Special: Symphonic Legends (Events)

von Benjamin Schmädig



Events
Publisher: Merregnon Studios
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Wie stark hält er sich dabei an die Vorlage? Setzt er die Klassiker genau so um wie sie ihre Erschaffer einst im Sinn hatten? Das funktioniert natürlich besonders beim Übersetzen älterer Stücke in die Sprache eines großen Orchesters nicht. »Und es steckt ja auch immer ein Teil von mir selbst in den neuen Arrangements.«, beschreibt Jonne seine Arbeit. »Wenn ich an einem Stück arbeite, schaue ich mir außerdem die anderen Arbeiten des jeweiligen Komponisten an und versuche herauszufinden, welche Stilmittel er oder sie bevorzugt.« Mit deren Hilfe versucht er ein Stück zu komponieren, das in seiner Art und Weise an das Original erinnert - und schafft so wertvolle Andenken, die heute noch so groß klingen wie sie die verklärte Erinnerung einst konserviert hatte.
"Wie wäre es eigentlich mit einer speziellen 4Players-Fanfare?" Wenige Sekunden später bereute Thomas Böcker, dass er gefragt hatte. 

Schützenhilfe vom Final Fantasy-Komponisten

Die gerade erst vor unseren Ohren entstandene »Fanfare for the Common 8-bit Hero« ist selbstverständlich kein solches Andenken - sie könnte allerdings für diejenigen eins werden, die im September Gäste bei Symphonic Legends dabei sind. Denn dazu wie versiert Jonne handwerkliches Geschick mit spielerischer Leichtigkeit verbindet, dürften manche seiner Kollegen blass Beifall klatschen. »Jonne schafft es jedes Mal, mich zu begeistern. Man hat nie das Gefühl, dass er mit sich zufrieden ist. Stattdessen werkelt er wie besessen weiter und liefert wieder etwas Erstklassiges ab«, schwärmt Thomas von seinem Hauptarrangeur. Im Gegensatz zum Konzert des letzten Jahres werden übrigens nicht nur lange Zusammenschnitte unterschiedlicher Titel aufgeführt - kurze, knackige Stücke sollen für Abwechslung sorgen. Dabei wird der Finne erneut nicht alle Titel des Konzerts arrangieren. Vielmehr unterstützen ihn diesmal Shiro Hamaguchi (Monster Hunter Tri ), Hayato Matsuo (Final Fantasy XII , Panzer Dragoon Orta ) und Masashi Hamauzu (Final Fantasy XIII ) mit eigenen Arrangements.

Eine musische Verführung

Dass Jonne aber noch viel mehr auf dem Kasten hat, wird mir erst nach der Aufnahme der Fanfare endgültig bewusst - als das Rundfunkorchester nämlich ein weiteres Stück des Finnen einstudiert: »Credits for an Orchestra« ist ein Titel, den der Komponist für das Abschiedskonzert zum Weggang des Orchestermanagers Winfried Fechner geschrieben hat. Und viel mehr noch als bei der Fanfare haben die Musiker alle Hände voll zu tun, Jonnes Noten in die Tat umzusetzen. Immer wieder lässt Stier kurze Passagen wiederholen, probt das präzise Timing, verlangt die richtige Betonung. Ihr Komponist lotet Grenzen aus - wie weit kann man mit herkömmlichen Instrumenten gehen?

»Verspielt« gehört plötzlich der Vergangenheit an - stattdessen versucht sich Jonne an unerwarteten Melodieführungen, macht ein Thema fast kaputt, um es doch nie aus den Augen zu verlieren. »Ich hatte Angst, dass zu viel 'Star Wars' in den Harmonien steckt«, meint er zu Beginn noch und tatsächlich verbirgt »Credits for an Orchestra«
Wenn Winfried Fechner aus seiner Position als Orchestermanager scheidet, lässt er nicht nur Kollegen zurück, sondern auch Freunde. Und so widmen ihm Musiker und Gäste seines WDR-Rundfunkorchesters einen Abend mit zum Teil speziell für diesen Anlass geschriebenen Stücken - u.a. Jonne Valtonens großartiges »Credits for an Orchestra«.

Mit »Fanfare for the Common 8-bit Hero« sowie »Fear of the Heavens«, einem Auszug aus »Secret of Mana«, werden zudem zwei weitere Titel des Finnen am 10. Juli aufgeführt.

