Special: Nintendo World Cup (Sport)

von Matthias Schmid



Nintendo World Cup (Sport) von Nintendo
Fußball mit Rüpel-Einlagen
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
1991
27.06.1991
kein Termin
Spielinfo Bilder  
Passend zu unserem nächsten PUR-Talk, der sich den Meilensteinen der Sportspiel-Geschichte widmet, haben wir uns beim Klassiker-Bericht für einen Fußball-Titel entschieden. Der kommt nicht von EA oder Konami, sondern stammt aus dem Hause Technos, das sonst für Double Dragon bekannt ist. Nintendo World Cup war eines der prägenden Arcade-Sportspiele und ist berühmt für brutale Bodychecks und Super-Fallrückzieher.

Fußball aus Japan

Willkommen zu unserem Sportspiel-Klassiker "Nekketsu High School Dodgeball Club: Soccer". Wie, kennt ihr nicht? Wie wäre es dann mit Nintendo World Cup, dem kultigen NES-Kick mit Kickbox-Flair? Schon besser, oder? Dabei beschreiben beide Namen im Grunde dasselbe Spiel. Nekketsu High School Dodgeball Club: Soccer erschien in Japan im Jahr 1990 für die Erfolgskonsole Famicom - und inszenierte den Fußball-Wettkampf verschiedener japanischer Highschools mit gedrungenen Sportlern und sogar Story-Sequenzen. Falls euch die Männeken bekannt vorkommen, ist das kein Wunder: Bei der Bande handelt es sich um Kunio-kun und seine Kumpels - jene pixelige Rabaukentruppe von Entwickler Technos, die schon im NES-Titel Street Gangs (US-Name: River City Ransom) die Fäuste fliegen ließ und in weiteren Sidescroll-Kloppern und Action-Sportspielen auftrat.

So sah das europäische NES-Cover von Nintendo World Cup aus. Viele Spieler kamen aber auch über das 3-Spiele-Modul zusammen mit Super Mario Bros. und Tetris mit dem Sportspiel in Berührung.
So sah das europäische NES-Cover von Nintendo World Cup aus. Viele Spieler kamen aber auch über ein 3-Spiele-Modul (mit Super Mario Bros. und Tetris) mit dem Titel in Berührung.
Für den westlichen Release im Folgejahr wurden die Dialoge entfernt und die Schulmannschaften durch 13 Nationalteams ersetzt: USA, Holland, Japan, Frankreich, Russland, Mexiko, England, Spanien, Brasilien, Deutschland (damals noch als W. Germany im Spiel), Argentinien, Italien und natürlich Kamerun. Warum natürlich Kamerun? Weil der afrikanische Überraschungs-Viertelfinalist der WM 1990 im Spiel als erster Widersacher und Prügelknabe herhalten musste und sich deshalb als Standardgegner ins Gedächtnis vieler NES-Kicker eingebrannt hat. So ein 16:0 in gerade mal acht Minuten Spielzeit (allerdings ticken die Sekunden im Spiel etwas langsamer) ist halt was für die virtuellen Fußballgeschichtsbücher. Nintendo World Cup litt wie so mancher Titel seiner Zeit unter unschönem Sprite-Flackern, war spielerisch aber Champions League: Der Arcade-Sport hielt sich nur an wenige Regeln (Einwurf, Abstoß, Anstoß), ließ das Abseits aber im…äh… Abseits stehen und schickte den Schiri in Frührente. Es konnte (und sollte) nach Herzenslust gerempelt und getreten werden. Warten die zwei Knöpfe des NES-Controllers im Angriff für Pass und Schuss reserviert, wurden sie in der Defensive zu Bodycheck und Blutgrätsche umfunktioniert. Manche Attacke verwandelte den gegnerischen Spieler nur für kurze Zeit in einen bewegungsunfähiges Stück Pixelsalat, andere knockten ihn gleich ganz aus. Dann konnte aus dem 6-gegen-6 für eine Weile ein 6-gegen-3 werden - erst nach dem nächsten Tor erwachten die niedergefoulten Rasenkrieger aus ihrer Besinnungslosigkeit.

