Pro Evolution Soccer 201320.09.2012, 4P|Team
Pro Evolution Soccer 2013

Special: Der große Fußballvergleich

Der große Fußballvergleich

PES 2013 vs. FIFA 13

In vier Teilen werden wir den virtuellen Fußball

von EA und Konami vergleichen. Wir starten mit

Präsentation & Atmosphäre, es folgen Spielmechanik,

Figurenverhalten sowie Umfang.

Teil 1: PRÄSENTATION & ATMOSPHÄRE
Spieler-Animationen
Dieses Jahr gibt es in PES mehr Vielfalt und etwas bessere Animationen in den Zweikämpfen, was das Halten, Schieben und Drücken angeht: Konami hat aufgeholt! Hinzu kommen neue Bewegungsabläufe bei der antizipierten Annahme, der direkten Verwertung sowie in den erweiterten Dribblings – die präzise Ballkontrolle und das neue Tunneln des Gegners sehen richtig gut aus. Aber diese lobenswerte Quantität steht nicht immer für Qualität. PES wirkt manchmal etwas hölzern, etwas sprunghaft oder im Falle der Torhüter übertrieben agil: Sie fliegen selbst bei einfachen, normal haltbaren Schüssen zu theatralisch – manchmal komplett unrealistisch. Auch bei den Kollisionen nach Grätschen gibt es manchmal seltsame Stürze. Hinzu kommen immer noch Clippings beim Jubel. Das Herausragende an PES sind dennoch die Details: Schießt man z.B. einen Spieler mit voller Wucht an, sackt er kurz in sich zusammen.

In FIFA gibt es in identischer Situation gar keine Reaktion und unterm Strich weniger individuelle Animationen. Aber es gibt sie: Wenn der Schiedsrichter z.B. bei einem schnell ausgeführten Einwurf noch in letzter Sekunde den Kopf einzieht. Zudem wirkt der Kick insgesamt weicher und harmonischer. Neu ist der direkte Blickkontakt zum Gegner im 1-gegen-1 am Strafraum sowie die ansehnlichen Rettungsaktionen per Grätsche an der Außenlinie. Besonders gut werden auch hier die Zweikämpfe inszeniert, in denen man den Gegner hält, schiebt oder im vollen Lauf abdrängt. Außerdem wirken die Kollisionen dieses Jahr wesentlich natürlicher – die Spieler prallen nicht mehr so unrealistisch weit ab. Und die Torhüter geben sich keine überdramatische Blöße bei den Paraden. Ansonsten muss man die Lupe ansetzen: Weder bei den Dribblings noch bei anderen Aktionen hat sich wirklich viel getan. Hinzu kommen auch hier immer noch Clippings beim Jubel.

Erst PES 2014 und FIFA 14 werden wohl auf Basis neuer Engines entwickelt, daher sehen beide Spiele ihren Vorgängern sehr ähnlich.

Fangesänge
Man muss in PES schon ganz spezielle Matches austragen, damit die Fangesänge mal einigermaßen für Stimmung sorgen. Mit Real Madrid oder Manchester United ist es allerhöchstens solide, aber bei vielen anderen Mannschaften, vor allem mit Barcelona oder noch schlimmer dem FC Bayern wird es auch dieses Jahr unerträglich monoton. Da wiederholen die Fans mechanisch hallend Barca-Barca-Barca-Barca oder Bayern-Bayern. Beim FC Schalke 04, der voll lizenziert ist (!), hört man nahezu nichts Authentisches, obwohl gerade die Blauen viele markante Gesänge im Repertoire haben. Und dieses Jahr nerven ganz besonders die schier endlosen Pfeifkonzerte, die manchmal alles übertönen und selbst dann weiter gehen, wenn die Heim-Mannschaft am Ball ist. Hier stimmt die Regie überhaupt nicht.

