Ouya05.07.2013, Michael Krosta
Ouya

Special:

Von der ersten Idee über die Schwarmfinanzierung bis hin zur fertigen Konsole: Ouya hat einen unkonventionellen Weg eingeschlagen, um das Licht der Spielewelt zu erblicken und sich mit dem Versprechen einer offenen Plattform als Kickstarter-Phänomen entpuppt. Über 60.000 Unterstützer brachten mehr als 8,5 Millionen Dollar zusammen, um das Projekt zu realisieren. Hat sich die Investition gelohnt oder folgt auf die Begeisterung die große Ernüchterung?

Klein aber fein

Die Verpackung in der Größe eines Schuhkartons deutet es bereits an: Verglichen mit Systemen wie PS3 und 360 ist die Ouya ein echter Winzling. Mit Abmessungen von 75mm x 75mm x 82mm wirkt selbst Nintendos GameCube geradezu gigantisch. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, setzte doch auch der namhafte Designer Yves Béhar auf eine Würfelform, die jedoch zum Boden hin leicht abgerundet und passend zur lackierten Ober- und Unterseiteseite mit schwarzen Umrandungen versehen wurde. Auf dem silbernen Aluminiumgehäuse wurde auf der Vorderseite „Ouya“ eingraviert, auf der rechten Seite dagegen die Namen der zehn großzügigsten Unterstützer – allen voran natürlich Minecraft-Erfinder Notch.

Auf der Rückseite befinden sich alle nötigen Anschlüsse.
Auf der Rückseite befinden sich alle nötigen Anschlüsse.
Die Anschlüsse finden sich in einem schwarzen Feld auf der Rückseite: Angefangen beim Eingang für das Netzteil, das man zunächst mit dem mitgelieferten Euro-Adapter zusammenbauen muss, über einen Standard- und Micro-USB-Anschluss bis hin zum HDMI- und LAN-Eingang bekommt man man alles Wichtige, was man für die Konnektivität braucht. Letzterer ist übrigens nicht zwingend erforderlich, da auch über das integrierte WLAN (Wi-Fi 802.11 b/g/n dual-band) eine Verbindung zum Internet aufgebaut werden kann. Und da wäre auch noch Blutooth 4.0, mit dessen Hilfe sich nicht nur der Original-Controller, sondern auch weitere Peripherie wie Mäuse und Tastaturen mit der Konsole verbinden lassen. Ein HDMI-Kabel ist übrigens im Lieferumfang enthalten, auch wenn die Länge von einem Meter nicht gerade üppig ausfällt. Außerdem wäre ein Schlitz für SD-Karten eine schöne Ergänzung gewesen, um den internen Flash-Speicher von acht Gigabyte einfach zu erweitern, da man recht schnell an die Grenze stößt. Alternativ greift man einfach auf USB-Sticks oder Festplatten zurück, doch leider handelt es sich nur um einen USB 2.0-Anschluss. Schade, dass man sich nicht für das wesentlich flottere USB 3.0 entschieden hat, da sich der Standard immer mehr durchsetzt.

Während sich auf der Oberseite der Ein/Aus-Schalter befindet, auf dem während des Betriebs weiß das  Ouya-Logo leuchtet, wird die Unterseite von vier kleinen Gummifüßen getragen, um eine ordentliche Belüftung zu gewährleisten. Ist das Gerät in den ersten Minuten noch flüsterleise, hört man mit zunehmender Betriebsdauer die Lüfter stärker arbeiten, doch bleibt die Geräuschentwicklung immer in einem akzeptablen Bereich. Das sollte auch für den Stromverbrauch gelten, der deutlich niedriger angesiedelt sein dürfte als bei PS3, Xbox & Co. Dieser soll sich im Bereich von 4-5 Watt während des Spielens und bei einem Watt im Standby bewegen. Zwar wirkt der kleine Würfel etwas unscheinbar, versprüht aber durch die ansprechende Farbgebung und Form dennoch einen gewissen Charme und wirkt mit einem Gewicht von 300 Gramm durchaus wertig.

