Brettspiel-Test: Village (Worker Placement (Arbeitersetzspiel))

von Jörg Luibl



Village (Brettspiel) von Pegasus Spiele
Sterben für den Nachruhm
Spielinfo Bilder  
Ist der Tod ein Grund zum Trauern? Nicht in diesem mittelalterlichen Abenteuer, denn der Nachruhm der verstorbenen Verwandten bringt der Familie wichtige Siegpunkte. Nur wer den Kreislauf von Leben und Tod über mehrere Generationen strategisch meistert, wird die Dorfchronik zieren und am Ende gewinnen.

Ein guter Tag zum Sterben?

Er hat seine Heimat schon früh verlassen, ist weit in die Welt hinaus gewandert und hat seiner Familie bereits einiges an Ruhm gebracht, weil er fremde Städte erkundet hat. Aber jetzt muss der Großvater wohl für immer Lebewohl sagen, denn der Zahn der Zeit fordert den Tod eines Verwandten der ersten Generation.  Jetzt hat der Spieler allerdings die Wahl, wen es treffen soll - und hier sollte man genau hinschauen: Kann der Wanderer vielleicht noch mehr Ruhm erreichen als einer seiner ebenfalls alten Brüder, die Handwerker oder Ratsherren sind?

Village ist für zwei bis vier Spieler geeignet, erschien Ende 2011 bei Pegasus und kostet knapp 30 Euro.
Village ist für zwei bis vier Spieler geeignet, erschien Ende 2011 bei Pegasus und kostet knapp 30 Euro.
Ziel des Spiels ist es, eine fleißige Familie über mehrere Generationen möglichst ruhmvoll zu leiten, indem man die jüngsten Verwandten optimal ausbildet und die ältesten Verwandten möglichst clever sterben lässt – das erinnert ein wenig an Small World. Man kann zwar auch kurzfristig über Aktionen etwas Ruhm ergattern, aber das bedeutet, dass man langfristig anonyme Gräber vermeiden und lukrative Plätze in der Dorfchronik besetzen sollte. Je nach Beruf des Verstorbenen gibt es da fünf ehrenvolle Bestattungen für Ratsherren, Handwerker, Kirchenmänner, Bauern und Reisende. Aber Vorsicht: Die Anzahl ist begrenzt! Und die anderen Familien wollen auch in guter Erinnerung bleiben…

Fünf Berufe, begrenzte Ruhestätten

Der mittelalterliche Dorfplan wurde klasse illustriert; es reicht ein normaler Tisch. Auf der Leiste am Rand werden die Ruhmpunkte gezählt.
Der mittelalterliche Dorfplan wurde klasse illustriert; es reicht ein normaler Tisch. Auf der Leiste am Rand werden die Ruhmpunkte gezählt.
Nur wer am Ende mehr Verwandte in einem der fünf Bereiche bestattet hat, bekommt die Siegpunkte dafür. Deshalb muss der alte Wanderer jetzt dran glauben, denn es ist noch ein Platz frei und den Handwerker braucheich noch: Über ihn kann ich einen Pflug herstellen, den man wiederum zusammen mit dem Ochsen am Markt verkaufen kann, wofür es satte sechs Ruhmpunkte gibt. Oder aufsparen und ihn auf dem eigenen Hof einsetzen? Man könnte damit plus Pferd mehr Weizen ernten, um in der Kirchenhierarchie aufzusteigen oder es in der Mühle zu Gold zu machen. Man könnte auch im Rathaus aufsteigen oder Nachwuchs bekommen…

Allerdings sollte man nicht zu lange warten, denn die konkurrierenden Familien sind auch irgendwann am Zug - außerdem droht die Pest. Denn sobald man sich für eine Aktion entscheidet, nimmt man einen farbigen Stein vom enstprechenden Feld, auf dem eine zufällige und begrenzte Anzahl davon liegt, darunter evtl. auch schwarze Steine. Wer die nehmen muss, zahlt umgehend mit zwei Runden Lebenszeit. Das hört sich nach einer Strafe an, aber selbst diese Krankheit kann über den frühen Tod dafür sorgen, dass man den letzten Platz in der Dorfchronik ergattert.

