Duke Nukem Forever25.02.2011, Michael Krosta
Duke Nukem Forever

Special:

Wir haben uns mit Randy Pitchford, CEO von Gearbox Software, über den Duke und seine neueste Mission unterhalten, die sich seit nun mehr zwölf Jahren in Entwicklung befindet. Gibt es Licht am Ende des Tunnels?

4Players: Was ist das für ein Gefühl, all diese Witze, Aprilscherze und Running-Gags zu zerstören?

Randy Pitchford: Weiß du was? Mir ging es da genauso wie dir. Ich war ebenfalls da draußen und ein Teil davon. Ich meine...diesen Teil mit der Legende und so. Duke Nukem Forever (ab 13,91€ bei kaufen) ist fast so was wie der Bigfoot oder das

Randy Pitchford, CEO und Präsident von Gearbox Software...und Retter von Duke Nukem Forever.
Monster von Loch Ness. Weißt du, was ich meine? Da gibt es diese vagen Geschichten, bei denen einige Leute behaupten, dass es wahr ist, aber komm schon...Loch Ness-Monster? Komm schon! Das machen die doch nur, um uns reinzulegen. Der Duke ist in dieser Hinsicht sicher einzigartig. Und es ist irgendwie cool, jetzt in der Lage zu sein, es zu den Leuten zu bringen. Jetzt kann man dem Bigfoot die Hand schütteln. Es stellt sich heraus, dass es den Bigfoot wirklich gibt.

4Players: Ist es also eine Erleichterung?

Randy Pitchford: Es ist die ganz große Erleichterung, wenn wir es veröffentlichen. Ich kann dir sagen: Da ist ganz schön viel Druck, obwohl alles klar ist und wir wissen, was wir tun. Und wir sind kurz vor dem Ziel. Aber...es muss da irgendeine Art Fluch geben, oder? Irgendwas wird passieren. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwie geht noch etwas schief. Und ich hab Schiss. Ich will nur zu dem Punkt gelangen, an dem ich in einen Laden marschieren, es kaufen und dann selbst glauben kann. Denn es ist so: Nach all dem, was mit dem Duke passiert ist und all den gebrochenen Versprechen, ist er uns irgendwie nicht egal. Ich weiß noch, wie ich mich gefühlt habe, als die Entwicklung eingestellt wurde. Ich dachte mir 'Kommt schon...echt? Ich liebe meinen Duke Nukem. Könnt ihr da nicht eine Lösung finden, bitte.' Wir mussten quasi einspringen und eine Lösung finden. Es kam kein weiteres Spiel raus, das den Duke als Ikone der Industrie behalten hat, weil einfach keine weiteren Spiele gekommen sind, richtig? Es hat nur in der Liebe und den Interessen der Fans weiter gelebt. Ihrer Faszination. Ich weiß nicht genau, was es ist...

4Players: Naja, er ist schon ein cooler Typ...

Randy Pitchford: Yeah...wer will nicht so ein Kerl sein, der sein eigenes Videospiel zockt, während er gleichzeitig von zwei Frauen verwöhnt wird? Ich weiß nicht, wie man eine solche Welt bekommt, aber ich bin dabei. Ich will das!

4Players: Wie viel Arbeit muss Gearbox eigentlich noch leisten?

Randy Pitchford: Viel. Es ist schwer für mich, in der kurzen Interview-Zeit bei einem so großen, komplexen Spiel genau zu sein. Ich kann ein paar Dinge nennen, um den Lesern einen richtigen Eindruck zu vermitteln. Zunächst muss gesagt werden, dass das Spiel die Vision ist, die bei 3D Realms entwickelt wurde. Das sind George und Alan, die Vision des Teams bei 3D Realms für Duke Nukem Forever. Es ist ihr Spiel. Und das hilft uns dabei, es durchzuziehen. Aber dafür ist auch ein enorm großer Arbeitsaufwand nötig. Da arbeiten Leute Tag und Nacht und reißen sich den Arsch auf, damit wir das bekommen. Und diese Arbeit muss respektiert werden. Ich hab mal ausgerechnet, dass bei 3D Realms in den letzten zwölf Jahren etwa 250 bis 333 Mannjahre investiert wurden. Seit Gearbox mit an Bord ist, haben wir ausgerechnet, dass unser Risiko und unser Investment bei 208 bis 250 Mannjahren liegen dürfte, um es fertig zu stellen. Und wir verfolgen das.

Den Aliens gehört mal wieder ein ordentlicher Arschtritt verpasst.
Das ist wahr. Das gibt dir also eine relative Vorstellung...von den Mannjahren. Aber was die Vision der Geschichte angeht und was wir tun...und der Inhalt von den Witzen über die Action bis zu den Hindernissen - das war die Vision von 3D Realms.

4Players: Also musstet ihr nicht ganz von vorne anfangen...

Randy Pitchford: Nein. Wenn ich das gemacht hätte, würde ich es nicht Duke Nukem Forever nennen. Denn das Spiel, was ich spielen will, ist das Spiel, was ich hätte bekommen sollen. Jetzt, wo ich selbst dafür verantwortlich bin, will ich dabei helfen, dass genau das passiert.