Technisch schon veraltet?

900.000 Dollar wurden als Ziel für die Realisierung angesetzt - am Ende wurden es über 8,5 Millionen Dollar.
900.000 Dollar wurden als Ziel für die Realisierung angesetzt - am Ende wurden es über 8,5 Millionen Dollar.
Das Herzstück der Ouya ist das Tegra 3 Chipset von nVidia, das aus einer ARM Cortex-A9 CPU mit 1,7 GHz und einer ULP Geforce GPU besteht. Das mag vor einem Jahr – also als die Kickstarter-Kampagne ins Leben gerufen wurde - ein durchaus attraktives Paket gewesen sein, doch heute wird die Leistung der Konsole zum einen von modernen Mobiltelefonen wie Samsungs Galaxy S4 bereits deutlich übertroffen. Zum anderen steht mit Tegra 4 bereits die nächste Generation mobiler High-Tech in den Startlöchern, so dass der technische Rückstand bald noch größer ausfallen wird. Auch der Hauptspeicher wirkt nicht mehr zeitgemäß: Während die meisten aktuellen Handys bereits mit zwei oder mehr Gigabyte RAM ausgestattet werden, muss sich die Ouya mit nur einem Gigabyte begnügen. Schon jetzt kommen einige der 3D-Spiele ordentlich ins Schwitzen und die Ouya scheint die Hardware-Anforderungen für eine flüssige Darstellung nicht erfüllen zu können. Zur Verteidigung darf man aber auch den Preis nicht außer Acht lassen: Während man für die neuesten Mobiltelefone und / oder Tablets mehrere hundert Euro zahlen muss, ist der kleine Androiden-Würfel in Deutschland schon für 120 Euro zu haben. Angesichts der Tatsache, dass man für das Geld schon fast eine Xbox 360 Slim bekommt, relativiert sich der Preis allerdings wieder.

Die vier Säulen

Das Hauptmenü wird in vier Sektionen unterteilt. Das Halten des Ouya-Knopfes führt immer auf diesen Bildschirm zurück.
Das Hauptmenü wird in vier Sektionen unterteilt. Das Halten des Ouya-Knopfes führt immer auf diesen Bildschirm zurück.
Wenn man die Konsole zum ersten Mal startet, muss man sich zunächst um die Einrichtung seines Profils und der Netzwerkanbindung kümmern. Beides funktioniert schnell und unkompliziert – vor allem, da man als Backer normalerweise ohnehin schon ein Konto mit seinen Nutzerdaten angelegt hat und WLAN-Zugangspunkte schnell gefunden werden. Mit dem Zugang zum Internet steht dann auch gleich das erste verpflichtende Firmware-Update auf dem Programm. Gut, denn mittlerweile wurden bereits einige Fehler ausgebügelt und das Menüsystem aufgeräumt.

Das Hauptmenü, das quasi über die Struktur des Android 4.1-Betriebssystem (Jellybean) gestülpt wurde, bietet die Auswahl zwischen Play (der eigenen Spielebibliothek), Discover (dem Ouya-eigenen Store), Make (Entwicklungsumgebung und Zugriff auf eigene Software) sowie Manage (Einstellungen). Obwohl man die Sprache auf Deutsch stellen kann, bleiben die englischen Bezeichnungen im Hauptmenü erhalten.

Wer bereits fleißig Spiele und Apps im Google Play-Store gekauft hat, wird von der Entscheidung sicher enttäuscht sein, dass Ouya einen separaten Marktplatz anbietet. Schlimmer noch: Die Play-App lässt sich nicht einmal auf dem System installieren oder verwenden. Folglich ist man gezwungen, die bereits für Handy oder Tablets erstandenen Spiele erneut zu kaufen, wenn man sie auf der Konsole verwenden will. Hier zerplatzt schnell der Traum und auch das Versprechen von der offenen Plattform, bei der alles möglich und erlaubt ist.

