Test: TPCast (Hardware)

von Jan Wöbbeking



TPCast: Ist dies die kabellose Zukunft der Virtuellen Realität?
Kabellose Zukunft der Virtuellen Realität?
Hardware
Release:
08.11.2017
Q4 2017
kein Termin
Spielinfo Bilder Videos

Endlich wird VR kabellos: Mit der frisch veröffentlichten Hardware-Erweiterung TPCast können Besitzer der HTC Vive frei übers Spielfeld spazieren, ohne sich wie ein angeleinter Hund zu fühlen. Ein ganz eigenes, freies Spielgefühl – das allerdings auch Schattenseiten besitzt. Wir haben uns das Kästchen für den Test auf den Kopf geschnallt, das Ende des Jahres übrigens auch für Oculus Rift erscheinen soll.



Freiheit fürs Headset!

Was für ein Unterschied: Endlich kann ich z.B. in Arcade Saga frei über unsere VR-Fläche flitzen. Ein Bogenschuss nach vorne – ein schnelle Drehung zu den hinteren Gegnern – und als ich in letzter Sekunde rechts neben mir ein Projektil erblicke, kann ich mich noch blitzschnell mit einem Ausweichschritt in Sicherheit bringen. Es ist schon erstaunlich, wie viel freier man sich beim Spiel mit der HTC Vive mit der Hardware-Erweiterung TPCast fühlt. Ähnlich euphorisch war fühlte ich mich zuletzt, als ich zum ersten Mal Roomscale-Tracking ausprobierte, und das kabellose Spiel ist definitiv ein weiterer Schritt in Richtung Immersion! Auch in The Invisible Hours bin ich viel intensiver in der Story versunken als im „verkabelten“ Zustand, während ich in Nikola Teslas Anwesen herumstöberte. Nur noch das Chaperone-Sicherheitsgitter an den Rändern des Spielfeldes erinnert einen zwischendurch an die reale Welt. Es ist fast wie mit einem mobilen Headset, nur dass man hier natürlich echte Premium-Spiele am PC bekommt – mit dem hochwertigen Lighthouse-Tracking der Vive.

Ein Blick auf die Box nach dem Öffnen.
Ein Blick auf die Box nach dem Öffnen.
Bevor man loslegen kann, steht allerdings erst einmal eine Investition von 349 Euro und der Aufbau von erstaunlich vielen beiliegenden Gerätschaften auf dem Programm. Günstig ist der Einstieg in die kabellose VR-Zukunft also nicht gerade. Dabei sollte man allerdings berücksichtigen, dass die Hardware auch bei klassischen HD-Video-Transmittern nicht gerade billig ist. Obwohl es das chinesische (und englisch vertonte) Präsentationsvideo kinderleicht aussehen lässt, dauerte es eine Weile, bis wir alles vorschriftsgemäß aufgebaut und eingerichtet hatten. Vor allem an den dicht gedrängten Anschlüssen unter der Frontklappe der Vive und an ihrem Kopfband wird es fummelig: Das leicht gebogene Empfänger-Kästchen sitzt nach dem Einstöpseln der passenden Kabel direkt auf dem Kopf und schwebt quasi mit sicherem Sitz über dem Headstrap. Um das Headset mit Strom zu versorgen, führt zudem ein Kabel zum beiliegenden fetten Akku (eine Power Bank „PowerCore 20100“ von Anker mit üppigen 20100 mAh und 4,8 A Output), der an einen kleinen Adapter gestöpselt wird und in eine große Hosentasche passt. Denkt daran, ihn auch dort vorm Spielen zu platzieren und nicht einfach loszulegen – sonst reißt ihr es am Kabel vom Tisch. Zur Sturz-Sicherung und Polsterung liegt übrigens ein dünnes Netz-Säckchen mit Kordel bei, das man über Akku und Adapter stülpt.

