Star Wars Battlefront20.11.2015, Michael Krosta

Special: Star Wars im Wandel der Zeit

Es ist die Zeit der technischen Revolution. Der Konflikt zwischen den Rebellen und den Schergen des finsteren Imperiums wird nicht länger nur auf der Kinoleinwand oder mit Spielzeug im Kinderzimmer ausgetragen. Mit dem Aufstieg des Videospiels wird man endlich selbst Teil der gigantischen Schlachten, darf das Lichtschwert schwingen, zum Blaster greifen oder sich als Pilot mit X-Wings und Tie-Fightern im Weltraum bekämpfen. Von den Anfängen in der Spielhalle bis zur modernen Science-Fiction-Ballerei im Wohnzimmer: Wir präsentieren die Höhepunkte für verspielte Sternenkrieger...

Star Wars für Piloten

STAR WARS (ARCADE) (1983)

Pünktlich zum Abschluss der ersten Kinotrilogie stellte Atari 1983 mit dem Kinostart von Star Wars Episode 6: Die Rückkehr der Jedi Ritter den Automaten Star Wars in die Spielhallen. Es war zwar nicht das erste offiziell lizenzierte Videospiel im Universum von George Lucas, aber das erste, das einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Thematisch drehte sich alles um den Angriff der Rebellen auf den Todesstern nach dem Vorbild des ersten Kinofilms. Der Spieler übernahm dabei die Rolle von Luke Skywalker und trat im ersten Abschnitt in seinem X-Wing gegen Darth Vader und TIE-Fighter in klassischen Weltraum-Dogfights an. Im zweiten Teil erreichte man den Todesstern, wo man zunächst nur zwischen Lasertürmen hindurch manövrieren oder sie für Bonuspunkte zerstören musste. Der finale Akt

Vektor-TIE-Fighter in Angriffsformation vor dem Todesstern im Hintergrund.
bestand aus dem bekannten Schacht, in dem man zunächst Hindernissen und feindlichem Beschuss ausweichenmusste, bevor man schließlich den Torpedo abschießen und den Todesstern zerstören konnte. Danach erfolgte der Neustart in einem höheren Schwierigkeitsgrad. Technisch setzte der Spielautomat auf Vektorgrafik. Diese war zwar relativ schlicht, konnte dafür aber schnell berechnet werden. Im Soundbereich wurde Pionierarbeit geleistet: Star Wars war der erste Atari-Automat mit Sprachausgabe, denn aus den Lautsprechern quäkten Original-Zitate aus dem Film von Mark Hamill, Alec Guiness, James Earl Jones und Harrison Ford – selbst das Gepiepse von R2D2 wurde originalgetreu übernommen. Die bekannte Fanfare von John Williams wurde ebenfalls digitalisiert und der komplette Sound in Stereo abgemischt, was damals keine Selbstverständlichkeit war. Nach der Veröffentlichung in der Spielhalle folgten Umsetzungen für alle gängigen Systeme vom Apple II und Amiga über Atari-Plattformen und den C-64 bis hin zum ZX-Spectrum.

STAR WARS: REBEL ASSAULT (1993)

Zehn Jahre später läutete ein Spiel im Star-Wars-Universum eine neue Ära ein: Rebel Assault von LucasArts war für viele PC-Spieler der Anschaffungsgrund für ein CD-ROM-Laufwerks! Mit seiner damals bombastischen, wenn auch vorberechneten Grafik, digitalisierten Sounds mit durchgehender Sprachausgabe und Originalsoundtrack sowie den Filmsequenzen war Rebel Assault eines der ersten und wenigen Spiele, die den Speicherplatz des neuen Mediums ausfüllten. Inhaltlich lehnte man sich mit bekannten Schauplätzen, der Zerstörung des Todessterns und der Schlacht

Die Schlacht von Hoth war ebenfalls Bestandteil von Rebel Assault. Der Todesstern stand aber erst danach auf der Abschussliste.
auf Hoth zwar an Ereignisse der Kinofilme an, ersetzte Luke Skywalker aber durch den neuen Charakter Rookie One. Dieser bekam hier vor dem Abschuss des Torpedos auch nicht die gewohnte Unterstützung von Han Solo im Millennium Falcon. Stattdessen hielt ihm ein gewisser Commander Jake Farrell in seinem A-Wing die Verfolger rund um Darth Vader vom Hals. Zwar war man in den 15 Levels meist in Raumjägern unterwegs, doch in einer Mission galt es, im Bodenkampf per pedes eine imperiale Basis zu erobern. Die Mechanik erinnerte hier noch stärker an klassische Lightgun-Shooter, bot aber immerhin ein rudimentäres Deckungssystem und verschiedene Abzweigungen. Rebel Assault wurde im Nachhinein zwar oft für die geringe Bewegungsfreiheit und den Mangel an spielerischem Anspruch im Stil von Rail-Shootern kritisiert, doch angesichts der bombastischen Inszenierung und Präsentation nahmen viele Spieler diesen Kompromiss gerne in Kauf.      