Wieso kann Konami nicht für etwas mehr Vielfalt sorgen und die aktuelle Fankultur besser abbilden? Wieso gibt es eigentlich keinen Einpeitscher auf dem Zaun, keine Choreografien? Diesen kritischen Ball muss man zunächst auch EA zuspielen: Sie machen zwar akustisch sehr viel besser als Konami, was nicht schwer ist, aber eine moderne Fußballsimulation müsste in den Arenen noch vielfältiger klingen und all die Aktionen der Fans abbilden! Trotzdem bekommt man hier wesentlich mehr und vor allem aktuellere Gesänge der letzten Saison, darunter z.B. das BVB-Schmählied „Ein Schuss, kein Tor, die Bayern!“ oder ältere wie „Die Nummer eins im Norden“. Selbst die zweite Liga wird mit authentischen Sprech-Chören wie z.B. beim FC St. Pauli unterstützt. Unterm Strich ist FIFA um Klassen näher dran am Stadion-Alltag, zumal man dieses Jahr auch mit einem neuen und dynamisch ansteigenden Raunen in Strafraumnähe begeistert.

Soundeffekte
Bei den allgemeinen Geräuschen, wenn man also Fangesänge und Kommentare weglässt, sieht die Sache nicht so eindeutig aus, denn PES hört sich wie letztes Jahr etwas wuchtiger und satter an, wenn der Ball geschossen wird oder an Pfosten und Latte abprallt. Aber das Zurufen der Mitspieler sowie das Reinrufen von der Seite, das bei PES beim Üben erschallt, wirkt in FIFA während des Matches markanter, selbst wenn es nur sporadisch zu hören ist. Auch die neuen Trainer beteiligen sich ab und zu daran– da könnte man bei Szenen an der Außenlinie trotzdem etwas mehr Aggressivität oder Verzweiflung simulieren.

Spielergesichter
Hier bleibt es bei einer Pattsituation, die von den Top-Stars aus Barcelona und Madrid wie Iniesta, Messi, Özil oder Ronaldo symbolisiert wird. Auch Robben, Ibrahimovic, Van der Vaart und andere sind sofort in beiden Spielen erkennbar. Doch in beiden gibt es auch prominente Profis, die man nur mit viel Fantasie identifizieren kann. Zwar läuft der deutsche Meister voll lizenziert in FIFA auf, aber weder Kehl noch Weidenfeller oder Gündogan sind zu erkennen. Und dem S04 geht es in PES ähnlich: Huntelaar ist erkennbar, aber das soll Lewis Holtby sein? Unterm Strich hat FIFA mit all seinen Ligen deutlich mehr Vielfalt zu bieten, wobei der Wiedererkennungswert dann stark abnimmt. Manche der gut getroffenen Gesichter bei Konami sehen detaillierter aus als die Pendants bei EA, wie gemalt und nachschattiert – lediglich diese seltsame Leichenblässe stört bei PES. Oder wurde Ribéry gebissen?

Stadien & Platzdesign
Statt 30 gibt es diesmal satte 45 Stadien in PES – das ist ein enormer Fortschritt, auch wenn mit der Allianz Arena lediglich ein deutscher Spielort dabei ist. Architektonisch gibt es auf den ersten Blick nichts zu meckern, aber das Äußere ist nicht so wichtig wie das, was in den Arenen passiert. Wie letztes Jahr beobachtet man Bewegungen am Rande von gestikulierenden Trainern bis hin zu Kameraleuten. Schön auch, wie die Zuschauer ihre Schals beim Einlauf in die Höhe recken. Überhaupt ist vom Weg aus der Kabine über den Tunnel bis zum Platz noch alles okay. Allerdings vermisst man danach, also während des Spiels, eine bessere Fankulisse sowie markantere Fangruppen – da muss PES unbedingt aufholen. Auch bei den Optionen kommt man nicht an FIFA heran: Lediglich zwei Jahreszeiten sowie Wetter und Tageszeit lassen sich einstellen. In der südamerikanischen Copa gibt es immerhin bengalisches Feuer; vor allem unter Flutlicht kommt dort Stimmung auf. Sehr ärgerlich: Der FC Schalke 04 ist zum ersten Mal lizenziert, aber die Veltins-Arena fehlt.

