Watch Dogs28.05.2014, 4P|Team
Watch Dogs

Special: Gangster-Epos vs. Hacker-Ballade

Der Open-World-Vergleich

Das eine ist das definierende Open-World-Spiel der letzten Konsolengeneration. Das andere das erste große Spiel mit offener Welt für die neue Hardware. Die Rede ist von Grand Theft Auto 5 und Watch Dogs (ab 4,99€ bei kaufen). In unserem zweiteiligen Vergleich stellen wir die beiden Titel einander gegenüber.

Teil 1
Die Story & Regie im Einstieg

Watch Dogs beginnt als düstere Gegenwarts-Vision mit einem unter totaler digitaler Überwachung stehenden Chicago, in dem der Hacker Aiden Pearce als zwielichtiger Protagonist überleben möchte. Doch das Geheimnisvolle löst sich schnell auf: Bald ist er nur noch als Racheengel unterwegs, der den Tod seiner Nichte vergelten will.

Mit seinen drei vielschichtigen Charakteren, die man alle in der Anfangsphase kennenlernt, hat GTA 5 den dramaturgischen Vorteil auf seiner Seite. Beide Spiele setzen auf eine geschickte Vermischung interaktiver Tutorials und in Engine erzählten, mitunter rasant geschnittenen Zwischensequenzen. Bei beiden Titeln kann man allerdings nicht beeinflussen, wie die lineare Story verläuft.

Die Wirkung der Spielwelt

Bomben legen, Basen infiltrieren, Zerstörer versenken oder Helikopter fliegen: In Ghosts ist in 19 Missionen eine Menge los. Zwar gewinnt Infinity Ward keinen Innovationspreis, man hat aber nie das Gefühl, dass sich etwas wiederholen würde. Leider wurde das größte Manko der Reihe beibehalten: Jede Mission ist ein enger Schlauch, vollgepackt mit Skriptsequenzen und automatischen Ereignissen, die dem Spieler so gut wie keine Freiheit in seinem Vorgehen lassen. 
BF4 hingegen setzt auf weitläufigere Areale - das ist aber schon das größte und einzige Pfund, mit dem Dice wuchern kann. Ansonsten werden generische, bis unlogische Missionsziele ausgegeben, die oft nur durch das Auslöschen aller Gegner erreicht werden können. Zudem gibt es viel zu wenig Momente in Fahrzeugen; eigentlich die Königsdisziplin eines jeden Battlefield. Die Schauplätze sind zwar abwechslungsreich, können aber nicht mit den schnellen Schnitten von Ghosts mithalten. Außerdem wird mit dem Flugzeugträger ein ganzer Abschnitt recycelt. Somit kann Ghosts auch diese Kategorie gewinnen.
Das fiktive Los Santos wirkt an der Oberfläche sehr lebendig. Doch in den unteren Ebenen geht die Illusion immer wieder verloren, das Figurenverhalten ist abseits der ordentlichen „Glaubwürdigkeits“-Skripte eher schwach.

Das dem realen Vorbild nachgebildete Chicago von Watch Dogs hat ähnliche Probleme: An der Oberfläche wirkt alles stimmig und glaubwürdig, doch je weiter man nach unten taucht, umso mehr Schwierigkeiten haben die NPCs, auf das zu reagieren, was um sie herum passiert. Immerhin reagieren sie aggressiver auf kriminelle Handlungen von Aiden Pearce als auf das, was Trevor, Michael und Franklin in Los Santos anstellen.

Die Kulisse

Rockstar hat mit Los Santos zum Ende der letzten Konsolen-Generation unheimlich viel aus PS3 und 360 herausgeholt: Die Open-World-Spezialisten haben abwechslungsreiche Landstriche in einer umfassenden Spielwelt erschaffen.

Watch Dogs als erstes großes Spiel mit offener Welt auf der nächsten Generation enttäuscht auf hohem Niveau und wird den Erwartungen an die Hardware-Fähigkeiten nicht gerecht. Die Darstellung ist größtenteils sauber, aber auf Konsolen nicht in nativem 1080p und unter dem Strich nur unwesentlich weiter als GTA 5 auf den alten Systemen.

Die Musik

Die GTA-Serie lebte spätestens seit Teil 3 von den coolen Radiosendern und der schieren Anzahl an Songs aus unterschiedlichen Genres und Epochen. Das war in GTA 5 nicht anders und wurde zudem noch erstmals von einem speziell komponierten sehr guten Soundtrack von Tangerine Dream ergänzt.

