Test: Amy (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Amy (Action-Adventure) von Lexis Numérique / Namco Bandai
Amy
Entwickler:
Release:
11.01.2012
kein Termin
11.01.2012
Spielinfo Bilder Videos
Das Grauen zieht Menschen magisch an – egal ob in Büchern, Filmen oder Spielen. Die Gänsehaut der leisen Töne hat es allerdings schwer in einer digitalen Welt, die gerne brachial zerfetzt. Doch neben diesem spektakulären Terror, der in Resident Evil 5 oder in Dead Space 2 wütete, gab es auch immer subtilen Horror wie etwa in Silent Hill oder in Amnesia. Ein kleines Spiel namens Amy will mit kreativen Ideen an diese Tradition anknüpfen. Gelingt der Nervenkitzel zum Sparpreis?


Wenn der Geduldsfaden…

Video
Die Beziehung zwischen Lana und Amy wird gut inszeniert.
…reißt: Ich schaue auf einen Rock, dann auf eine verschmutzte Strumpfhose. Schon wieder. Zum x-ten Mal. Denn Lana steigt eine Treppe hinab. Eben ist sie ja hinauf gestiegen. Elendig langsam fängt die Kamera jeden vorsichtigen Schritt ihrer Stöckelschuhe ein. Und das, obwohl die Welt um sie herum gerade im blutigen Chaos versinkt. Obwohl der Tod mit jeder Sekunde lauter an ihr Immunsystem klopft. Obwohl sie die Panik vor all den Monstern immer zur Eile zwingen müsste. Obwohl da draußen ein kleines Mädchen auf sie wartet. Aber nein - sie stakst seelenruhig hinab.  Warum zieht sie die High Heels nicht aus? Warum bricht sie die Stöckel nicht ab?

Was ist bloß in die Entwickler gefahren, dass sie mir diese langweilige Kletterei so oft aufzwingen, ohne dass ich sie abbrechen kann (nur die Zwischensequenzen kann man nach einem ersten Update vorzeitig beenden)? Diese schlecht designte Szene ist symptomatisch für ein Spiel, das ich aufgrund seines emotionalen und kooperativen Potenzials eigentlich
Die Technik:

Pro
+ solide Mimik & gutes Figurendesign
+ stimmungsvolle Kulissen
+ ansehnliche Verwandlungsszenen
+ sehr gute Soundeffekte

Kontra:
- Tearing & Ruckler
- nur simple Kampfanimationen
- schwache Texturen im Detail
- zwischendurch Soundprobleme
lieben will. Wenn ich mit einem zitternden Mädchen an der Hand vor einem Monstrum fliehe, in letzter Sekunde in einem Schrank eine Zuflucht finde, während die Kreatur schnaufend nach ihren Opfern sucht und im Spiegel erkennbar ist, wie sie immer näher kommt, ist Gänsehaut garantiert. Das ist ein starker Moment!

Die Angst im Schrank

Aber es gibt so viele schwache. Amy inszeniert einen Horrortrip, der leider öfter frustriert als fasziniert. Die Steuerung aus der Schulterperspektive ist zu träge, interessante Gegenstände werden manchmal zu spät angezeigt, das Inventar ist zu oberflächlich designt, es  kommt immer wieder dazu, dass Befehle nicht sauber ausgeführt werden und man muss zu viel Trial & Error ertragen - sprich: Man braucht sehr viel Geduld, wenn man in einen Fluss kommen will. Warum ich mir dann noch weiter den Kopf zerbreche? Weil das Spiel wie ein ungeschliffener Horrordiamant wirkt. Der Survival-Horror braucht dringend diese Impulse, die hier ab und zu aufblitzen. Und in Amy sprach alles dafür, dass Paul Cuisset nach Flashback (1988) wieder etwas Bemerkenswertes gelingt – nicht erzählerisch, aber dramaturgisch hinsichtlich der Beziehung und Bindung zweier Charaktere.

