Test: The Walking Dead: Neuland (Adventure)

von Benjamin Schmädig



The Walking Dead: Neuland: Eine zerbrechliche Familie
Eine große Geschichte...
Entwickler:
Publisher: Telltale Games
Release:
20.12.2016
20.12.2016
20.12.2016
20.12.2016
20.12.2016
20.12.2016
20.12.2016
Erhältlich: Digital, Einzelhandel
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Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
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Die schlurfenden Toten werden jetzt Muertos genannt, manchmal jedenfalls, ansonsten hat sich in The Walking Dead nicht viel verändert: Noch immer kämpfen Menschen gegen Wanderleichen, vor allem aber mit ihren eigenen Dämonen. Und trotzdem ist die dritte Staffel mit dem Untertitel Neuland (Englisch: A New Frontier) nicht ganz so wie die vorherigen Geschichten. Wie Telltale das schafft? Im Test nehmen wir Javier und seine zerbrechliche Familie unter die Lupe.

SPOILER!

Eine Anmerkung vorweg: Nachdem wir uns in einem Test der ausgezeichneten zwei ersten Episoden bereits dieser dritten Staffel gewidmet haben, bin ich nach Abschluss aller fünf Folgen zwar nicht mehr ganz so euphorisch, doch im Wesentlichen trifft das dort Gesagte nach wie vor zu.

Ich erwähne das deshalb, weil ich in diesem Text wesentliche Einzelheiten der Handlung bis hin zum Finale ohne weitere Warnung aufzählen werde. Warum? Weil manche Argumente seltsam in der Luft hängen, wenn man sie nicht beim Namen nennt. Und weil Telltale nach wie vor fast ausschließlich an dieser inhaltlichen Ebene interessiert ist, man
Spielerisch ist The Walking Dead nach wie vor kaum der Rede wert.
Spielerisch ist The Walking Dead nach wie vor kaum der Rede wert...
also über die auch sprechen muss. Am Spiel im Sinne einer Knobelei oder eines Geschicklichkeitstests sind die Entwickler ja kaum noch interessiert. Als Adventure funktioniert The Walking Dead schon lange nicht mehr.

Sinnlos auf der Suche

Was ich nach wie vor bedauerlich finde! Weil die Reste des Rätselratens in den vergangenen Jahren immer stärker zurückgefahren wurden, erscheinen sie inzwischen sogar wie Fremdkörper: Wozu soll ich in seltenen Szenen überhaupt noch den Bildschirm per Cursor absuchen, wenn der Protagonist die anschließende Aktion ohnehin automatisch ausgeführt. Rätsel gibt es ja keine mehr. Und die wenigen in diesen Momenten optionalen Dialoge mit in der Nähe befindlichen Figuren haben kein nennenswertes erzählerisches Gewicht.

Ähnliches gilt für die Reaktionsspiele, bei denen man innerhalb kurzer Zeitfenster angezeigte Tasten drücken muss. Das ist spielerisch nämlich dermaßen anspruchslos, dass es kaum einen Zweck erfüllt – ich würde deshalb lieber darauf und auf die Pseudo-Suchspiele verzichten.

Noch besser gefiele mir allerdings ein Ersetzen der über weite Strecken beliebigen Eingaben durch haptisch sinnvolles Tastendrücken, vielleicht auch ineinandergreifende „Gesten“ am Gamepad. Dann hätte man vielleicht stärker das Gefühl, tatsächlich inmitten einer Zombieherde zu stehen, anstatt nur zuzusehen, wie jemand Untote erschießt.

Alt und überholt

Aber gut, das sind Kleinigkeiten. Es ärgert mich zwar, dass Telltale das klassische Adventure so stiefmütterlich behandelt, viel mehr ärgert mich allerdings, dass die Entwickler der Grafik im Kleinen zwar einen modernen Anstrich
Und leider ist auch die Inszenierung vor allem technisch nicht zeitgemäß.
... und leider ist auch die Inszenierung vor allem technisch nicht zeitgemäß.
verpassen, Animationen und Kamerafahrten aber auch fünf Jahre und etliche weitere Serien nach dem Erfolg der ersten Staffel hölzern und leblos wirken. Mag sein, dass Telltale nicht das Budget eines The Last of Us hat, aber man schaue sich nur mal an, wie David Cage seine im Umfang durchaus vergleichbaren interaktiven Filme inszeniert.

