Ramtamtam!
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Das Adventure-Dreamteam: Indy und Sophia. Was sich liebt, das neckt sich. Dauernd. |
Im Juni 1992 schmeichelte es wohlfeil aus dem Ausgang meiner Soundblaster Pro: Daam-Daram-Daaaam! Daaam-Daraaaaaam! Daaam-Daram-Daaaaaaam! Dam-Daraaam-Daaaaaam-Daaaaaaaaaam! Da schwang er sich klirrend durch das Fenster, wischte sich den Staub von der Hose und stand vor mir: Dr. Indiana Jones, pixelig, mit Hut. Mein Held. Mit 16 hat man noch Träume, und wenn man kurz davor erst die Indy-Trilogie gesehen hat, dürfte der Traum der meisten 16jährigen wohl recht ähnlich gewesen sein: »Ich werde Archäologe und jage Nazis!«
Habe ich schlussendlich dann doch nicht gemacht, was aber nichts an meiner Liebe zur Welt der coolen Archäologen änderte - selbst der vierte Indy-Film konnte daran nichts ändern. Aber wie enttäuscht war ich, als klar wurde, dass Steven Spielberg für seine Helden-Ausbuddelei eine andere Geschichte als die Suche nach Atlantis wählen würde. Denn mal ganz, ganz ehrlich: Diese Handlung war Millionen Billionen mal besser und cooler als das Blabla um Kristallschädel und atomexplosionssichere Kühlschränke! So.
Die Nazis mal wieder
Hier dreht sich alles um ganz weltliche Probleme: Indiana Jones und eine alte Liebschaft, aus der mittlerweile ein spirituelles Medium geworden ist. Hitlers Suche nach einem mysteriösen Metall namens »Orichalcum«, das die Vorzüge der Kernkraft ohne die lästige Radioaktivität bietet und damit optimal für die Weltherrschaft scheint. Eine Maschine, die Götter machen kann. Sowie natürlich das verschollene Atlantis. Okay, vielleicht doch nicht ganz so weltlich. Aber die der Feder von Hal Barwood und Noah Falstein entsprungene Handlung (ursprünglich sollte ein nicht verwendetes Filmskript genutzt werden, das aber aus gutem Grund abgelehnt wurde - zwei Mal) ist mitreißend geschrieben und pointiert dargeboten, was vor allem Sophia Hapgood zu verdanken ist. Der Rotschopf ist eine reizende Begleitung, die immer einen schnippischen Spruch auf den Lippen hat, eine wichtige Seance leitet und sogar immer wieder mal Tipps zum Weitermachen gibt, wenn man sie danach fragt.
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Was soll es sein, Dr. Jones? Der Weg der Faust, der des Hirns oder der mit der kratzbürstigen Rothaarigen zusammen? Du musst dich entscheiden... |
Trotz aller geschliffener Dialoge, ironischer Untertöne und Albernheiten zwischen Indy und Sophia ist Fate of Atlantis ein ernstes Abenteuer - nicht ganz so seriös wie das später veröffentlichte
»The Dig«, aber auch jenseits alberner Ausflüge auf
affige Inseln. Die Suche nach dem verlorenen Dialog von Plato und dem damit verbundenen Eingang nach Atlantis führt die beiden nach Island, Tikal, Monte Carlo, Algerien, Kreta, in ein U-Boot sowie zum großen Finale in die untergegangene Stadt selbst.
Drei Wege sollst du gehen
Lucas Arts-typisch bietet auch Indy 4 das bewährte SCUMM-System zur Steuerung: Neun Verben, Icons zur Visualisierung der Gegenstände im Inventar, eine einfache Maussteuerung - mehr braucht es nicht, um das Gehirn qualmen zu lassen. Und das tut es auch, denn das Spiel gilt als eines der härtesten des Entwicklers. Ganz nebenbei ist es auch eines der ganz wenigen, in denen der Held tatsächlich sterben kann.
Wie bei
Monkey Island 2 durch die Wahl des Schwierigkeitsgrades hat man auch hier die Möglichkeit, sich das Leben bewusst schwerer oder leichter zu machen - denn es gibt drei verschiedene Lösungswege, die einen Großteil des Spiels komplett unterschiedlich gestalten. Da ist zum einen der Weg der Faust, der Indy allein gen Atlantis schickt, die Puzzle-Quote zurückkurbelt und dafür mehr Actioneinlagen in den Vordergrund stellt. Und Prügeleien: Nur hier sind sie nicht optional. Wie schon beim Vorgänger »Indiana Jones and the Last Crusade« kommt man nicht drum herum, immer wieder die Fäuste gegen Nazi-Schergen zu erheben und Letztere bewusstlos zu klicken. Faulnasen können sich das Leben durch Druck auf die Einfg-Taste einfach machen, durch die ein Suckerpunch-Cheatschlag den Gegner sofort zu Boden schickt. Aber erstens ist das doof, zweitens funktioniert das beim dicken Nazi in der Höhle nicht und drittens gibt es dafür Abzug beim IQ - dem »Indy-Quotienten«