Srupelloser Baumagnat am Werk
Okay, die Müllkippe errichte ich unter dem See - so verliere ich keine Bevölkerung. Und direkt daneben werden gleich die Sozialwohnungen gebaut. Das gibt ein fettes Wachstum. Ich freue mich diebisch, als ich das gerade gekaufte grüne Plättchen wie in einem Puzzle an das gelbe Plättchen lege: Hurra, meine Siedlung wächst! Am anderen Ende des Tisches wird eine Augenbraue empört hochgezogen und ein verächtliches "Skrupelloser Baumagnat!" gezischt...
Suburbia ist komplett auf Deutsch bei Lookout Games erschienen. Es kostet knapp 35 Euro und ist für 1 - 4 Spieler ausgelegt.
Was? Ich baue moralisch nicht korrekt? Ist aber für mich als Architekt gerade das Lukrativste! In Suburbia geht es knallhart zur Sache: Bis zu vier Spieler wetteifern darum, am Ende die bevölkerungsreichste Stadt vorzuweisen. Dabei geht es nicht um Umweltschutz oder sozialen Ausgleich, sondern um die richtige Balance zwischen dem Wachstum an Einwohnern, das wiederum vom eigenem Ruf abhängt, sowie den Einnahmen - so ganz skrupellos darf man es städtebaulich also nicht treiben.
Zwischen Flughafen und Casino
Auf über hundert Gebäudeplättchen sind die Boni und Mali genau vermerkt. Wer z.B. einen Schlachthof, eine Müllkippe, Sozialwohnungen oder ein Casino baut, verliert erstmal an Ruf. Es sei denn, man bettet das Gebäude so geschickt in seine Siedlung ein, dass die Abzüge entweder aufgefangen oder ganz kompensiert werden. Und wenn das nicht klappt, wie beim Casino, kann man über die Mehreinnahmen vielleicht in der nächsten Runde an Ruf gewinnen, wenn man z.B. ein tolles Stadion oder eine Uni baut.
Aber kann man die Gebäude auch kaufen? Man startet mit drei gewöhnlichen Gebäuden und mickrigen 15 Dollar - ein Stadion kostet später satte 16 Dollar!
Mit der Zeit entsteht eine bunte Stadt. Je nachdem, was wo anliegt, gibt es Boni oder Mali.
Wenn es gerade ins Spiel kommt, muss man dafür sogar 26 Dollar bezahlen, denn auf einer für alle Spieler zugänglichen Immobilienleiste sinkt der Preis pro Karte erst mit der Zeit. Gerade zu Beginn muss man also versuchen, seine bei Null stehenden Einnahmen über Wirtschaftsgebäude wie Büros oder Restaurants zu steigern. Außerdem kann man seinen bei eins startenden Ruf über Schulen & Co erhöhen. Diese beiden Werte werden dann pro Runde direkt in Dollar und Bevölkerung umgewandelt.
Gegenseitige Beeinflussung
So entsteht aus den drei Hexfeldern der Startaufstellung schnell ein buntes Mosaik aus grünen Appartements, gelben Firmen, grauen Kraftwerken und blauen Geschäften. Wer Einnahmen und Ruf am effizientesten unter einen Hut bringt und vielleicht als Erster die besten Karten kauft, wird am Ende gewinnen. Aber Suburbia bietet nicht nur temporäre Effekte auf einer Gebäudekarte, sondern auch übergreifende Effekte, die man - natürlich zum Ärger der Wettbewerber - in seine Planung einbeziehen kann.
Spannend ist vor allem der überregionale Aspekt: Wenn mehrere Vororte entstehen, beeinflussen manche eigene auch fremde Gebäude – und umgekehrt. Wer z.B. das Nobelrestaurant in seinem Vorort baut, bekommt zwar drei Dollar zusätzliches Einkommen, aber später immer einen Dollar Abzug, wenn jemand anderes ein Restaurant baut. Ähnliche Effekte bieten Flughäfen, Büros & Co. Man kann Suburbia auch mit einer Zusatzregel gegen einen Roboter inkl. Rangliste alleine spielen. Aber je mehr Leute mitspielen, desto spannender werden diese gegenseitigen Beeinflussungen!