Einzelspieler-Modus

Wer die Retro-Rempelei heute in HD erleben möchte, hat auf allen drei aktuellen Konsolen die Möglichkeit - muss aber teils Importhürden nehmen.
Wer die Retro-Treterei heute in scharfem HD erleben möchte, hat auf allen drei aktuellen Konsolen die Möglichkeit dazu - muss aber teils Importhürden nehmen.
Klar, in Nintendo World Cup waren Vierspieler-Matches möglich und auch das Turnier konnte zu zweit angegangen werden. Allerdings beziehe ich mich mit dieser Überschrift auf die Art des Fußballspielens - denn hier lenkte man immer einen fixen Spieler, was erstaunlich gut funktionierte. Auf Knopfdruck passten die KI-Kumpane zu einem, zudem zeigte eine Minimap am unteren Bildrand stets die eigene Position auf dem Feld an - klasse mitgedacht! Über vier Optionseinstellungen konnte man vor Spielbeginn das Verhalten seines Teams justieren: Sollen die Kollegen manndecken oder foulen, der Torhüter mitspielen, durften meine Kameraden selbst den Abschluss suchen und sollten sie im Offensivspiel eher dribbeln oder passen? Diese Einstellungen waren für die damalige Zeit sehr progressiv und verliehen dem Rempel-Fußball mehr taktische Tiefe als auf den ersten Blick ersichtlich.

Kommentare

Babelfisch schrieb am
Das hatte ich auf dem Gameboy.
Wenn man selbst eine gute Mannschaft hatte, konnte man in der ersten Halbzeit mit dem Ball direkt ins Tor laufen, weil die eigenen Spieler schneller waren als die gegnerischen. Alle paar Sekunden ein Tor. Absurd, aber witzig.
Shawn_Steinfeger schrieb am
Ach Mensch das weckt Erinnerungen. Während die halbe Welt schon bei 16 Bit vor dem SNES saß, vertrieb ich mir als kleiner Bub die Zeit bei Super Mario Bros. und diesem tollen Titel. Gerade die fehlenden Schiedsrichter und das daraus resultierende "Massaker" auf dem Spielfeld hat dieses Spiel besonders gemacht. Ach waren das noch Zeiten. Mein Fußball Verständnis wurde hier geschult, sodass ich heute als erwachsener Mann Rugby wesentlich mehr abgewinnen kann, als dem Divensport bei dem bei jeder kleinsten Berührung der Schrecken vor der anstehenden Amputation dem Gefoulten im Gesicht abzulesen ist. :lol:
johndoe1238056 schrieb am
Ich fürchte, ich habe hier wieder eine der allgemeinen euphorischen Stimmung konträre Meinung.
Ich kenne tatsächlich eine Person, die 1991/92 ihren Amiga verkauft hat, um sich ein NES zuzulegen und die wollte uns dann anhand dieses (und eines Wrestling-) Spiels zeigen, wie toll so ein NES ist.
Das Unverständnis, um nicht zu sagen, Entsetzen war in unseren Gesichtern abzulesen.
99 Tore pro Spiel konnte man aber zugegebenermaßen weder in Kick Off noch in Emlyn Hughes International Soccer erzielen, per Fallrückzieher erst recht nicht.
Levi  schrieb am
Ryan2k6 hat geschrieben: ?09.10.2020 13:37
Er muss dann halt auch hoch zu dir kommen. Flugkopfball ging auch und irgendwie ging das auch aus dem Lauf.
Je nach Mannschaft eine bestimmte Anzahl von Schritte und dann Schuss.
Afair ging das auch entgegen der Fallrückzieher beliebig oft pro Halbzeit.
schrieb am