Watch Dogs backt kleinere Brötchen: Die Musikauswahl ist nicht so groß und schon gar nicht so breit gefächert. Einzig der elektronische Original-Soundtrack von Brian Reitzell sorgt für ordentliche Atmosphäre und schafft in seinen besten Momenten sogar Assoziationen mit Vangelis‘ Musik zum Ridley-Scott-Film Blade Runner

Die Sprachausgabe

Rockstar Games verzichtet traditionell auf deutsche Sprachausgabe und bietet stattdessen das sehr gute englische Original mit deutschen Untertiteln.

Ubisoft spendiert Watch Dogs deutsche Sprecher, deren Qualität und Glaubwürdigkeit jedoch von Figur zu Figur schwankt: Während die Protagonisten bis auf wenige Ausnahmen gelungen sind, hinterlassen viele Nebenfiguren und Statisten einen schwachen Eindruck. Die ebenfalls enthaltene englische Sprachversion ist rundum stimmiger und annähernd auf dem gleichen Niveau wie GTA 5.

Die Steuerung & das Kampfsystem

Dafür, dass mutmaßlich Reflections inkl. seiner gesamten Driver-Expertise mit Ubi Montreal an Watch Dogs gearbeitet hat, bietet die Fahrphysik nicht genug. Da war Driver San Francisco weiter und wirkte authentischer. In dieser Verfassung kann man sich jedenfalls nicht von GTA 5 absetzen. 

Bei der Steuerung in der offenen Welt, den Schussgefechten oder dem Deckungssystem schenken sich die beiden Titel ebenfalls wenig und liefern solide Ergebnisse ab. Dass sich GTA letztlich einen Vorteil erarbeiten kann, liegt an der Ein-Knopf-Nahkampf-Mechanik von Watch Dogs, die nicht nur langweilig, sondern darüber hinaus zu mächtig ist.

Zwischenstand
25
   19

Der Open-World-Vergleich

Das eine ist das definierende Open-World-Spiel der letzten Konsolengeneration. Das andere das erste große Spiel mit offener Welt für die neue Hardware. Die Rede ist von Grand Theft Auto 5 und Watch Dogs. In unserem zweiteiligen Vergleich stellen wir die beiden Titel einander gegenüber.

Teil 2

Die Story & Regie im Spielverlauf

Sowohl GTA 5 als auch Watch Dogs setzen auf eine linear ablaufende Geschichte, in die man nur in Ausnahmefällen eingreifen kann. Drehbuch und Inszenierung sind in Los Santos nicht nur straffer, sondern durch den auf drei sehr unterschiedliche und zur Zusammenarbeit verdammte Figuren verteilten Fokus interessanter gestaltet.

Aiden Pearce als Hauptdarsteller in Watch Dogs ist schnell durchschaut: Sein Bild als eiskalter Racheengel wird bereits am Anfang festgelegt und ändert sich bis zum Ende auch kaum. Wo GTA 5 bedingt durch seine Erzählstruktur, die Kompromisslosigkeit und die Qualität der Dialoge immer wieder an Quentin Tarantino erinnert, ist Watch Dogs eher das Gegenstück zu einem Renny-Harlin-Film: solide inszeniert, aber vorhersehbar.

Die Größe der Spielwelt

Bomben legen, Basen infiltrieren, Zerstörer versenken oder Helikopter fliegen: In Ghosts ist in 19 Missionen eine Menge los. Zwar gewinnt Infinity Ward keinen Innovationspreis, man hat aber nie das Gefühl, dass sich etwas wiederholen würde. Leider wurde das größte Manko der Reihe beibehalten: Jede Mission ist ein enger Schlauch, vollgepackt mit Skriptsequenzen und automatischen Ereignissen, die dem Spieler so gut wie keine Freiheit in seinem Vorgehen lassen. 
BF4 hingegen setzt auf weitläufigere Areale - das ist aber schon das größte und einzige Pfund, mit dem Dice wuchern kann. Ansonsten werden generische, bis unlogische Missionsziele ausgegeben, die oft nur durch das Auslöschen aller Gegner erreicht werden können. Zudem gibt es viel zu wenig Momente in Fahrzeugen; eigentlich die Königsdisziplin eines jeden Battlefield. Die Schauplätze sind zwar abwechslungsreich, können aber nicht mit den schnellen Schnitten von Ghosts mithalten. Außerdem wird mit dem Flugzeugträger ein ganzer Abschnitt recycelt. Somit kann Ghosts auch diese Kategorie gewinnen.
Das virtuelle Chicago ist größer als Liberty City aus GTA 4, aber nur in etwa halb so groß wie das Gebiet von Los Santos und Blaine County, das man in Teil 5 von Rockstars Gangster-Saga erkunden darf. Zudem ist Chicago bei weitem nicht so abwechslungsreich designt wie die Spielwelt in GTA 5.