Mehr Hardware als gedacht

Am Rande des Spielfelds wird der restliche „Fuhrpark“ aufgebaut, der für die Übertragung notwendig wird. Dazu gehört natürlich die quadratische Sende-Einheit, die man am Rande in Richtung Spielfeld ausrichtet, damit die gebündelten Signale ihren Weg zum Spieler finden. Schade, dass der Hersteller (Beijing TPCast Technologies Limited Company) keine Montagemöglichkeit beilegt – daher kann man sie nicht direkt wie die Tracking-Würfel der Vive auf einem Schrank festschrauben. Der Sender soll nämlich etwas erhöht aufgestellt werden, z.B. in der Nähe der Vive-Tracker. Wir haben ein Kamera-Stativ auf die höchste Stufe geschraubt: An der Rückseite des Senders befindet sich ein genormtes Gewinde für die entsprechende Schnellspanner-Platte.

...und auf das Gerät in Aktion. Im Hintergrund sieht man die Sendeeinheit auf einem Stativ sowie den Router auf dem Schreibtisch.
...und auf das Gerät in Aktion. Im Hintergrund sieht man die Sendeeinheit auf einem Stativ sowie den Router auf dem Schreibtisch.
Das Ende des Kabelstrangs, das vorher im Headset steckte, wird dann einfach mit dem Sender verbunden. Außerdem muss noch ein Router nebst mitgeliefertem Netzteil aufgebaut werden – und zwar ziemlich nah am PC, da nur ein kurzes Netzwerkkabel beiliegt. Wer keinen zweiten Netzwerkanschluss am Rechner hat, muss das Gerät also zwischen PC und internet-Router stöpseln, um weiterhin online zu bleiben. Nachdem das Gestöpsel gemeistert ist, muss nur noch die aktuelle Treiber-Software von der Herstellerseite geladen werden (getestet wurde mit Version 1.1.2) und es kann losgehen. Nachdem wir Windows noch einmal neu starteten, flutschte der Betrieb auf unserem VR-Rechner mit Windows 10 durchgehend sauber und problemlos. Zuerst muss allerdings immer die TPCast-Software gestartet werden und erst dann Steam VR.

Weitgehend flüssig

Der Sender (rechts oben) misst etwa 9,4 x 9,4 x 2,1 cm, der Empfänger (Mitte) 11 x 6,7 x 4,5 cm und der Akku 16,8 x 6,1 x 2,2 cm (mit angestecktem Adapter ist er etwa 6,7 cm breit und 4,5 cm hoch).
Der Sender (rechts oben) misst etwa 9,4 x 9,4 x 2,1 cm, der Empfänger (Mitte) 11 x 6,7 x 4,5 cm und der Akku (rechts unten) 16,8 x 6,1 x 2,2 cm (mit angestecktem Adapter ist er etwa 6,7 cm breit und 4,5 cm hoch).
Während des Betriebs machen sich nur kleine Unterschiede zur Kabel-Variante bemerkbar: Wenn man den Kopf schnell zur Seite bewegt, kommt es manchmal zu kleinen Rucklern, weil das Bild nicht schnell genug mitkommt. Auch wenn man die Vive-Controller vor den eigenen Augen wie einen Kicker-Stab schnell um die eigene Achse dreht, bemerkt man eine minimale Verzögerung. Der Unterschied bleibt allerdings derart klein, dass er im gewöhnlichen Betrieb nur bei schnellen Bewegungen auffällt. Auch mein Magengefühl wurde nicht beeinträchtigt - im Gegensatz zu manchen mobilen Headsets, bei denen ich sehr empfindlich auf kleine Bildverzögerungen reagiere. Laut Hersteller befindet sich die Latenz im Bereich von unter zwei Millisekunden. Meine Reaktionsschnelligkeit in Spielen litt nicht darunter: Im Musikspiel Audioshield etwa habe ich exakt und blitzschnell mit den Schlägern herumgefuchtelt, um die auf mich zufliegenden Noten in der Luft zu treffen. Auch im schmalen Tunnel von Arcade Saga erwischte ich die immer schneller werdenden Bälle wie ein Handballtorwart mit Reflexbewegungen – ganz so wie im „Kabelbetrieb“. Das nur leicht höhere Gewicht des Headsets ist mir nur zu Beginn aufgefallen. Im Gegenzug zieht einen der dicke Kabelstrang nicht mehr nach unten. Und durch den mittigen Sitz verteilt sich das Gewicht etwas weniger frontlastig auf dem Kopf.

