Vampire: Die Maskerade - Redemption29.05.2018, Jörg Luibl

Special: Pen, Paper, PC

Vampire haben nicht nur in der Literatur und auf der Leinwand, sondern auch am Bildschirm für Unterhaltung gesorgt. Eines der besten Spiele rund um die Blutsauger ist immer noch Vampire: Die Maskerade - Bloodlines von Troika Games, das 2004 unser Gold auf dem PC erobert hat. Allerdings gab es bereits vier Jahre zuvor einen Vorgänger im Geiste von Nihilistic Software. Wir blicken zurück auf das Rollenspiel Vampire: Die Maskerade - Redemption (ab 19,95€ bei kaufen).

Vom Tisch auf den Bildschirm

Die Geschichte des PC-Rollenspiels beginnt nicht mit einer Engine oder Software, sondern im Jahr 1991 in Georgia an einem Schreibtisch. Aus finanzieller Not wird der heute noch aktive und in Schweden ansässige Verlag White Wolf gegründet, der mit einem neuen Pen&Paper-Universum namens "World of Darkness" düstere Nischen der Fantasy besetzen wollte. Dabei fußten fast alle Veröffentlichungen auf dem neuen "Storyteller System", das etwas freiere Entscheidungen auf Grundlage eines Würfelpools sowie mit Zehner- statt Sechserwürfeln ermöglichte. Vieles wurde bis 2006 von Feder und Schwert unter "Welt der Dunkelheit" ins Deutsche übersetzt.

Vampire: Die Maskerade - Redemption fußte auf einer Pen&Paper-Rollenspielvorlage.
Darunter auch die Rollenspielwelt Vampire: Die Maskerade, die sich in einer alternativen Gegenwart mit Vampiren beschäftigte, viel Wert auf erzählerische Situationen legte und dabei stark von Anne Rice' Romanen beeinflusst wurde. Der erste Teil ihrer Chronik der Vampire wurde dann 1994 mit Brad Pitt und Tom Cruise verfilmt, was auch zur Popularität der Pen&Paper-Welt beitrug - das deutsche Regelwerk gibt es übrigens als Jubiläumsausgabe bei Ulisses. Es sollte aber noch sechs Jahre dauern, bis Nihilistic Software im Auftrag von Activision das erste digitale Abenteuer rund um die im Verborgenen agierenden Blutsauger entwickelte.

Die Premiere für Nihilistic Software

Das kalifornische Studio wurden erst 1998 gegründet, hatte bis dato keinerlei Erfahrung, aber sie bestanden zum Großteil aus ehemaligen Lucas-Arts-Leuten, die immerhin am Ego-Shooter Jedi Knight werkelten. Ein Rollenspiel dieser Art war natürlich ein anderes Kaliber, man forcierte die Schulterperspektive und benötigte eine ganz andere Benutzeroberfläche sowie Lösungen für Kämpfe und Dialoge. Aber das Team um Director Ray Gresko (später u.a. mit Diablo 3 und Overwatch erfolgreich) konnte innerhalb der zwei Jahre die eigene NOD-Engine entwickeln, die Essenz der Pen&Paper-Vorlage einfangen und ein stimmungsvolles Abenteuer präsentieren.

Man erkundete sowohl das Mittelalter als auch die Gegenwart.
Was sicher auch daran lag, dass mit Daniel Greenberg ein Autor von White Wolf beteiligt war, der eine interessante Story inklusive Zeitenwechsel zwischen dem Mittelalter und der Gegenwart konzipierte. In der Rolle des zum Vampir mutierten Ritters Christof Romuald war man im 12. Jahrhundert in Prag und Wien unterwegs, aber auch im London und New York des späten 20. Jahrhunderts - wobei man immer wieder in vampirische Machtkämpfe geriet. Und natürlich war der namengebende Begriff "Redemption", also "Erlösung", eines der Hauptmotive, zumal mit der Nonne Anezka auch eine überzeugende Liebesbeziehung aufgebaut wurde.

Klasse Artdesign, brüchige Spielmechanik

Zwar war dieses Rollenspiel zum Ende hin angenehm offen: Je nachdem wieviel Menschlichkeit man sich bewahren konnte, änderte sich das Finale, man konnte ja auch komplett brutal vorgehen. Allerdings war der Weg dorthin teilweise sehr linear und man konnte in Dialogen, die im englischen Original unglücklich vertont waren, nicht all zu viele Entscheidungen treffen. Während Art- und Leveldesign sowie Kulisse überzeugten, hakte es unter der hübschen Oberfläche an der Spielmechanik. Neben ärgerlichen Bugs sorgte die schlechte KI sowie Wegfindung oftmals für Frust und Chaos in den hektischen Kämpfen, denen es gerade Pen&Paper-Fans auch an taktischer Finesse mangelte. Obwohl man mit einer Gruppe mit unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten unterwegs war, ging es eher actionorientiert und gleichförmig zur Sache.

In den Kämpfen ging es eher actionorientiert als taktisch zur Sache.
Trotzdem hatte sich die Investition von knapp 1,8 Millionen Dollar für Activision gelohnt, denn das Spiel wurde von einigen Kritikern auf einer Ebene mit Deus Ex genannt und verkaufte sich innerhalb der ersten sechs Monate über 100.000 Mal, was knapp fünf Millionen Dollar einbrachte. Dieser Erfolg war schließlich ausschlaggebend für den heute wesentlich bekannteren Nachfolger Vampire: Die Maskerade - Bloodlines, der später allerdings bei Troika Games entwickelte wurde und im Jahr 2004 qualitativ nochmal zulegen konnte - auch wenn die Bugs die Blutsauger begleiteten; unseren Test dazu findet ihr hier.

Und Nihilistic Software? Arbeitete direkt nach Vampire immerhin an StarCraft: Ghost für Blizzard, wurde aber aus ungeklärten Gründen im Jahr 2004 davon abgezogen - das Spiel selbst wurde bekanntlich auf Eis gelegt. Es folgten Marvel Nemesis, Conan, Zombie ApocalypsePlayStation Move Heroes sowie Resistance: Burning Skies und Call of Duty: Black Ops Declassified, bevor das Studio 2012 geschlossen wurde.

 
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