Symphonic Odysseys: Tribute to Nobuo Uematsu21.07.2011, Benjamin Schmädig
Symphonic Odysseys: Tribute to Nobuo Uematsu

Special:

Die Welt der Videospielmusik hat ihre Stars - aber sie hat nur einen Superstar: Nobuo Uematsu ist vor allem dank seiner Verbundenheit mit Final Fantasy der Größte unter den Spielekomponisten. Doch obwohl die jährlich stattfindenden Videospiel-Konzerte des WDR Rundfunkorchesters bereits einen kompletten Abend dem Entwickler der japanischen Rollenspielserie widmeten, ehren sie ihren Komponisten erst zwei Jahre später. Ein Warten, das sich gelohnt hat!

Das andere Final Fantasy

Es liegt nicht an der schieren Menge an Final Fantasy-Musik: Nobuo Uematsus Melodien zählen deshalb zu den am häufigsten aufgeführten Stücken orchestraler Spielemusik, weil sie wie kaum ein anderer Soundtrack starke emotionale Momente begleitet haben.

Einmal mehr lud das WDR Rundfunkorchester nach Köln, um bekannte Melodien aus Videospielen aufzuführen. Symphonic Odysseys widmete sich dabei ausschließich Musik von Nobuo Uematsu.
Einmal mehr lud das WDR Rundfunkorchester nach Köln, um bekannte Melodien aus Videospielen aufzuführen. Symphonic Odysseys widmete sich dabei ausschließich Musik von Nobuo Uematsu.
Auf der einen Seite hat Uematsu natürlich Glück, dass er für eine Serie komponieren durfte, die sich das Erzählen großer Dramen auf die Fahnen geschrieben hat. Auf der anderen Seite steht ihm diese Ehre aber unbedingt zu. Immerhin berührt seine Musik selbst dann die Seele, wenn man die Spielszenen nie gesehen hat.

Kein Wunder also, dass Symphonic Odysseys mit Final Fantasy beginnt, mit Final Fantasy endet und auch zwischen Lost Odyssey, Blue Dragon oder Chrono Trigger immer wieder Final Fantasy anstimmt. Wer die Spiele nicht kennt, würde es kaum bemerken: Die Themen, die Produzent Thomas Böcker gemeinsam mit Hauptarrangeur Jonne Valtonen herausgesucht hat, könnten kaum unterschiedlicher sein. Glücklicherweise fiel ihre Wahl dabei zum größten Teil auf Melodien, die nicht bereits etliche Male im Konzertsaal und auf Soundtrack-Sammlungen zitiert wurden. Statt sonst unvermeidlicher Klassiker wie „One Winged Angel“ oder „Aerith’s Theme“ arrangierte Valtonen etwa „On Windy Meadows“, während sein Landsmann Roger Wanamo u.a. „A Fleeting Dream“ für das WDR Rundfunkorchester schrieb.

Ein neuer Meister

Den eigentlichen Auftakt bildet dabei die von Uematsu eigens komponierte Fanfare: ein feierliches, wenn auch unauffälliges Stück. Jonne Valtonen gelang im vergangen Jahr ein einfallsreicherer und kraftvollerer Einstieg zu Symphonic Legends.

Zwei Fragen an den Produzenten Thomas Böcker

4Players: Wie zufrieden bist du mit dem Symphonic Odysseys?

Böcker: Es war ein großer Erfolg. Künstlerisch konnten wir uns weiter verbessern. Das Besondere war für mich die Vielfalt vom Klavierkonzert über ein A-capella-Stück hin zu einem Arrangement für Streichorchester.

4Players: Wie geht es in Zukunft weiter?

Böcker: 2012 werde ich mein zehntes jährliches Konzert produzieren. 2012 wird auch das Jahr sein, in dem die Final Fantasy-Reihe ihr 25. Jubiläum feiert. Bisher gibt es keine konkreten Pläne, aber eventuell lässt sich das verbinden? Schon im Anschluss setzt Wanamo dafür mit seinem „Concerto for Piano and Orchestra“ ein gewaltiges Ausrufezeichen. 20 Minuten lang gehen das Orchester und Benyamin Nuss am Klavier Hand in Hand durch die bezaubernde und aufregende Final Fantasy-Welt. Das Concerto schließt nahtlos an die halbstündige Zelda-Tondichtung des letzten Jahres an und gehört zu den besten Spielekompositionen seiner Zeit.

