Mediadesignhochschule Berlin01.02.2010, Jörg Luibl
Mediadesignhochschule Berlin

Special:

In Zusammenarbeit mit der Mediadesign Hochschule Berlin werden wir in den nächsten Wochen ein Studentenprojekt begleiten: Innerhalb von sechs Wochen werkelt ein Team an einer Tower Defense-Variante namens "The Deadline " - was sich hinter dem Spiel verbirgt, klären die First Facts. Wir haben den Projektleiter Thomas Langhanki zur Universität und den Vorgaben befragt.

4Players: Hallo Thomas, wir kennen uns ja noch aus deinen ParaWorld-Zeiten. Kannst du deinen Werdegang in der Spielebranche kurz beschreiben?

Thomas Langhanki: Hallo Jörg, freut mich mal wieder mit Dir über Spiele und Spieleentwicklung zu sprechen. Wie ich vor

Projektleiter Thomas Langhanki (Wiggles; ParaWorld) betreut die Studenten.
kurzem mit Entsetzen festgestellt habe, bin ich tatsächlich seit 20 Jahren in der Spielebranche tätig. Ich arbeite also länger an Spielen, als viele Leser alt sind. Jetzt stelle ich mir natürlich die Frage, wo ist die Zeit geblieben? Und was war nochmal Deine Frage?

4Players: Dein Werdegang...

Thomas Langhanki: 1990 habe ich als Grafiker angefangen in der Branche zu arbeiten. Mein erstes eigenes Spiel als Gamedesigner war "Pizza Connection". Damals noch auf dem guten alten Amiga entwickelt. Danach habe ich an einigen Spieleprojekten für Warner Interactive und Microsoft gearbeitet. 1998 habe ich dann das Spieleentwicklungskombinat (SEK) mit gegründet. In den letzten Jahren konzentriere ich mich hauptsächlich auf die Gamedesignleitung und Grafikleitung in Projekten u.a. Wiggles und Paraworld . Aktuell bin ich neben meiner Arbeit als Dozent an der Mediadesign Hochschule(MD.H) noch mit eigenen Spieleprojekten und Konzeptberatungen beschäftigt.

4Players: Wie bist du an die Mediadesignhochschule Berlin (MD.H) gekommen?

Thomas Langhanki: Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder als feier Dozent für die MD.H gearbeitet und immer mehr Gefallen am Unterrichten und Ausbilden von jungen Gamedesignern gefunden. Im letzen Jahr ist die MD.H auf mich zugekommen und hat mir eine feste Stelle angeboten. Ich habe die Aufnahmeprozedur überstanden, schon bin ich hier und unterhalte mich mit Dir über das Gamedesignstudium.

4Players: Was für eine Art Universität ist das?

Thomas Langhanki: Die MD.H zählt als private Hochschule zu den führenden Hochschulen für Medien und Design in Deutschland. Sie ist mit drei Standorten in München, Düsseldorf und Berlin vertreten. Insgesamt befinden sich an den drei Standorten ca. 1.300 Studierende und Auszubildende. Hier werden alle relevanten Medienbereiche wie z.B. Mediadesign, Modedesign, Digital Film Design und natürlich Gamedesign angeboten. Die Studierenden profitieren dabei von der besonderen Nähe zum Medienmarkt und dem Austausch über die Fachbereiche hinweg.

4Players: Kannst du da ein Beispiel geben?

Thomas Langhanki: Wenn ich als Gamedesigner z.B. einen Hauptcharakter entwickle, kann ich einfach zu den

Das Studentenprojekt heißt "The Deadline" - in sechs Wochen soll aus diesen Skizzen ein Tower Defense-Spiel entstehen.
Modedesignern gehen und gemeinsam an den Entwürfen arbeiten. Ein großer Vorteil, wenn man mal über seinen Tellerrand hinwegsehen kann. Ich weiß wovon ich rede, denn ich kenne wirklich viele, viele Charaktere in Spielen die scheußliche Klamotten tragen. Einige sind auch von mir. Nein, wir Gamedesigner sollten keine Mode entwerfen.