Von C-64 bis PlayStation

Im Store werden aktuelle Highlights hervorgehoben, die sich aber oft wiederholen. Ein gezieltes Durchsuchen von Genres ist ebenfalls möglich.
Im Store werden aktuelle Highlights hervorgehoben, die sich aber oft wiederholen. Ein gezieltes Durchsuchen von Genres ist ebenfalls möglich.
Dafür ist Ouya ein Traum für Fans von Emulatoren: Bereits jetzt finden sich im offiziellen Store zahlreiche und dazu meist kostenlose Apps, mit deren Hilfe sich ROM-Dateien von Systemen wie NES, N64, Mega Drive, PC Engine, NeoGeo und sogar Nintendo DS sowie PSOne einfach abspielen lassen. Dank Filtering-Optionen erstrahlen die Oldies sogar oft in besserer Bildqualität als die Originale und es wird mehr Komfort bei Speicherfunktionen geboten. Allerdings bewegt man sich damit rechtlich in einer Grauzone – vor allem, wenn man nicht in Besitz der Original-Software ist und die ROMS quasi als Sicherheitskopien verwendet, wird der Spaß schnell illegal. Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis Sony und Nintendo einschreiten und Druck auf Ouya ausüben, die Emulatoren aus dem Store zu entfernen. Immerhin wollen die Unternehmen mit ihrer Softwarebibliothek immer noch Geld verdienen, sei es über die Virtual Console oder das PSN.

Doch selbst falls man sich dem Druck beugen sollte, bleibt immer noch Plan B, selbst die Software auf das System zu überspielen. Üer die Sideload-Funktion im Make-Bereich funktioniert das Prozedere erstaunlich einfach, sofern man einen Download-Link für die gewünschte APK-Datei bereit hat. Auf diese Weise landete z.B. der Amiga-Emulator UAE4All2 auf der Ouya und auch die kostenlose Medien-App UMBC kann man jedem empfehlen, der die Ouya in ein kleines Multimedia-Zentrum verwandeln will. Das Programm bietet Zugriff auf Fotos, Musik und Videos – sei es über den internen Speicher, externe Geräte oder das Netzwerk. Für HD-Videos reicht die Power aber anscheinend nicht aus: Sowohl unter 720p als auch 1080p werden Videos durch starkes Ruckeln beeinträchtigt – zumindest, wenn man sie über eine externe Festplatte abspielen will. Eine bessere Performance scheint man beim Streaming über einen Samba-Server zu erreichen, wie Youtube-Videos zeigen. Nachprüfen konnten wir es nicht. Auffällig ist, dass anscheinend nur analoger Ton ausgegeben wird. Möchte man die digitale Übertragung via HDMI nutzen, dröhnt lediglich ein lautes Rauschen aus den Boxen. Auch bei Spielen fällt auf, dass in der Regel nur Stereoton erklingt, obwohl rein theoretisch neben der Unterstützung von stereoskopischem 3D auch echter Raumklang über das Kabel möglich sein müsste.

Jedes Spiel bekommt eine eigene kleine Infosektion. Leider fehlt die Preisangabe.
Jedes Spiel bekommt eine eigene kleine Infosektion. Leider fehlt die Preisangabe.
Ganz so rund wie erhofft läuft es aber leider auch nicht bei den Emulatoren: Zwar ist die Darstellung meist erstaunlich gut und flüssig, doch hin und wieder kommt es zu Einbrüchen der Bildrate oder Soundgestotter – das betrifft nicht nur flotte Titel wie Thunderforce IV oder ein Super Turrican, sondern selbst der C-64-Emulator hat bei manchen Spielen seine Probleme, sie originalgetreu wiederzugeben. Einen guten Eindruck hinterlässt die App TuneIN, mit der man Zugriff auf die große Vielfalt des Internetradios mit seinen zahlreichen Sendern und Podcasts bekommt. Auch Twitch.tv zählt zu den Programmen, die man sich schon über den Store laden kann. Mit Kainy wird mittlerweile auch eine Anwendung angeboten, die über Remote Play den Zugriff auf PCs erlauben soll.

