Ein Fall für (den) Panic Button
Die Konsolen-Versionen von
Torchlight 2 entstanden bei Panic Button. Das texanische Studio ist seit Jahren auf Konvertierungen spezialisiert und vor allem für gute bis herausragende Switch-Fassungen wie Rocket League, Doom, Warframe, Wolfenstein oder Hob bekannt.
Alles in allem wurde das sieben Jahre alte Action-Rollenspiel vom PC gut auf die Konsolen übertragen. Torchlight 2 ist inhaltsgleich mit der Ursprungsversion und bietet lediglich Plattform-exklusive Begleiter für Vorbesteller. Neu ist hingegen die direkte Steuerung der Charaktere - wie schon bei Diablo 3, das auf den Konsolen gleichermaßen mit dieser Funktion aufwartete. Während der Charakter auf dem PC mit einem Mausklick irgendwo hingeschickt wurde, steuert man die Spielfigur auf den Konsolen direkt mit dem linken Analog-Stick. Die Steuerung ist intuitiv und geht gut von der Hand. Lediglich bei manchen diagonalen Laufwegen durch enge Passagen bleibt der Charakter hängen. Fähigkeiten, Attacken, Zaubersprüche, Heiltränke und Co. wurde auf die Controller-Buttons verteilt. Nur der Umgang mit Distanzwaffen ist mangels Zielaufschaltung bzw. -hilfe etwas hakelig. Manchmal werden auch Treffer gewertet, die gefühlt nicht gesessen haben - sogar im Nahkampf; gleiches gilt umgekehrt.
Die Ausrüstungsverwaltung ist in zwei Ringmenüs für Charakter und Begleiter plus Rest unterteilt. Neue und bessere Ausrüstungsgegenstände werden sinnvoll visualisiert, allerdings sind die Vergleichsmöglichkeiten der Gegenstände umständlich realisiert - sowie die Benutzung der Sockel. Eine schnelle Anzeige- und Anlegemöglichkeit der Items wie bei Diablo 3 gibt es nicht, was nicht so schlimm ist, da die meisten sinnvollen Gegenstände ohnehin erst identifiziert werden müssen. Blöderweise können auch "angelegte Gegenstände"
Bei der Inventar-Verwaltung wird auf ein Ringmenü gesetzt. Die Vergleichsmöglichkeiten sind hingegen eingeschränkt (PlayStation 4).
ohne Vorwarnung verkauft werden. Mit den zahlreichen verbesserbaren Fertigkeiten und Talenten wirkt das Fähigkeitenmenü hingegen viel zu überladen und lädt wenig zum Studieren und Vergleichen der Fertigkeiten ein. Auf Nintendo Switch wird der Touchscreen nicht unterstützt, obgleich sich dieser für die Inventar-Verwaltung förmlich anbieten würde.
Außerdem muss man darauf achten, dass das Spiel im Menü oder im Inventar nicht pausiert wird. An Tasten-Anpassungsoptionen wird ansonsten gegeizt. Blutdarstellung, HP-Leiste, Helmanzeige, Schadenstexte, Vibration sowie Musik-, Effekte- und Sprachlautstärke lassen sich in den Optionen einstellen.
Umsetzung auf PS4, Switch und Xbox One
Die Bildwiederholrate auf der PlayStation 4 und der Xbox One fühlt sich sehr geschmeidig und damit flüssig an. Die Schriftgröße ist gut gewählt und vom Sofa aus gut lesbar. Optische Unterschiede konnten auf PlayStation 4 und Xbox One nicht festgestellt werden.
Die Switch-Version läuft sowohl im TV-Modus als auch in der Handheld-Variante gut, trotzdem geht die Bildwiederholrate zwischendurch und vor allem bei großem Monster- und Effektaufkommen leicht in die Knie. Das Spielgeschehen wird nicht unspielbar ruckelig, stattdessen spürt man eine klare, ungewollte Verlangsamung. Die Texte werden auf dem Fernseher und im Handheld-Modus ausreichend groß dargestellt.
Die Anzahl der farbintensiven Grafikefffekte erschwert manchmal die Übersicht (Switch).
Kein lokaler Mehrspieler-Modus
Während Diablo 3 auf Konsolen mit dem lokalen Couch-Koop-Modus für launige Schnetzeleien gesorgt hat, verzichtet Torchlight 2 unverständlicherweise auf einen lokalen Multiplayer-Modus - keine zwei Spieler auf einem Bildschirm und auch kein Splitscreen-Modus. An der Stelle ist viel Potenzial verspielt worden. Geboten wird lediglich ein Online-Multiplayer für vier Spieler. Online-Dienste wie PS Plus, Nintendo Switch Online und Xbox Live Gold sind erforderlich. Auf der Switch wird darüber hinaus ein lokaler Netzwerk-Modus für mehrere Switch-Geräte geboten.
Diablo 3 zog nach, Torchlight 2 nicht
Torchlight 2 hatte mir im September 2012 besser als Diablo 3 gefallen. Den entsprechenden Test, in dem ich ausführlicher auf die Spielmechaniken, die Klassen und die Beutesystematik entgehe, findet ihr
hier. Aber seither hat sich Diablo 3 dank Reaper of Souls, Item 2.0 und diversen kostenlosen Inhaltsupdates mit Saisons, Kanais Würfel und Co. weiterentwickelt und deutlich verbessert. Bei Torchlight 2 folgten hingegen nur die deutsche Übersetzung (bis auf das Intro), neue Begleiter, einige Bugfixes und Balance-Anpassungen.
Inhaltlich hat sich in den vergangenen Jahren nichts getan.
Kritische Treffer gegen Tentakel auf Xbox One.
Würde ich Torchlight 2 und Diablo 3 heutzutage gegenüberstellen, wäre Diablo 3: Reaper of Souls klar vorne - ebenfalls wegen des lokalen Couch-Koop-Modus'.
Dennoch gehören die rasanten Kämpfe, das freie Charakter-Entwicklungssystem, viele kleine nette Ideen und Herausforderungen, der putzige Begleiter und eine gute Schwierigkeitsgrad-Abstufung sowie weitgehend sinnvolle Beute weiterhin zu den Stärken von Torchlight 2, keine Frage. Hinzukommt ein vergleichsweise niedriger Preis (19,99 Euro). Doch sowohl der Zahn der Zeit als auch der inhaltliche Stillstand seit Verkaufsstart haben an dem sonst so gelungenen Action-Rollenspiel genagt, während die Konkurrenz mit großen Schritten nachgelegt hat. Zumal Path of Exile in der Zwischenzeit auch auf PS4 und Xbox One erhältlich ist.