The Last Ninja28.06.2010, Michael Krosta
The Last Ninja

Special:

Ende der Achtziger hatte ich eine Ninja-Phase: Jeder Martial Arts-Film und jedes Spiel, in denen die schwarzen Schattenkrieger auftauchten, war toll. Ja, sogar American Fighter mit Michael Dudikoff. Doch nichts war so schön, wie den letzten von ihnen auf seinem Rachefeldzug zu begleiten, der auf dem C-64 mit The Last Ninja seinen Anfang nahm...

Ein-Mann-Armee

Was macht man, wenn ein skrupelloser Shogun die eigenen Ninja-Brüder während einer Pilgerreise brutal ermordet, um hinter das Geheimnis ihrer Stärke zu kommen und sich damit selbst zum größten Krieger zu erheben? Man tritt ihm und seinen Gefolgsleuten gehörig in den Hintern - und das mit aller Kampfkunst, in der die "schwarzen Assassinen" ausgebildet wurden: So schwingt man nicht nur Bambusstab, Schwert und Nunchuks, sondern wirft auch mit Shurikans (Ninja-Sterne) sowie Rauchbomben um sich. Ja, so sieht der Plan von Armakuni aus, um sich an Shogun Kunitoki zu rächen und die heiligen Koga-Rollen wieder aus dessen Klauen zu reißen...

Eine lange Reise

Doch bis zum großen Finale im Inneren des Palasts ist es ein weiter Weg für den letzten Ninja, der sich von der Steppe durch die Wildnis bis zu den Palastgärten durchschlagen muss und anschließend im Kerker sogar mit aggressiven Skeletten konfrontiert wird, die ihre verstreuten Knochen nach kurzer Zeit wieder beisammen haben und erneut angreifen. Gemessen an heutigen Kombo-Möglichkeiten von Prügel- und Actionspielen wirkt die Kampfmechanik des C-64-Klassikers extrem simpel: Für die Hieb- und Stichwaffen stehen lediglich zwei Angriffsvarianten zur Verfügung - ein Blocken der gegnerischen Attacken ist nicht möglich. So kommt es in der Regel zum offenen Schlagabtausch, nach dem die besiegten Feinde in den ersten Abschnitten noch liegen bleiben, während sie sich später regenerieren und erneut angreifen. Der Ninja schwört dagegen auf die Kraft des Obstes: Ein Apfel wirkt Wunder und stellt die gesamte Energie des  Kämpfers wieder her. Außerdem findet er zwischendurch magische Brunnen, die ihn für kurze Zeit unverwundbar machen.

Verfluchte Steuerung

Den meisten Spielern wird The Last Ninja als ein traumhafter Martial Arts-Trip in Erinnerung geblieben sein. Doch auch die verflixte Steuerung dürfte sich ins Gedächtnis eingebrannt haben: Vor allem die viele Sprungpassagen über kleine Steine oder Baumwurzeln im Wasser führten aufgrund der unglücklichen Verbindung aus Iso-Ansicht und gewöhnungsbedürftigen Bewegungen des Joysticks zum vorzeitigen Aussterben der Ninjas sowie zahllosen Wutanfällen. Doch während man bezüglich der Steuerungs-Krux den Entwicklern bei System 3 keinen Vorsatz unterstellen will, sieht die Sache bei manchen Entscheidungen bezüglich des Spieldesigns ganz anders aus... 

Fehlt mir da was?

The Last Ninja ist kein reines Action-Spiel - viel mehr versteht es sich als ein Action-Adventure, bei dem man auch Objekte sammeln, diese kombinieren und so kleine Rätsel lösen muss. Eine Rose lässt sich z.B. erst dann pflücken, wenn man zuvor den Handschuh gefunden und ausgerüstet hat. Die Klippe kann man erst dann hinab steigen, wenn man die Bärenklaue sein Eigen nennt. Drachenstatuen lassen sich erst dann passieren, wenn man zuvor an einem Schrein die "Feuerfestigkeit" erbetet hat. Obwohl die wichtigen Gegenstände zumindest am

Mit Hilfe der Klaue wird aus dem Ninja ein Klettermax.
Mit Hilfe der Klaue wird aus dem Ninja ein Klettermax.
Anfang durch ein Blinken auf sich aufmerksam machen, kann es trotzdem passieren, dass man etwas übersieht - und das hatte böse Folgen für den letzten Ninja. Ein Beispiel: Lässt man den Schlüssel im ersten (!) Level an seinem Platz, wird man dieses Missgeschick am Eingang des Palasts im vorletzten (!) Level bitter bereuen. Ich selbst habe auch schon die Erfahrung machen müssen, weil ich die verdammte Rose nicht gepflückt habe, die kurz vor dem finalen Kampf den Weg zu einer geheimen Passage öffnet, die man unbedingt passieren muss. Also hieß es wieder zurück zum Anfang...nicht vom Level, sondern vom Spiel! Ja, damals haben sich Entwickler noch einige Gemeinheiten einfallen lassen, die heute in Zeiten von Quicksave und Checkpunktsystem undenkbar erscheinen.

Ein Schrein für System 3

Obwohl meine Erinnerungen an das erste Abenteuer mit Armakuni nicht nur positiv sind, halte ich The Last Ninja trotzdem für einen Meilenstein in der Videospielgeschichte - und das nicht nur aufgrund der starken Verkaufszahlen, denn alleine auf dem C-64 wurden mehr als 750.000 Spiele unters Volk gebracht. Damals gab es kein anderes (Ninja-)Spiel, das zum einen so fantastische Kulissen bot und zum anderen mit einem ähnlich großen Waffensortiment sowie Rätselelementen aufwarten konnte. Nicht zu vergessen der grandiose Soundtrack von Ben Daglish: Wenn ich das "Goooonnggggg" höre, mit dem der ersten Abschnitt musikalisch eingeleitet wird, läuft es mir immer noch vor Freude kalt den Rücken runter.

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Auf dem C-64 war The Last Ninja schon grandios - auf dem Amiga wurde es als Umsetzung unter dem Namen "Ninja Remix" dank schönerer Kulissen und der musikalischen Konvertierungsarbeit von Jochen Hippel noch eine Nummer besser, obwohl die Reisefreude auch auf Commodores "Freundin" durch die Steuerungsprobleme getrübt wurde. Wer sich selbst einen Eindruck machen will, sollte übrigens einen Blick in die Virtual Console der Wii werfen, wo der Titel zum (unverschämten) Preis von 500 Wii-Punkten angeboten wird. Ohne den guten, alten Competition Pro dürften sich die Sprungpassagen mit dem Classic Controller aber noch schwieriger gestalten... Ich bleib beim Original und genieße den Trip zurück in die Vergangenheit, auch wenn der Zahn der Zeit dem letzten Ninja schwerer zu schaffen macht als jeder böse Shogun. Aber in meiner Erinnerung bleibt Armakuni einer der größten Ninjas aller Zeiten!    

Michael Krosta

 
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