Erst testen, dann kaufen

Derzeit beschränkt sich die Auswahl vor allem auf kleine Produktionen wie Puddle. Wie bei Xbox Live Arcade darf jeder Titel erst ausprobiert werden.
Derzeit beschränkt sich die Auswahl vor allem auf kleine Indie-Produktionen wie Puddle. Wie bei Xbox Live Arcade darf jeder Titel erst ausprobiert werden.
Wie bei Xbox Live Arcade ist es auch bei Ouya möglich, sämtliche Spiele vor dem Kauf zu testen. Diese Funktion spricht genauso für den eigenen Store wie die Tatsache, dass hier nur Software landen sollte, die auch mit der Konsole funktioniert und im Idealfall sogar für die Verwendung eines Controllers optimiert wurde. Verglichen mit der früheren und fehleranfälligen Version wirkt die Discover-Sektion nach diversen Updates mittlerweile brauchbar und ist schon recht gut gefüllt, wobei mittlerweile fast täglich Nachschub eintrudelt: Neben hervorgehobenen Highlights, bei denen sich leider zu oft die Titel wiederholen, darf man auch gezielt in Genres suchen oder im Sandbox-Bereich Vorabversionen ausprobieren.

Zu jedem Spiel gibt es ein kleine Übersicht mit Angaben zum Hersteller, der Datengröße sowie Bilder und eine Spielbeschreibung. Eine wichtige Information wird dem Nutzer allerdings vorenthalten: der Preis. So muss man die Software erst laden und erfährt nur dort, was der Entwickler für das Freischalten der Vollversion verlangt. Klar, es verleitet vielleicht dazu, mehr Spiele auszuprobieren. Trotzdem empfinde ich die Prozedur als unnötig umständlich und würde schon gerne im Vorfeld wissen, wie viel der Spaß kosten soll. Nervig ist zudem, das man Spiele nicht mehr starten kann, sobald ein Update für sie zur Verfügung steht. Erst wenn man es geladen hat, was mitunter recht lange dauern kann, darf man wieder loslegen. Immerhin ist es gestattet, parallel zum Download andere Titel zu zocken. Zudem ist es möglich, mehrere Downloads hintereinander zu reihen. Allerdings erhält man im Anschluss keinen Zugriff auf diese Liste, um z.B. noch die Reihenfolge zu ändern.                

Keine Community-Funktionen

Auf der Kickstarter-Seite zwar noch angedeutet, fehlt derzeit noch jede Spur von Community-Funktionen.
Auf der Kickstarter-Seite zwar noch als eigener Menüpunkt angedeutet, fehlt derzeit noch jede Spur von Community-Funktionen.
Zwar ist es aufgrund der Store-Anbindung und Updatefunktionen empfehlenswert, der Konsole einen permanenten Internetzugriff zu gestatten, doch wer auf weitere Online-Funktionen gehofft hat, wird enttäuscht. Okay, es gibt einen gelungenen Browser, mit dem man Webseiten durchforsten und seinen Fernseher in ein Smart-TV verwandeln kann. Aber gerade im Bereich Community ist die Ouya derzeit eine Nullnummer: Es gibt von Haus aus weder eine Freundesliste noch kann man gezielt nach anderen Usern suchen oder via Sprach-, Video- oder Textchat mit ihnen kommunizieren. Klar, in Zukunft werden das externe Apps ermöglichen, aber es wäre trotzdem schön, wenn Ouya eine eigene Online-Plattform für die Nutzer aufbauen würde. Trotzdem erlauben manche Spiele Online-Bestenlisten oder sogar Online-Matches über eigene Server – so z.B. der dürftige Counterstrike-Clon Critical Missions: SWAT. Aber auch hier gilt: Hinsichtlich Mehrspieler-Action über das Internet muss in Zukunft noch sehr viel mehr kommen!