In der Rolle der zwanzigjährigen Lana kämpft man zusammen mit der achtjährigen Amy im Westen der USA ums Überleben. Der fiktive Hintergrund des Jahres 2034 mutet
Im Kampf kann Lana entweder einfach zuschlagen oder ausweichen; Waffen nutzen sich mit der Zeit ab.
Im Kampf kann Lana entweder einfach zuschlagen oder ausweichen; Waffen nutzen sich mit der Zeit ab.
zunächst wenig aufregend an: Es sind schon wieder Viren, die nach einem Kometeneinschlag aus Menschen wandelnde Monster machen – guten Morgen ihr Zombies, auch schon wieder wach? Die Comics und die TV-Serie zu The Walking Dead demonstrieren ja aktuell, wie man dem überlaufenen Thema mit einem guten Drehbuch frische Faszination abgewinnen kann. Daran kann das Drehbuch von Amy mit seinen fünf Kapiteln zwar bei weitem nicht anknüpfen, aber man wird durchaus neugierig auf die Geschehnisse in der Kleinstadt Silver City und an der einen oder anderen Stelle überrascht. Die englischen Sprecher (man kann deutsche Untertitel aktivieren) sind solide, auch wenn die Dialoge manchmal seltsam hallen. Man vermisst jedoch recht früh ein Tagebuch, das die Hintergründe der Protagonisten und auch die Storyfetzen zusammen fasst – stattdessen kann man alte Zeitungen, die etwas über die Ereignisse informieren, noch nicht mal in einem Inventar verstauen, um sie später zu lesen. Schade, da war mehr drin!

