Merregnon 205.07.2003, Paul Kautz
Merregnon 2

Special:

Eine CD, die eine Geschichte erzählt: nicht mit gelesenen Worten wie ein Hörbuch, sondern allein durch Musik. Mit Klängen, die Bilder im Kopf des Hörers entstehen lassen, während er durch eine sagenumwobene Fantasy-Welt getragen wird - das ist Merregnon. Die zweite CD erscheint weltweit im August, bis dahin erfahrt Ihr alles über das Projekt in unserem mehrteiligen Special, das mit dem heutigen zehnten Teil abgeschlossen wird.

Die im Jahre 2000 erschienene orchestrale CD Merregnon hat etwas Einzigartiges geschafft: viele verschiedene Musiker aus der Spiele- und Demoszene unter eine Haube zu bekommen, und sie alle musikalisch eine Geschichte erzählen zu lassen, die man parallel auch im reichhaltig illustrierten Booklet nachlesen konnte. Namen wie Chris Hülsbeck, Fabian Del Priore, Allister Brimble und Yuzo Koshiro sind an diesem Projekt beteiligt, was Merregnon nicht nur für Computerspieler zu einem Leckerbissen macht.

Im August dieses Jahres erscheint nun der zweite Teil des als Trilogie geplanten Soundtracks, der das Konzept des Vorgängers um einige wichtige Neuerungen erweitert: alles wird größer, schöner und besser. So werden die Stücke jetzt beispielsweise nicht mehr per Synthesizer und Keyboard, sondern von einem echten Orchester eingespielt und von echten Chören begleitet.__NEWCOL__Dabei handelt es sich um das Prager Symphonieorchester, dessen Künstler schon Spielen wie <4PCODE cmd=DGFLink;name=Splinter Cell;id=2738> oder <4PCODE cmd=DGFLink;name=Primal;id=1583> zu einer gigantischen Klangkulisse verholfen haben. Außerdem sind die Kompositionen ausgefeilter, das Design des Booklets und der Website stilvoller.

Letzte Woche stand uns Komponist Gustaf Grefberg Rede und Antwort, heute ist Spielemusiklegende Yuzo Koshiro unser Interviewpartner. Der Japaner macht vor allem dank grandioser Mega Drive- und Super Nintendo-Kompositionen von sich reden und hat in Japan einen hohen Bekanntheitsgrad intus.

4Players: Was ist Deine Aufgabe im Merregnon-Team?

Yuzo Koshiro: Ich bin Komponist, und steuere wie alle anderen zwei Titel zu Merregnon 2 bei. Ich hatte die Chance und Möglichkeit hierfür insbesondere mit der Streichersektion des Orchesters sowie einem großen Chor zu arbeiten.

4P: Merregnon 1 basierte auf synthetischen Instrumenten aus dem Computer. Das hat sich mit dem zweiten Teil dank echtem Orchester samt Chor grundlegend geändert - wie hat sich das auf Deine Arbeit ausgewirkt?

YK: Ich stieß erst mit dem zweiten Teil zum Merregnon-Team, allerdings ist die Arbeit mit echten Instrumenten wesentlich aufregender und expressiver als mit synthetischen Sounds. Die Klänge sind viel ausdrucksstärker und wesentlich feiner.

4P: Wie gehst Du an Deine Kompositionen heran? Welches Equipment und welche Tools benutzt Du, um Deine Werke zu schreiben?

YK: Für dieses Projekt benutze ich Logic Audio 5.5 und SampleTank. In diesem Fall musste ich mich ja an den Rahmen halten, den die Merregnon-Geschichte lieferte, was mitunter zur Herausforderung wurde: um beispielsweise die choralen Parts zu schreiben, bekam ich die entsprechenden Texte geschickt, inklusive gesprochenen Worten, damit ich exakt die Längen einschätzen konnte.__NEWCOL__Wie man sich vorstellen kann, ist dies ansonsten kaum zu schaffen, da meine Muttersprache Japanisch ist, die Gesänge allerdings in ihrem Wortlauf europäische Wurzeln haben.

4P: Wie empfindest Du Deine Position als Musiker in der Spielebranche? Wie ist die Akzeptanz und Zusammenarbeit mit anderen Musikern?

YK: Es war nie ein leichter Job. Ich arbeite seit den Anfängen in dieser Industrie, habe viele Kompositionen für Mega Drive und Super Nintendo geschrieben, die später teilweise mit einem Live-Orchester eingespielt wurde - beispielsweise für "Actraiser". Das Wichtigste ist ein Verständnis für alle Bereiche eines Produktes, für das Du die Musik schreibst, um ein wirkliches Gefühl dafür zu bekommen, was mal mehr, mal weniger leicht ist. Allgemein ist die Zusammenarbeit aber sehr einfach und fruchtbar.

4P: Wo siehst Du die Zukunft der Spielemusik

YK: Mittlerweile verfügen Spiele über Kompositionen und Soundeffekte in Filmqualität. Das bringt mich zu dem Schluss, dass Spielemusik weiterhin immer anspruchsvoller und ausdrucksstärker werden wird, und natürlich populärer.

4P: Denkst Du, dass es notwendig oder zumindest von Vorteil ist, über Musiktheorie (wie beispielsweise Notenlesen) Bescheid zu wissen, oder ist Talent das Wichtigste?

YK: Musiktheorie ist meiner Meinung nach ein Muss. Natürlich ist sie nicht alles, aber komplett ohne ein gewisses Basiswissen auszukommen ist heutzutage eigentlich unmöglich.

4P: Spielemusik gewinnt weltweit, und besonders in Japan, immer mehr an Akzeptanz. Hat das einen Einfluss auf Deine Arbeit - wird es schwerer, konkurrenzfähig zu bleiben?

YK: Ja, wie ich schon sagte, wird die Musik immer anspruchsvoller, von daher wird es natürlich immer schwerer mithalten zu können - es gibt viele sehr begabte Komponisten da draußen, die Ansprüche steigen immer mehr. Das kommt mir natürlich entgegen, da somit auch meine eigenen Ansprüche immer weiter steigen.

4P: Wo siehst Du Dich selbst in fünf Jahren? Was sind Deine Ziele und Absichten?

YK: Ganz klar: Ich will eines Tages mal den Musik-Oscar gewinnen! ;-)

__NEWCOL__4P: Wie hat sich Spielemusik in den letzten Jahren verändert, verglichen mit dem Anfang Deiner Karriere?

YK: Früher hatte der Job eines Musiker viel mehr mit dem eines Programmierers zu tun, da Du oftmals benötigte Tools selber schreiben musstest. Doch mittlerweile hat sich der Schwerpunkt klar in Richtung Komposition verlagert: die jungen Künstler haben heute viel mehr Möglichkeiten und viel ausgefeiltere Technik zur Verfügung.

4P: Kannst Du uns etwas über Deine gegenwärtigen Projekte erzählen?

YK: Leider nicht, da sie alle noch unter dem Mantel der Verschwiegenheit schlummern.

Damit wären unsere Merregnon 2-Interviews abgeschlossen. In den nächsten Wochen halten wir Euch selbstverständlich über den aktuellen Stand der Entwicklung der CD auf dem Laufenden, außerdem berichten wir auch vom Eröffnungskonzert der Games Convention in Leipzig, wo ein Merregnon 2-Medley erstmals weltweit live aufgeführt wird.

 
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