Porsche 911 Turbo S Wheel23.10.2009, Michael Krosta
Porsche 911 Turbo S Wheel

Special:

Mit dem Wireless Wheel für die Xbox 360 hat sich Microsoft nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert (siehe Special). Aufgrund der nicht nachvollziehbaren Lizenzpolitik aus Redmond war es aber bisher die einzige Möglichkeit, wenn man bei Rennspielen Force Feedback-Effekte genießen wollte - selbst wenn das Ergebnis relativ enttäuschend war. Mittlerweile hat man - vermutlich auch dank Forza-Entwickler Turn 10 - erkannt, dass das hauseigene Wheel nicht den Ansprüchen ernsthafter Rennfahrer gerecht werden kann. Also tat man sich mit den deutschen Zubehörspezialisten von Fanatec zusammen, um ein hochwertiges Luxuslenkrad im Porsche-Design für die 360 zu entwickeln, das sogar auch noch an der PS3 und dem PC funktioniert. Wir haben die edle Peripherie ausprobiert und gleichzeitig die Standfestigkeit des Wheel Stands von Fanatec geprüft...

Fühlt sich gut an

Schon wenn man das Porsche-Lenkrad zum ersten Mal in den Händen hält, merkt man den Unterschied: Zwar sorgen die üblichen Gummi-Überzüge von Standard-Wheels schon für einen rutschfesten Fahrspaß, aber echtes, handgenähtes Leder fühlt sich eben doch deutlich besser an. Zudem hält man bei einem Durchmesser von 300 Millimetern einiges in der Hand. Die Verkabelung ist schnell erledigt, denn bis auf die Pedalerie, die neben Gas- und Bremspedal auch eine Kupplung bietet, muss zusätzlich nur noch das angenehm lange Stromkabel mit dem Lenkrad verbunden werde - die Übertragung zur 360 erfolgt über eine Drahtlosverbindung. Am PC oder der PS3 hat man alternativ die Möglichkeit, das gute Stück auch mit dem mitgelieferten USB-Kabel anzuschließen, doch mit Hilfe des mitgelieferten Dongles in Form eines Porsche-Schlüssels kann man auch an diesen Plattformen die kabellose Freiheit genießen. Dabei ist die Verbindung zwischen Dongle und Wheel nicht aufwändiger als bei der 360: Man drückt einfach den Sync-Knopf unterhalb des USB-Steckers und anschließend noch eine Taste am Lenkrad - ganz einfach. Gibt es ein neues Firmware-Update für das Lenkrad, muss der Vorgang allerdings wiederholt werden.

Qualität aus Deutschland, made in China: Das Porsche 911 Turbo S Wheel ist eine extrem hochwertige Peripherie für anspruchsvolle Rennfahrer.
Man darf aber nicht vergessen, das Gerät vorher einzuschalten, denn mit dem Anschluss ans Stromnetz ist es nicht getan. Am Lenkrad findet sich zusätzlich ein Netzschalter, mit dem man es auch immer vorher ausschalten muss, sobald man die Spieleplattform wechselt.

Knöpfchen, wechsel dich

Damit sowohl PS3- als auch 360-Benutzer bei der Navigation die richtigen Knöpfe drücken, hat man sich bei Fanatec eine feine Lösung einfallen lassen: Die Tasten, die sich auch während der Fahrt gut erreichen lassen, wurden mit einer Hintergrundbeleuchtung ausgestattet, mit der sich die Symbole einfach umschalten lassen. Während sie auf der 360 konstant leuchten, ist es an der PS3 allerdings etwas ärgerlich, dass die Sony-Symbole bei jedem Spielwechsel wieder manuell aktiviert werden müssen. Daneben gibt es auf der Sony-Konsole auch das eine oder andere Kompatibilitätsproblem, obwohl Fanatec auf der eigenen Webseite behauptet, das Porsche-Wheel funktioniere mit allen PS3-Spielen, die Force Feedback unterstützen. Leider macht ausgerechnet Gran Turismo 5: Prolog Probleme, denn es scheint so, als wären die Force Feedback-Effekte hier umgekehrt, wie es auch manchmal bei PC-Simulationen der Fall ist. Doch während man das Problem dort meist in den Optionen beheben kann, gibt es diese Möglichkeit beim PS3-Spiel nicht. Die Folge: Schon beim Geradeausfahren schlägt das Lenkrad bereits bei niedrigen Geschwindigkeiten ständig in beide Richtungen aus, obwohl die Feedback-Intensität nur auf einen mittleren Wert eingestellt wurde. Kracht man dagegen in die Bande, rührt sich nichts. So liefert bei Gran Turismo selbst das günstige Logitech Driving Force Pro immer noch eine überzeugendere Vorstellung. In anderen Spielen wie Need for Speed: Shift oder F1 Championship Edition macht das Porsche-Lenkrad dagegen eine exzellente Figur und wird problemlos als Logitech G25 erkannt. Entsprechend kann man z.B. bei Shift auch die Kupplung verwenden. Anders jedoch bei Sega Rally: Obwohl auch hier das G25 in den Optionen zur Auswahl steht, weigert sich das Spiel

