Diablo ist überall
Egal ob ein Action-Rollenspiel mit Iso-Ansicht und einer Menge Beute ein Fantasy-Setting hat, in der Zukunft angesiedelt ist oder ein bodenständigeres Szenario verfolgt: Es wird zwangsläufig immer zu einem Vergleich mit Diablo kommen. Blizzard hat über drei Haupt-Teufelsjagden sowie zahlreiche Add-Ons nicht nur das Genre quasi im Alleingang aus dem Boden gestampft, sondern beinahe nach Belieben dominiert. Natürlich gab es auch immer wieder Herausforderer, die am Thron gewackelt haben:
Sacred ist dabei zu nennen,
Evil Islands,
Dungeon Siege,
Titan Quest,
Victor Vran,
Path of Exile,
The Incredible Adventures of Van Helsing oder
Grim Dawn, dazu in Entwicklung befindliche Projekte wie
Wolcen und Co. Bedarf für das, was in unserer Redaktion liebevoll gerne auch als „Kloppmist“ durchgeht, ist auf jeden Fall da. Und mit Games Workshop hat sich letztes Jahr einer der ganz großen Lizenzgeber in den Kampf eingeschaltet, als Neocore Warhammer 40K Inquisitor – Martyr veröffentlichte. Das Ergebnis war ambitioniert und im Kern spielenswert, konnte aber an der Vormachtstellung von Diablo 3 nicht rütteln.
Mit Warhammer Chaosbane, das von den Eko Studios für Big Ben Interactive produziert wird, bedient man das der Diablo-Serie deutlich näher stehende Fantasy-Universum der britischen Tabletop-Spezialisten. Und wie mir einer der Entwickler im Gespräch verriet, hat man sich natürlich angeschaut, was Diablo gut macht. Aber auch, wo Blizzard es versäumt hat, dem Genre neue Facetten hinzuzufügen oder bei der Benutzerführung Wünsche offen ließ. Bei der Kulisse, die ihre Ursprünge zwar zwangsläufig aus der verwendeten Warhammer-Lizenz zieht, aber dennoch Ähnlichkeiten zu Diablo 3 offenbart, wird man früher oder später um Vergleiche mit der Jagd auf Belial, Azmoden und dergleichen ebenfalls nicht herumkommen. Den Gefechten, die man hier gegen deutlich mehr gleichzeitig angreifende Gegner bestreitet als in D3, fehlt zwar die allerletzte Wucht und damit auch Eindringlichkeit. Doch wenn sich der Qualm des Kampfes verzogen hat und die Effektflut der Spezialattacken abebbt, ist dies beinahe egal: Der Boden ist mit Leichen, Gold und Beute gefüllt. Und wie ein Großteil aller Action-Rollenspiele lebt auch Warhammer Chaosbane von diesen Elementen.
Story und Charakter-Entwicklung
Warhammer Chaosbane fordert Diablo 3 zum Duell. In einigen Punkten ist man unterlegen. In anderen versucht man mit guten Ideen an der Blizzard'schen Teufelsjagd vorbeizuziehen.
Natürlich darf man die Geschichte nicht außer Acht lassen, die maßgeblich von Games Workshop mitgestaltet wurde und deren Dialoge zwar keine Auswahlmöglichkeiten erlauben, aber abhängig von der aus vier Archetypen gewählten Hauptfigur leicht unterschiedlich verlaufen. Die konnte sowohl beim Spiel mit den Entwicklern als auch in der Beta in den ersten Stunden zwar keine Ausrufezeichen setzen, bietet mit ihrer Gut-Böse-Mär allerdings dennoch einen passablen erzählerischen Unterbau – der sich zudem nahtlos in das aufgebaute Warhammer-Lore einfügen soll. Darum werden wir uns jedoch im Test eindringlicher kümmern. Für die Vorschau stehen Mechanik, Charakterentwicklung und Benutzerführung im Vordergrund. Und hier liefert Chaosbane durch die Bank mindestens gute Ergebnisse ab. Egal ob man sich für den menschlichen Ritter, den Hochelfen-Magier, die Waldelfen-Bogenschützin oder den Zwerg mit seinen Äxten entscheidet, ist die Steuerung angenehm direkt und bietet mit der individuellen Verwendung des rechten Sticks eine interessante Variante des üblichen Klick-und-Weg-Kampfsystems. Der Ritter z.B. kann darüber eine magische Schildattacke mit Abkühltimer in einem 360-Grad-Radius aktivieren, die Gegner zurückwirft. Zwerg und Waldelfe können auf Bewegungsmodifikatoren zurückgreifen. Und der Magier hat die Möglichkeit, einige seiner Zauber aktiv zu steuern, anstatt den Feuerball „einfach“ nach vorne abfeuern zu können. Diese Ergänzung des Kampfsystems ist besser gelungen als die zwar gut gemeinte, aber hinsichtlich der Echtzeit-Umsetzung nicht akkurate Ausweichrolle, die in den Konsolenversionen von Diablo 3 eingeführt wurde und Pate für den Stickeinsatz hier stand.