Digitale Lebensfreude
Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Meetings und Testläufe es bei Maxis gegeben hat, bevor das zu EA gehörende Studio die Steuerung dieser Konsolenversion durchgewunken hat. Nicht, weil sie wie holpriges Stückwerk wirkt, wohl gemerkt - sondern weil ich meinen Hut davor ziehe, wie clever die Entwickler die vielfältige Menüstruktur auf die Gamepad-Systeme übertragen haben! Völlig mühelos drückt man sich durch Unterhaltungen, die Jobsuche oder den Hausbau. Selbst den Boden des Grundstücks hebt, senkt und pflastert man ohne Mühe. Maxis beweist, dass selbst klickintensive Managerspiele auf Konsole funktionieren können. Natürlich sind Analogsticks selten so flott wie ein schneller Mausklick. Aber wer sich in Ruhe zurücklehnen will, um seine Sims-Familie mit allem Drum und Dran durchs Leben zu leiten - bitte sehr!
»Die Sims« - nie gehört? Familienplanung, Jobsuche, Haus putzen, Hobbys pflegen, Freundschaften aufbauen, Begabungen zu Geld machen, Nachwuchs großziehen und schließlich das Zepter auf dem Sterbebett weitergeben - das ist alles neu? So ging es mir jedenfalls. Ich fand die angebliche »Frauenspiel«-Reihe immer interessant, habe mich aus Zeitmangel aber nie damit beschäftigt.
Video. Die neuen alten Sims im Trailer. |
Es war höchste Zeit, das zu ändern. »Simsen« ist nämlich keineswegs nur für Mädchen; Simsen ist digitale Lebensfreude!
Wer spielt mit?
Zum einen muss man ja nicht die Hausfrau spielen. Stattdessen könnte man gleich zum Start eine ganze Familie erschaffen. Oder eine WG gründen. Oder einen Kleptomanen mit kriminellen Ambitionen aus dem Editor entlassen. Ein Klick und schon wird aus dem Gelegenheitsdieb später ein professioneller Mafiosi. Genauso gut kann man als Rockstar, Politiker oder Sportler Karriere machen. Fünf Charaktereigenschaften besitzt jeder Sim - klingt nicht viel, bringt in Verbindung mit unterschiedlichen Karrierezielen und Vorlieben aber etliche charakterliche Unikate hervor!
Zum anderen kann man sich dem faszinierenden Lebenlenken kaum entziehen. Wenn man einmal damit anfängt, sich um die Bedürfnisse seiner Sims zu kümmern (es werden später ja meist immer mehr), will man sich hier noch schnell unterhalten, da noch den Chef beeindrucken, dort noch auf eine Partie und muss gerädert irgendwie den nächsten Arbeitstag überstehen. Zwischendurch sollte man Rechungen bezahlen und darf natürlich nicht nur an-, sondern das Haus auch fleißig ausbauen, seine eigenen Designs für Tapeten und Klamotten gestalten und, und, und, und, und. Man kann es Bemuttern nennen - man sollte es aber besser als cleveres Mikromanagement bezeichnen.
Party mit Poltergeist
Das Treiben der Sims ist ja nicht nur fordernd und irgendwie putzig; es ist vor allem ausgesprochen unterhaltsam und sogar witzig. Denn Sims knuddeln nicht nur mit Babys, sie prügeln sich auch (nicht mit den Babys), haben Sex, gehen fremd, übergeben sich, werden von einem schlechten Gewissen geplagt und von Lebensträumen angetrieben. Immer wieder erwischt man sie dabei, wie sie Unsinn anstellen oder plötzlich unerwartet viel Fürsorge zeigen. Nichts, wirklich gar nichts, ist unmöglich! Nicht einmal Poltergeister, die auf einer Fete plötzlich mit dem Geburtstagskind feiern, anstatt die Gäste zu vertreiben!
Zur Erinnerung: Satte 89% konnte das Vorbild auf PC absahnen - hier geht's zu unserem Test. |
»Game Over« gibt es nicht. Es kann, muss aber nichts Drastisches sein - doch ein Sim muss immer mit den Konsequenzen seines Handelns leben. Wie sehr und ob man überhaupt ins virtuelle Schicksal eingreift, bleibt hier jedem selbst überlassen. Selbst als Kontrollfreak musste ich allerdings spätestens mit sechs Köpfen unter einem Dach einsehen, dass ich nicht jeden Abwasch und jedes Abendessen selbst anweisen kann. Gut, dass meine Pappenheimer auch ohne mein Zutun einem sinnvollen Tagesplan folgen.