4Players: Während deiner Präsentation hast du von neuen Ideen gesprochen. Kannst du ein konkretes Beispiel geben?

Randy Pitchford: Nun ja...es gibt einige Wiederholungen beim Design. Eines der Dinge, bei denen Duke 3D ein Vorreiter war, war die Idee hinter dem Spieltempo eines Shooters. Es geht damit los, dass man rumballert und die Gegend von Feinden säubert. Aber dann gibt es irgendein Hindernis. Entweder müssen wir dann die Umgebung erkunden und einen Weg finden oder wir sehen das Hindernis deutlich vor uns und müssen nachdenken, wie wir es überwinden können. Vielleicht muss man die Umgebung nutzen oder etwas in ihr verändern oder Objekte umher schieben. Es gibt also eine Art Spieltempo und Duke Nukem hat in diesem Bereich Vorarbeit geleistet. Wir bemerken diese Sorte von Spieltempo auch bei Spielen wie Half Life, wie sich Action und Rätseleinlagen abwechseln. Darüber hinaus möchte ich auch die Interaktionen und Geheimnisse erwähnen: Sie sind nicht unbedingt notwendig, aber beides schafft Unterhaltung und sorgt für mehr Spaß sorgen. Duke Forever behält diese Art des Spieltempos bei und bietet eine ähnliche Balance aus Action und Ballereien sowie den anderen Elementen. Wir fügen außerdem weitere Dinge hinzu, die sich immer mehr in anderen Spielen finden. Das Stichwort lautet: Abwechslung. Bei Duke Nukem 3D gab es nur den Duke mit seiner Knarre in der Hand. Und bei Duke Forever...da gibt es Momente, bei denen man in ein Fahrzeug hüpfen muss oder auf einem außerirdischen Schiff landet. Man macht da echt ein paar total abgedrehte Sachen. So viel zum großartigen Design-Prinzip des Spieltempos. Aber es macht noch etwas anderes: Es erzählt die Geschichte in Echtzeit.  

4Players: In Echtzeit?

Randy Pitchford: Mit Echtzeit meine ich, dass man ins Spiel einsteigt und Duke zwölf Jahre nach den Geschehnissen aus Duke 3D trifft. Das Spiel beginnt damit, dass er auf der Couch sitzt und sein eigenes Videospiel spielt - kurz danach kehren die Aliens zurück. Sie sagen, dass sie in Frieden kommen und der Präsident schließt ein Abkommen mit ihnen. Er sagt 'Alles wird gut. Dieses Mal haben sie ihre Lektion gelernt, weil du ihnen beim letzten Mal in den Hintern getreten hast, Duke. Und jetzt werden wir alle Freunde. Wir können so viel von ihnen lernen und jetzt werden wir alle Freunde, also versau es nicht. Misch dich nicht ein, Duke. Wir haben alles unter Kontrolle', sagt der Präsident. Und natürlich...die Aliens sind Aliens...und sie spielen nicht mit sauberen Karten, richtig? Richtig. Sie entführen unsere Mädels, um unsere Frauen dazu zu benutzen, eine Alien-Armee zu züchten. Und Duke hat damit ein echtes Problem. Er hat die Erde gerettet, also ist er der berühmteste Mann der Welt. Er ist der reichste Kerl auf dem Planeten. Er meistert alles, was er anpackt...und er hat schon alles gemacht. Er ist einfach der unglaublichste Kerl aller Zeiten und jetzt wirst du zu ihm und rettest erneut die Welt und unsere Frauen in dieser verrückten Geschichte. Wir wollten, dass man die Geschichte in Echtzeit erlebt. Man hat also nicht diesen Oldschool-Kram, bei dem man am Ende eines Levels auf einen Knopf drücken musst. Das ist die Vergangenheit. Bei dieser Art der Erzählung werden wir nicht richtig reingezogen. Das ist so etwas wie eine Echtzeit-Erfahrung.

4Players: Kannst du schon was zum Mehrspielermodus sagen?

Randy Pitchford: Ein bisschen. Ich kann schon mal sagen, dass er existiert. Auf der anderen Seite wurden uns schon so lange irgendwelche Dinge versprochen. Ich könnte den ganzen Tag mit dir über den Mehrspielermodus plaudern, aber mal ehrlich...ich würde dann doch nur wieder Versprechungen machen. Momentan hatten wir noch keine Zeit, der Mehrspielermodus zu zeigen, aber das holen wir nach - vielleicht sogar öffentlicht, indem wir eine

