Test: The Last Federation (Taktik & Strategie)

von Eike Cramer



The Last Federation: Diplomatie und Staatenbildung im Weltraum
Interplanetarer Einigungsprozess
Entwickler:
Publisher: Arcen Games, LLC
Release:
18.04.2014
18.04.2014
Erhältlich: Digital (Steam, GOG), Entwicklerseite
Spielinfo Bilder  
Wie schwer ist es, eine stabile, interplanetare Föderation zu errichten? Was in Star Trek oft wie ein Kinderspiel wirkt, ist harte diplomatische Arbeit – zumindest wenn es nach den Entwicklern von Arcen Games geht. Ob die Weltraum-Politiksimulation der AI-War-Macher überzeugt, zeigt der Test.


Komplizierter Einigungsprozess

Die Errichtung einer interplanetaren Föderation ist schwieriger als gedacht. Eigentlich sollte der von mir initiierte Konflikt zwischen den Peltianern, ein Volk kommunistisch organisierter Knuddelviecher, und den Thoraxianern, einer brutalen, von einem Zentralbewusstsein gelenkten Insektenrasse, ein Einigkeitsgefühl unter den übrigen Rassen erzeugen.  Dumm nur, dass ein paar der anderen Völker erkannt haben, dass die Aggression von den Pelzbällen ausging. Die militärische Intervention der ehrenhaften und hochgerüsteten Skylaxianer ist entsprechend ungünstig für die vom Kampf geschwächte Flotte über der Heimatwelt der Peltianer. Verdammt, irgendwie habe ich mir dieses ganze Unternehmen „Vereinigtes Sonnensystem“ einfacher vorgestellt.

Die Rassen werden in stimmungsvollen Standbildern vorgestellt.
Die Rassen werden in stimmungsvollen Standbildern vorgestellt.
The Last Federation ist keine klassische 4X-Strategie. Anders als in Master of Orion oder Sins of a Solar Empire führe ich keine große Zivilisation an und kann mich nicht auf eine eigene Flotte oder Ökonomie verlassen. Stattdessen bin ich der letzte Überlebende der ehemaligen Supermacht der Hydras und habe nur mich und ein Raumschiff, das ich zu allem Überfluss von einer der acht Rassen geklaut habe (und die jetzt entsprechend sauer auf mich ist). Die einzigen Mittel, die ich zur Errichtung einer interplanetaren Föderation  einsetzen kann, sind politischer Natur: Überzeugung, Bedrohung, Bestechung, Intrigen. Ziel des Spiels ist die Errichtung einer Föderation, der alle übrig gebliebenen Völker angehören – sozusagen das Abschiedsgeschenk einer sterbenden Rasse. Jedes Volk hat dabei nicht nur besondere Charakterzüge und Verhaltensmuster, sondern auch unterschiedliche Regierungsformen, die bei der Beeinflussung bedacht werden müssen.

Erste Direktive? So ein Humbug!

So gibt es die von Warlords regierten Burlust, deren Regierung ständig durch Duelle umgebildet wird. Die Thoraxianer werden von durch Hormonschwankungen völlig unberechenbaren Königinnen regiert, während die Peltianer zwar ein stabiles Regierungssystem besitzen, man aber planetare Stimmanteile benötigt um politische Entwicklungen anzustoßen. Jede planetare Regierung hat mit eigenen Problemen zu kämpfen: Ökonomie, Gesundheit, Umweltverschmutzung oder Unruhen sind wichtige Faktoren, die die technologische, gesellschaftliche und militärische Entwicklung der Rassen beeinflussen.

Statistiken, Meldungen, Auswahlbildschirme - um die Kontrolle zu behalten ist Konzentration gefragt.
Statistiken, Meldungen, Auswahlbildschirme - um die Kontrolle zu behalten ist Konzentration gefragt.
Meine Aufgabe ist es, die richtigen Stellschrauben zu finden, um ein Volk gleichzeitig zu entwickeln und mir gewogen zu machen. Dabei gibt es schon zu Beginn unheimlich viel zu beachten, da sehr viele kleine Zahnräder ineinander greifen. Wem überlasse ich z.B. als Erstes die wertvolle Technologie der Raumfahrt und gebe ihm damit einen wichtigen Vorsprung im Rennen in den Weltraum?  Welches Volk soll der zentrale Baustein meiner Strategie werden? Wer kann bedenkenlos aufgerüstet werden und wer könnte sich in wenigen Monaten gegen mich und meinen Plan wenden? Jede Aktion kostet nicht nur Geld und Einfluss, sondern auch Zeit – so investiere ich z.B. Monate in Forschungen und kann währenddessen nur beobachten, was im Sonnensystem an anderer Stelle passiert.