STAR WARS: X-WING (1993)

Wer auf der Suche nach mehr Anspruch und Freiheit war, wurde bei der X-Wing-Reihe fündig, mit der LucasArts ebenfalls 1993 auf dem PC durchstartete. Statt vorgerenderter Szenen wie in Rebel Assault setzten die Mannen um Lawrence Holland und Edward Kilham auf 3D-Polygongrafik. Und auch die Musik wurde nicht gesampelt, sondern mit

Als Konkurrenz zu Wing Commander schickte LucasArts den Space-Simulator X-Wing ins Rennen.
Hilfe der iMuse-Systems durch interaktive MIDI-Klänge ersetzt, die sowohl die Arrangements von John Williams als auch Original-Kompositionen umfassten. Mit Cockpitansicht, vielen Bedienelementen und durchaus anspruchsvoller Physik positionierte man X-Wing bewusst als Raumkampf-Simulator und damit als direkten Konkurrenten zur beliebten Wing-Commander-Reihe von Chris Roberts. Zeitlich war die Handlung vor dem großen Angriff der Rebellen auf den ersten Todesstern angesiedelt, bot aber unabhängig von den Filmen eigene Missionen, die von einfachen Dogfights über Eskorte bis hin zu Angriffen auf Großkampfschiffe reichten. Im Finale wurde der Kreis wieder geschlossen, wenn man in der Rolle von Luke Skywalker erneut im engen Korridor dem Lüftungsschacht entgegen flog. Neben X-Wing konnte man sich auch in die Cockpits von A-Wing und Y-Wing quetschen, eine spätere Erweiterung erlaubte außerdem den Einsatz von B-Wing-Schiffen. Sämtliche Kämpfe fanden im Weltraum statt – Ausflüge in die Atmosphäre oder den nahen Boden von Planeten waren nicht möglich. X-Wing markierte den Anfang einer Reihe von Raumkampf-Simulatoren innerhalb des Star-Wars-Universums. Im technisch verbesserten Nachfolger TIE FIGHTER wechselte man die Seiten und übernahm die Kontrolle über imperiale Jäger, während X-Wing vs. Tie Fighter die Reihe zusammen mit zusätzlichen Erweiterungen auch um Mehrspieler-Schlachten für bis zu acht Piloten ergänzte.

Star Wars für Actionfans

SUPER STAR WARS (1992)

Wer lieber zu Lichtschwert und Blaster griff, kam als Fan 1992 nicht um ein Super Nintendo herum. Zwar nahm man auch in Super Star Wars und seinen Nachfolgern ab und zu in einem Landspeeder oder dem Cockpit eines Raumjägers Platz, war aber die meiste Zeit damit beschäftigt, sich in bester Run-and-Gun-Manier mit Luke, Han Solo sowie Chewbacca durch grafisch opulente 2D-Abschnitte ballern und dabei auch Hüpfpassagen meistern. Inhaltlich basierte der Titel auf dem früher veröffentlichten Star Wars für das NES, wurde aber technisch deutlich von Scultured Software aufgewertet. Gleiches galt für die beiden Nachfolger Super Star Wars: The Empire Strikes Back und Super Star Wars: Return of the Jedi. Mittlerweile werden die Klassiker nicht nur über die Virtual Console neu angeboten, sondern sollen auch auf PlayStation Vita und der PS4 ihr Comeback als Downloadspiele feiern. Die ursprünglich geplante PC-Umsetzung sah dagegen nie das Licht der Welt, doch kursiert eine nahezu fertiggestellte Fassung im Internet.

STAR WARS: DARK FORCES (1995)

Super Star Wars sah für damalige Verhältnisse unfassbar gut aus und spielte sich auch klasse.
Mit der rasant wachsenden Popularität von Ego-Shootern präsentierte LucasArts mit Dark Forces seinen ersten eigenen Vertreter, der im Star-Wars-Universum angesiedelt war. Anstatt sich direkt an den Handlungen der Filme zu orientieren, schrieb man eine eigene Geschichte rund um den Söldner Kyle Katarn, mit dem man u.a. die geheimen Dokumente rund um den ersten Todesstern für die Rebellen besorgt und dem Geheimnis um die so genannten Dark Trooper auf den Grund geht. Obwohl Dark Forces zunächst als ein weiterer Doom-Klon betrachtet wurde, ging es weit darüber hinaus: Das Spiel war einer der ersten Shooter, in denen man auch nach oben und unten schauen, sich ducken, springen und schwimmen konnte. Auch das Leveldesign mit mehreren Stockwerken war ein Novum , weshalb man mit der Jedi Game Engine eine eigene Technologie entwickelte. Neben dem Fokus auf Action zeigten sich im Ansatz auch die alten Adventure-Tugenden des Studios, denn der Spielablauf wurde neben akrobatischen Einlagen auch von durchaus anspruchsvollen Umgebungsrätseln bereichert. Außerdem legte LucasArts mit Dark Forces den Grundstein für die erfolgreiche Jedi-Knight-Reihe, in der überwiegend die Geschichte rund um Kyle Katarn weiter erzählt wurde und auch eine Mehrspieler-Komponente Einzug hielt.

