vom Anfang fallen Action, Spezialeffekten und der sogenannten "erwachsenen Story" zum Opfer (wenn zu hören ist, dass eine Story jetzt so richtig "erwachsen" wird, dann ist das meistens der Anfang vom Ende...). Eine der größten Stärken der HP-Story war es imho, dass sie anfangs eben gerade nicht eindeutig der Jugend- oder Erwachsenenliteratur zuzuordnen war, da man sie aus kindlicher/jugendlicher im Vergleich zur erwachsenen Perspektive ganz anders betrachten konnte. HP lebte eigentlich von der schier endlosen Kreativität der Autorin, die eine unglaublich tolle Welt erschaffen hat, deren wesentliche Elemente sich jedoch inzwischen nur noch wiederholen und von all' der Action und kitschigen Knalleffekten einfach erschlagen werden.
Aber zurück zum Spiel... Es ist mir völlig unbegreiflich, wie man es fertigbringen kann, vor dem Hintergrund dieser unglaublich phantasievollen und fertigen Welt, die sogar alle Zutaten für ein geniales RPG auf dem Silbertablett servieren würde, so einen Müll zu produzieren! Ja ja, ich kenne die Argumente von wegen "Spiele auf der Grundlage von Filmvorlagen können nix werden". Doch, selbstverständlich könnten sie! Nur, weil das zweifelsohne...
Oberon_901 schrieb am
Wiso ist den bitteschön die PS2 Version grafisch der WII überlegen?
Ich ordne das mal unter "den WII-spielern kann man's ja zumuten/sind's ja gewohnt-Mentalität" ein. :x
Dud001 schrieb am
FRage wie heisst die haupt figur in harry potter
steamx schrieb am
Was eine Wertung.
Bin gestern über XBL auf den Trailer gestoßen (da wird ja gerade mit HP Artikeln geworben) und dachte: "Was zur Hölle? Das sieht ja aus wieder erste Teil!"
Grafik ist mittlerweile schon extrem wichtig geworden bei Videospielen und es wäre durchaus verständlich, dass die Wii Version abspecken müsste. Doch da haben teils richtige Schatten-/Lichteffekte gefehlt. Okay, ich mecker immer, weil mir die Spiele alle zu hell sind - außer bei Fallout 3 und Oblivion, denn die Dungeons waren teils echt dunkel.
Ich glaube ich habe mich soweit negativ und unprofessionell Aufgeregt, dass ich sagen kann: Das kommt mir nicht auf den Tisch! (Oder zumindest nicht in den PC oder die Xbox 360...)
schrieb am