Das Missionsdesign

Beide Open-World-Titel setzen auf weitgehend bekannte Missionstypen: Verfolgung mit Fahrzeugen oder zu Fuß und Ballereien. Zusätzlich setzt Watch Dogs einen Fokus auf Schleichmissionen, die dank der Splinter Cell entliehenen Deckungsmechanik für Spannung sorgen.

In den Nebenmissionen bieten beide ein breites Spektrum an Aufgaben mit leichten Vorteilen auf der Seite von Watch Dogs, was GTA jedoch durch die Möglichkeit ausgleicht, in die Luft gehen zu können. Dennoch können weder die Abenteuer in Los Santos noch die in Chicago auf lange Sicht Redundanz verhindern.

Das Figurenverhalten

So belebt die Straßen und Landstriche in beiden Spielen auf den ersten Blick scheinen, so unglaubwürdige Momente kann man sowohl in Chicago als auch in Los Santos erleben. Doch wenn es um direkte Reaktionen auf das Verhalten der Hauptfigur(en) geht, liegt Watch Dogs vorne – auch dank des oberflächlichen Moralsystems, das die Verhaltensmuster der Zivilbevölkerung beeinflusst.

Gleiches gilt übrigens auch für die KI der Gegner in den Auseinandersetzungen. Sowohl die Entdeckungs- als auch die Kampfroutinen hinterlassen in Chicago einen besseren Eindruck, obwohl hier wie da auch moorhuhnige Verhaltensmuster festzustellen sind.

Das Fahrzeugverhalten

Autos und die offene Welt sind abseits von Rennspielen wie Forza Horizon oder Test Drive Unlimited immer ein Stein des Anstoßes. Doch Moment: Driver San Francisco konnte mit einem passablen Fahrmodell überzeugen. Und da sowohl dort als auch in Watch Dogs das Team von Reflections maßgeblich dafür verantwortlich war, gab es berechtigte Hoffnung, dass man in Chicago etwas Ähnliches erwarten konnte.

Doch es blieb bei der Hoffnung, obwohl es hier immerhin eine Cockpit-Ansicht gibt - weder Fisch noch Fleisch erinnert das mitunter schwammige Fahrverhalten eher an Sleeping Dogs. Doch auch GTA 5 ist weit von einer fahrerischen Perfektion entfernt. Innerhalb der Serie hat man zwar große Fortschritte gemacht, doch es geht auch hier noch besser. Beiden Titeln gemeinsam ist übrigens das sehr verzeihliche Schadensmodell: Sowohl in Los Santos als auch in Chicago muss man sich schon sehr anstrengen, um seinen fahrbaren Untersatz zu zerlegen.

Die Spielzeit & der Umfang

Konzentriert man sich auf die Kampagne, kann man sowohl in Los Santos als auch in Chicago gut 20 bis 25 Stunden einplanen. Will man dem Komplettierungswahn frönen und so nah wie möglich an die 100-Prozent-Marke kommen, kann man jeweils nochmals gut zehn bis 15 Stunden draufschlagen. Bei beiden gibt es viel zu entdecken, bei beiden kann man haufenweise Nebenmissionen erfüllen.

Vor allem dank der so genannten „Digitalen Trips“, die hinsichtlich ihres skurrilen Designs Erinnerungen an Saints Row wach werden lassen, ist Watch Dogs in diesem Bereich abwechslungsreicher. Dem gegenüber steht jedoch der umfangreiche Online-Modus von GTA 5, mit denen die zwar gut integrierten, aber letztlich nur unwesentlichen Mehrspieler-Modi in Watch Dogs nicht mithalten können.

Zwischenstand Teil 2

21
   20
Endergebnis

46
   39

 
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