Neben einem Schaltknauf für ein sequenzielles Getriebe befindet sich auch eine H-Schaltung mit sechs Gängen im Lieferumfang.
beharrlich, das Fanatec-Wheel als solches zu erkennen. Stattdessen bietet es lediglich den Standard-Controller als Möglichkeit an. Schaltet man außerdem manuell die PlayStation-Knopfbeleuchtung ein, die beim Start seltsamerweise deaktiviert wird, ist sogar alles vorbei, denn es wird kein Eingabegerät mehr erkannt. Von daher ist das Porsche 911 Turbo S im Zusammenhang mit der PS3 etwas mit Vorsicht zu genießen - Logitech bietet mit seinen Lenkrädern wie dem G25 oder dem Driving Force (Pro) immer noch eine höhere Kompatibilitätsrate. Hinzu kommt, dass man im Gegensatz zur Konkurrenz keinen Rotationen von 900 Grad an der Sony-Konsole anbietet. An der Xbox 360 gibt es solche Einschränkungen nicht und man kann dank des Tuning-Menüs direkt über das Lenkrad zwischen 900, 540, 270 und 210 Grad wählen. Außerdem lassen sich die Stärke des kräftigen Force Feedback-Motors und des Shock-Levels (für das Simulieren von Motorvibrationen) getrennt in vier Stufen einstellen. Dabei werden die Werte komfortabel über die rote LED-Anzeige dargestellt, die mittig an der Halterung angebracht wurde. Da man für verschiedene Titel gerne verschiedene Einstellungen bevorzugt, lassen sich außerdem bis zu fünf Setups direkt im Lenkrad abspeichern.

H-Schaltung oder sequenziell?

Wer sich nicht auf das Automatikgetriebe verlassen, sondern selbst Hand an den Schaltknüppel anlegen möchte, hat beim Porsche-Lenkrad die Wahl zwischen einer sequenziellen und einer H-Schaltung mit sechs Gängen (+ einem Rückwärtsgang). Im Gegensatz zum G25, wo die Modi einfach auf Knopfdruck an der separaten Gangschaltung umgestellt werden, packt Fanatec gleich zwei unterschiedliche Schalthebel in die Verpackung, die beide entweder rechts oder links mit zwei Stangen relativ fest neben dem Wheel angebracht werden können. Etwas störend ist dabei das laute Klick-Geräusch der Gangschaltung, das mit dem einer Guitar Hero-Gitarre vergleichbar ist. Positiver Nebeneffekt: Man hört wenigstens, wenn man geschaltet hat. Und wenn man es nicht mag, dreht man halt die Anlage ein bisschen weiter auf. Das sollte man auch machen, wenn man eine Weile in einem gut geheizten Raum spielt, denn irgendwann machen sich deutlich hörbare Betriebsgeräusche im Innern des Lenkrads bemerkbar, die etwa das Niveau einer eingeschalteten PS2 erreichen.       

Starkes Force Feedback

Dreht man zunächst mit dem Wireless Wheel von Microsoft eine Runde Forza 3 und steigt danach zum Vergleich auf das Porsche-Lenkrad um, sind die Unterschiede gewaltig: Während Ersteres nur mit einem schwächlichen Force Feedback aufwarten kann und wie gewohnt wackelig in den Händen liegt, leistet das Fanatec deutlich mehr Widerstand und fühlt sich dabei insgesamt sehr viel runder, weicher sowie natürlicher an. Dazu tragen auch die Pedale bei: Obwohl bei unserem Testexemplar nicht die 200 Euro teuren Clubsport-Pedale aus robustem Metall, sondern nur die Standard-Pedale aus Plastik enthalten waren, stellen sie verglichen mit den bisher gewohnten Pedalen einen spürbaren Fortschritt dar. Vor allem die Bremse bietet einen schönen Widerstand, der bei der Kupplung allerdings etwas ausgeprägter hätte sein dürfen. Dafür arbeitet sie nicht digital, sondern ebenfalls analog, so dass man die Kupplung auch schleifen und den Gang langsam kommen lassen kann, sofern die Funktion wie etwa bei Forza 3 unterstützt wird. Auch beim Gaspedal hätte ich mir etwas mehr Gegendruck gewünscht, doch fühlt sich die Pedaleinheit insgesamt ebenfalls sehr gut an. Alternativ lassen sich übrigens auch die

