Special: The Great Giana Sisters (Plattformer)

von Michael Krosta



The Great Giana Sisters: Marios Zwillingsschwestern
The Great Giana Sisters
Publisher: Rainbow Arts
Release:
12.1987
kein Termin
Spielinfo Bilder  

„THE BROTHERS ARE HISTORY“ - so stand es auf der englischen Verpackung von „The Great Giana Sisters“ in Großbuchtstaben geschrieben. Ganz schön frech, wenn man bedenkt, dass sich Programmierer Armin Gessert und sein Team bei Rainbow Arts doch sehr stark am Vorbild Super Mario Bros bedienten. So stark, dass man von einem Plagiat sprechen könnte. Nintendo sah das ähnlich und ließ das Spiel angeblich vom Markt nehmen. Trotzdem verschaffte es den hüpfenden Schwestern international die Aufmerksamkeit, die zu ihrem Kultstatus geführt hat.



Ganz schön dreist

"Die Brüder sind Geschichte!"
"Die Brüder sind Geschichte!"
Was Zynga heute ist, war im Jahr 1987 der deutsche Publisher und Entwickler Rainbow Arts. Zumindest, wenn man Nintendo fragt. Denn man kann es drehen und wenden wie man will: The Great Giana Sisters ist schon eine ziemlich dreiste Kopie der Mario-Brüder, auch wenn man die beiden Klempner-Brüder durch die Zwillinge Giana und Maria (!!!) ersetzt und einige Level leicht umgebaut hat. Dass man neben Büschen und Feuerrohren ausgerechnet auch noch Pilze in die Landschaft pflanzen musste, spricht ebenfalls Bände.

Als ich mit den beiden Schwestern zum ersten Mal auf meinem C-128 losgezogen bin, war ich mir dessen gar nicht bewusst. Mit Konsolen hatte ich damals nichts am Hut - weder die Geräte noch die Spiele haben mich interessiert. Mein Kommentar, als ich Mario zum ersten Mal auf einem NES in Aktion sah, war dann auch sinngemäß „Häh? Das ist ja genauso wie Giana Sisters“.

Der Klassiker schlechthin

Ja, denn Giana stand ihrem „Onkel Mario“ in fast nichts nach, denn nicht nur grafisch waren sich die Titel sehr ähnlich, sondern auch die Spielmechanik und Teile des Gegnerdesigns wurden nahezu 1:1 übernommen. Da sind die Blöcke, die sich entweder zerstören lassen oder Diamanten statt Münzen offenbaren, wenn Giana mit ihrem Kopf gegen sie springt. Und manchmal verstecken sich im Inneren sogar die ganz besonderen Extras, die das kleine blonde Mädchen in ein Power-Girl mit Punk-Frisur verwandeln und ihm die Fähigkeit verleihen, Gegner nicht nur durch einen beherzten Sprung von oben, sondern auch gezielte Schüsse auszuschalten. Doch wehe, die junge Dame wurde zuerst erwischt, stürzte in einen der zahlreichen Abgründe oder schaffte es nicht mehr vor Ablauf des Zeitlimits zum Ausgang: Dann war nicht nur eines der wenigen Leben futsch, sondern man war auch alle Extras wieder los, was vor allem in den höheren Stufen das Überleben noch schwieriger gestaltete.

Und wieder ein Diamant mehr auf dem Konto.
Und wieder ein Diamant mehr auf dem Konto.
Zwar ging das Hüpfabenteuer gemütlich los, doch zog der Schwierigkeitsgrad dann spürbar an, denn manche neuen Gegner ließen sich selbst mit Schüssen nicht mehr ausschalten und pixelgenaue Absprünge wurden für das Weiterkommen nötig. Und dann waren da noch diese verflixten Drachen oder Spinnen, die am Ende mancher Stufen warteten und quasi das Pendant zu den Begegnungen mit Bowser darstellten. Dazwischen bot der Titel das, was u.a. auch Super Mario und das kürzlich veröffentlichte Giana Sisters: Twisted Dreams auszeichnen: Jump’n’Run in Reinkultur! Die tödlichen Sprung-Attacken auf die Köpfe der Gegner, versteckte Bonusabschnitte und Blöcke zum Überspringen von Levels, fordernde Geschicklichkeitspassagen sowie fiese Fallen - in Giana Sisters findet man auch heute noch alles, was einen guten 2D-Plattformer ausmacht. Es ist simpel und doch fesselnd, schwer und trotzdem motivierend. Schön auch, dass zwei Spieler hintereinander zocken durften und Gianas Schwester Maria eine Daseinsberechtigung bekam.


Kommentare

Armin schrieb am
hierunddaundueberall hat geschrieben: Das ist typisch für die Gamerszene, jeder ruft nach Veränderungen kommen sie dann tatsächlich ist es wieder nicht recht.
Nee, wir wollen halt nur remakes, die vom gameplay her ans Original erinnern, aber nicht was komplett anderes sind. Kings Bounty und Fantasy Wars sind perfekte Exemplare von guten remakes, das selbe geniale gameplay der alten Klassiker, aber mehr features und besseres Interface,die Grafik is zwar 3D Mist, sieht aber immer noch besser aus als die Originale.
hierunddaundueberall schrieb am
Bambi0815 hat geschrieben:hab Gina Sisters sehr gemocht, aber das Remake ohne es gespielt zu haben, hat finde ich nix mehr von Giana Sisters. Das DS Remake war noch ok, aber das neue Remake erinnert mich eher an Trine 1 und 2.
Das ist typisch für die Gamerszene, jeder ruft nach Veränderungen kommen sie dann tatsächlich ist es wieder nicht recht. Giana Sisters hat sich eben weiter entwickelt. Hat mal was Neues probiert und es ist meiner Meinung nach sehr gelungen. Es wurden hier nicht wie in anderen Games Abstriche gemacht um bei den Causalgamern zu punkten, sondern das Gameplay als solches wurde einfach erneuert. Mit Trine hat das Spiel überhaupt nichts zu tun, weil es sich nach wie vor um ein Platformer handelt dessen Fokus auf Sprungeinlagen liegt. Die größten Neuerungen liegen eben in den neuen Fähigkeiten der Charaktere und daran dass sich die Welt durch den Wechsel des Charakters verändert. Wenn man schon zwanghaft einen Vergleich ziehen will (was ich übrigens auch für eine Unsitte halte) dann zu Eversion.
johndoe1238056 schrieb am
Das deutsche Cover sah übrigens nicht ganz so trashig aus, dafür fehlt allerdings der Seitenhieb auf die Brüder Mario.
Bild
Pioneer82 schrieb am
Interessantes Special. Das Spiel ist vollkommen an mir vorbeigezogen damals.
Die aktuelle Kickstarter Variante werd ich definitiv mir mal anschauen.
schrieb am