Warum hat sich die einst wegweisende Serie eigentlich nie so weiterentwickelt, dass heute sowohl Schauspieler als auch Regie, Kamera und andere Kreative noch eindringlicher erzählen können als damals? Stattdessen sehen viele Bewegungen nach wie vor unnatürlich aus oder müssen außerhalb des Bildes angedeutet werden. Es gibt abrupte Übergänge am laufenden Band, was sich auch auf die Musik auswirkt, und den durch Keyframe- oder ähnliche Techniken erstellten Animationen fehlt eine wenigstens halbwegs glaubwürdige Physik. Comicstil hin oder her: Technisch wirkt The Walking Dead: Neuland älter als ihm guttut.
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Kommentare

Doc Angelo schrieb am
Hab gerade die erste Episode beendet und in die zweite Episode reingeschnuppert. Ein paar Dinge machen neugierig. Aber leider hat für mich die Qualität was Story und Inszenierung angeht stark abgenommen. Manchmal fühlt es sich so an, als würden die Charaktere wissen, das sie Teil eines Computerspiels sind. Manche Worte und Reaktionen lassen sich nicht mit dem erklären, was der jeweilige Charakter wissen kann oder was zu ihm passt. In diesen Momenten wirken die Charaktere wie Handpuppen der Regie. Manchmal scheint es so, als würden wildfremde Neben-Charaktere recht genau die Erwartungshaltung des Spielers kennen.
Was mich aber am Meisten stört ist die Tatsache, das man vor abstrus gefährliche Situationen gestellt wird, ohne dass das Spiel einem verklickert, durch welche tragischen Umstände die Gruppe dorthin gekommen ist. Es sind mittlerweile einige Jahre ins Land gezogen, und nur diejenigen, die wissen wie man in so einer Situation handelt, sind noch am Leben. Leider muss man zugucken, wie haarsträubende Versäumnisse extreme Folgen haben - und das nimmt mir persönlich die Schwere der Situation. Man packt sich an den Kopf, warum die Charaktere an solche Offensichtlichkeiten nicht gedacht haben.
Was Clem angeht... wer weiß was noch in den weiteren 3 Episoden geschieht, aber bisher würde ich mir wünschen, das man sie wieder los wird. Und das obwohl Clem in den ersten beiden Staffeln mein absoluter Lieblings-Charakter war.
Spoiler
Show
Wer mit einer geladenen Pistole auf einen Kopf zielt, und dann auch noch (2 mal) abdrückt, der hat sie nicht alle. Der Rotzgöre würde ich sofort jede Waffe abnehmen und erst wieder geben, wenn sie außerhalb des Geländes ist.
NewRaven schrieb am
Hokurn hat geschrieben: ?06.06.2017 16:35
Ich glaube wir meinen das gleiche. Oder das selbe. ;)
Beispiel Staffel 2:
Jep, tun wir.
Soooo, ich bin dann jetzt auch mal durch. Der Test liegt meiner Meinung nach ziemlich richtig, auch mir hat diese Staffel ein bisschen besser gefallen als Staffel 2, weil sie inhaltlich einfach nicht so durchgerushst war wie die Vorherige. Man hatte einen ziemlich klaren Cast, dem auch genug Zeit gegeben wurde, ihn "kennenzulernen" und vor allem einschätzen zu können, während man in der vorherigen Staffel eigentlich drauf warten konnte, dass seine Begleiter oder die Gruppe, der man sich anschloss irgendwann - meist auf unschöne Art - "weg waren" und man sich der Nächsten anschloss. Das sorgte hier dann letztlich auch für einen merklich größeren emotionalen Impact, wenn mal ein "wichtiger" Charakter starb. Außerdem schön: dadurch, dass man Clem hier nicht direkt spielt, haben es sich die Jungs und Mädels von Telltale nicht nehmen lassen, den Spieler der ersten beiden Staffeln zu "bewerten". Es gibt einige Situationen, in denen Clem nicht unbedingt auf Javi hört, sondern sich eben so verhält, wie sie es in Staffel 1 von Lee "beigebracht" bekommen hat und wie man als Spieler selbst in Staffel 2 ihren Charakter geformt hat. Fand ich super, zumal es gegen Ende sogar in einer Schlüsselszene eingesetzt wurde. Auch super fand ich, dass Clem und ihre Geschichte nie als "Unwichtig" dargestellt wurde, obwohl es in dieser Staffel primär um etwas anderes geht. Ihr eigenes Schicksal und ihre "Suche" (sowohl in Rückblicken als auch in den aktuellen Situationen) war trotz dessen, dass es eigentlich um die Garcias geht, ab dem Moment, wo sie auf Javi trifft, immer präsent.
Kritik? Sicher... manche Charaktere bleiben, je nach Pfad den man einschlägt, ziemlich blass. Man hat versucht, manchen davon in den Rückblicken mit Clem noch etwas Profil zu verleihen, aber so wirklich gelungen ist das meiner Meinung nach nicht.
Die Technik: das Spiel sieht merklich...
MadMax1803 schrieb am
Ich fand die Story gut, allerdings in Summe etwas kurz, und wie im Test geschrieben es fehlte der gewisse Kick (in Sachen Steuerung)
Hokurn schrieb am
NewRaven hat geschrieben: ?06.06.2017 16:11
Hokurn hat geschrieben: ?06.06.2017 15:55 Ich finde diese häufig "Konsequenz losen" Entscheidungen iwie nicht so schlimm...
Wenn ich stumpf gesagt im echten Leben die Wahl zwischen einer "lukrativen, kriminellen Laufbahn" und auf Grund meiner Bildung "einen niedrig bezahlten aber ehrlichen Job" habe und zwei Wochen nach dieser Entscheidung vom Bus überfahren werde, war diese Entscheidung halt auch iwie ohne Konsequenz aber wichtig für den Charakterbau.
Wenn ich mit Kollegen über Walking Dead spreche bemerke ich halt häufig, dass sich da konsequent entschieden wird. (z.B. immer nett und niemanden auf die Füße treten)
Ich habe eigentlich immer versucht mich nach meiner Meinung "logisch" zu entscheiden.
Ich habe da dann eher das Gefühl, dass ich mit meinen Entscheidungen eher an meinem Charakter bastle und nicht am Einfluss auf die Geschichte.