Das Bremspedal bietet einen guten Widerstand. Die Kupplung könnte sich allerdings etwas besser anfühlen.
Pedale des Logitech G25 und Microsofts Wheels anschließen, wobei Letzteres nicht unbedingt zu empfehlen ist. Lob gebührt außerdem der Rutschfestigkeit der Pedaleinheit, die einen sehr stabilen Halt bietet. Leider hatten wir keine Möglichkeit, die Tischklemmen zu testen, da das Lenkrad fertig montiert an Fanatecs Wheel Stand geliefert wurde.

Stabil ohne Tisch

Dabei handelt es sich um eine knapp 100 Euro teure Konstruktion, mit der man auch ohne einen Tisch oder einen Playseat mit dem Lenkrad fahren kann. Selbstverständlich ist das höhenverstellbare Gestänge für die Fanatec-Lenkräder optimiert und bietet einen bombenfesten Halt für Wheel und Schaltung. Einzig die Mittelstange, auf der am oberen Ende die Platte für das Montieren des Lenkrads angebracht ist, stört ein wenig die Beinfreiheit, wenn man drei Pedale benutzt. Da das Gaspedal aber leicht rechts abgewinkelt ist, kann man die Pedal-Einheit einfach ein Stück nach links verschieben und damit den Knoten in den Beinen lösen. Die Ablage für die Pedale bietet ebenfalls einen prima Halt, den man noch optimieren kann, indem man eine Abgrenzung aus Metall in die gewünschte Position verschiebt und fest schraubt. Gerade für Leute, die keinen Platz für ein Renn-Cockpit haben, könnte der Wheel Stand eine interessante Alternative darstellen, zumal sich die Höhe hervorragend einstellen lässt, so dass man vom Sofa, Chefsessel oder einem einfachen

Mit dem Wheel Stand (Preis: knapp 100 Euro) kann man auch ohne Tisch und Cockpit das Lenkrad stabil befestigen. Und spart dabei Platz.
Küchenstuhl komfortablen Rennspielspaß mit einem Lenkrad genießen kann. Wird der Aufbau nicht gebraucht, kann man ihn außerdem mit wenigen Handgriffen zusammenklappen und platzsparend in die Ecke stellen.

Der Preis ist heiß

Qualität hat bekanntlich ihren Preis. Das ist bei Autos genau so wie bei Grafikkarten, Flügen in der First Class oder Klamotten. Warum sollte ein von Porsche offiziell lizenziertes Lenkrad für PC und Konsolen da die Ausnahme bilden? Allerdings muss man sich die Anschaffung bei diesem Preisschild drei Mal überlegen: Für die Standard-Edition mit kabelgebundenen Pedalen und WiFi-Dongle sind satte 350 Euro fällig. Günstiger wird es, wenn man auf die Pedale sowie Wireless-Verbindung mit PS3 und PC verzichten kann, denn die Pure-Edition gibt es für "nur" 230 Euro. Richtig teuer wird es, wenn man sich für die Clubsport-Edition mit nahezu unzerstörbaren Metall-Pedalen entscheidet: In diesem Fall will Fanatec 500 Euro sehen! Die Qualität des Lenkrads ist unbestritten - keine Frage. Aber ob sie einem wirklich ein derart kleines Vermögen wert ist, muss wohl jeder selbst für sich entscheiden. Während PS3- und PC-Besitzer mit dem G25 und günstigeren FF-Wheels eine Menge Alternativen haben, müssen sich 360-Besitzer wohl oder übel weiterhin mit einer Monopolstellung abfinden und in den sauren Preisapfel beißen, wenn sie endlich ein vernünftiges Lenkrad für ihre Konsole haben wollen.   

Eindruck: sehr gut

 
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