Außen hui
Keine Frage: Schick sieht sie aus, die PlayStation Classic. Das geschrumpfte Modell, das satte 45 Prozent kleiner ausfällt als das Original aus dem Jahr 1994, wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Während sich auf der Oberseite wie gewohnt Power-, Open- sowie Reset-Knopf und sogar die funktionierende Leucht-Diode finden, haben sich manche Dinge auch verändert: Auf der Rückseite ist der klassische AV-Ausgang einem modernen HDMI-Anschluss gewichen und statt des ursprünglichen Netzsteckers kommt jetzt ein USB-Kabel zum Einsatz, das die Mini-Konsole mit Strom versorgt. Genau wie Nintendo spart man sich auch bei Sony die Beilage eines Adapters, um das Gerät mit einer Steckdose zu verbinden. Das ist besonders deshalb ärgerlich, weil die PlayStation Classic energiehungriger zu sein scheint als die Neuauflagen von Nintendo. Ließen sich Mini NES und Mini SNES problemlos an allen möglichen USB-Anschlüssen vom Fernseher über den AV-Receiver bis hin zum PC oder sogar der Xbox One betreiben, ist die PS Classic deutlich wählerischer und ließ sich lediglich beim Anschluss an die PS4 einschalten, die zum Glück auch im Ruhemodus noch genügend Strom liefert. Alternativ kann man aber auch hier einen optional erhältlichen Netzadapter zum Anschluss an die Steckdose verwenden, sofern er fünf Volt und den USB-Typ A (1.0 A) unterstützt. Ebenfalls weggefallen ist der Anschluss für das Link-Kabel, mit dem man früher zwei Konsolen in einem Mini-LAN miteinander verbinden konnte. Zwar findet sich in manchen der enthaltenen Spiele wie Destruction Derby noch eine entsprechende Option im Menü, doch sind Link-Sessions mit der Mini-Variante nicht mehr möglich. Schön dagegen, dass die Knöpfe auch im Mini-Format ihre ursprünglichen Funktionen erfüllen – abgesehen von der Open-Taste, mit der man hier die
So ändern sich die Zeiten...
virtuellen Disks bei Titeln wie Metal Gear Solid oder Final Fantasy VII wechselt anstatt die nicht mehr vorhandene CD-Klappe zu öffnen.
Auch an der Front gibt es eine Veränderung: Die Original-Anschlüsse für die beiden Controller-Ports wurden durch USB-Eingänge ersetzt. Die darüber liegenden Einschübe für Speicherkarten sind außerdem nur noch kosmetischer Natur, da die Spieldaten jetzt intern gesichert und sogar unabhängig von Speicheroptionen im Spiel automatische Rücksetzpunkte gesichert werden. Im Gegensatz zur Konsole hat man die Controller bei ihrer ursprünglichen Größe belassen, dabei aber das Design des ersten PlayStation-Controllers übernommen. Hier gibt es also weder die beiden Analogsticks noch eingebaute Vibrationsmotoren, wodurch sich die Pads ungewöhnlich leicht anfühlen. Mit einer Länge von 1,5 Metern fällt das Kabel zwar kürzer aus als beim Original, doch wiederholt sich damit nicht das Fiasko, das Nintendo in dieser Hinsicht beim Mini NES verbrochen hat. Schön zudem, dass Sony neben dem USB- und einem zwei Meter langen HDMI-Kabel gleich zwei Controller für lokale Mehrspieler-Duelle mitliefert, die von der Verarbeitung her eine ähnlich hohe Qualität aufweisen wie die Konsole. Wer allerdings andere Eingabegeräte verwenden will, schaut in die Röhre: Während man mit einem USB-NES-Pad oder einem Competition Pro USB immerhin noch durch Menüs navigieren kann, verweigert die Konsole beim Anschluss eines PS4-, PS3- oder Xbox-Controllers komplett die Zusammenarbeit. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil manche Titel von den DualShock-Funktionen profitieren würden – allen voran Metal Gear Solid, wo durch die Einschränkungen einer der coolsten Momente in der
Controller werden per USB angeschlossen. Leider funktionieren nur die mitgelieferten Pads.
Videospielgeschichte verpufft. Aber auch bei anderen Titeln wie etwa Rainbow Six hätte eine alternative Steuerung mit Analogsticks nicht geschadet – zumal besagte Sticks in den Menüs sogar erwähnt werden.
Innen pfui
Schaltet man die PS Classic zum ersten Mal ein, badet man aufgrund des Original-Sounds der Bootsequenz zunächst in einem Meer voller Nostalgie und schwelgt auch beim Durchblättern der 20 enthaltenen Spiele immer wieder in schönen Erinnerungen an die gute, alte Zeit. Die anfängliche Euphorie weicht jedoch schnell einer zunehmenden Ernüchterung – und das aus mehreren Gründen. Zum einen lässt die Qualität der Emulation oft zu wünschen übrig, was auch die detaillierten Analysen der Kollegen von
Digital Foundry belegen. Das ist vor allem deshalb verwunderlich, weil die PS1-Klassiker mit Sonys eigens entwickelten Lösungen für die Emulation auf PSP, PS3 und Vita immer eine gute Figur abgegeben haben. Ausgerechnet für das Classic-Modell scheint man sich mit einer mobilen Version des PCSX-Emulators aber für die denkbar schlechteste Alternative entschieden zu haben, dessen Funktionen auch noch künstlich beschnitten wurden. Angeblich bekommt man zwar durch den Anschluss einer Tastatur und das Drücken der Escape-Taste Zugriff auf ein verstecktes Einstellungsmenü, doch funktionierte der Trick bei keiner der von uns angeschlossenen Tastaturen verschiedener Hersteller.