4Players: Ich erinnere mich vage an einen Wolverine-Typen mit Lederjacke in ParaWorld. Zurück zur Gegenwart: Was genau machst du als Dozent?

Thomas Langhanki: Meine Hauptaufgabe als Dozent ist es, an der Hochschule der Lehrtätigkeit nachzugehen. In der Praxis heißt das, ich halte Vorlesungen oder arbeite mit den Studenten an Übungen und Projekten in verschiedenen Bereichen wie z.B. Leveldesign, Spielerführung oder Animation. Am Ende stehen dann häufig praktische Arbeiten wie das 3D Projekt. Darüber hinaus ist die wissenschaftliche Arbeit und Forschung ein wichtiger Teil meiner Arbeit an der Hochschule.

4Players: Wie sieht dein Alltag zeitlich aus?

Thomas Langhanki: Ein typischer Tag an der Hochschule startet bei mir um 9 Uhr mit Vorlesungen, Gruppenarbeiten, etc. bis ca. 14.30 Uhr. Danach gibt es häufig Abstimmungsgespräche und Termine mit anderen Dozenten und Studenten. Am späten Nachmittag und Abend werden die nächsten Vorlesungen vorbereitet oder Arbeiten ausgewertet. Einige unserer Dozenten bieten auch noch Workshops und Arbeitsgemeinschaften an.

4Players: Du leitest gerade ein Projekt, aus dem mal ein Spiel werden soll. Welche konkrete Aufgabe hast du deinen Studenten gestellt?

Thomas Langhanki: Die Studenten haben die Aufgabe erhalten innerhalb von nicht mehr als sechs Wochen ein fertiges, funktionstüchtiges Spiel in 3D zu entwickeln - der Projektname: The Deadline . Jeder der schon einmal ein Spiel entwickelt hat, weiß was das heißt. Die Studenten werden in den sechs Wochen vor eine wirklich große Herausforderung

Ihr wollt selbst Spiele entwickeln? Zwei Studiengänge stehen zur Verfügung.
gestellt. Das 3D Projekt ist Abschluss und Höhepunkt Ihrer Ausbildung als Gamedesigner an der MD.H. Hier soll alles erlernte Wissen in einem gemeinsamen Projekt als Teamarbeit angewendet werden. Die konkrete Aufgabe für dieses Semester ist es das Tower Defense-Spielkonzept mit einer anderen, neuen Idee zu verknüpfen. Das kann eine neue Spielmechanik, ein besonderes Setting, spezielle Steuerung, o.ä. sein. Ich bin wirklich sehr gespannt ob und wie die Studenten die Aufgabenstellung erfüllen.

4Players: Immerhin passt der Name perfekt - sechs Wochen ist ein enges Korsett. Warum hast du dich für Tower Defense als Genre entschieden?

Thomas Langhanki: Wir haben gemeinsam im Fachbereich überlegt, welche Aufgabe wir den Studenten stellen können, um sie zu fordern, aber nicht zu überfordern. Am Ende haben wir uns für Tower Defense als Spielkonzept entschieden, da es einige Vorteile gegenüber anderen Spielkonzepten bietet. Um nur einige zu nennen:

- Die Tower Defense-Spielmechanik ist sehr robust und garantiert Spielspaß!

- Das Spielkonzept kann sehr klein gehalten werden. Wenn Probleme in der Projektrealisierung auftauchen, kann das Projekt trotzdem fertiggestellt werden.

- Es gibt in diesem Segment sehr erfolgreiche Produktionen in den letzten Monaten z.B. Defense Grid oder Plants vs. Zombies .

4Players: Ja, das Genre erlebt einen gewissen Boom. Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen der Mediadesignhochschule und der Games Academy?

