Far Cry 321.12.2012, Benjamin Schmädig
Far Cry 3

Special: Nah am Film?

Dass Videospiel-Komponisten auch in Hollywood umtriebig sind, ist nichts Besonderes. Die wenigsten arbeiten allerdings an namhaften Filmen – Brian Tyler schon. Er hat Musik u.a. für The Expendables oder Battle: Los Angeles geschrieben. Somit ist Far Cry 3 (ab 4,75€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) nur ein weiterer Beweis, dass Videospiele immer enger mit Filmen zusammenwachsen. Bleibt die Frage, ob den Spielen das auch gut tut.

Ferngesteuerte Klangwelt

Rumpelnde Beats im Takt moderner elektronischer oder Rockmusik: Längst hat sich der von Hans Zimmer geprägte Stil in Hollywoods Effektkino durchgesetzt. Orchestrale Kompositionen im Stil eines John Williams wurden in den Hintergrund gedrängt. Soundtracks haben an Komplexität verloren; sie dienen heute mehr denn je als funktionale

Klangteppiche – sowohl im Film als auch im Spiel.

So ist es kaum verwunderlich, dass Tyler ebenfalls die Popmusik zitiert, wenn er den bunten Gegenwarts-Shooter Far Cry 3 vertont. Genauer gesagt bedient er sich recht ungeniert beim Dubstep, der mit Verzerrungen und Melodiebrüchen Unruhe in die Musik bringt. Ihm kommt dabei zugute, dass spätestens seit Zimmers verzerrter Interpretation von Edith Piafs Non, je ne regrette rien kaum noch ein Soundtrack ohne elektronisches Tiefenbrummen auskommt, denn auch davon macht Tyler ausgiebig Gebrauch.

Explosion und Drogenrausch

Musik als rauschende Projektionsfläche denn als eigenständiges Kunstwerk: Schade drum.

Allerdings schadet einem Spiel wie Far Cry diese Ästhetik nicht! Im Gegenteil sogar: Der enervierende Geräuschpegel macht die intensiven Feuergefechte noch eindringlicher. Die scheinbar unmusikalischen Klänge harmonieren mit den Geräuschen ratternder Maschinengewehre, brummender Motoren oder explodierender Sprengkörper. Sie verstärken die aufgekratzten Empfindungen in spannenden Momenten – packende Action und der im Spiel erlebte Drogenrausch profitieren davon.

Die lange Mitte

Im Mittelteil des Soundtrack-Albums überspannt Tyler den Bogen allerdings, da von "Rook Island" bis "Bad Trip" viele ähnliche Stücke aufeinander folgen. Schon vorher hatte er in "Monsoon" oder "Heat" diese Klänge angeschlagen – wandlungsfähig zeigt sich der Komponist nicht. In den folgenden "Path of the Warrior" und "The Giant’s Head"

Verfügbarkeit

Das Album zu Far Cry 3 ist bisher nur zum Download erhältlich - zu finden auf iTunes und qobuz . untermalt hingegen eine Art ritueller Gesang die Mystik des Inseltrips, wobei sich Tylers Komposition in diesen Stücken mit banalem Spannungstrommeln begnügt.

Ein gelungener Abschluss gelingt ihm erst mit "Further", welches das Thema des einführenden "Far Cry 3" aufnimmt: Was zu Beginn des Albums als emotionale Rockballade gespielt wird, mündet in einen ruhigen Ausklang mit Chor, Streichern und Klavier. Damit unterstreicht Tyler den emotionalen Mittelpunkt seiner Musik, der in dem altmodischen verträumten Synthesizer aus "Journey Into Madness" einen starken Höhepunkt findet.

Filigrane Handwerksarbeit ist der modernen Begleitmusik leider abhanden gekommen: Die vielen geradlinigen, mäßig arrangierten Orchesterwerke zu stolperndem Trommelwerk sind schwache Abziehbilder der Arbeiten von Rota, Morricone oder Williams. In der Spielfreude der Elektronik-Künstler liegt allerdings auch eine Chance, denn gerade die Spielemusik kann aufgrund ihrer Wurzeln Geräusche nutzen, mit denen der Soundtrack buchstäblich zur Tonspur wird. In Far Cry 3 etwa unterstreichen synthetisches Kratzen und aufreibende Rhythmen die frenetische Spannung fast punktgenau, ruhige Momente dienen als emotionaler Anker.  Abseits davon wirkt seine Musik zwar gewöhnlich und viele Stücke ähneln sich auffallend sehr, insgesamt schrieb Brian Tyler dem Actiontrip aber einen intensiven Soundtrack auf den Leib.

Einschätzung: gut

 
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