Brettspiel-Test: Samurai Sword (Kartenspiel)

von Jörg Luibl



Samurai Sword (Brettspiel) von Abacus Spiele
Katana, Wakizashi, Schlitz!
Entwickler:
Publisher: Abacus Spiele
Release:
19.04.2013
Spielinfo Bilder  
Ihr mögt die Kämpfer des alten Japan und sucht ein kurzweiliges Spiel dazu? Vielleicht für den Urlaub oder ein kleines Gefecht unter Freunden? Dann solltet ihr euch Samurai Sword anschauen. Warum sich der Kartentanz zwischen Ninjas und Shogun lohnt, klärt der Test.

Shogun und Samurai gegen Ninjas

Da sitzt der mächtige Shogun, aber irgendwie kann er keinem trauen. Wer ist bloß der treue Samurai, mit dem er ein Team bildet? Und wo verstecken sich die beiden feindlichen Ninjas? Je länger das Kartenspiel dauert, je mehr Kämpfe ausgetragen werden, desto klarer wird natürlich das Bild. Aber vor jedem Spiel werden, bis auf den Shogun, die Rollen verdeckt verteilt. Ab fünf Leuten kommt sogar ein Ronin als dritte Partei hinzu, der keinem der beiden Teams angehört, sondern für sich alleine kämpft. Wie soll er das schaffen? Indem er alle anderen so lange wie möglich blufft – denn seine Ehrenpunkte zählen am Ende zweifach oder dreifach!

Samurai Sword ist für drei bis sieben Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Abacus Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro.
Samurai Sword ist für drei bis sieben Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Abacus Spiele erschienen. Es kostet knapp 15 Euro.
In diesem interessanten Mix aus Verhüllung,  Kooperation und Wettbewerb liegt der Reiz dieses flotten Schlagabtausches. Das kennt man aus dem Vorbild BANG! von 2002. Ähnlich wie im ausgezeichneten Western-Klassiker ist auch hier die Sitzposition für den Kampf wichtig: Je weiter ein Charakter weg sitzt, desto schwieriger wird eine Attacke – es gibt dafür drei Grade. Für den Nachbarn reicht eine Axt wie „Kiseru“ mit einem, für den daneben braucht man schon ein „Kusarigama“ mit zwei und für den entferntesten Gegner muss man ein „Shuriken“ mit drei Schwierigkeit einsetzen. Hat er etwa eine Rüstungskarte ausliegen? Dann erhöht sich die Schwierigkeit nochmal - ein tolles System!

Zwölf Charaktere mit Spezialfähigkeiten

Kann der Getroffene den Schlag nicht mit einer Karte „Abwehr“ oder einer anderen Fähigkeit parieren, erleidet er so viele Wunden wie die Waffe anzeigt. Aber es geht hier nicht um das schnelle Niedermetzeln. Das Schöne an Samurai Sword ist zum einen, dass man nicht komplett aus dem Spiel geworfen wird, sondern erstmal bewusstlos ist. Hat man keine Widerstandspunkte mehr, gilt man
Neben der Rolle (Shogun, Samurai, Ninja, Ronin) gibt es zwölf Charaktere.
Neben der Rolle (Shogun, Samurai, Ninja, Ronin) gibt es zwölf Charaktere mit Spezialeigenschaft.
als „harmlos“, zählt nicht mehr zur Reichweite und darf nicht mehr Ziel von Angriffen sein. Also kann man sich erholen und bald wieder eingreifen, indem man vielleicht bessere Karten zieht.

Natürlich spielt das Glück trotz maximal sieben Handkarten immer eine Rolle. Zieht man im richtigen Moment eine „Abwehr“ oder ein „Nodachi“? Aber man hat auch Raum für etwas Taktik, denn es kann sehr hilfreich sein, wenn man „harmlos“ ist. Das ist man nämlich nicht nur ohne Widerstandspunkte der Fall, sondern auch, wenn man keine Karten mehr auf der Hand hat. Dann ist man quasi für einen Moment unangreifbar. Aber auch das können Gegner kontern, indem sie zum Ziehen zwingen. So entsteht ein sehr dynamischer Schlagabtausch, bei dem die Karten nur so über den Tisch fliegen.

