Spiele zwischen mangelhaft und befriedigend
Und die Spiele? Tja, das ist noch das große Problem – Masse und Klasse lassen zu wünschen übrig. Zwar bekommt man mit dem Kauf sechs Titel gratis, aber die schwanken zwischen mangelhaft bis allerhöchstens befriedigend. Sehr enttäuschend ist die sterile Inszenierung von „Backgammon“ und „DICE+ Heroes“, einer Art Mensch-ärgere-dich nicht: Diese zwei Klassiker sollten wohl futuristisch interpretiert werden, aber da vergeht einem angesichts des Artdesigns
Zwar gibt es sechs Spiele gratis dazu und man kann bereits einiges laden, aber Masse und Klasse lassen zu wünschen übrig.
schnell die Lust – edel ist anders. „Chuchumba“ ist ein sehr ödes Gedächtnisspiel für Kinder, das gerade mal unteres Bilderbuch-Niveau erreicht. Zwar kann „This Way Up“ zumindest mit seinem putzigen Monsterflair punkten, aber dahinter verbirgt sich ein extrem simples Sammelspiel für Kleinkinder, in dem man quasi nur vorwärts ziehen kann; Kindern ab Grundschulalter wird das schnell langweilig.
„Rainbow Jack“ ist bunt, schlicht und strategisch schon etwas interessanter: Hier muss man Reihen und Spalten mit Zahlen füllen und kann positive oder negative
DICE+ ist wie ein kleiner Controller: Er hat Berührungs- und Bewegungssensoren.
Würfe auch in das Feld des Gegners ziehen. Kreativer und ansprechender inszeniert ist „Rumble Stumble“, denn hier muss man die gewürfelte Farbe und Zahl mit den Fingern auf einem bunten Mosaikfeld markieren – z.B. fünf grüne Felder gleichzeitig antippen; dabei darf man sich nicht verdrücken und muss warten, bis der Gegner seine Kombination angetippt hat – quasi ein haptisches Geschicklichkeitsduell, das zwischendurch mal ganz spaßig ist.
Tetris, Go und Spaltenpanzer
Aber man erkennt schon: Nicht nur als passioniertem Brettspieler fehlt einem die Auswahl und vor allem die Spieltiefe. Zwar sind schon einige weitere angekündigt, darunter auch Talisman, Judge Dredd, DICE+ Adventures und irgendwas mit Hello Kitty. Aber die zwei aktuell besten Titel erreichen gerade mal befriedigendes Niveau – man muss sie sich entweder gratis herunterladen oder kaufen. Zum einen das kostenlose „Dice Tris+“, das die Puzzle-Elemente eines Tetris mit der Gebietseroberung des japanischen
Das aktuell beste Spiel ist Supremacy von Reiner Knizia - es erreicht zumindest befriedigendes Niveau.
Klassikers Go verbindet. Zwei bis vier Spieler müssen ihre Steine nach dem Würfelwurf abwechselnd so clever legen, dass sie den Gegner im Idealfall umzingeln und einfärben.
Zum anderen ist da „Reiner Knizia’s Supremacy“, das zwar 2,69 Euro kostet, aber für mich aktuell das beste Spiel für DICE+ darstellt, weil es als digitales Brettspiel zumindest ausreichend Tiefe bietet. Zwei bis vier Spieler setzen hier abwechselnd Fahrzeuge in Reihen und Spalten, die bei voller Besetzung gewertet werden – ähnlich wie im Brettspielklassiker „Auf Heller und Pfennig“. Schön ist, dass diese teilweise Spezialfähigkeiten haben, so dass Panzer die Jeeps der Gegner egalisieren oder Taxis sofort Boni für jedes eigene Fahrzeug auf dem Plan einheimsen. Hinzu kommt, dass jede Wertungsrunde hinsichtlich der Punktausschüttung zulegt – so steigt die Spannung bis zur letzten vollen Spalte.
Ausblick
DICE+ ist eine interessante Spielerei - macht für ein paar Minuten Laune, lockt Leute an den Tisch, aber die Luft ist schnell raus. Die Entwickler von Game Technologies deuten zumindest an, was in Zukunft im Bereich digitaler Brettspiele möglich ist. Aktuell ist es allerdings eher für Familien mit kleinen Kindern oder experimentierfreudige Hightechfans als leidenschaftliche Zocker interessant. Das Angebot an Spielen ist bescheiden und die Qualität schwankt zwischen mangelhaft bis befriedigend. Man kann immerhin erahnen, dass hier viel möglich ist, wenn man virtuelle und haptische Reize clever verbindet. Für mich als Brettspieler ist der Bildschirm eines iPads auch viel zu klein – so steht letztlich ein hoch entwickelter, aber schnöder Würfel im Mittelpunkt. Wenn man ein billig designtes Mensch-ärgere-dich-nicht oder ein wirklich stumpfsinniges Monstersammelspiel startet, schützen seine Chipimplantate auch nicht vor der Langeweile. Besser macht es Reiner Knizia mit seinem Supremacy, das uns zumindest ein paar Runden solide unterhalten konnte. Aber bisher wirken diese digitalen Brettspiele noch wie Fingerübungen. Vielleicht gelingt ja irgendwann eine faszinierendere Symbiose.
Einschätzung: befriedigend