Mit anderen Titeln lassen es Valtonen und Wanamo hingegen ruhig angehen: „On Windy Meadows“ aus Final Fantasy XIV, der Titel zur SaGa-Serie sowie „A Fleeting Dream“ aus Final Fantasy X sind hervorragend arrangiert, setzen im Gesamteindruck aber keine Zeichen. Gerade Letzteres ist mit seiner geradlinigen Entwicklung des wunderschönen Themas das Musterbeispiel eines punktgenauen, aber auch sehr gewöhnlichen Dienstes für Fans. Erstaunlicherweise ragt im Mittelteil ausgerechnet das von Jani Laaksonen arrangierte „Spreading the Wings“ mit seiner gefühlvollen Interpretation eines schwachen Uematsu-Soundtracks hervor. Auch Valtonens abschließende Suite zu Lost Odyssey erreicht in diesem Jahr nicht die Qualität des anfänglichen Concerto: Den kraftvollen Einstieg führt er nie in ein mitreißendes Finale und der WDR Rundfunkchor bleibt im Vergleich zu Valtonens vergangenem Zelda-Stück vergleichsweise unauffällig.

Die hohe Spielekunst

Etwas anderes haben zu diesem Zeitpunkt allerdings weder Valtonen noch die Zuhörer nötig, denn der finnische Komponist hat längst drei einmalige Akzente gesetzt. In der Interpretation eines von Uematsus ältesten Soundtracks, King's Knight, entlockte er etwa den Instrumenten des Orchesters ungewöhnliche Geräusche, nachdem der Chor das Thema mit dem ungewöhnlichen Klang von Kazoos einleitete. Er arrangierte Blue Dragons „Waterside“ zu einem getragenen Meisterwerk für Streicher, das unendliche Schwermut mit unbegreiflicher Schönheit vereint.

Mit "Silent Light" arrangierte der finnische Komponist Jonne Valtonen ein famoses Stück nur für Chor.
Mit "Silent Light" arrangierte der finnische Komponist Jonne Valtonen ein famoses Stück nur für Chor.
Und direkt im Anschluss der Höhepunkt: „Silent Light“ aus Chrono Trigger, ausschließlich für Chor. Es zeichnete sich schon in den vergangenen Jahren ab: Kein Spielemusiker kann Stimmen so kunstvoll formen wie Valtonen es versteht - fabelhaft!

Symphonic Legends setzte mit der herausragenden und mutigen Metroid-Suite sowie seiner halbstündigen Tondichtung eindrucksvolle Akzente - Symphonic Odysseys geht mit einem großartigen Klavierkonzert, der einfallsreichen Wiederbelebung eines Oldies, einem famosen Stück für Streicher und dem grandiosen A-capella-Titel einen ganzen Schritt weiter. Und obwohl es einige der vertrauten Melodien auf recht gewöhnliche Art und Weise zitiert, sind die Arrangements diesmal durchgehend auf einem ausgezeichneten Niveau. So wird das Konzert zu Ehren Nobuo Uematsus nicht nur seinen Anhängern in Erinnerung bleiben: Der Superstar könnte an diesem Tag auch viele weitere Fans gefunden haben. Lediglich die beschämenden Auftritte des Moderators, der viel zu bemüht den Zugang zu einem vermeintlich kindlichen Publikum suchte, waren dem Abend nicht würdig. Spätestens Wanamos „Battle Suite“ aus Final Fantasy VII und das von Masashi Hamauzu arrangierte „Ending Theme“ aus Final Fantasy X sorgten als Zugaben allerdings für einen versöhnlichen Ausgang - und für den würdigen Abschluss eines fantastischen, manchmal gar grandiosen Spieleabends.

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.