Darksiders 223.08.2012, Benjamin Schmädig
Darksiders 2

Special: Ein exotisches Gemälde

Jesper Kyd ist ein Kind der Videospiele: Nachdem er sich als Komponist der Demoszene einen Namen gemacht hatte, verlieh er den Attentätern in Hitman und Assassin's Creed über viele Jahre eine musikalische Identität. In beiden Serien verband er klassische Orchesterarbeit mit moderner Elektronik. Als Kind der Videospiele fühlt er sich in dieser Welt einfach wohl - zu wohl?

Die eigenwillige Fremde

Es war eine gute Entscheidung, statt drei Komponisten nur einen zu engagieren: Jesper Kyd verleiht dem zweiten Darksiders eine einheitliche Identität, die der Vorgänger so nicht

besaß. Seine Klangwelt ist nicht nur eigenständiger als der kleine orchestrale Nenner des ehemaligen Trios, sie wirkt auch wie aus einem Guss. Oft reichen ihm Solisten und wenig Synthesizer, um plastische Bilder zu malen - mal entführen Flöte, Gitarre, Cello oder Gesang in den Orient, mal entführt die Elektronik in eine unheimliche Fremde. Gerade in der Todeswelt lässt Kyd seine Muskeln spielen. Stilistisch und handwerklich erinnert vieles an Assassin's Creed, ganz besonders das tolle Brotherhood.

Spätestens in der zweiten Hälfte des Soundtracks wird aber auch deutlich, dass Kyd den einheitlichen Guss überstrapaziert. Denn so oft man Darksiders II auch hört, so schnell ist die Musik wieder aus dem Ohr verschwunden. Es gibt weder kämpferische noch emotionale Höhepunkte, selbst das gute Finale versiegt in der gesichtslosen Stimmungsmusik. Als würde Kyd lange Szenenwechsel begleiten, traben sich fast alle Stücke in einem gemächlichen Ostinato fest - manche wie die ruhige Betrachtung eines Gemäldes, andere wie der schnelle Fußweg durch eine belebte Einkaufsstraße.

Kyd fehlt die Entwicklung seiner Themen. Auch Batman: Arkham City begleitete über weite Strecken nur allgemeines Erlaufen und Kämpfen. Trotzdem gelang es Nick Arundel, mit seiner Musik aktiv zu erzählen; Kyd begnügt sich mit einer Darstellung von Kulissen. Dabei gelingt ihm gerade diesmal das nahtlose Verbinden ausdrucksstarker Solisten mit einer fremdartigen Elektronik ausgesprochen gut - Darksiders ist eine vorzügliche Begleitung beim Betrachten exotischer Motive. In stärkeren Soundtracks laufen allerdings ganz andere Filme ab.

Einschätzung: gut

 
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