Das Schöne an Village ist, dass es ähnlich wie in Agricola, mit dem es einiges gemein hat, sehr viele Möglichkeiten für die Entwicklung der eigenen Familie gibt. Und selbst wenn man schon zwei, drei Generationen an Figuren verteilt hat, darf man nur eine Aktion ausführen – da kann es schon darauf ankommen, wer als Erster zieht. Aber was ist jetzt gerade am Sinnvollsten? So ertappt man sich bei einem strategischen Grübeln,  während man den idyllisch illustrierten, angenehm großen Dorfplan betrachtet. Das charmante Artdesign sorgt umgehend für Mittelalterflair, alles wirkt farbig markant und ist nach einem Probespiel selbsterklärend.

Kommentare

jbo666 schrieb am
Moin
Wir haben es uns zu Weihnachten geschenkt :)
Nach dem wir es 4mal (oder so) gespielt haben muß ich sagen: Geil!!
Wir spielen überwiegend Dominion und Kartenspiel Siedler da ist Village mal wieder was anderes, das man nach ner gewissen Zeit (das kann ruckzuck gehen) Spielsteine entfernen muß gibt dem ganzen das gewisse Extra.
Es lässt sich zwar auch wunderbar zu zweit spielen aber ich hoffe das wir mal ein, zwei Mitspieler finden.
Ich könnte mir vorstellen das man dann nochmals etwas anders Taktieren muß und der Markt nicht mehr so Mächtig ist, wobei, wenn man alles verkauft und man Pech hat und sich kein Getreide mehr produzieren kann das auch fatale Auswirkungen haben...
Ihr merkt schon die Variationen sind vielfältig, das haben wir schon nach den ersten Partien gemerkt.
Ein tolles Spiel! Lasst euch von der Spielbeschreibung nicht abschrecken, nach einer Partie hat man verstanden worum es geht.
Jörg Luibl schrieb am
Ja, hat auch verdient den Deutschen Spielepreis 2012 in Essen gewonnen - ich sehe es auch klar vor dem offiziellen Spiel des Jahres, Kingdom Builder. Village sieht zwar aus wie ein gewöhnliches Mittelalterfamilienspiel, besticht aber wie schon beschrieben mit den offenen Wegen zum Sieg.
Makake schrieb am
Zuletzt geschenkt bekommen und zweimal auf dem Tisch gehabt - ein tolles Spiel! Im Unterschied zu vielen anderen Spielen dieser Art scheint es hier auf den ersten Blick auch nicht die Killer-Strategie zu geben. Klar, auch Caylus, Puerto Rico oder Agricola lassen da verschiedene Wege zum Sieg, gewisse Dinge sind aber dennoch stärker als andere und man probiert selten mal einfach etwas anderes aus. Bei Village habe ich einmal mit dem kompletten Fokus auf dem Markt, einmal mit einer primären Reise-Strategie, "finanziert" über Privilegien im Rathaus gewonnen (diese Funktion scheint mir allerdings für fast alle Strategien relativ zentral zu sein). Demnächst werde ich mal versuchen, vier bis fünf Mönche weit oben in die Kirchenhirarchie zu bekommen, im Endeffekt müsste man damit weit kommen.. dazu kommen ja noch die Messe-Siegpunkte, die man wohl in den meisten Runden gewinnen würde.
Wie auch immer: Volle Kaufempfehlung von mir - und hier stehen knappe 150 Brettspiele herum, ich habe da also durchaus schon einiges gesehen und gespielt.. :)
bwort_baggins schrieb am
Hach es gibt soviel gute Brettspiele :) Verbringe letzte Zeit mehr mit Brettspielen als mit PC-Spielen.
Was mich von Village zurzeit noch abhält ist halt das worker-placement, aber nur deshalb weil wir solche Spiele in unserem Freundeskreis im letzten Jahr fast nur gespielt habe. Zurzeit haben wir eine Menge Spaß mit dem simplem aber extrem spaßigen Memoir 44 und halt K2. Ausserdem ist der Ringkrieg endlich in der 2. Edition da :)!
Zurzeit spiele ich auch teilweise solitär unter Woche anstatt vor dem PC zu sitzen (Die Frau freuts ;) )
Da gibts auch sehr gute Spiele: Herr der Ringe LCG oder U-boat Leader von DVG.
schrieb am