Test: AO International Tennis (Sport)

von Michael Krosta



AO International Tennis (Sport) von Big Ant Studios / Microids
Große Ambitionen, kleines Tennis
Entwickler:
Release:
08.05.2018
08.05.2018
08.05.2018
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ab 24,55€
Spielinfo Bilder Videos
Kaum zu glauben, aber wahr: Mit AO International Tennis beehrt erst jetzt das erste Spiel rund um den weißen Sport die aktuelle Konsolengeneration. Hat Entwickler Big Ant Studios mit dem offiziellen Spiel zu den Australien Open gleich ein Ass im Ärmel oder müssen wir uns noch länger gedulden, um endlich wieder ganz großes Tennis mit dem Controller erleben zu können?

Wenig bekannte Gesichter, mächtige Editor-Werkzeuge

Eines gleich vorweg: Viele bekannte Gesichter aus der Welt des Sports wird man hier nicht zu Gesicht bekommen. Zwar hat man einige Größen wie Rafael Nadal, Angelique Kerber, David Goffin oder Karolina Pliskova ins Spiel gepackt, aber viele Stars wie Roger Federer oder Andy Murray glänzen genauso mit Abwesenheit wie Veteranen im Stil von Boris Becker, John McEnroe, Andy Borg oder Stefan Edberg. Glücklicherweise kann die Community diesem Manko mit Hilfe der mächtigen Design-Werkzeuge zumindest etwas entgegenwirken: Bereits jetzt können zahlreiche Versionen der fehlenden Profis heruntergeladen werden, die Nutzer mit Hilfe des umfangreichen Editors erstellt haben, der mit seinen zahlreichen Optionen ohne Zweifel
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Bekannte Gesichter wie Rafael Nadal zählen zu den Ausnahmen.
einen der Höhepunkte dieser Tennis-Simulation darstellt. Neben Tennisspielern hat man außerdem die Möglichkeit, eigene Logos zu designen oder gar Stadien nach eigenen Wünschen zu gestalten.

Schade nur, dass sowohl die selbst erstellten Spieler als auch die lizenzierten Profis und vorgefertigten Fantasie-Athleten auf dem Court keine so gute Figur abgeben – und das gleich in mehrerer Hinsicht: Zum einen wirken die Modelle recht grob und verfügen über keinerlei Mimik. Da fällt es selbst bei den wenigen prominenten Gesichtern teilweise schwer, diese starren Wachsfiguren mit den realen Vorbildern in Verbindung zu bringen. Selbst betagtere Tennisspiele aus der letzten Generation wie Virtua Tennis, Top Spin oder selbst EAs Grand Slam Tennis lieferten bessere Spielermodelle und brachten zudem auch die Stimmung auf den Courts deutlich authentischer rüber. Hier wirken die Stadien erschreckend statisch, denn weder auf den Rängen noch neben den Akteuren auf dem Platz gibt es bis auf Handzeichen der Linienrichter kaum Bewegungen. Kameras zeigen starr in eine Richtung und Balljungen werden komplett ignoriert. Am Ende der Partien gibt es nicht mal den üblichen Handshake zwischen den Sportlern zu sehen. Besser gelingt der Einstieg mit dem Betreten des Courts, bei dem auch der Münzwurf des Schiedsrichters und die anschließende Entscheidung zum ersten Aufschlagspiel Teil der etwas billigen Inszenierung sind.

Mageres Spielgefühl

 
Das Spielgefühl lässt zu wünschen übrig.
Das Spielgefühl lässt zu wünschen übrig.
Die Matches enttäuschen aber nicht nur hinsichtlich der Präsentation, sondern vor allem in spielerischer Hinsicht. Zwar steht mit Drive, Topspin, Slice, Lobs, Schmetter- und Stopp-Bällen das volle Schlag-Repertoire zur Verfügung, das man sich auch in einer recht lieblos gestalteten Tutorial-Sektion aneignen kann. Aber den Ballwechseln mangelt es schlichtweg an Dynamik und einem kontrollierten Spielgefühl. Das liegt zum einen an der unnötig komplizierten Mechnik: Während man mit dem linken Analogstick einen Zielmarker in der gegnerischen Hälfte bewegt, um die Schläge zu platzieren, soll man gleichzeitig auch den Ausdauer- und Balancebalken direkt neben seinem Spieler im Auge behalten, um beim Loslassen der Taste das perfekte Timing für den Schlag abzupassen.

Die Folge: Das Auge wandert ständig unruhig zwischen diesen beiden Anzeigen hin und her, doch auf die Spielfigur selbst und die Ballwechsel konzentriert man sich praktisch überhaupt nicht. Muss man aber auch nicht unbedingt, denn bei den Bewegungsabläufen greifen ungefragt semi-automatische Hilfen unter die Arme, die den Spieler korrekt zum Ball ausrichten oder ein bisschen wie ein Magnet auf das gelbe Filz wirken – und das alles eingerahmt von merkwürdigen und sprunghaft wechselnden Animationsphase, die in manchen Situationen völlig unnatürlich wirken. Man realisiert schnell, dass man nie die komplette Kontrolle über seinen Tennis-Crack und das Geschehen auf dem Platz hat. Das gilt vor allem dann, wenn man nach einem Stopp-Ball des Gegners am liebsten noch nach vorne ans Netz stürmen würde, aber die Hilfen eingreifen und den Versuch automatisch abbrechen.
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Kommentare

Biedermeyer schrieb am
Wieso wurde denn das Cover hier veraendert?
Original ist es doch das ueble "Plombenzeiger-Bild" bzw haben die 2 scheinbar was ganz stacheliges in der Hose... wohl aus dem BDSM-Bereich... ;)
Nuracus schrieb am
Ich weiß nicht. Da waren mir die "versauten Görls" fast lieber, die monatelang hier rumgespammt haben. Gibts die eigentlich noch?
Philstgt schrieb am
Mittlerweile hat sich viel getan und die Entwickler waren fleißig.
Es kommt mittlerweile fast jede Woche ein neues Update. So wird das Game immer besser.
Für mich ist AO Tennis momentan das beste Tennisspiel auf dem Markt,
auch wenn immer noch nicht alle Fehler behoben wurden sind.
Vielleicht kommt ja trotzdem bald ein neues Topspin raus aber so lange ist AO Tennis für mich die aktuelle Nr.1
Hier könnt ihr euch selbst davon überzeugen wie gut das Spiel zur Zeit ist: https://gaming.youtube.com/watch?v=j3v3YxQipis&t=48
Gruß Phil
Sun7dance schrieb am
Tennis Elbow (etwas mehr Richtung arcade) und Dream Match Tennis (beste Simulation) sind aktuell die besten Tennisspiele.
Anmerkung zum Test:
Andy Borg gibts nicht, das würde der gute Björn sicher wissen. :D
Stephan_su schrieb am
Muss dem Tester da leider größtenteils zustimmen. Der Umfang ist bei AO International Tennis nicht das Problem, aber die Spielbarkeit. Die Matches sind entweder zu leicht oder später zu langatmig; sprich, langweilig. Die KI hält fast immer an ihrer defensiven Spielweise fest, bekommt daher auch fast so gut wie keinen Stopball.
Das macht das gestern erschienende Tennis World Open (zumindest als DL im PS/Xbox Store bereits erhältlich) besser. Auch das ist bei weitem nicht perfekt, die Zuschauersounds und der Kommentator sind beispielsweise unterirdisch...die Spiele an sich machen aber wenigstens Spaß. Auch wenn - nach meinen ersten Eindrücken - die Klasse von Top Spin nicht erreicht wird.
schrieb am