Ich muss bedenken wen ich verärgere, wenn ich jemandem anderen helfe. Ich muss ein Auge auf die technologischen Fortschritte und Vorsprünge haben, interplanetare Beziehungen pflegen und mitunter gezielt Konflikte anheizen, die andere Rassen enger zusammenrücken lassen. Klingt kompliziert? Ist es auch, da es zudem einige Zufallselemente gibt, die die ohnehin schwierigen Beziehungen noch unberechenbarer machen. Seuchen, Computerviren oder  Marktzusammenbrüche können sorgsam ausgearbeitete Strategien wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen lassen.

Statistiken über Statistiken

Um diesem Netz aus verflochtenen Interessen, Ansprüchen, Problemen, Launen und Intrigen Herr zu werden, gibt es zu so ziemlich jedem Element eine passende, meist bildschirmfüllende Statistik. Bevölkerungswachstum, Planetendetails,  Flottenstärke, Technologieentwicklung. Man wird von Zahlen, Graphen und Übersichten regelrecht erschlagen. Selbst die sanfte Einführung sowie das gute, wenn auch etwas spröde Tutorial können mich mehr schlecht als recht auf die politische Realität vorbereiten – zumal es ja damit noch lange nicht getan ist. Jeder Planet hat eigene Bodenschätze, die mit anderen Rassen gehandelt werden können. Jedes Volk kann sowohl im Weltraum als auch am Boden Stationen und Gebäude errichten, die Einfluss auf die Planetenentwicklung, Flottenstärke und Forschungsgeschwindigkeit haben. Es gibt einen Technologiebaum mit rund 140 Forschungsmöglichkeiten, die von der Nanotechnologie bis zum Messer für die Bodenstreitkräfte so ziemlich alles abdecken.

Das Sonnensystem. Ja, jede Zahl hat etwas zu bedeuten und muss beachtet werden.
Das Sonnensystem. Ja, jede Zahl hat etwas zu bedeuten und muss beachtet werden.
Dazu existieren unzählige politische Agenden, die ich mit genug Einfluss anstoßen kann, um z.B. die öffentliche Sicherheit auf einem Planeten zu verbessern. Zu allem Überfluss gibt es dann auch noch Quests, die allerdings nur relativ geringe Auswirkungen auf den Spielablauf haben – gut so, denn die unübersichtliche Darstellung hat verhindert, dass ich mehr als eine oder zwei der Aufgaben  (und die auch eher durch Zufall) erfüllt habe.

Das alles ist mitunter unheimlich anstrengend, denn die Übersicht ist aufgrund gewöhnungsbedürftiger Schriftarten und Aufteilungen teilweise ziemlich eingeschränkt. Zudem kann fast alles von mir mit genug Geld, Einfluss und Zeit beeinflusst werden: Die Flotte der Peltianer ist zu klein? Schnell investiere ich zwölf Monate in die Produktion von Kriegsschiffen. Die Skylaxianer brauchen eine stabilere Ökonomie? Dann helfe ich eben sechs Monate bei der Stabilisierung des Haushaltes. Hier den Überblick zu behalten erfordert viel Konzentration.

Kommentare

sphinx2k schrieb am
Hoffe ja es gibt das ganze irgendwann auf Deutsch (von mir aus auch inoffizieller patch) dann schaue ich es mir auf jeden Fall an den ich finde es interessant.
Ka. obwohl ich fast alle Medien nur noch auf Englisch konsumiere finde ich es bei solch Spielen ehr vorteilhaft es auf Deutsch zu nutzen.
Armin schrieb am
Ah da isser...scheint ja genau das richtige Spiel fuer mich zu sein!
Temeter  schrieb am
Armin hat geschrieben:Ich find irgendwie den Test nicht...
Vielleicht aktualisieren die Server wieder mal ein bischen zu langsam? Bei mir ist alles da.
Armin schrieb am
Ich find irgendwie den Test nicht...
schrieb am