Star Wars: Rebel Assault01.07.2011, Michael Krosta

Special: Als die Macht mit dem CD-ROM war

Als Anfang der Neunziger Entwickler die CD als Speichermedium für ihre Spiele entdeckt haben, waren die ersten Ergebnisse noch bescheiden: Ein bisschen mehr Sprachausgabe hier und Audio-Tracks statt MIDI-Gedüdel da - das war's dann oft schon. Bis zu dem Tag, als LucasArts mit einer unglaublichen "Macht-Demonstration" die Möglichkeiten der neuen Technologie aufzeigte...

Zukunftsmusik

"Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis...". Die pompöse Star Wars-Fanfare von John Williams dröhnt aus den Lautsprechern, während sich der typische gelbe Lauftext seinen Weg in die Unendlichkeit bahnt. Es ist das perfekte Film-Feeling! Aber ich habe nicht etwa eine VHS-Kassette von Krieg der Sterne in den Videorekorder gepackt. Nein, ich habe Rebel Assault gestartet und bin hin und weg von dem, was ich da auf meinem ca. 14 Zoll großen Bildschirm sehe: Da ist ein Luke Skywalker im wunderschönen Panorama von Tattoine und schlendert dem Sonnenuntergang entgegen. Und Darth Vader, der mit seinem typischen Röcheln und erhobenen

Ein Trainingsflug durch Beggar's Canyon - ein Traum wurde wahr.
Zeigefinger so bedrohlich wirkt wie eh und je. All die Videoschnipsel wurden direkt aus den Kinofilmen übernommen und perfekt zusammengeschnitten. Das war 1993 - und damit ein wahr gewordener Traum für alle Möchtegern-Jedis wie mich.

Mit Highspeed durch Beggar's Canyon

Doch nicht nur das Intro, sondern auch das anschließende Spiel war für damalige Verhältnisse ein audio-visuelles Meisterwerk, wie man es bis dahin noch nicht gesehen hatte: Schon das beeindruckende Tutorial - ein Trainingsflug durch Beggar’s Canyon - sorgte für aufgeregtes Herzklopfen. Dass die Pfade bis auf wenige Wahlmöglichkeiten streng vorgegeben und die Bewegungsfreiheit durch die vorberechneten Hintergründe extrem eingeschränkt wurde, war mir damals völlig egal. Was zählte, war das Gefühl, als Pilot "Rookie One" in einem Star Wars-Film in "Kinoqualität" mitzuspielen. Tatsächlich wurde so ziemlich alles aufgefahren, was die Science Fiction-Saga auch auf der großen Leinwand ausgezeichnet hat: U.a. legt man sich mit einem Sternenzerstörer an, manövriert seinen X-Wing durch ein Asteroidenfeld, macht in Raumschlachten Jagd auf TIE Fighter sowie andere imperiale Jäger und zerstört im Finale nach dem obligatorischen Anflug im engen Schacht auch noch den Todesstern. Und obwohl man sich eigentlich an der Geschichte der vierten Episode "Eine neue Hoffnung" orientiert, hat man irgendwie noch die Schlacht auf dem Eisplaneten Hoth ins Spiel integriert, die ursprünglich die Eröffnungsszene von "Das Imperium schlägt zurück" markierte und folglich erst nach der Zerstörung des ersten Todessterns stattfand. Aber egal, und so bringt man auch hier die mächtigen AT-AT Walker in bester Rebellen-Manier mit dem geschickten Umwickeln von Drahtseilen zu Fall.

Kein Han Solo, kein Luke Skywalker - an ihre Stelle treten andere Rebellen.
Überhaupt ist Rebel Assault mehr als eine Anlehnung an die Kinofilme zu verstehen und nicht als eine Umsetzung. Zwar ist Bösewicht Darth Vader auch in Zwischensequenzen vertreten, doch fehlt von bekannten Charakteren wie Han Solo, Prinzessin Leia, Chewie sowie dem Robotergespann C3PO und R2D2 jede Spur - sie tauchen wenn überhaupt nur kurz in der Introsequenz auf. Entsprechend wirkt es auch etwas befremdlich, wenn nicht der Millennium Falke kurz vor dem entscheidenden Schlag gegen den Todesstern das Verfolger-Trio um den dunklen Sith-Lord attackiert, sondern ein bisher unbekannter A-Wing-Pilot, der im Spiel zum ersten Mal in Erscheinung tritt.

Bodenk(r)ampf

Die Action beschränkte sich nicht nur auf die Einsätze im Cockpit: Ab und zu wurde das Schiff auch verlassen und man musste sich zu Fuß mit der Laserpistole in der Hand durchballern - so z.B. in der Basis auf Hoth, die von imperialen Einheiten gestürmt wird. Von Ego Shooter-Einlagen im Stil eines Dark Forces war man jedoch noch weit entfernt und so glichen die Bodenkämpfe eher einer klassischen Standbild-Schießbude, in der man auf die aufklappenden Ziele feuert - nur sind es hier die allseits bekannten Sturmtruppen, die mäßig animiert ins Bild huschten, um ins Visier genommen zu werden. Außerdem hatte man auch hier ab und zu an Gabelungen die Wahl, welchen Weg man einschlagen wollte. Schon damals empfand ich diese Abschnitte eher als störend und ich war froh, als ich endlich wieder abheben konnte. Ein großer Unterschied bestand zudem in der Inszenierung: Während vor allem die Weltraumschlachten mit aufregenden Kameraschwenks begeistern konnten, wirkten die Schießereien am Boden vergleichsweise steril und unspektakulär.

Ein neues Zeitalter

Den spektakulär inszenierten Kampf gegen den Sternenzerstörer (und später auch den Todesstern) vergisst man nicht so schnell.
Doch trotz dieser Schwachpunkte war Rebel Assault ein Meilenstein und auch ein Pionier, denn mit einem der ersten CD-Spiele zeigten die Entwickler von LucasArts, welches Potenzial in der kleinen Schillerscheibe steckt. So war es kein Zufall, dass mit der Veröffentlichung des Titels die Verkäufe der noch recht teuren CD-ROM-Laufwerke für den PC deutlich angekurbelt wurden. Auch ich gönnte mir damals in erster Linie mein Double Speed, um an meinem 486er in diesem fantastisch umgesetzten Star Wars-Universum zu versinken. Rebel Assault war ohne Zweifel der Sendbote einer neuen Ära der interaktiven Unterhaltung!

 
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