Kommentare

Anarchocandy schrieb am
Ups, danke für den Hinweis. Ist mir wohl ein Fehler unterlaufen
crewmate schrieb am
Da ist was verrutscht, Anarcho:
Thats.it hat geschrieben:
crewmate hat geschrieben:Naughty Dog werden einen feuchten Dreck auf diese Indiproduktion geben.
Sie sprechen ein Millionenpublikum an. Among Thieves kratzte an der 5 Millionen Grenze.
5 Millionen mal 50-30 Euro (Platinumversion und Bundels)
Die können sich solche Ideen gar nicht erlauben.
So ein großes Publikum wird am besten und sichersten mit
möglichst präziser polierung und dem Abschleifen aller Ecken und Kanten gewährleistet.
Das Funktioniert bei Uncharted, das funktioniert bei Halo, das funktioniert bei Need for Speed, das funktioniert bei Call of Duty, das funktioniert bei Resident Evil, das funktioniert bei Gears of War, das funktioniert bei Fifa, das funktioniert bei God of War...
das funktioniert weil ihr alle dumm seit..
nichts gegen uncharted und vielleicht ein wenig anderer..
aber bei call of duty.. da schüttel ich mir seit jahren schon den kopf.. und hab ne halsverenkung...
naja manches ist echt so traurig.. das ein einfach beschissenes spiel als das meistverkaufte auch noch durchkommt......
ein highlight war für mich Heavy Rain.. die grösste besonderste atmosphäre die ich erlebt hab..
und würde alles liegen lassen wenn ein 2.teil käme.. und wäre jeder so gesund wie ich.. wären vielleicht solche spiele das meistverkaufteste.. und keine kleine furz updates.. wo fast nur die zahl das neue ist
Das Zitat ist von Thats It, nicht von mir.
Anarchocandy schrieb am
Thats.it hat geschrieben:
crewmate hat geschrieben:
das funktioniert weil ihr alle dumm seit..
nichts gegen uncharted und vielleicht ein wenig anderer..
aber bei call of duty.. da schüttel ich mir seit jahren schon den kopf.. und hab ne halsverenkung...
naja manches ist echt so traurig.. das ein einfach beschissenes spiel als das meistverkaufte auch noch durchkommt......
ein highlight war für mich Heavy Rain.. die grösste besonderste atmosphäre die ich erlebt hab..
und würde alles liegen lassen wenn ein 2.teil käme.. und wäre jeder so gesund wie ich.. wären vielleicht solche spiele das meistverkaufteste.. und keine kleine furz updates.. wo fast nur die zahl das neue ist
Ich wage mal zu behaupten, dass sich selbst innovative Spiele, mit gewagten Ideen verkaufen würden (gesetzt den Fall sie sind gut umgesetzt). Es ist aber nun in unserer heutigen Gesellschaft so, dass die Leute mit viel Geld nur nach mehr Geld gieren. Und die stehen nunmal über den wirklich guten Entwicklern. Warum sich den großen Aufwand machen und etwas Neues erschaffen wenn man ganz einfach Altbewährtes kopieren kann? Und das zieht sich mittlerweile durch die komplette Konsumindustrie. Schaut euch mal die Medienbranche in ihrer ganzen Fülle an und ihr erkennt eine erschreckende Stagnation. Habt ihr in den letzten 10 Jahren mal was wirklich frisches von einem großen (!!!) Studio entdeckt? Egal ob Film-, Musik- oder Spieleindustrie. Jedes Lied, jeder Film und jedes Spiel ist ein mikrowellen-schockgefrohrenes Fragment eines wunderbaren Gerichts. Den guten Geschmack haben die Leute längst vergessen. Deswegen werden alle auch noch das 10. Call of Duty, Fifa, Resident Evil oder Gears of War kaufen. Es hat also insofern nur wenig mit der Dummheit der Leute, als mit der Lenkung von oben zu tun. True Story.
ganz genau und ich bin nicht dumm und lass mich nicht lenken ganz einfach ;)
..damit meine ich die leute tragen natürlich auch eine mitschuld.. sie lassen sich von vieles einfach blenden..
was aber man...
FlyingHorst schrieb am
crewmate hat geschrieben:Die meisten von euch bevorzugen stumme Protagonisten, weil sie sich mit nichts anderem identifizieren können als Personen, die genau so innerlich tot, leer und einsam sind wie sie selbst. Link, Gordon Freeman, Claude aus GTA3.
Ich denke, man kann das auch so sehen, dass man eben noch gute Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen braucht um auch bei Spielen wie das genannte Zelda mitzufühlen. Ansonsten muss man sich natürlich selbst emotionale Mimik und Gestik noch auf dem Bildschirm präsentieren lassen.
Und dein Angriff gegen die Öffentlichkeit zeugt nicht gerade von einem gesunden und zufriedenen Inneren. Ja, es ist wirkt geradezu ironisch.
Sevulon schrieb am
crewmate hat geschrieben:Fast5 wurde häufiger gesehen als Scott Pilgrim.
Natürlich. Du kannst auch nichts anderes erwarten.
Wer häufiger gesehen wurde stand auch nicht zur Frage. Zum Einen spricht Fast5 eine viel größere Gruppe an Leuten an, als das "Nischenprojekt" der Nerdgeschichte Scott Pilgrim. Die mögliche Zuschauermenge ist bei Fast5 also schon mal viel größer als bei SP. Zum Anderen hat Fast5 einen bekannten Namen mit bekannteren Schauspielern, die der Kunde schon/besser kennt. Und wenn der Kunde die Wahl zwischen zwei Filmen hat, wobei er von einem sowohl die Schauspieler wie auch die Vorgänger kennt und gut findet, ist die Wahl relativ leicht auf Nummer Sicher zu gehen, statt einen Film zu wählen, von dem er nicht wissen kann, ob er ihm überhaupt gefällt.
Auf dem Spielemarkt ist es ähnlich. Wer eine Reihe und die direkten Vorgänger toll fand, wird auch eher den Nachfolger kaufen als bspw. Beyond Good and Evil. Er weiß ja schon, was er bekommt und das ihm das voraussichtlich gefällt. Experimente dagegen sind unsicher und kosten Zeit wie Geld. Ressourcen, die knapp sind.
Deshalb hat Scott Pilgrim logischerweise weniger Zuschauer als Fast5. Darum ging es aber überhaupt nicht und mit Scheinheiligkeit hat das erst recht nichts zu tun [ich hab übrigens beide auf Bluray daheim, von daher]
schrieb am