"Ich würde mich nicht gut fühlen bei dem Gedanken, für ein Duke-Spiel verantwortlich zu sein, das keinen Mehrspielermodus bietet"
Demo für die Leute da draußen bringen. Der beste Weg, um es den Leuten glaubhaft zu machen, ist, indem du sie selbst spielen lässt. Damit sie es selbst sehen können. Kampagne und Mehrspielermodus. Als wir gemerkt haben, dass wir bereit sind...haben wir einfach das Spiel genommen, es hier hergebracht, zu den Leuten. Wir wollen, dass Leute es spielen. Und das ist der beste Weg. Wir haben einfach gesagt: 'Hier, es ist spielbar. Los!' Und der Grund ist, dass uns zu viel versprochen wurde. Zu oft. Und wir machen das mit dem Mehrspielermodus auf die gleiche Art. Die Sache ist die: Man muss beim Duke einen Mehrspielermodus haben. Ich würde mich nicht gut fühlen bei dem Gedanken, für ein Duke-Spiel verantwortlich zu sein, das keinen solchen Modus bietet. Ich will online gehen, meine Freunde schrumpfen und auf sie trampeln. Ich muss all diese Dinge tun können. Aber ich will auch neue Dinge - so wie damals Duke 3D für frischen Wind gesorgt hat. Ich will ein paar neue lustige Sachen. Aber was ist momentan lustig? Was ist in der Multiplayer-Szene gerade angesagt? Was sind die Dinge, die sonst niemand macht? Wo können wir ein paar Dinge zusammenmixen? Wenn man ein Spiel mit einer Kampagne und einem Mehrspielermodus macht, muss man auch einen gewissen Fan-Service leisten. Man muss das Ding für seine Geschichte lieben. Weil es einem am Herzen liegt. Wenn es bei Duke Nukem Forever keine Rohrbomben geben würde, wären wir ganz schön angepisst, oder? Also muss man dieses Zeug reinpacken, aber auf der anderen Seite kann man das nicht ständig machen. Es soll ja eigentlich ein neues Spiel werden. Es muss ein modernes Spiel sein. Das Gleiche gilt für den Mehrspielermodus, bei dem man dieses gewisse Gefühl hat. Aber es ist ein neues Spiel.

4Players: Du hast vorhin gesagt, dass du im Hinblick auf die Einstufungsbehörden auf der Grenze tanzen willst. Wie du ja vielleicht weißt, sind diese Grenzen im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland etwas anders - besonders dann, wenn es um Gewalt geht...

Randy Pitchford: Ja, etwas anders. Weiß du, in den USA scheinen wir mit Gewalt ganz gut leben zu können. Aber wir haben ein Problem mit Freizügigkeit und Nacktheit. Kaum zeigt man einen Nippel, führt das auf direktem Weg in die Hölle. Das ist Nordamerika. In Deutschland ist es genau andersrum. Meine Meinung dazu: Ich hasse jede Zensur. Also bin ich gegen Zensur. Aber wenn ich die Wahl zwischen Gewalt und Sex habe, dann ist Sex ganz klar das kleinere Übel. So sieht es aus. Aber wir müssen verantwortungsvoll sein. Wir möchten die junge Generation nicht verderben. Aber die Einstufungsbehörden spielen dabei eine Rolle. Und diese Rolle besteht darin, den Konsumenten und Eltern zu erziehen und ihnen die Optionen zu zeigen, die sie haben. Aber nur zu sagen "Nein, die Gesellschaft kann das nicht sehen, es ist zu gefährlich"...komm schon...das ist Unsinn. Wir leben in einer Welt, in der wir das Internet haben. Wir haben alle dieses magische Fenster, das zu unendlicher Gewalt und unendlicher Pornographie führt...Wir alle haben das. Da gibt es all diese Dinge im Unterhaltungsbereich, die die Grenzen ausloten und uns zeigen, wo die Grenzen sind. Und manchmal, wenn diese Dinge aufkommen, ist es sogar egal, über welches Jahrhundert wir reden. Es gab z.B. Literatur im Mittelalter...und manchmal verschieben diese Dinge die Grenze und manchmal bringen sie die Gesellschaft dazu, auf sie zu reagieren. Ich glaube, wir leben in einer Welt, in der sich sie Grenzen immer mehr öffnen. Ich glaube, wir bekommen immer mehr Freiheiten. Dinge wie das Internet machen das möglich. Das Informationszeitalter macht das möglich. Und was Deutschland angeht: Ihr könnt da viel machen. Ihr könnt eurer Regierung sagen, dass das Unsinn ist. Helft ihnen dabei einzusehen, dass sie ihre Denkweise ebenfalls ändern müssen. Wir müssen uns allerdings an das Gesetz halten.

4Players: Du hättest also kein Problem damit, eine geschnittene Fassung des Spiels nach Deutschland zu bringen?

Randy Pitchford: Ich habe kein Problem damit. Wenn die Wahl so aussieht: Die Deutschen dürfen es legal überhaupt nicht spielen oder wir bieten diese Option an, dann bieten wir diese Option an. Ich mache die Regeln nicht. Viele Regeln hasse ich. Aber ich muss mich an sie halten, denn sonst gerate ich in Schwierigkeiten...

4Players: Gibt es denn schon irgendwelche Pläne für Bonusinhalte?

Randy Pitchford: Wir machen das manchmal. Aber wir reden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht darüber. Wir müssen so viele Entscheidungen treffen. Aber wir haben einen Plan und es gibt für alles einen Zeitplan. Also wissen wir, dass es passieren wird...

4Players: Vielen Dank für das Gespräch!

 

 
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