Jep, so seh ich das eigentlich auch. Wobei ich nicht immer versucht habe "logisch" zu entscheiden, sondern versucht habe, so zu entscheiden, wie es der Charakter aufgrund der Dinge, die ich über ihn und seine Art weiß, in der Situation es wohl meiner Meinung nach tun würde :)
Ich glaube wir meinen das gleiche. Oder das selbe. ;)
Beispiel Staffel 2:
Show
Als Kenny in Staffel 2 den "Lagerchef", der ihm das Auge nahm, mit Todesfolge verprügelt, habe ich Clem zuschauen lassen, weil ich zum einen die Chance auf Gnade gesehen habe und trotzdem eine Art "Genugtuung" bei den ganzen Erlebnissen für sie logisch fand. Aus meiner persönlichen Sicht hingegen ist das ein Kind und sollte nichts mit Gewalt am Hut haben. Aber da zählte für mich meine Einstellung nicht so viel. ;)
Raskir schrieb am
Ne, keine Sorge, ich habe das Spiel nicht sezziert. Die ersten 4 Episoden waren auch ok. Einige Schwächen (ein paar habe ich genannt), aber es war solide. Und ich habe nichts gegen Teenie Dramen oder schlimmen Konsequenzen. Die geistigen Inspirationen ala Butterfly effect und insbesondere Donnie Darko und Twin Peaks, haben mir sehr gut gefallen. Das Spiel konnte aber mich aber nicht im Ansatz dermaßen fesseln. Aber wie gesagt, die ersten 4 Episoden, waren jetzt nicht furchtbar, sie waren Ok. Epidsode 5 Hingegen war ein Krampf für mich. Von den rund 2 Stunden habe ich mich so viel negatives gesehen was mir nicht gefiel. Bis auf ein paar Regie Momente gab es nichts was mir an Episode 5 gefiel. Aber vieles was mir nicht gefiel. Ich habe nicht mit der Lupe danach gesucht. Das Negative traf mich mit einem Vorschlaghammer. Und seien wir mal ehrlich. Es gehört schon viel dazu, dass ein spiel bei einem selber unter den schlimmsten 3 Enttäuschungen gehört. Ich weiß dass es viele Leute mögen. Aber es war für mich ein furchtbares Erlebnis. Während und nachdem ich episode 5 gespielt habe.
schrieb am

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