Qualitativ hochwertiger Controller?

Der Controller muss erst halb zerlegt werden, wenn man Batterien einlegen oder wechseln möchte.
Der Controller muss erst halb zerlegt werden, wenn man Batterien einlegen oder wechseln möchte.
Beim Design des Controllers hat man sich offensichtlich das 360-Pad als Vorbild genommen: Mit den versetzten sowie klickbaren Analogsticks, dem linken Digi-Steuerkreuz, vier diamantförmig angeordneten Knöpfen (O,U,Y,A), den zwei digitalen Schultertasten sowie zwei analogen Triggern könnte er fast als Zwilling durchgehen. Wäre da nicht nicht das Touchpad, mit dessen Hilfe man jederzeit einen Mauszeiger über den Bildschirm bewegen und sogar einen Klick bzw. Doppelklick ausführen kann. Das Navigieren funktioniert allerdings eher schlecht als recht, da der Pfeil nicht gut genug auf die Eingaben reagiert und eine präzise Steuerung kaum möglich ist. Oberhalb des Touchfeldes finden sich außerdem noch vier weiße Leucht-Dioden, die anzeigen, als welcher von vier Spielern man gerade angemeldet ist.

Die üblichen Start- und Select-Tasten fehlen. Stattdessen gibt es einen Ouya-Knopf in der unteren Mitte, der quasi den Guide-Button des Controllers darstellt. Mit ihm pausiert man in der Regel die Spiele – ein Doppeldruck oder das Halten führt sogar umgehend ins Hauptmenü der Konsole zurück. Man sollte also immer vorher checken, ob der Spielstand gespeichert wurde, denn verlässt man die Software auf diesem Weg, wird man erst gar nicht mehr gefragt.

Farblich gut aufeinander abgestimmt: Controller und Konsole.
Farblich gut aufeinander abgestimmt: Controller und Konsole.
Leider ist das Digitalkreuz qualitativ kaum besser als das Gegenstück des 360-Controllers, so dass man auch hier nicht die Präzision erwarten kann, die man sich wünscht. Die beiden Analogsticks haben für meinen Geschmack einen zu hohen Widerstand – vor allem, wenn man schon einen PS4- oder Xbox-One-Controller zum Vergleich in den Händen gehalten hat. Einen guten Eindruck hinterlassen die digitalen Knöpfe – sowohl die O-U-Y-A- als auch die oberen Schultertasten. Anders sieht es bei den analogen Triggern aus: Sie haben diesen billigen Plastik-Touch, den man von vielen günstigen Pads der Dritthersteller kennt und wirken klapperig. Zudem haben wir bisher noch kein Spiel gefunden, bei dem wir die analoge Abtastung hätten ausprobieren können, die besonders bei Rennspielen wichtig ist.

Verbesserungswürdige Ergonomie

Insgesamt liegt der Controller dank eines angenehmen Gewichts und der guten Balance relativ komfortabel in der Hand, doch hätte ich mir mehr förmige Einkerbungen an der zu glatt geschliffenen Unterseite  gewünscht, um die Ergonomie zu verbessern. Außerdem wären die Analogsticks sicher rutschfester, wenn man sich auch hier den 360-Controller zum Vorbild genommen hätte anstatt sich mehr am Dualshock zu orientieren. Dort liegen die Zeigefinger auch deutlich angenehmer an den oberen Schultertasten an als hier. Was ich aber besonders vermisse, sind Rumble-Motoren, die das Spielerlebnis doch so bereichern können, wie damals schon Metal Gear Solid und viele andere Spiele gezeigt haben! Ja: Genau wie dem ersten Sixaxis-Controller der PS3 fehlt es leider auch dem Ouya-Pendant an „Good Vibrations“ - sehr schade.   