FIFA hat mit 58 Stadien zum einen mehr Masse, darunter allerdings nur sechs deutsche Arenen, aber auch mehr Klasse, mehr TV-Flair dank neuer Kamera beim Gang zum Anstoß sowie mehr Optionen zu bieten. Obwohl da noch viel Luft nach oben ist, wirken die Stadien nach dem Anpfiff lebendiger; Ultras und Gästeblöcke sind hier besser zu erkennen. Die Plätze sehen je nach eingestellter Jahreszeit anders aus und lassen den Ball wie in PES auch anders abspringen bzw. rollen. Wer Lust hat, ändert neben Tageszeit und Wetter auch noch das Rasendesign oder die Platzabnutzung. Zum ersten Mal bewegt sich auch etwas am Rande: Spieler wärmen sich in Leibchen auf, es gibt Kameraleute und man kann die Trainer an der Seitenlinie beobachten. Sehr ärgerlich: Es gibt immer noch jubelnde Pixelhaufen nach einem Tor. Und wie wäre es mal mit erkennbaren Trainern wie Mourinho, Wenger, Ferguson oder Klopp?

Kommentare
Wolff Fuss und Hansi Küpper – bleibt es das ewige deutsche Duo für PES? Aber selbst wenn man sich mittlerweile an den beiden sattgehört hat, kommentieren sie die Spiele teilweise sehr nah an den Aktionen. Vor allem beim schnellen Passspiel und bei Balleroberungen sind die beiden auf der Höhe. Sie besprechen das Geschehen grundsolide. Favorit in PES ist bei einem Distanzschuss allerdings nicht mehr der Urschrei BALLLLLAAAAAACK!, sondern der SCHWEEINNNSTEIIIGEEERRR!.

EA hat hier kräftig aufgeholt: Buschi und Breucki wiederholen zwar einige bekannte Sprüche wie „Ganz kranker Pass!“ aus dem Vorjahr, wirken aber frischer. Sie sind lockerer als Fuss und Küpper, manchmal vielleicht bemüht witzig. Aber EA zückt einen genialen Joker:  Richtig klasse sind die Kommentare, die im Matchday auf die letzten Ereignisse in der Bundesliga eingehen - etwa die Situation der Hamburger: „Der HSV will doch wohl raus aus dem Tabellenkeller!“ Schön ist übrigens, dass man in FIFA auch auf Englisch schalten und dann zwischen zwei weiteren Kommentatoren-Teams wählen kann, die stilistisch ganz anders rangehen.

Menüdesign & Benutzerführung
Hier bleibt auf den ersten Blick fast alles beim Alten: In FIFA und PES wird weiterhin horizontal im Hauptmenü navigiert; darunter kommt man wie gehabt in die Einzelbereiche. Allerdings wirkt das Design mit dem statischen Messi bei FIFA recht steril. Aber selbst wenn Ronaldo in PES etwas fotorealistischer daher kommt, gibt es dort ansonsten keine Neuerungen.

FIFA hat die Nase vorn bei der Visualisierung: Statt Ladebildschirme wie in PES gibt es hier z.B. aktive Minispiele vor dem Anstoß. Außerdem werden Änderungen an der Taktik anschaulicher als Grafiken angezeigt. Ärgerlich für PES-Kicker an einem Bildschirm: Bei einer direkten Revanche wird der vorherige Kader samt Formation nicht übernommen – man muss wieder alles einstellen.

Zwischenstand

25
   36

Der große Fußballvergleich

PES 2013 vs. FIFA 13

In vier Teilen werden wir den virtuellen Fußball

von EA und Konami vergleichen. Wir starten mit

Präsentation & Atmosphäre, es folgen Spielmechanik,

Figurenverhalten sowie Umfang.

Zwischenergebnis Teil 1:

25
   36

Teil 2: SPIELMECHANIK
Spielaufbau
PES ist hinsichtlich der Tempowechsel und Unberechenbarkeit klar im Vorteil: Hier kann man wirklich rasant von Abwehr auf Angriff umschalten und blitzschnelle Konter einleiten. Das wirkt aufgrund besserer Defensiv-KI auch nicht mehr ganz so brüchig, denn die eigene Viererkette schließt die Lücken. Überhaupt verhalten sich die eigenen Mitspieler cleverer, so dass je nach Taktik individuelle Laufwege immer wieder Lücken reißen. Der Nachteil von PES: Manchmal wirkt das Ganze zu überdreht, zu flipperhaft, wenn man mit unheimlich scharfen Flachpässen 50, 60 Meter überwindet, die dann nach dem Abfangen als Retourkutsche zurückkommen – das erinnert gerade online manchmal an Eishockey. Trotzdem bildet PES modernen Angriffsfußball sehr gut ab, zumal man mit den neuen Ballannahmen und Dribblings intuitiv Räume schaffen kann.

