Devil May Cry: HD Collection (2012)04.04.2012, Mathias Oertel
Devil May Cry: HD Collection (2012)

Special:

Die so genannten „HD Collections“ sind groß in Mode: Für die Publisher ist dies eine gute Gelegenheit, ihre Klassiker mit vergleichsweise wenig Aufwand einem neuen Publikum zu präsentieren, das mit vergangenen Konsolengenerationen wenig anzufangen weiß. Doch die Qualität dieser Sammlungen ist sehr schwankend. Wo kann sich Capcoms Dämonenjäger Dante mit seinen Devil May Cry-Abenteuern einsortieren?

Der Urvater ist zurück

Lange bevor Platinums Hexe Bayonetta stylische Action neu definierte und Kratos den Olymp aufmischte, hat ein Dämonenjäger namens Dante auf der PlayStation 2 für Furore gesorgt und das Genre quasi im Alleingang definiert. Genauer gesagt von 2002 bis 2006, als Capcom die Sony-Konsole mit der Devil May Cry-Serie (DMC) nicht nur spielerisch, sondern auch technisch bis an ihre Grenzen brachte.

Auch erzählerisch ging man neue Wege: Die Figuren waren vollkommen überzeichnet - was sich auch in der Action äußern sollte. Ungeachtet dessen war das, was Dante bei seinen Kämpfen gegen die Schergen der Unterwelt erleben sollte sowie seine Reaktionen darauf innerhalb der Spielwelt extrem glaubwürdig und enorm unterhaltsam. Wer beim absolut überzogenen und von Popkultur (insbesondere das Hongkong-Actionkino Anfang des neuen Milleniums) stark beeinflussten Intro zu Devil May Cry 3 nicht schmunzelt, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen.

Das Geheimnis des Erfolges

Die zelebrierte Action ist ohnehin über viele Zweifel erhaben - auch nach einem Jahrzehnt voller Nachahmer sowie dem einen oder anderen Titel, der das DMC-Konzept auf neue Höhen gebracht hat.

Es ist so einfach, was hier praktiziert wird: Ein Held, seines Zeichens Dämonenjäger, der mit zwei Knarren sowie einem Schwert ausgerüstet Gebiete durchstreift, (meist einfache) Rätsel löst und alle auftauchenden, skurrilen Fantasien entsprungenen Feinde mit sehenswerten Kombos sowie einem flotten Spruch auf den Lippen in die Hölle zurückschickt.

Dieses Konzept hat Capcom allerdings im Lauf der Zeit aufgewertet. Die Gebiete wurden größer, die Gefechte aufwändiger, die automatische Kameraposition, die man von den Japanern auch durch Titel wie den frühen Resident Evils oder der Onimusha-Serie kennt (ebenfalls ein potenzieller Kandidat für eine HD-Sammlung), wurde in Teil 3 um manuelle Justierung ergänzt.

Die stylische Action hat bis heute nur wenig ihrer Faszination verloren.
Die stylische Action hat bis heute nur wenig ihrer Faszination verloren.
Wichtiger waren jedoch neue spielbare Charaktere wie Lucia in DMC2, dem erzählerisch und inhaltlich schwächsten Teil der Serie oder Vergil aus der DMC3 Special Edition. Und vor allem die Möglichkeit, seine Waffen sowie Fähigkeiten aufzurüsten, damit man noch verheerendere Kombos vom Stapel lassen kann, um die Feinde zu dezimieren. Denn wie stilvoll man seine Gegner erledigt, ist mitunter genauso wichtig wie die Aktion an sich.

Nicht zu vergessen, dass die DMCs aus einer Ära stammen, als man sich noch die Zähne an Bossen ausgebissen hat und man mitunter schon Probleme hatte, auf dem Weg dorthin zu überleben. Sprich: Der Schwierigkeitsgrad (insbesondere von Teil 3) war für damalige Verhältnisse sehr anspruchsvoll –bei mir ist das eine oder andere Pad durchs Zimmer gefeuert worden- und fordert dementsprechend auch heute noch.

Passabel modernisiert

Inhaltlich haben sich die drei ersten DMCs beinahe schadlos in die HD-Generation gerettet: Sowohl auf der 360 als auch der PS3 gehen die Kombos locker von der Hand,

Die Kulisse wurde größtenteils gut an die hohe Auflösung angepasst, nur an die sprunghafte Kamera muss man sich wieder gewöhnen.
Die Kulisse wurde größtenteils gut in die hohe Auflösung konvertiert, nur an die sprunghafte Automatik-Kamera mit statischen Positionen muss man sich wieder gewöhnen.
wobei in den ersten beiden Teilen das diagonale Laufen gelegentlich erst verzögert aktiviert wird. Es kann passieren, dass mitunter ein oder zwei Sekunden vergehen, in denen man den Stick schräg drückt und der Protagonist erst ein paar gehende Schritte macht, bevor er zu laufen beginnt.

