Special: Civilization mit Kartentaktik
Spannung nach drei Zeitaltern
Hurra, das ist Rekord! Satte 54 Punkte konnte ich als Babylonier mit meiner Forschungstaktik erobern – die Investitionen in Skriptorium, Bibliothek und Universität haben sich also ausgezahlt. Dabei habe ich komplett auf das Militär verzichtet und jeden Grenzkonflikt mit meinen Nachbarn verloren. Das brachte mir zwar am Ende sechs Minuspunkte und zwischendurch jede Menge Häme aus Rhodos und Ephesos ein, aber dafür war mein Grinsen am Ende umso breiter.
Das Prinzip rochierender Karten
Aber wer bekommt die Karte mit der Gilde wann in die Finger? Genau hier sorgt das Prinzip der rochierenden Karten für die Qual der Wahl und taktische Blockaden: Von den sieben, die man auf der Hand hat, setzt man eine als
Man kann sich also nicht immer etwas aussuchen, sondern muss vor allem wertige Gebäude meist mit Rohstoffen oder Münzen bezahlen. Gerade zu Beginn gilt es, Karten wie den Holzplatz, den Steinbruch, das Erzbergwerk oder die Ziegelei auszulegen, damit man die entsprechenden Rohstoffe erntet. Nicht nur diese Anfangsphase erinnert angenehm an historische Aufbauspiele wie Civilization, auch die darauf folgende Ausbauphase weckt mit ihren kleinen Technologiebäumen Erinnerungen. Denn hier schaltet man fortschrittliche Varianten bereits vorhandener Gebäude im wahrsten Sinne des Wortes frei.
Verzahnung von Gebäuden und Boni
Wer z.B. im ersten Zeitalter die Bäder für einen Stein errichtet hat, kann das Aquädukt im zweiten Zeitalter umsonst auslegen – alle anderen müssten satte drei Steine zahlen! Neben diesen Zweier- gibt es auch Dreierketten wie Theater, Statue und Gärten, so dass sich gezieltes Spezialisieren in den farblich klar markierten Bereichen Forschung (grün), Profanbauten (blau), Handel (gelb) oder Militär (rot) lohnt. Hinzu kommen die Gilden, die spezielle Boni für jede vorhandene Farbe bei den Nachbarn verleihen. Wenn die vor allem rote Militärgebäude errichtet haben, lohnt sich z.B. die Gilde der Spione.
Für Einsteiger und Experten
Aber Vorsicht: Am Ende jedes Zeitalters wird auch die Militärstärke mit den Nachbarn einfach numerisch verglichen, wobei der Verlierer einen Minuspunkt, der Gewinner je nach Zeitalter einen, drei oder gar fünf Pluspunkte bekommt. Schön ist, dass die edel illustrierten Weltwunderbögen zweifach bedruckt sind; quasi für Einsteiger und Experten.
Wer sich für letztere Variante entscheidet, wird z.B. die Pyramiden nicht in drei, sondern vier Schritten ausbauen oder darf mit den Hängenden Gärten auch die siebte Karte eines Zeitalters einsetzen – ansonsten wird diese abgelegt.
Was gefällt nicht so gut?
Da gibt es nicht viel. Das ist ein Spiel, das in sich gut funktioniert und sehr ansprechend illustriert wurde. Einsame Nörgler könnten bemängeln, dass es keine Solovariante gibt. Und zu zweit muss man sich etwas umstellen: Die Regeln sind etwas komplexer, es fehlt natürlich die Interaktivität und man muss zwei zusätzliche Karten für Grenze sowie eine freie Stadt managen - aber daran gewöhnt man sich.
Fazit
Endlich bin ich dazu gekommen, 7 Wonders vorzustellen. Ihr kennt es noch nicht? Aber ihr mögt Kartentaktik und historische Aufbauspiele? Dann solltet ihr unbedingt zuschlagen! Die offiziellen Spiele des Jahres sind ja selten mein Fall: Weder Dixit, Qwirkle noch Hanabi haben mich überzeugt. Aber bei den Kennerspielen des Jahres sieht es anders aus. Schon Village war klasse und auch 7 Wonders hat sich diese nationale Auszeichnung 2011 sowie zig weitere aus aller Welt redlich verdient. Es vereint taktische Vielfalt mit edler Präsentation, einfache Regeln mit viel Spieltiefe. Aufgrund der stets rochierenden Karten läuft jede Partie anders, das Artdesign erinnert an Civilization, die Spannung bei der finalen Abrechnung an Agricola. Während man anlegt, kombiniert und handelt, merkt man gar nicht, dass das Spiel schon wieder um ist. Hier muss man nicht zwei, drei Stunden entwickeln, sondern düst in einer halben bis dreiviertel Stunde durch drei Zeitalter – das ist Aufbau und Kartentaktik par excellence! Ein knackiges, aber gleichzeitig anspruchsvolles Spiel, das man auch nach Jahren noch auf den Tisch bringt. Und das ab jetzt auch in unserer Bestenliste vertreten ist.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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