FIFA spielt sich offener als letztes Jahr, bildet eher konzentrierten Defensivfußball ab, wirkt im Spielaufbau pomadiger, aber auch natürlicher. Es gibt lobenswerte Verbesserungen hinsichtlich der Tempowechsel: Auch hier kann man im Vergleich zu FIFA 12 endlich druckvollere Pässe in die Tiefe spielen. Die etwas höhere Fehlerquote bei der Ballannahme sorgt zudem für mehr Spannung. Hat man sich allerdings daran gewöhnt, erstickt die zu starke Defensive mit ihren Abfangautomatismen manchmal jegliche Offensivbemühungen. Gerade weil man sich an das „Tactical Defending“ des Vorjahres so gewöhnt hat, meistert man die Abwehr auch recht leicht. Man kann natürlich durchkommen, aber der Spielaufbau ist wesentlich berechenbarer als in PES und führt bei gleich guten Kickern häufig zu Pattsituationen. Man vermisst so eine Art „Creative Offensive“ mit individuelleren Manövern.

Pässe und Flanken

PES ermöglicht nicht nur sehr druckvolle flache Pässe, sondern auch zwei Arten des hohen Passes, mit niedriger oder hoher Flugkurve. Letzterer ist ideal für Flankenwechsel oder als Zuspiel für die Kopfballweiterleitung oder direkte Ballverwertung. Hinzu kommt das neue manuelle Passen über einen eingeblendeten Pfeil, das für mehr Freiheit sorgt – damit kann man z.B. scharfe Diagonalpässe zwischen die Innenverteidiger spielen. Auch dieses Jahr wirken manche Zuspiele aus dem Stand allerdings raketenhaft.

FIFA hat bei der Passphysik etwas angezogen: Die Bälle können druckvoller in die Spitze gespielt werden, vor allem die flachen Pässe. Allerdings wirken die normalen hohen Flanken immer noch nicht scharf genug - und man kann sie immer noch unrealistisch überdrehen. Außerdem verlieren die weiten hohen Zuspiele in die Tiefe zu schnell an Tempo, so dass so mancher Konter versackt.

Schüsse
Die Distanzschüsse krachen wie immer ordentlich in PES. Außerdem gibt es neue Direktabnahmen, wenn man die Flanke antizipiert, was zu spektakulären Volley-Abschlüssen führen kann. Hinzu kommt der neue Flatterball: Wer nach dem Abziehen nochmal die Schusstaste drückt, gibt dem Leder einen bösen Drall – ist aber knifflig auszuführen. Es gibt auch einen neuen Schlenzer, mit dem man den Ball bei gedrückter Schultertaste sehr schön ins Eck zirkeln kann. Allerdings hat er einen Nachteil: Er ist aus der weiten Distanz viel zu mächtig und kann quasi als 25-Meter-Lupfer den Torwart überwinden, selbst wenn dieser einen Meter vor dem Kasten wartet.

In FIFA tut sich Weniges, aber Richtiges: Die Distanzschüsse haben mehr Wucht und der gezirkelte Schlenzer ist nicht mehr ganz so mächtig. Das Problem gegenüber PES ist, dass man manchmal zu lange Freiraum bzw. zu viel Zeit für einen Abschluss braucht – man kann kaum mal aus dem Stand abziehen oder wirklich blitzartig aus dem Lauf. Es fehlen auch mehr Varianten.

Kopfbälle
Hier hat sich in beiden Spielen fast nichts getan. Was PES gut macht: In der Defensive bekommt ein Stürmer ganz selten den Ball aus der Luft, wenn er vor sich einen Verteidiger hat – wenn er also gut gedeckt wird. Aber ansonsten wirken die Kopfbälle relativ harmlos als Waffe nach Flanken, weil man sie recht selten durchbringt. Es sei denn, man steuert den Stürmer nach Ecken selbst und schafft ihm Freiraum.