Technisch liefert die Sammlung ebenfalls eine achtbare Leistung ab - wobei es hilft, dass die Originale seinerzeit die Speerspitze darstellten, was auf der PS2 möglich war. Die Anpassung der Spielwelt auf HD (inkl. 16:9-Unterstützung) ist größtenteils gelungen, wobei die Texturen im wahrsten Sinne des Wortes ein gemischtes Bild hinterlassen. Vor allem der Start von DMC2 mit seinen schwammig und damit nicht optimal ins HD-Zeitalter aufgelösten Gebietstapeten fällt unangenehm auf. Doch auch sonst gibt es über alle Episoden hinweg ab und an merkwürdig gestreckte Texturen. Da das Artdesign aber zeitlos gut ist und hinsichtlich Figuren, Architektur und Levelaufbau bis heute nichts an Faszination verloren hat, nehme ich die paar Aussetzer in Kauf. Zumal die Effekte imposanter erscheinen - mit Ausnahme des stark aufpixelnden Feuers zu Beginn von DMC1. An die sprunghafte Kamera (vor allem in den ersten beiden Teilen) musste ich mich allerdings erst wieder gewöhnen. Nicht selten wechselt die Perspektive so plötzlich in eine andere, nicht unbedingt logisch folgende Ansicht, dass ich leichte Orientierungsschwierigkeiten hatte.    

Halbgar umgesetzt

Zwischensequenzen in Spielgrafik wurden an das 16:9-Bildformat angepasst. CG-Videos und Menüs bleiben in ihren ursprünglichen Formaten.
Zwischensequenzen in Spielgrafik wurden an das 16:9-Bildformat angepasst. CG-Videos und Menüs bleiben in ihren ursprünglichen Formaten.
Schade ist allerdings, dass die HD-Optimierung nur für die Spiele an sich durchgezogen wurde. Die Menü-Strukturen sowie die Filme wurden nicht angefasst und werden grobkörnig und im Falle von DMC 1 und 2 im 4:3-Format ausgeliefert. Selbst das eigentlich bereits für 16:9-Geräte vorgesehene Devil May Cry 3 wird in den entsprechenden Bildschirmen nicht auf die volle Breite gestreckt, sondern wechselt immer irgendwo zwischen 11:9 und 14:9.

Dass die Menüs unverändert übernommen wurden, merkt man auch an Kleinigkeiten, die heutzutage z.B. zum guten Ton gehören und in den Bereich der Benutzerführung fallen. In DMC 1 und 2 gibt es keine Einstell-Möglichkeit für die Gamma-Werte. Stattdessen wird man aufgefordert, die Helligkeit am Bildschirm zu verändern – das funktionierte Anno 2002 an der PlayStation 2 noch gut, an der PS3 oder der Xbox 360 erwarte ich mehr. Erst mit Teil 3 gab es eine interne Gamma-Kontrolle.

Ebenfalls unnötig kompliziert ist der Wechsel innerhalb der Spiele: Einmal gestartet, kann man nur über den Umweg „Spiel verlassen“ und Neustart der Disc ein anderes Dante-Abenteuer in Angriff nehmen. Zwar ist dies zwangsläufig, da keine Anpassungen der Menüstrukturen vorgenommen wurden, doch komfortabel sieht anders aus. Für die Optimierung in dieser Hinsicht hätte ich auch gerne auf das Bonusmaterial verzichtet, das aus der Musik sowie einer Artwork-Sammlung besteht.

Fazit

Inhaltlich beweist die Trilogie um Dante eindrucksvoll, wieso sie zu den Stützpfeilern der PS2-Action gehört und Titel wie Bayonetta erst möglich gemacht hat. Coole Charaktere, eingebunden in vollkommen hanebüchene, aber stimmige Geschichten, in denen brachiale Auseinandersetzungen nicht zu kurz kommen: Das alles ist zeitlos und funktioniert auch heute, etwa sechs bis zehn Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch erstaunlich gut. Die technische Seite hingegen lässt mich gespalten zurück. Einerseits wurde die Kulisse ansprechend in die HD-Ära portiert, andererseits erscheinen manche Texturen und Animationen unsauberer, als ich sie in Erinnerung habe. Zudem werden Menüs in ihrem alten 4:3-Format angezeigt, während bei den CG-Zwischensequenzen (in Teil 1 und 2 bleibt es bei 4:3) ebenfalls keine Anpassungen vorgenommen wurden. Außerdem verwirrt mich die starre Kamera mit ihren oftmals sprunghaften Perspektiven-Wechseln mehr als früher. Dennoch: Wer bislang noch nicht das Vergnügen hatte, Dante auf seinen ersten Weg weisenden sowie Genre definierenden Abenteuern zu begleiten, wird nicht enttäuscht – auch wenn die Umsetzung nicht ganz die Qualität anderer Sammlungen wie Sly Raccoon, Metal Gear Solid oder der Team Ico-Collection erreicht.

Eindruck: gut

 
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