Indizierungs-Special13.03.2002, Jörg Luibl
Indizierungs-Special

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In letzter Zeit sorgte das Thema Indizierung wieder für viele News und volle Foren: Max Payne, Return to Castle Wolfenstein, Unreal Tournament und schließlich die mögliche CounterStrike-Indizierung haben Gemüter erhitzt, Unverständnis und Empörung ausgelöst. Dabei zeigte sich allerdings, dass die wenigsten Spieler wissen, welche Konsequenzen das Urteil der BPjS eigentlich hat und was es mit einer Indizierung auf sich hat. Wir klären alle Fragen in unserem Special!

Wer indiziert ein Spiel?

Und was macht die USK?

Warum wird ein Spiel indiziert?

Welche Konsequenzen hat die Indizierung?

Wieso überhaupt Indizierung - ist das nicht Zensur?

Wer indiziert ein Spiel?

Hier ist der Staat aufgrund seiner "Fürsorgepflicht" zuständig. Eine Behörde des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) entscheidet über die Indizierung: Die "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften" - allen Spielern als BPjS bekannt. Dahinter verbirgt sich eine Gruppe hauptberuflicher und ehrenamtlicher Mitarbeiter, die sich möglichst aus allen Gesellschaftsschichten rekrutieren sollten: Kunst, Literatur, Schulen, Verleger, Kirchen etc. Jeden Monat trifft sich ein Gremium, das über die "Jugendgefährdung" diverser Medien entscheidet, damit entsprechende CDs, Zeitschriften, Comics, Bücher oder Computer- und Videospiele nicht in Kinderhände geraten. Ganz wichtig ist: Die BPjS darf nur (!) auf Antrag tätig werden! Stellt z.B. niemand einen schriftlichen Antrag zur Indizierung von CounterStrike, kann das Spiel auch nicht auf dem Index landen.

Und was macht die USK?

Die USK wurde erst 1994 als freiwillige Selbstkontrolle von der Unterhaltungsindustrie ins Leben gerufen, um alle in den Handel kommenden Medien-Produkte schon im Vorfeld auf ihre Jugendtauglichkeit und mögliche Straftatbestände hin zu untersuchen. Alle Mitglieder des VUD haben sich verpflichtet, Spiele vor Release hier prüfen zu lassen. Dabei gelten im Grunde die Prinzipien der BPjS. Im Gegensatz zur gesetzlichen Prüfstelle versieht diese freiwillige Organisation Spiele allerdings mit Altersempfehlungen (uneingeschränkt, ab 6, ab 12, ab 16, ab 18) und verweigert nur in sehr seltenen Fällen die bekannte Prüfplakette: Nur 17 von über 3000 Titeln wurde die Kennzeichnung bisher verweigert - darunter extrem Gewalt verherrlichende Spiele wie Blood oder Postal aus dem Jahr 1997. Severance Blade of Darkness wurde hingegen von der USK mit der Empfehlung "ab 18" eingestuft und von der BPjS später indiziert. Nur etwa 4% aller PC- und Konsolenspiele wurden bisher lediglich Erwachsenen empfohlen.

Warum wird ein Spiel indiziert?

Hat jemand einen Antrag auf Indizierung gestellt, muss die BPjS zunächst feststellen, ob das betreffende Spiel geeignet ist, Kinder oder Jugendliche "sittlich zu gefährden". Hier geht es im Spielebereich meist um verrohende sowie Gewalt, Verbrechen oder Rassenhass propagierende Titel. Und weil diese Voraussetzungen noch recht vage sind (was ist z.B. Gewalt verherrlichend? Age of Kings? Oder schon Moorhuhn?), gibt es konkrete Indizien in der Spielstruktur, die aufgedeckt werden müssen:

1. Das Gameplay beschränkt sich auf Gewalt gegen Menschen (Roboter, Aliens und andere gehören nicht dazu)

2. Die Grafik zeigt deutliche Gewalt-Szenen wie blutende Wunden, zerrissene Körper oder Todesschreie (weshalb viele Spiele mit grünem Lebenssaft auf den deutschen Markt kommen)

3. Das Spielprinzip belohnt Gewalt gegen Menschen (z.B. Punktgewinn; Levelaufstieg)

Welche Konsequenzen hat die Indizierung?

Es kommt auf den feinen Unterschied zwischen Verbot (Zensur) und Beschränkung (Indizierung) an: Entscheidend ist nämlich, dass die Indizierung nicht das Verbot eines Spiels zur Folge hat - es darf nur nicht mehr öffentlich angeboten, beworben und verkauft werden, damit Kinder und Jugendliche nicht gefährdet werden. Jeder Volljährige kann hingegen indizierte Spiele offiziell "unterm Ladentisch" erwerben. Das heißt, dass er seinen Software-Händler direkt danach fragen muss. Auch LAN-Partys mit Unreal Tournament oder einem (möglicherweise) indizierten CounterStrike sind ohne Bedenken möglich, wenn der Zutritt auf 18-jährige beschränkt ist. Richtig betroffen sind allerdings die Publisher, die ihr Spiel natürlich nicht mehr bewerben dürfen - auch wenn manchmal erst eine Indizierung für den richtigen Hype sorgt. Und noch eine kleine Randnotiz: Die teilweise auftretende Namensverfremdung in der Spielepresse, an der auch wir uns bisher beteiligten (M*x P*yne; Sever*nce; Beben für Quake etc.), ist völlig überflüssig, wenn es um reine Information geht - es gibt bisher kein Urteil, dass die alleinige Verwendung eines indizierten Spieletitels ahndete. Daher werden wir in Zukunft alle Titel ausschreiben.

Wieso überhaupt Indizierung - ist das nicht Zensur?

Auf den ersten Blick scheinbar ja: Denn nimmt man die im Grundgesetz verankerte Pressefreiheit (Artikel 5) beim Wort, dürfte jeder seine "Meinung in Wort, Schrift und Bild frei äußern und verbreiten". Streng genommen bedeutet Indizierung jedoch nur eine "Beschränkung" im Gegensatz zur Zensur, die einem "Verbot" gleichkommt. Und das Grundgesetz garantiert zudem nicht nur die Pressefreiheit, sondern auch die freie Entfaltung der Persönlichkeit (Artikel 2). Diese kann durch Gewalt verherrlichende, pornografische oder rassistische Medien gefährdet sein und nach Meinung der BPjS-Gründerväter den "sozialethischen Reifungsprozess" negativ beeinflussen. Zu diesem Schluss kam der Bundestag am 14. Juli 1953 und verabschiedete das bis heute gültige Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften (GjS).

Quellen: BPjS ; USK

 
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