FIFA hat immer noch das Problem in der Verteidigung, dass selbst kleine und gedeckte Stürmer zum Kopfball kommen, wenn beide hochspringen – das kann frustrieren, wenn man den Innenverteidiger extra vorgezogen hat. Allerdings sind die Kopfbälle unterm Strich gefährlicher und ansehnlicher als bei der Konkurrenz. Schön sind die Flugkopfbälle aus nächster Nähe in beiden Spielen.

Tacklings
PES hat sich verbessert, denn die Zweikämpfe sehen nicht nur besser aus, sondern sind auch effizienter. Es kommt in Laufduellen zu einem spannenden Hin und Her; außerdem gibt es im Mittelfeld sehr harte Zweikämpfe – PES spielt sich aggressiver als der Vorgänger. Neben dem Abschirmen und sicheren Stibitzen des Balles kann man auch hart in den Mann gehen und ein Foul riskieren.

FIFA hat sich ebenfalls gesteigert: Die Zweikämpfe wirken physikalisch natürlicher. Im Gegensatz zum Vorgänger kommt es häufiger zu einem Hin und Her beim Kampf um das Leder. Da sich am „Tactical Defending“ des Vorjahres nichts Wesentliches geändert hat, werden gerade Kenner sehr schnell, sehr effizient verteidigen. Das liegt auch daran, dass man beim Pressing und Abschirmen jetzt noch besser in den Mann kommt als im Vorgänger, wo wir noch die zu großen Abstände für den Zugriff auf den letzten Metern bemängelten – das hat EA behoben. Wer gegen den Ball arbeiten und Druck aufbauen will, wird sich hier also pudelwohl fühlen.

Dribblings
PES bietet in den Dribblings mehr Vielfalt, Individualität und Effizienz. Man kann die Pille gezielt links um einen Gegner herum vorlegen und rechts an ihm vorbei ziehen. Man kann seinen Gegner und selbst den Torwart gezielt tunneln, indem man den Ball durch seine Beine spielt. Und man kann ihn ebenfalls elegant alt aussehen lassen, indem man sich den Ball kurz auf den linken Fuß legt und dann druckvoll nach vorne schiebt. Allerdings sind diese Manöver teilweise schwierig umzusetzen; selbst im lobenswerten situativen Training braucht man mehrere Anläufe. Hinzu kommen gewonnene Zweikämpfe über das clevere Antizipieren des Balles, so dass man seinen Gegenspieler z.B. mit einem Lupfer düpiert. Wer all das nicht einsetzt, kann selbst über das einfach präzise Dribbeln viele 1-gegen-1-Situationen für sich entscheiden. Außerdem wirken Top-Stars wie Messi hier auch wirklich stärker am Ball, sind kaum vom Leder zu trennen.

In FIFA bleibt man selbst mit Ronaldo & Co viel zu oft am Verteidiger hängen. Die Dribblings wurden nur leicht verfeinert, wenn man die neue Möglichkeit nutzt, dass man sein Gegenüber vor dem Zweikampf oder der Finte direkt anvisiert. Drückt man zwei Schultertasten gleichzeitig, schaut der Ballführende den Gegner an und kann per Analogstick etwas leichter an ihm vorbei ziehen. So kann man den Ball auch verlangsamen und mit ihm nach hinten oder zur Seite dribbeln, ohne Blickkontakt zu verlieren, um sich Zeit für einen guten Pass zu verschaffen – so effizient dribbeln wie in PES kann man damit nicht. FIFA fehlen mehr intuitive Manöver und Antizipationen.

Standards
Hier herrscht Stillstand in PES, es hat sich kaum etwas getan. Wie gehabt kann man einen Mann gezielt bewegen, um ihn bei Standards anzuspielen – egal ob Ecke oder Freistoß. Wie gehabt kann man keine eigenen Freistöße erstellen.

FIFA bietet einige interessante neue Freistoßvarianten: Da laufen Spieler in einer Finte über den Ball und lassen den anderen schießen. Man kann den Ball z.B. für einen Schuss per Lupfer auflegen. Man kann einen dritten Mann für einen gezirkelten Schuss hinzu ziehen oder alleine mit Vollspann über L1 unter der Mauer hindurch schießen - cool. Schön sind auch die neuen Trainingsübungen mit Highscore und Mauerattrappe.

