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1979 Revolution: Black Friday (Adventure) – Historischer Polit-Thriller

„Ein besonderer Dank an alle, die an der Entwicklung beteiligt waren und deren Namen anonym bleiben müssen.“ Diese Widmung sagt viel über das Spiel von Navid Khonsari: ein historischer Polit-Thriller um die Sprengkraft der Islamischen Revolution im Iran Ende der 70er Jahre. Eine interaktive Erzählung im Stil von The Walking Dead und Life is Strange. Eine hervorragend geschriebene Zeitreise jenseits trivialer Schwarzweißmalerei. 1979 Revolution: Black Friday offenbart im Test, welche erzählerische Stärke in Videospielen schlummert!

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Historische Zeitreise

1978 rebellierte das iranische Volk. Die Proteste richteten sich gegen den Monarchen Mohammad Reza Pahlavi, der ein Jahr später schließlich abgesetzt wurde. Doch damit war die Geschichte der Revolution längst nicht beendet. Denn der politische und religiöse Revolutionsführer, das spätere Staatsoberhaupt Ruhollah Chomeini, setzte seine Idee einer Islamischen Republik mithilfe von Gewalt um…

Wir schreiben das Jahr 1980. Der etwa 20-jährige Reza Shirazi wird verhaftet und in dem berüchtigten Evin-Gefängnis verhört. Er soll Anschläge gegen Chomeinis System verübt haben – dabei spielte der angehende

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1979 Revolution beginnt mit der Verhaftung des Fotografen Reza Shirazi… © 4P/Screenshot

Journalist und Fotograf eine wichtige Rolle während der Revolution, mit der Chomeini an die Macht kam. In Rückblenden erzählt 1979 Revolution also Rezas fiktive Geschichte, eingebettet in die wahrheitsgemäße Darstellung des historischen Konflikts.

Besser als Life is Strange

Autor und Regisseur Navid Khonsari stammt selbst aus dem Iran. Seine Familie floh Ende der 70er Jahre nach Kanada, doch seine Wurzeln hat er nicht vergessen. Und nachdem er an Max Payne und Grand Theft Auto beteiligt war und mit seinem Studio Ink Stories die Filmszenen zahlreicher Spiele inszenierte, widmet er sich jetzt als federführender Spielemacher der Geschichte seiner Heimat.

Er tut das im Stil der Telltale-Abenteuer; seine Inszenierung ähnelt dem im vergangenen Jahr erschienenen Life is Strange. Besser als die Figuren des Teenager-Dramas reden seine Charaktere dabei nicht nur meist am Fleck, sondern heben Gegenstände auf, berühren sich, kämpfen miteinander oder rempeln sich freundschaftlich an.

Entscheidungen in einer festen Vergangenheit

Richtungsweisend ist gleich die erste lange Szene, in der Reza von einem skrupellosen Wächter verhört wird: Warum der Fotograf die Seiten gewechselt hat, will der „Schlächter von Evin“ wissen, dessen Darstellung auf einer realen Person beruht. Rezas Bilder waren wichtig für den Sturz des Schahs, also des einstigen Monarchen, doch was hat ihn zum Gegner der neuen Regierung gemacht? Er kann sich dem Verhör widersetzen, den angebotenen Tee

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… der in Rückblenden die Geschichte der Islamischen Revolution erzählt. © 4P/Screenshot

ausschlagen, die Akten vom Tisch fegen, Folge leisten oder schweigen. Er kann ein Geständnis selbst dann noch verweigern, wenn sein Peiniger einen Mithäftling bedroht…

Die Geschichte ist natürlich vorgezeichnet, zumal in Erinnerungen erzählt, und spielt nur während vier Verhörszenen in der Jetztzeit des Spiels. In welchen Bahnen die Handlung verzweigt, bestimmen allerdings Rezas Antworten in zahlreichen Unterhaltungen, oft Gewissenskonflikte und Entscheidungen für oder gegen die Standpunkte verschiedener Personen. Mehrmals hat man im Namen des Protagonisten etwa die Wahl, ob er mit Gewalt eingreift, wenn Regierungstruppen auf brutale Weise friedliche Demonstrationen auflösen. Gewalt und die Frage, ob Widerstand überhaupt notwendig ist, sind zentrale Themen. Immer wieder streiten sich die Revolutionäre über das Anwenden oder Unterlassen gewaltsamer Aktionen und Reza kann Stellung beziehen oder seine Stimme enthalten.

Kommentare

43 Kommentare

  1. die verharmlosung findet da statt, wo du verharmlosende worte für eine diktatur benutzt. und nein, das war auch keine autokratie. wer oppositionelle einsperren, foltern und ermorden lässt, ist nunmal ein diktator.

  2. bloub hat geschrieben:
    James Dean hat geschrieben:
    grizzer_66 hat geschrieben: Der Iran ist eine islamische Republik. Also eine Demokratie mit islamischen Einflüssen, wie du ja daran sehen kannst, dass immer jemand anderes Präsident ist. Schon klar ist es nicht eine Demokratie nach unserem Verständnis, aber von Diktatur zu sprechen ist fernab von jeder Realität. Besonders wenn man es mit dem Schah-Regime vergleicht.
    Wenn wir schon Nitpicking betreiben: Vor der Revolution war der Iran auch keine Diktatur, sondern eine Monarchie. Es gibt sogar immer noch einen designierten Thronfolger, den Sohn des Schahs, der in den USA lebt. Aber klar, Dinge wie die Weiße Revolution darf man nicht hinnehmen, da kann man Chomeini verstehen, dass man die Regierung absetzen möchte.
    nichts für ungut, aber der iran war auch zu zeiten des schahs eine diktatur. man kann das ganze natürlich versuchen zu rverharmlosen, wenn man es monarchie nennt. zielführend ist das aber keineswegs.
    Wo ist das denn bitte eine Verharmlosung? Du kannst es auch gerne Autokratie nennen, da ist für jeden etwas dabei.

  3. grizzer_66 hat geschrieben:Der Iran ist eine islamische Republik. Also eine Demokratie mit islamischen Einflüssen, wie du ja daran sehen kannst, dass immer jemand anderes Präsident ist.
    Wenn du gesagt hättest "Also eine Theokratie mit leichten demokratischen Einflüssen", wärst du wohl näher an der Realität dran.
    Meines Erachtens nicht bedeutend besser oder schlechter als in der sog. "Monarchie" vor der Revolution.

  4. James Dean hat geschrieben:
    grizzer_66 hat geschrieben: Der Iran ist eine islamische Republik. Also eine Demokratie mit islamischen Einflüssen, wie du ja daran sehen kannst, dass immer jemand anderes Präsident ist. Schon klar ist es nicht eine Demokratie nach unserem Verständnis, aber von Diktatur zu sprechen ist fernab von jeder Realität. Besonders wenn man es mit dem Schah-Regime vergleicht.
    Wenn wir schon Nitpicking betreiben: Vor der Revolution war der Iran auch keine Diktatur, sondern eine Monarchie. Es gibt sogar immer noch einen designierten Thronfolger, den Sohn des Schahs, der in den USA lebt. Aber klar, Dinge wie die Weiße Revolution darf man nicht hinnehmen, da kann man Chomeini verstehen, dass man die Regierung absetzen möchte.
    nichts für ungut, aber der iran war auch zu zeiten des schahs eine diktatur. man kann das ganze natürlich versuchen zu rverharmlosen, wenn man es monarchie nennt. zielführend ist das aber keineswegs.

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