EVE: Valkyrie03.05.2016, Benjamin Schmädig

Special: Die Zukunft von Eve: Valkyrie

Eve: Valkyrie (ab 13,98€ bei kaufen) ist längst erschienen – und noch immer kaum spielbar. Nicht, weil das Spiel Fehler hätte, sondern weil sich die Auslieferung der dafür benötigten Hardware, des Oculus Rift, in die Länge zieht. Deshalb können wir noch keinen Test der Weltraumaction anbieten. Deshalb muss sich bis August gedulden, wer das Virtual-Reality-Headset in diesen Tagen bestellt. Deshalb haben wir auf dem Eve-Fanfest die Frage gestellt: Was bekommt man eigentlich, wenn man gegen Ende des Sommers ins All abhebt? Oder anders: Wie sieht die Zukunft der Mehrspieler-Gefechte im Universum von Eve Online aus?

"Mit aller Kraft"

"Wir haben noch nicht alles im Spiel untergebracht, das wir einbauen wollten", kommt Lead Game Designer Andrew Willians auf den Punkt, als ich mich mit ihm über die Zukunft seines Spiels unterhalte. Zuvor hatte er auf dem Fanfest

Lead Game Designer Andrew Willians.
eine neue Spielvariante angekündigt, sie später im Detail beschrieben und in einer Diskussionsrunde mit den Fans schließlich darüber gesprochen, wie es mit Eve: Valkyrie weitergeht. Willians macht mehr als deutlich: "Wir arbeiten mit aller Kraft an den Inhalten, die wir noch hinzufügen wollen!"

Technik der Zukunft

Ein großer Schritt wird dabei die kommende Unterstützung von HTC Vive sowie PlayStation VR sein und die Tatsache, dass sich Spieler aller Headsets dank Cross-play in denselben Raumschlachten begegnen werden. Klasse, dass CCP frühe VR-Enthusiasten zusammenbringt, anstatt sie systemisch zu trennen! Einen Termin gibt es für die Vive-Umserzung noch nicht.

Und apropos PlayStation VR: Für alle Fälle wollte ich wissen, ob man neben einer aktuellen PS4 sowie dem Headset weitere Hardware benötigt, um mit den Walküren zu reiten. Diese Frage hat Willians ausdrücklich verneint.

Auffällig ist allerdings, dass eine auf dem Fanfest spielbare Demo der PS4-Version mit einer niedrigeren Auflösung läuft, als sie das Sony-Headset darstellen könnte. Natürlich betont Willians, dass auch diese Umsetzung längst nicht fertiggestellt wurde. Bemerkenswert ist der recht große Unterschied zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber allemal.

Vernichtet die Klone!

Doch was kommt inhaltlich hinzu? Was steckt z.B. im neuen Modus Carrier Assault, den Willians als Hardcore-Modus bezeichnet? Er macht das deshalb, weil Carrier Assault über das einfache Abschießen von Gegnern im Team Deathmatch ebenso hinausgeht wie über das ebenfalls bereits enthaltene Einnehmen von Gebieten. Immerhin ist Letzteres in der neuen Spielweise nur der erste Schritt, für den beide Teams versuchen Areale mit Energieverteilern

Carrier Assault soll die zwei vorhandenen Spielvarianten um einen dritten Modus erweitern.
zu erobern, die die Schilde des feindlichen Trägerschiffs schwächen und irgendwann für kurze Zeit herunterfahren. Willians spricht von anderthalb Minuten, das endgültige Zeitfenster müssen die Entwickler aber noch finden.

Sind die Schilde deaktiviert, können Jäger und Bomber Kühlaggregate attackieren, die den Reaktorkern vorm Überhitzen schützen. Dafür fliegen sie nahe ans Trägerschiff heran, bekommen es mit mächtigen Geschütztürmen zu tun und erst, wenn das letzte Aggregat zerstört wurde, sind die Schilde dauerhaft aus. Weil die Kühler dann nicht mehr arbeiten, muss das Trägerschiff den Kern kühlen: Er wird in die Kälte des Alls ausgefahren, wo er angreifbar ist. Durch mit Geschützen gespickte Gänge oder einen relativ sicheren Schacht bahnen sich die Angreifer daher ihren Weg zu ihrem Ziel, um es zu beschießen oder gar zu rammen.