Thomas Langhanki: Wie der Name Mediadesign Hochschule schon richtig vermuten lässt, handelt es sich bei der MD.H um eine staatlich anerkannte private Hochschule. Die Games Academy ist eine anerkannte Ergänzungsschule in privater Trägerschaft. Hier liegen deutliche Unterschiede in der Ausbildung und den Zulassungsbedingungen. Als Hochschule sind wir verpflichtet, neben der praktischen Ausbildung, den Studenten ein breites theoretisches Wissen und wissenschaftliches Arbeiten zu vermitteln. Die Studenten erhalten bei Abschluss ihres Studiums an der MD.H einen staatlich anerkannten Abschluss als Gamedesigner - Bachelor of Science oder Gamedesigner - Master of Arts. Letztendlich ist es eine Frage der persönlichen Ziele, ob ich eine Ausbildung an einer privaten Schule oder ein Studium an einer privaten Hochschule anstrebe. Für die Spieleindustrie sind beide Ausbildungsbereiche extrem wichtig.

4Players: Welche Fähigkeiten und Abschlüsse muss man mitbringen, wenn man selbst Spieldesigner werden will?

Thomas Langhanki: Wie an anderen Hochschulen ist die Voraussetzung für das Studium, die allgemeine Hochschulreife, die Fachhochschulreife oder ein als gleichwertig anerkannter Abschluss. Studieren ohne Abitur ist über eine fachgebundene Studienberechtigung möglich. Grundsätzlich wünschen wir uns von Studienbewerbern ein hohes Maß an Kreativität, zeichnerische Fähigkeiten, Intensität und Konzentrationsfähigkeit, Qualitätsbewusstsein, Eigeninitiative und Teamfähigkeit.

4Players: Was kostet ein Studium an der Md.H?

Interessiert an einem Studium? Es gibt für alle Standorte (Berlin, Düsseldorf, München) eine Beratung .
Thomas Langhanki: Für den Studiengang "Gamedesign (B.Sc.) - Bachelor of Science" fallen monatlich Studiengebühren in Höhe von 849 Euro bei einer Dauer von sechs Semestern an. Wer "Gamedesign (M.A:) - Master of Arts" wählt, zahlt in vier Semestern 649 Euro pro Monat. Hinzu kommt noch eine Immatrikulationsgebühr und Prüfungsgebühr...

4Players: Wow. Das ist ja schon fast eine Kapitalanlage. Wer kann sich das leisten?

Thomas Langhanki: Alles in allem ist das natürlich eine deutliche finanzielle Belastung für mögliche Studenten. Daher bietet die Hochschule und ihre Partner verschiedene Finanzierungsmodelle an. Möglichkeiten sind z.B. BAFöG, Studentenkredite, Rabatte auf Studiengebühren, Stipendien. Hier versucht unsere Studienberatung , mit dem Blick auf den Einzelfall, die richtige Lösung für den Studenten zu finden.

4Players: Wie schätzt du die berufliche Perspektive für deutsche Absolventen ein? Gibt es einen Bedarf an jungen Spieldesignern?

Thomas Langhanki: Ein Blick in die Glaskugel ist natürlich immer etwas gewagt, aber ich persönlich glaube an eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Spielebranche - auch und speziell in Deutschland. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, einzig auf Großproduktionen à la Mass Effect, Crysis & Co. zu schauen. Diese Produktionskapazitäten werden in Deutschland begrenzt bleiben. Aber speziell im Browserbereich und bei kleinen, ideenreichen Produktionen können Spieleentwickler in Deutschland gewinnen. Hier liegt auch eine große Chance für Gamedesignabsolventen einen interessanten und erfolgreichen Einstieg in die Branche zu finden. Die Chancen sind in jedem Fall in Deutschland da. Ich setze auf Euch.

4Players: Wir sind gespannt, was aus "The Deadline" wird und wünschen den Studenten viel Erfolg. Dank für das Gespräch! Weitere Themen: Erste Fakten zum Spiel sowie ein erster Blick hinter die Kulissen der Entwicklung.

    

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.