STAR WARS: BATTLEFRONT (2004)

Battlefront bot die ersten großen Mehrspieler-Schlachten für Bodentruppen im Star-Wars-Universum.
Für das richtige Schlachten-Feeling sorgte ab 2004 aber erst Star Wars: Battlefront. Wahlweise in der Ego- oder Schulteransicht durften sich online oder im lokalen Netzwerk am PC bis zu 64 Spieler einen Schlagabtausch liefern – auf PS2 und Xbox wurde die Anzahl halbiert, aber auch eine Splitscreen-Option angeboten. Neben dem Imperium und den Rebellen waren mit der Galaktischen Republik und der Konföderation der unabhängigen Systeme auch Fraktionen der neuen Kinofilm-Trilogie im Spiel vertreten. Jede Fraktion bot fünf Klassen, darunter Infanterie, Scharfschützen oder Piloten. Das Ziel bestand darin, entweder das komplette gegnerische Team zu eliminieren oder alle Kommandoposten zu erobern und für mindestens 20 Sekunden zu halten. Insgesamt standen neben dem typischen Waffenarsenal und Schauplätzen des Star-Wars-Universums auch mehr als 25 Vehikel zur Auswahl, darunter die flinken Speederbikes und mächtigen AT-ATs, von denen manche sogar als mobile Kommandoposten eingesetzt werden konnten. Neben den Mehrspieler-Gefechten spendierten die Pandemic Studios für Solisten darüber hinaus eine Story-Kampagne sowie den strategisch angehauchten Modus „Galactic Conquest“. Zusammen mit der DVD-Veröffentlichung von Star Wars Episode 3: Revenge of the Sith erschien Ende Oktober 2005 der Nachfolger, der u.a. spielbare Jedis, Raumschlachten und Kampagnen-Missionen mit stärkerem Bezug zu den Filmen enthielt.     

Star Wars für Rollenspieler

STAR WARS: KNIGHTS OF THE OLD REPUBLIC (2003)

Dass man auch abseits des Kanons fantastische Geschichten rund um den Sternenkrieg erzählen kann, bewiesen nicht nur die zahlreichen Romane des erweiterten Universums, sondern auch BioWare mit dem grandiosen Rollenspiel Knights of the Old Republic. Die Handlung ist zeitlich etwa 4000 Jahre vor dem Aufstieg des Imperiums in Episode IV angesiedelt und konzentriert sich auf den vom Spieler erstellten und männlichen oder weiblichen Charakter, der zusammen mit seinen redseligen Mitstreitern sowohl den hellen als auch den dunklen Pfad der Macht beschreiten kann. In komplett vertonten Dialogen, Minispielen und rundenbasierten Kämpfen kommt man dem Geheimnis der Sternenschmiede des dunklen Sith-Lords Darth Malak näher und sucht unter anderem auf Dantooine, Manaan, Tatooine und dem Wookie-Planeten Kashyyyk nach Hinweisen. Gleichzeitig schaltet man rollenspieltypisch mit Erfahrungspunkten weitere Fähigkeiten frei und formt seinen Charakter durch schwierige Entscheidungen. Knights of the Old Republic war ein leuchtendes Beispiel dafür, dass sich Videospiele nicht zwingend am Kanon orientieren müssen, sondern auch eigene Geschichten erzählen können, die dem Niveau der Kinofilme in nichts nachstehen.

STAR WARS GALAXIES + STAR WARS: THE OLD REPUBLIC (2003-2011 / 2011 - heute)

Knights of the Old Republic ist immer noch eins der besten Rollenspiele von BioWare und ein Höhepunkt unter allen Star-Wars-Spielen.
Wer dagegen das Rollenspiel-Flair gemeinsam mit anderen Spielern erleben und eigene Geschichten schreiben wollte, fand von 2003 bis Ende 2011 eine Anlaufstelle im MMORPG Star Wars Galaxies von Sony Online Entertainment. Wie in solchen Onlinespielen üblich, erfolgte auch hier über die Jahre eine Evolution durch weitere Inhalte und mechanische Anpassungen bzw. Änderungen, um das Spielerlebnis für die Abonnenten zu verbessern. Allerdings wurden manche der Änderungen dafür verantwortlich gemacht, warum sich immer mehr Spieler abwendeten. Fast gleichzeitig mit dem Abschalten der Server öffneten BioWare und Electronic Arts mit Star Wars: The Old Republic die Pforten für das MMO-Publikum. Da der erhoffte Erfolg ausblieb, hat man das Abo-System mit monatlichen Kosten schon Ende 2012 durch einen Free-to-play-Zugang ersetzt.

Das Special in bewegten Bildern? Dann möge die Macht mit dem Video sein!

 
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