Ballphysik
Beide Spiele stagnieren hier. Die Pille in PES wirkt zwar grundsätzlich wuchtiger, aber die Kehrseite der Medaille sind immer noch so manche Raketenzuspiele aus dem Stand sowie zu stark abprallende Bälle - es fehlt die richtige physikalische Balance; der Ball wirkt manchmal zu flippig. FIFA hat auch einen Tick zugelegt, was flache Pässe sowie Distanzschüsse angeht, aber es gibt immer noch seltsame Flugkurven bei Flanken sowie Freistößen; der Ball wirkt zu fluffig. Notiz am Rande: In PES gibt es 22, in FIFA 38 Balltypen.

Ergebnis Spielmechanik

68
   60
Zwischenstand Teil 1 + Teil 2:

93
   96

Der große Fußballvergleich

PES 2013 vs. FIFA 13

In vier Teilen werden wir den virtuellen Fußball

von EA und Konami vergleichen. Wir starten mit

Präsentation & Atmosphäre, es folgen Spielmechanik,

Figurenverhalten sowie Umfang.

Zwischenergebnis Teil 1 +Teil 2:

93
   96

Teil 3: FIGURENVERHALTEN
Gegner-KI
Offline spielt sich PES etwas ruhiger als online, weil die KI ganz anders aufbaut, auch mal das Tempo rausnimmt und variiert – es macht richtig Laune gegen sie zu spielen. Sehr schön zu beobachten sind auch taktische Wechsel je nach Ergebnis. Und es bleibt dabei, dass die Meisterliga ab der vierten Stufe eine knackige Herausforderung ist. Vor allem, weil die Gegner im Abschluss eiskalt sind.

FIFA ist ebenfalls anspruchsvoller geworden auf dem Top-Niveau, aber der fußballerische Charakter der Gegner kommt taktisch und individuell nicht ganz zum Tragen: Messi, Ronaldo & Co wirken in PES unter KI-Kontrolle individueller. Außerdem hat man das Gefühl, dass selbst weniger guten Teams zu viel in FIFA gelingt.

Offensiv-KI
PES ist hier sehr stark, denn die Offensive bewegt sich auch ohne manuelle Befehle sehr gut in die Spitze, so dass man für diagonale oder weite Pässe fast immer einen richtig laufenden Abnehmer findet – da ist also viel Bewegung drin. Hier bemerkt man auch eine konsequente Verbindung zwischen Taktik und Laufverhalten der Offensivleute.

FIFA zeigt im Vergleich zum Vorgänger zwar markantere Laufwege, sprich: Die Stürmer spurten von alleine länger in eine Richtung, die sie allerdings auch nicht abbrechen, wenn sie Pässe evtl. in den Rücken bekommen. Und das tun sie teilweise nicht intelligent genug bzw. nicht in die Schnittstellen hinein. Außerdem krankt das Offensivspiel daran, dass sich die Spitzen immer noch nicht selbstständig genug freilaufen und hohe Bälle zu lethargisch annehmen – das nimmt unnötig Tempo raus.

Defensiv-KI
Die defensiven Automatismen haben sich in PES spürbar verbessert. Die KI stellt Räume von alleine zu und fängt Pässe besser ab. Außerdem kann man sehr gut beobachten, wie sich die Abwehrreihe neu formiert oder mit nach vorne aufschließt, um die Abstände zu verringern und Lücken zu schließen. Die Verteidigung bildet also ein taktisches Gegengewicht zu all den offensiven Möglichkeiten. Aber sie macht zwischendurch auch „menschliche“ Fehler, so dass Lücken entstehen.

Die KI von FIFA hat eine nahezu roboterhafte Abwehrstärke, die gleichzeitig ein Fluch ist: Manchmal fangen die Spieler nahezu jeden Ball um den Strafraum herum ab und machen nie einen Fehler, so dass man ein wenig verzweifeln kann.