Yves Béhar zeichnet in erster Linie für das schlichte, aber dennoch gelungene Design des Android-Würfels verantwortlich.
Yves Béhar zeichnet in erster Linie für das schlichte, aber dennoch gelungene Design des Android-Würfels verantwortlich.
Die Stomversorgung erfolgt über zwei Mignonzellen, die im Lieferumfang enthalten sind und jeweils unter den beiden silbernen Abdeckblenden im Griff eingesetzt werden. Nicht gerade die beste Idee: Zum einen gestaltet sich ein Batteriewechsel damit unnötig aufwändig, wenn man quasi erst den halben Controller auseinanderbauen muss. Zum anderen wurde in dem kleinen Blättchen, das sich tatsächlich Betriebsanleitung schimpft, mit keinen Wort erwähnt, wie man die Batterien überhaupt einsetzt. Okay, es gibt im Prinzip nur diese eine Möglichkeit, aber trotzdem hatte ich beim ersten Mal ständig Angst, beim Abnehmen der Blenden irgendetwas kaputt zu machen.   

Lag-Problem?

Das Lag-Problem des Controllers, über das sich viele frühe Empfänger der Konsole noch massiv beschwerten, ist mittlerweile gelöst. In den meisten Spielen wird umgehend auf die Eingaben reagiert und es kommt nicht mehr zu den gefürchteten Verzögerungen. Allerdings sorgt die geringe Reichweite für Frust: Entfernt man sich mit dem Controller mehr als zwei Meter von der Konsole und / oder befindet sich ein Gegenstand im Sichtbereich der beiden Geräte, kommt es immer wieder zu Störungen in der Bluetooth-Verbindung. Die Steuerung spielt teilweise komplett verrückt oder reagiert erst wieder, wenn man den Abstand verkürzt. In meiner Wohnung ist es mir z.B. nicht möglich, bequem von der Couch aus mit der Ouya zu zocken. So reagiert z.B. mein Barde in „The Bard's Tale“ erst mehrere Sekunden nach meiner Eingabe, wenn ich zu weit weg bin. Es scheint also, als würde die Ouya nur ein schwaches Signal über die integrierte Antenne senden. Nicht nur bei Bluetooth, sondern auch bei der Wifi-Verbindung zu meinem Router traten hin und wieder Schwierigkeiten auf, obwohl beide Geräte recht nah beieinander stehen.

PS3 & 360 herzlich willkommen

Spielen mit dem 360- oder PS3-Controller? Bei Ouya kein Problem!
Spielen mit dem 360- oder PS3-Controller? Bei Ouya kein Problem!
Mit diesen Tücken ist der Ouya-Controller trotz der halbwegs soliden Verarbeitung nicht gerade der Traum aller Zocker. Doch dank der offenen Systemstruktur gibt es genügend Alternativen: Sämtliche Eingabegeräte, die Bluetooth unterstützen, sollten sich mit der Konsole verwenden lassen – Gamepads inklusive. Selbst der PS3-Controller lässt sich relativ einfach an der Ouya registrieren. Dazu muss man ihn zunächst per USB mit der Konsole verbinden und den PS-Knopf gedrückt halten – also genau so, wie man es auch von der PlayStation kennt. Dieser übernimmt jetzt die Funktion des Ouya-Buttons und sollte ins Hauptmenü zurückführen. Problem: Sobald der PS3-Controller über USB angeschlossen ist, wird automatisch Bluetooth und damit auch der Ouya-Controller deaktiviert. Zur Lösung muss die Konsole nach der Registrierung heruntergefahren, das USB-Kabel entfernt und das Gerät anschließend neu gestartet werden. Jetzt sollte es möglich sein, sowohl PS3- als auch den Ouya-Controller anzumelden, wobei auffällt, dass das zuvor angesprochene Reichweiten-Problem beim Sony-Pad weniger ausgeprägt ist.