Tickets dafür gibt es bei KoelnTicket.
in der ersten Minute noch seine experimentelle Natur. Doch als die donnernde Exposition verhallt und sich in faszinierenden Disharmonien verliert, wird der Saal plötzlich in eine verstörende Anderswelt getragen - eine grandiose Verführung für gespitzte Ohren!

Das Kind im Komponisten

Aber noch bevor das Orchester den Dreh endgültig raus hat, setzt Stier einen Schlussstrich unter den anstrengenden Arbeitstag der Musiker. Es ist Zeit für eine Pause, bis man sich am nächsten Tag bei vollen Kräften wiedersehen wird. Auch für Thomas, Jonne und mich wird es Zeit: Zwei Stunden lang entspannen wir uns noch bei Kaffee und Sandwich, bevor mich die beiden zum Bahnhof begleiten. Jonne erzählt mir, wie er vor seiner Arbeit an der Symphonic-Reihe im Wechsel zwei Monate lang Aufträge einholen musste, um anschließend zwei Monate zu arbeiten. Wir schwärmen vom neuen Battlestar: Galactica und von Lost, er erzählt mir, wie viele Stunden er während des Komponierens der Fanfare begeistert Dragon Age gespielt hat, dass er sich auf Fallout: New Vegas  freut und dass die Demo-Szene - immerhin seine frühere künstlerische Heimat - für ihn an Reiz verloren hat, weil es weniger klar definierte technische Beschränkungen gibt.

Einen Komponisten stellt man sich irgendwie anders vor: im lockeren Jackett vielleicht, mit ranzigem Hemd und zerzausten Haaren. Vor allem aber älter und auf verklärte Art weiser. Jonne hingegen ist ein ganz normaler »Dreißiger«, zurückhaltend und ohne Attitüde wie ich sie bei anderen Künstlern erlebt habe - aber mit unglaublich viel Talent und hervorragenden handwerklichen Fähigkeiten. Die »Fanfare for the Common 8-bit Hero« war nur der Anfang: Ich freue mich riesig darauf, ihn im September wiederzusehen und mich in seiner Musik zu verlieren!

Alle Bilder © 2010 WDR/Philippe Ramakers

     

Kommentare

DrEDDDlokk schrieb am
Hab's grad ferig gehört, und es war der helle Wahnsinn. Vielleicht liegt es dran, dass ich nicht oft Live-Interpretationen von Videospiel-Musik höre, aber diese war definitiv meisterklassig! Schon die 8-Bit Hero Fanfare war toll, und was dann an Feuerwerk für Interpretationen abgefeuert war, liess mich für zwei Stunden durchgehend eine Gänsehaut haben - schlicht und einfach fantastisch!
Speziell die Zelda-Suite am Schluss war einfach nur der Oberburner. Kam mit den Kollegen beinahe nimmer nach im Skype, wie oft wir geschrieben haben was wir gerade staunten. :D Ganz toll übrigens auch das finale Bonusmedley, das einem endgültig eine Träne die Wange hinuntertrieb. Episch bis zum abwinken!
In diesem Sinne: Vielen, vielen, vielen lieben Dank an das WDR, Dirigent Niklas Villén und allen Interpreten für die zweieinhalb fantastische Stunden in meinem Leben! Danke auch an 4Players fürs aufmerksam machen - hätte diese tolle Klangreise sonst wohl verpasst. ;)
- D
Mephisto2687 schrieb am
Toller Beitrag!!!
Einige Highlights aus dem Konzert würden sich auch prima im 4Players-TV machen.... So hätten dann alle was davon...
Ich fände es prima. :lol:
technotica schrieb am
Und da sage einer nochmal das Spiele keine Kunst sein können :)
Kibato schrieb am
Ich hab 2 Karten, aber meine Freundin hat sich von mir getrennt, jetzt muss ich alleine gehen :cry:
Dr.Colossus schrieb am
Sehr schöner Beitrag der auch mal hinter die Kulisse von einem Orchesterbetrieb schaut.als Profimusiker in einem großen deutschen Symphonieorchester find ich das natürlich besonders gut wenn die Kollegen über den Tellerrand hinausschauen und damit neue Publikumsschichten erschliessen können. Nur so haben klassische Orchester die Chance auch noch die nächsten Jahrzehnte zu überleben. Der WDR Köln ist n klasse Orchester gibts kaum bessere in Deutschland. Genau das richtige um solch eine Musik zu präsentieren.
schrieb am