Special:
Gegensätze
An der Metal Gear Solid-Serie scheiden sich die Geister: Während die einen Kojimas Konzept der „Tactical Espionage Action“ lieben und neben den interaktiven Abschnitten jede Sekunde der zahlreichen Codec-Gespräche sowie die ellenlangen Zwischensequenzen genießen, sehen andere in der Serie lediglich eine Aneinanderreihung von langatmigen Filmen, eine konfuse Geschichte und eine Spielmechanik, die sich höchstens im Ansatz zum Schleichen eignet.
Wie dem auch sei: Die Verkaufszahlen und der Kult um Snake & Co geben Schöpfer Hideo Kojima und seinem Team Recht, das 2008 mit Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots das vorerst letzte große Spiel auf die Beine gestellt und mit einem grandiosen Abschluss nahezu alle Fragen der komplexen Geschichte beantwortet hat. Um alle Zusammenhänge zu verstehen, erweist sich auch ein Blick in die MGS Data Basis als hilfreich, die PS3-Spielern zum kostenlosen Download zur Verfügung steht.
Da fehlt doch was...
Zumindest in Japan hat Konami der Sammlung einen Download-Code beigelegt, mit dem sich PS3-Besitzer den Klassiker aus dem PSN laden dürfen – eine Option, über die man auch hierzulande hätte nachdenken können, auch wenn 360-Spieler in diesem Fall benachteiligt werden. Hier würde ein solcher Schritt vermutlich Unmut nach sich ziehen, denn im Gegensatz zu Japan spielt die Microsoft-Konsole bei uns noch eine größere Rolle. Nicht zu vergessen, dass in der japanischen Edition die HD-Umsetzung von Metal Gear Solid: Peace Walker ausgelagert wurde – für sie müssen Japaner genauso extra zahlen wie wir für die PSOne-Version von Metal Gear Solid.
Tolle Geschichtsstunde
Eine gute Basis
Leider sind mir beim Anspielen einige gravierende Fehler in der Kollisionsabfrage negativ aufgefallen, die ich beim Spielen des Originals in dieser Form und Häufigkeit gar nicht oder seltener erlebt habe. So kann man immer wieder beobachten, wie Snake mit seinen Gegnern verschmilzt bzw. durch sie hindurch läuft – nicht schön!
HD-Kino
Genau dieses Problem ist man bei der HD-Collection jetzt angegangen: Nicht nur die Spielabschnitte sind hier für das Breitbildformat ausgelegt, sondern auch die Filme erstrahlen wahlweise im Vollbild oder dem Letterbox-Format - endlich! Genau so habe ich mir das immer gewünscht, seitdem meine 4:3-Röhre von einem 16:9-Fernseher abgelöst wurde. Alleine diese Maßnahme ist für mich schon Grund genug, die Spiele noch mal zu erleben, auch wenn es vor allem bei Snake Eater immer wieder zu leichten Einbrüchen der Bildrate kommt. Hinzu kommt die 5.1 Abmischung, die damals an der PS2 höchstens in Zwischensequenzen oder im Intro zur Geltung kam, aber den Spieler jetzt während des gesamten Einsatzes aus allen Richtungen beschallt.
Laufen für den Frieden?
An den etwas anderen Ansatz von Peace Walker muss man sich als Fan der traditionellen MGS-Titel gewöhnen, wo das Rekrutieren einer Armee mit leichtem Personalmanagement, der Ausbau einer Basis oder Schlachten in Form eines Mini-Strategiespiels nie eine Rolle gespielt haben. Tatsächlich fühlt es sich im ersten Moment etwas seltsam an, das auf mobile Plattformen abgestimmte Konzept jetzt an einer Konsole zu erleben, doch entfesselt das Sammelprinzip in Verbindung mit der gelungenen Geschichte und dem spaßigen Onlinemodus auch hier eine gewisse Faszination, wobei die mit Action angereicherten Schleichmissionen auch hier im Mittelpunkt stehen.
Gemeinsamer Kampf
Daneben haben Sony-Anhänger einen weiteren Vorteil: Kojima–san nutzt die Gelegenheit, sein Transfarring getauftes Prinzip in die Praxis umzusetzen. In anderen Worten: Die Spielstände zwischen der PS3- und PSP-Version sind austauschbar, so dass man sowohl unterwegs als auch zu Hause seine aktuelle Session fortsetzen kann.
Die Verwirrung nimmt ihren Lauf
Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty stellt inhaltlich betrachtet den Abschluss der Kollektion dar, obwohl es chronologisch vor den beiden anderen Spielen veröffentlicht wurde. Sein Alter merkt man dem Titel auch nach der HD-Bearbeitung an: Vor allem an die feste Kamera muss man sich wieder gewöhnen, nachdem man sowohl in Snake Eater als auch Peace Walker selbst die Kontrolle in der Hand bzw. am rechten Daumen hatte. Zumindest feierte damals die Mechanik ihre Premiere, sich in der Egoperspektive umzusehen, Ziele anzuvisieren und zu schießen. Das gleichzeitige Bewegen bietet Snake allerdings erst in Metal Gear Solid 4 und Peace Walker - bei Letzterem kann man im Liegen allerdings nur starr verharren und nicht mehr kriechen. Nichtsdestotrotz lernt man die Funktion genauso zu schätzen wie das Radar, das trotz der geringeren Übersicht zum nötigen Durchblick verhilft.
Fazit:
Was für eine Sammlung! Vor allem bei Snake Eater hat mich nach dem Spielen der HD-Version sofort wieder die alte Faszination gepackt. Diese Nerven zerfetzende Spannung, wenn man sich langsam im Gebüsch an den Wachen vorbeischleicht oder die anspruchsvollen Duelle gegen die clever designten Bossgegner bietet kaum eine andere Serie. Hinzu kommt die cineastische Präsentation, die damals alles in den Schatten gestellt hat und mich auch heute wieder dank der gelungenen HD-Überarbeitung und 16:9-Anpassung fesselt. Konami hat gute Arbeit geleistet, die alten Spiele aufzupolieren – sei es hinsichtlich der Grafik, dem durchgängigen 5.1-Sound oder der Steuerung, was vor allem Peace Walker betrifft. Eine optionale 3D-Unterstützung, wie man sie bei den meisten Sony- und Ubisoft-Remakes findet, hätte dem Ganzen aber noch die Krone aufgesetzt. Dafür kommen endlich auch 360-Besitzer in den Genuss dieser herausragenden Titel, nachdem es zuvor mit MGS 2: Substance nur ein kurzes Gastspiel auf einem Microsoft-System gab. Schade nur, dass der PSone-Klassiker nicht Bestandteil der Kollektion ist – immerhin handelt es sich hierbei nicht nur für die Serie, sondern die gesamte Videospielgeschichte um einen Meilenstein. PS3-Besitzer sind gegenüber den Xboxlern im Vorteil: Sie können nicht nur Metal Gear Solid im PSN erwerben, sondern auch ihre Spielstände von Peace Walker jederzeit zwischen der Konsole und PSP austauschen. Langer Rede, kurzer Sinn: Wer die Serie bisher noch nicht kennt, findet hier eine prima Gelegenheit, sich mit dem MGS-Universum vertraut zu machen, auch wenn der Verlust von Metal Gear Solid eine große Lücke hinterlässt. Fans brauchen dagegen nicht lange zu überlegen: Für sie führt ohnehin kein Weg an der HD Collection vorbei!
Eindruck: sehr gut
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