Torwart-KI
Sie haben ihre Momente, aber der große Schwachpunkt von PES bleiben die Torhüter. Sie lassen sich von den neuen Schlenzern aus weiter Distanz viel zu oft düpieren. Wenn man mit dem Ball so etwa 16 bis 25 Meter vom Tor entfernt ist, fliegt die Pille im Gegensatz zum normalen Schuss langsamer und mit höherer Flugkurve gen Kasten. Und sehr häufig kann man damit selbst gut stehende Torhüter überlisten. Hinzu kommt, dass sie bei einfachen hohen Schüssen überreagieren: Sie setzen zu Flugeinlagen an, obwohl die komplett unnötig wären, weil sie die Pille einfach so aus der Luft pflücken oder bei Schüssen am Tor vorbei auch ganz wegbleiben könnten – das sieht manchmal lächerlich aus. Richtig ärgerlich ist das wilde automatische Rausrennen der Torhüter, die auch mal an die Seite des Strafraums spurten und den Kasten komplett offen lassen. FIFA ist hier wie schon letztes Jahr wesentlich solider. Es gibt tolle Glanzparaden und auch beim Rauslaufen keine krassen Aussetzer.

Schiedsrichter-KI
Vorbei die Zeiten übersensibler Schiris in PES: Sie lassen sehr viel Körperkontakt laufen, so dass es im Mittelfeld zu aggressiven Zweikämpfen hart an der Grenze der Legalität kommt – das tut dem Spielfluss gut, wirkt vielleicht etwas zu tolerant. Im Gegensatz zu FIFA bemerkt man hier weniger Charakter bei den Schiris, also weniger strenge oder lockere Typen. In beiden Spielen wird die Vorteilsregel besser ausgelegt; allerdings wird ein einmal gegebener Vorteil in FIFA nicht zurückgepfiffen, wenn man gar keinen Vorteil nutzen konnte. Dafür haben die Schiris ein gutes Gedächtnis für Fouls und geben auch lange nach einem Vergehen eine Karte. Es kommt in beiden Spielen zu vermeintlichen Fehlentscheidungen, wobei die Schiris in PES bei Abseits zu Gunsten der Offensive wesentlich toleranter sind als jene in FIFA.

Ergebnis Figurenverhalten

40
   36
Zwischenstand Teil 1 - 3:

133
  132

Der große Fußballvergleich

PES 2013 vs. FIFA 13

In vier Teilen werden wir den virtuellen Fußball

von EA und Konami vergleichen. Wir starten mit

Präsentation & Atmosphäre, es folgen Spielmechanik,

Figurenverhalten sowie Umfang.

Zwischenergebnis Teil 1, 2, 3:

133
  132

Teil 4: UMFANG
Spielmodi offline
Hier hat sich in beiden Spielen hinsichtlich der Karriere als Spieler oder Manager wenig getan; sie zeigen dieselben dramaturgischen Schwächen. Aber FIFA hat in anderen Bereichen mehr Neues zu bieten: Man kann endlich auswählen, ob man offline mit aktualisiertem Form- oder Standard-Kader loslegen will. Außerdem kann man prominente Spiele der Woche im Matchday nachkicken, wo auch die Kommentare Bezug auf vergangene Serien etc. nehmen. Man ist auch mit den kommenden Spielen seines Vereins viel näher dran am aktuellen Fußballgeschehen. Hinzu kommt ein Erfahrungssystem mit virtueller Währung, mit der man besondere Trikots oder Boosts für die Offline-Karriere freischalte sowie eine recht gute Kinect-Einbindung, die es offline ermöglicht taktische Anweisungen bis hin zur Auswechslung per Sprache zu steuern. PES stagniert offline: In der gut strukturierten Meisterliga enttäuscht Konami trotz freischaltbarer Fähigkeitenboosts mit schrecklicher Statik in der Präsentation – es gibt sogar dieselben drögen Zwischensequenzen.