Noch einfacher wird es beim 360-Controller: Stöpselt man die Kabelvariante ein, wird dieser umgehend erkannt und darf umgehend zusammen mit dem Ouya-Pad verwendet werden. Genauso unkompliziert geht es bei der kabellosen Version, für die man den Wireless-Adapter benötigt, der per USB angeschlossen wird. Dann noch schnell den Controller synchronisieren und schon kann es losgehen. Klar, dass man hier hinsichtlich der Entfernung nicht mehr so eingeschränkt ist wie bei der Verwendung von Bluetooth. Die Knöpfe werden sowohl beim PS3- als auch beim 360-Controller automatisch an das Ouya-Layout angepasst. Im Falle des 360-Pads führt demnach der Guide-Button ins Hauptmenü zurück, während Start und Select nicht belegt sind.

Manche Software – allen voran die Emulatoren – unterstützen explizit die alternativen Controller und erlauben teilweise sogar eine individuelle Knopfbelegung. Selbst die Verwendung der Wii Remote wird in einigen Anwendungen angeboten.

Kaufen oder nicht kaufen?

Eine lohnende Anschaffung?
Eine lohnende Anschaffung?
Lohnt sich der Ouya-Kauf? Die offene Systemarchitektur ist ohne Zweifel reizvoll: Es macht viel Spaß, mit Hilfe der Emulatoren in Erinnerungen zu schwelgen oder damit zu experimentieren, Apps über die Sideload-Funktion zum Laufen zu bringen. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch Entwickler die Freiheiten zu schätzen wissen und ein paar kreative Softwareperlen für das System entstehen könnten. Leider sieht man dieses Potenzial derzeit nur im Ansatz: Die Mehrzahl der Ouya-Titel sind mäßige Handy-Spielchen, die sich höchstens als kleiner Snack für zwischendurch eignen. Es ist schon bezeichnend, wenn Emulatoren hier für den größten Spielspaß sorgen und weniger das „frische“ Androiden-Angebot, das wir in der nächsten Woche in einem Software-Special genauer unter die Lupe nehmen werden. Doch schon jetzt lässt sich feststellen: Was Ouya fehlt, ist eine exklusive Killer-App! Und die wird man auch in Zukunft kaum erwarten können: Welcher Hersteller würde sich schon einzig auf dieses System konzentrieren wollen, wenn man die Spiele dank Android gleichzeitig auch auf so vielen andere Geräten zocken könnte? Aufwändigere Produktionen wie das Open-World-Rollenspiel Ravensword: Shadowlands zeigen außerdem schnell die Grenzen der etwas schwachbrüstigen Hardware auf, deren Spezifikation jetzt schon von modernen Handys und Tablets übertrumpft wird.

Klar, mit 120 Euro wirkt die Ouya vergleichsweise günstig, doch relativiert sich der Preis, wenn man die niedrigen Kosten bedenkt, die mittlerweile bei der Anschaffung einer Wii oder Xbox 360 entstehen. Letztere wird z.B. aktuell bei Media Markt für 99 Euro angeboten und bietet ein Spieleangebot, von dem man bei Ouya derzeit nur träumen kann. So geht die Attraktivität für den Androiden-Würfel derzeit vor allem davon aus, ihn als Emulatoren-Zentrale zu nutzen. Angesichts des illegalen Beigeschmacks ein eher zweifelhaftes Vergnügen, zumal das alles auch am PC möglich ist und selbst Handys mittlerweile über einen HDMI-Ausgang sowie Controller-Unterstützung verfügen. Handys und Tablets auf der einen Seite, klassische Konsolen und PCs auf der anderen: Es dürfte für Ouya nicht einfach werden, sich gegen diese Konkurrenz zu behaupten und dauerhaft am Markt positionieren zu können. Die nächsten Monate werden entscheidend, denn man wird sich die Daseinsberechtigung hart erkämpfen müssen.

 
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