Gelingt der Angriff, explodiert das Trägerschiff, mit ihm die darauf installierten Klon-Wiederherstellungseinheiten sowie die Möglichkeit, dass abgeschossene Piloten des vorher dort stationierten Teams ins Gefecht zurückkehren. Noch ist nicht klar, ob die Partie nach der Zerstörung ihrer Basis weiter läuft – wie viele andere Fanfest-Besucher äußere ich Willians gegenüber allerdings den dringenden Wunsch, dass sie so lange kämpfen dürfen, bis der letzte Klon endgültig besiegt wurde. Denn irgendwann wird es einem guten Team gelingen, das Ruder selbst der scheinbar ausweglosen Lage noch herumzureißen...

Spielt ihr schon oder bestellt ihr noch?

Auch um neue Einsätze für Solisten soll Eve: Valkyrie ergänzt werden. Eine klassische Kampagne wird es in diesem Spiel nie geben, aber ähnlich wie mit der einführenden Mission will das Team in Newcastle weitere Geschichten um Ran Kavik und ihre Walküren erzählen. Mit Carrier Assault sollen diese Inhalte jedoch noch nicht hinzukommen.

Überhaupt will sich CCP Zeit lassen und vor allem zusätzliche Varianten der Onlinekämpfe nicht allzu früh anbieten. Der Grund ist die gemächliche Auslieferung des Oculus Rift: Noch besitzen so wenige Spieler das Headset, dass sie schlecht Mitspieler finden würden, sollten sich die wenigen Rift-Besitzer in zu vielen gleichzeitig laufenden Partien verlieren. Ende des Jahres oder Anfang 2017 könnte laut Willians dann ein guter Zeitpunkt für eine erste Erweiterung sein.

Teambuilding

Und immerhin soll man dann auch leichter zueinander finden, denn die Entwickler wollen das Erstellen von Fliegerstaffeln vereinfachen – bzw. in dauerhafter Form überhaupt erst ermöglichen, denn derzeit bleiben Teams nur

In Zukunft sollen die Spieler von Eve: Valkyrie leichter zusammenfinden.
während hintereinander geführter Partien zusammen. Auch die für Eve typischen Corporations, also Clans, gibt es aktuell noch nicht. Willians nennt die momentanen Möglichkeiten "funktional, aber definitiv der schwächste Teil des Spiels."

Zu meiner Frage über weitere Spielarten abseits Carrier Assault meint der führende Entwickler außerdem, dass er über eine Variante mit veränderlichen Zielen nachdenkt, ähnlich wie man es z.B. aus Battlefield kennt. Nicht zuletzt schwebt ihm ganz offensichtlich eine neue Klasse an Jägern vor, denn gleich mehrmals sagt Willians während des Fanfests Dinge wie: "Ja, wäre das nicht klasse? Vielleicht eine Art Tarnschiff?" Die dürfte es also irgendwann geben – angekündigt ist auch sie noch nicht.

Eine Fregatte nimmt Fahrt auf

Wie sich Eve: Valkyrie im Detail entwickelt, das wird die Zeit zeigen. Wobei übrigens nicht allein die Vision der Entwickler zählt, sondern die Ideen und Verbesserungsvorschläge der Spieler eine große Rolle spielen. "Community-driven content", also in Zusammenarbeit mit den Fans entwickelte Inhalte sollen die Weltraumschlachten auszeichnen.

Auch Solisten sollen weitere Geschichten um die Walküren erleben. Eine große Kampagne ist allerdings nicht geplant.

Im Interview vergleicht der Lead Game Designer sein Projekt mit realen Schiffen: "In einem großen Entwicklerteam hat man das Gefühl, man würde einen Flugzeugträger steuern. Unser Studio fühlt sich dagegen wie ein kleine Fregatte an: Wenn etwas passiert, können wir das hier tun", sagt er und macht mit den Händen vor, wie ein Schiff von seiner ursprünglichen Position schnell auf eine andere wechselt. "Das ist angenehm, weil es flexibel ist."

Eigene Ideen hat CCP natürlich zur Genüge: Neben der Wahl, sämtliche Geräusche außerhalb des Cockpits komplett abzuschalten, könnten etwa weitere Ton-Abmischungen hinzukommen. Die Entwickler wollen außerdem, dass sich die Scheiben der Jäger und Bomber bedrohlich biegen, wenn unter Beschuss Risse entstehen. Und sie probieren, ob die speziell für Vive und Rift entworfenen Eingabegeräte eine sinnvolle Ergänzung von Joystick oder Gamepad sein können. Zum Selbstzweck werden sie sie nicht unterstützen, betont Willians. Funktioniert das Fliegen mit den frei beweglichen Controllern nicht gut genug, kommen sie dafür nicht in Frage. Zur Steuerung des Menüs, ähnlich wie es Spielberg Minority Report visualisiert, kann er sich Touch und Co. aber zumindest vorstellen.

 
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