Kommentare

Tobias Claren schrieb am
Weiß evtl. jemand was der Hohlstecker zur Power-Box für ein Typ ist?
Ich habe den Verdacht dass die evtl. mal einen Wackler haben werden, und wenn ich mir USB und Hohlstecker jetzt kaufe, kann Ich die schnell wechseln.
Ich habe bei meinem ersetzten HDMI-Kabel wieder die erste weiße Linie aufblitzen sehen, also gleich ich glaube 2x Ersatz auf Ali bestellt. Ist schon abgeschliffener Ersatz gewesen.
Tobias Claren schrieb am
Es war doch eine Rechnung dabei, und TPCast gab mir einen Link.
Kein individueller, ein fester Google-Drive-Link.
Neue Software "Mic for Vive_v4.0.B0317" für die SD-Karte in der Power-Box und eine andere Software für den PC.
Warum die die nicht gleich auf ihre Seite stellen...
Ich könnte den Link einfach hin reinsetzen, aber evtl. ändern die den dann...
Wer die Mikrofon-Software braucht, schickt mir eine PN.
Wenn die erst keine Mikrofon-Unterstützung hatten, und nun auf Nachfrage nur das Mikrofon, was steckt dahinter?
Warum wird nicht auch noch die Kamera und der USB-Port unterstützt?
Wenn das angeblich bei Open TPCast funktioniert.
"Offiziell bis zu 5 Stunden"? Irgendwo werden auch in einem Test 4h erwähnt.
Keine Ahnung wie das geht, denn ich habe es gestoppt, und es war nach 5:17Min Schluss.
Und das ist ein Gebrauchtgerät von 2017.
Das gibt mir Hoffnung dass Entladen und laden doch auf vergleichbare Zeit zu bringen ist.
Denn die Ladezeit des offiziellen Lieferumfang-Akku Anker PowerCore 20100 ist rund 10h.
Aber der PowerCore II 20000 QC3 soll in rund 5,5h zu laden sein. Und die Maße scheinen identisch zu sein.
Wohl nur 2,5mm weniger breit. Auch die USB-A-Buchsen sehen identisch aus.
Zwei Stück, und man kann während man einen leert, den Anderen laden, und theoretisch immer weiter nutzen.
Praktisch werden die Controller dann doch leer. Da kann man ja leider nicht die Akkus wechseln.
Bei Pimax werden die wohl entnehmbar sein. Auch ein externes Ladegerät würde dann existieren.
Wenn die Clever sind, werden die Akkus von irgendeiner sehr verbreiteten Kamera sein.
Die Akku-Größenordnung/Form in einem Vorab-Bild ist die wie z.B. bei Canon LP-E12 E17...
Tobias Claren schrieb am
Hallo.
Hat der Hersteller eigentlich je erwähnt, dass das Mikrofon nicht zu benutzen ist?
Laut Overcklockers UK sind die so dreist zwar eine neue Software mit Mikrofon-Unterstützung zu haben, aber vom Nutzer Kaufdatum und Händler zu verlangen.
Hat da evtl. jemand die letzte Software für das TPCast?
Minando schrieb am
Abroxas hat geschrieben: ?04.12.2017 11:56 Wir werden sehr in 20 Jahren über diese klobigen Auswüchse lachen!
Oder unsere Nachfahren werden sagen: Ugh! Was das? Nix Glitzer! *wegschmeiss*
:)
Veldrin schrieb am
Abroxas hat geschrieben: ?04.12.2017 11:56 Wir werden sehr in 20 Jahren über diese klobigen Auswüchse lachen!
Ich werde von meinem Holodeck aus lachen lassen mit weniger als einer Muskelbewegung ? mit meinen Gedanken! :D
schrieb am