Spielmodi online
FIFA schöpft aus dem Vollen: Es gibt zig Modi wie das beliebte Ultimate Team, man kann mit 22 Mann online gegeneinander spielen, es gibt private Clubbildungen und vor allem die Identifikation mit dem eigenen Verein, für den man mit anderen Kickern weltweit Punkte sammelt. Hinzu kommt dieses Jahr nicht nur die virtuelle Bundesliga, die die besten Online-Kicker bei gleichgeschalteten Statistiken auch irgendwann zu Turnieren in der realen Welt einlädt. Ärgerlich: Man kann keine privaten Ligen mehr bilden! PES wirkt dagegen sehr spartanisch, hat sich abseits der Online-Meisterliga mit neuem Rivalensystem kaum entwickelt und enttäuscht mit Online-Features wie Widgets in der Anleitung, die erst Mitte Oktober freigeschaltet werden. Immerhin: In beiden Spielen läuft der Netzcode bis dato stabil und nur bei PES kann man seinem Rivalen eine Fairplay-Wertung geben – gute Idee.

Training
Beide Spiele haben mehr zu bieten als im Vorjahr, aber FIFA wirkt einfallsreicher: Es gibt frische Minispiele für Schüsse, Freistöße & Co, die man auf mehreren Stufen inklusive Highscore meistern kann. Ansonsten kann man frei trainieren, gezielt Standards üben oder wie gehabt mit einem Kicker auf offenem Feld loslegen. Schade ist, dass man nicht einzelne Übungen für all die Dribblings anbietet und dass man lediglich die defensiven Manöver wirklich situativ nachspielen muss.

PES hat endlich ein besseres situatives Training integriert, in dem sowohl die defensiven Mechanismen wie das Abschirmen als auch die neuen Dribblings wie das Tunneln gezielt erlernt werden können. Das Problem: Warum gibt es diese technischen Probleme wie Tearing auf dem Trainingsplatz? Und warum ist die Abfrage der Übungen so sensibel, dass man hier peinlich genau sein muss – selbst wenn man die Steuerung richtig hinbekommt, wird manchmal abgepfiffen; das nervt. Außerdem ist man immer noch weit entfernt von dem ausführlichen Training samt Highscore, das PES noch auf der PlayStation 2 auszeichnete.

Lizenzen
FIFA ist hier nicht zu schlagen: Über 500 lizenzierte Vereine, mehr als 15.000 Spieler sind dabei – bis runter zur zweiten Bundesliga inklusive Pauli-Fangesängen und in England sogar noch darunter. Aber das ist auch kein Komplettpaket: Viele Nationalteams und Stadien fehlen – es gibt lediglich 58 Arenen, darunter nur sechs deutsche. PES gibt sich zwar Mühe, hat erneut all die südamerikanischen Teams der Copa am Start und bei den Stadien mit 48 zum Start richtig zugelegt, aber schlampt gerade bei den deutschen Vereinen: Zwar ist neben dem FC Bayern erstmals Schalke 04 dabei, aber weder die Veltins-Arena noch die Fangesänge der Knappen wurden integriert- wenn man schon so wenig Lizenzen hat, muss man die wenigstens voll ausnutzen!

Editor
Egal ob PES oder FIFA – beide lassen sich wunderbar anpassen, wenn man Fußballbastler ist. Man kann Spieler erstellen oder deren Werte editieren, Trikots oder Frisuren ändern oder eigenständig Transfers einleiten. In PES kann man alte Daten umgehend importieren, eigene Stadien inklusive Rasendesign und Tribünen bauen sowie Wappen inklusive Maltool oder Foto-Import designen. In beiden Spielen kann man Soundfiles hochladen, um das Spiel auch akustisch zu individualisieren.

Taktiken & Formationen
FIFA hat zum einen mehr Masse: Es gibt 33 Formationen (PES hat elf) und elf Taktikparameter wie „Passspiel“ oder „Druck“ (PES hat sieben). Außerdem gibt es neue Formationen wie „5-4-1 flach“, „4-2-3-1 breit“ oder „4-3-3 falsche 9“, mit denen es sich tatsächlich etwas anders spielt. Schön: Die Änderungen an den Schiebereglern werden so visualisiert, dass man das taktische Konzept besser versteht. In PES ist das Ganze etwas weniger umfangreich sowie unübersichtlicher, aber man kann auch etwas tiefer in die Mannschaftstaktik eingreifen: Wenn man die sieben Parameter wie Pressing, Kompaktheit oder Spielunterstützung in ihren drei Stufen ändert, wirkt sich das umgehend aus.

Ergebnis Figurenverhalten

24
   35
Gesamtergebnis:

157
  167

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.