Für etwas Abwechslung sorgt zudem, dass jeder der zwölf Charaktere eine Spezialeigenschaft besitzt. Neben der Rolle schlüpft man auch in die Haut
Auf den Waffenkarten ist die mögliche Schwierigkeit sowie der Schaden angegeben.
Auf den Waffenkarten ist die mögliche Schwierigkeit sowie der Schaden angegeben.
eines Helden oder einer Heldin, die wie auch die restlichen Karten sehr ansehnlich illustriert wurden: Chiyome kann z.B. nur durch Waffen verwundet werden, nicht durch Jujutsu oder den Schlachtruf; Hanzo kann Waffenkarten auch als Abwehr spielen; Musashi verwundet seine Gegner zusätzlich; Tomoe zieht bei einem Treffer noch eine Karte.

Fazit

Samurai Sword ist ein hübsch illustriertes, angenehm flottes und kreatives Kartenspiel. Wer BANG! mit seinen Westernduellen kennt, bekommt hier eine fernöstliche Variante, bei der Bo, Katana & Co nur so über den Tisch fliegen. Wie schon im Klassiker überzeugt erneut die Mischung aus Verhüllung, Kooperation und Wettbewerb um Ehrenpunkte. Man weiß nicht genau, mit wem man spielt und deshalb kann man gerade zu Beginn wunderbar bluffen. Das Kampfsystem besticht mit der Einbeziehung der Distanz je nach Sitzplatz, hinzu kommen Konter und Spezialfähigkeiten der zwölf Charaktere. Man kann es zwar ab drei Leuten spielen, aber erst zu fünft kommt der Ronin als dritte Partei ins Spiel – und dann wird es richtig spannend!

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Lunexius schrieb am
Schade, aber dennoch eine sehr gute Empfehlungen meiner Meinung nach ;-)
Jörg Luibl schrieb am
Nein, die Erweiterungen zu Brettspielen lasse ich meist aus. Zu wenig Zeit.;)
Lunexius schrieb am
Da ich Bang schon sehr gerne mit Freunden gespielt habe, werde ich mir das hier nach dem Test auf jeden Fall auch mal holen. Find eure Karten bzw Brettspielspezials allgemein sehr gut. Könnt ihr vielleicht auch was zur 1. Erweiterung von Samurai Sword sagen?
Jörg Luibl schrieb am
Deine Charakterkarte mit der Spezialfähigkeit liegt offen auf dem Tisch. Nur deine Rolle (Samurai, Ninja, Ronin) bleibt verdeckt.
nawarI schrieb am
Genau nach sowas hab ich in letzter Zeit gesucht! Klingt so ähnlich wie "Jäger der Nacht", nimmt im Reisegepäck aber weniger Platz weg. Scheint aber auch mehr spielerische Möglichkeiten zu geben als zB in "Werwölfe", bei dem es schließlich nur auf wilde Spekulationen ankommt.
Bang höre ich grad auch zum ersten mal. Wäre vielleicht besser gewesen, dies auch kurz vorzustellen, bevor hier vergleiche dazu gemacht werden. Wird aber auch mal näher angeschaut.
Wie ist es denn, wenn man die angesprochenen Spezialfähigkeiten nutzen möchte? Muss man sich dann als Ninja oder Samurai offenbaren oder sind die Fähigkeiten unabhängig von der Seite, für die man spielt? Also als seperate nochmla aufgeführt? Und wirken die sich wirklich stark auf die eigene Spielweise aus?
Bei Jäger der Nacht kann man seine Vampir- oder Werwolf-Spezialfähigkeit erst nutzen, wenn man sich als solcher zu erkennen gibt und die Charakter-Karte mit dem entsprechenden Text umdreht. Jedoch kann eine klug eingesetzte Fähigkeit den Unterschied zwischen einer vernichtenden Niederlage und einen knappen Sieg sein.
schrieb am